Forum Gesundheit und Fitness Gesundheit Mich macht so wütend und so hilflos...

Gesundheit Mich macht so wütend und so hilflos...

Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
.. wenn ich gerade jetzt nach einem Telefongespräch an einen krebskranken Freund denke und an das, was immer behauptet wird: Niemand muß am Lebensende unter Schmerzen leiden.
Entweder ist man von den Morphiumgaben völlig geistig abwesend, hat fürchterliche Albträume oder man leidet unter unerträglichen Schmerzen oder beides.
Eine wirksame Schmerztherapie habe ich noch bei niemandem, der schwer krank ist, erlebt.
Sowohl meine beiden Brüder haben furchtbar gelitten, genauso wie jetzt ein guter Freund. Obwohl er kurz vorher beim Schmerztherapeuten war und angeblich auf eine Medikation eingestellt wurde.
Sorry, aber ich bin ganz aufgewühlt, weil ich so mitleide.
Oder habt Ihr andere Erfahrungen?

Elbstromerin
verseau
verseau
Mitglied

Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von verseau
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.11.2015, 17:42:29
Liebe elbstromerin !
Ich verstehe Deine Gefühle. Kann der Freund den Schmerztherapeuten nicht nach einer Klinik fragen, in welcher es eine Palliativabteilung gibt. Oder gar nach einem Hospiz. Diese Einrichtungen sind zuständig, wenn Schmerzen unerträglich werden. Immer hört und liest man, wie hilfreich sie sind. Viele Prominente setzen sich ein. Ich hoffe, für deinen Freund, dass ihm geholfen werden kann, und auch Du etwas Trost findest.
Liebe Grüsse verseau
youngster
youngster
Mitglied

Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von youngster
als Antwort auf verseau vom 26.11.2015, 19:59:16
Liebe verseau,

an so eine Klinik habe ich auch denken müssen als ich das Schicksal las.

Von diesen Einrichtungen hört man nur gutes.

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Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.11.2015, 17:42:29
Liebe Elbstromerin,
ich habe tatsächlich bei einer Freundin etwas anders erlebt.
Bei ihr wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt, als er im Endstadium war. Das scheint bei diesem Krebs meistens der Fall zu sein, weil er sich lange nicht bemerkbar macht.
Sie hatte eine so gute palliativmedizinische Betreuung, dass sie noch drei Tage vor ihrem Tod ihren Geburtstag gefeiert hat mit vielen Gästen. Vorher, zu Beginn der Diagnose, hatte sie lange sehr starke Schmerzen, dann wurde sie palliativmedizinisch richtig eingestellt mit Morphinpflastern usw., und dann hat es irgendwann geklappt, dass ihre Schmerzen für sie auszuhalten waren.
Am Schluss lag sie am Tropf und bekam immer stärkere Mittel, ich vermute, dass sie dann dadurch auch schneller starb, als es sonst vielleicht gegangen wäre. Das ist medizinisch erlaubt und war im Sinne aller Beteiligten.

Vielleicht ist es ein bisschen Glücksache, an welchen Arzt und an welches Krankenhaus man gerät, richtig betreut zu werden. Deshalb weiß ich nicht, ob dir das etwas nützt, was ich schreibe. Vielleicht kann er mal den Arzt wechseln? Auf jeden Fall ist ein Hospiz sicher immer das Allerbeste mit nicht nur guter palliativmedizinischer Betreuung, sondern auch psychischen Hilfen. Es gibt auch ambulante Hospizversorgung, wenn kein Platz im Haus frei ist.
Vielleicht versucht er es mal damit?

Ich wünsche Dir und vor allem dem Betroffenen alles Gute und dass es sich zum Besseren wenden möge.

L. G. Marina
Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.11.2015, 21:48:06
Liebe Verseau, Youngster und Marina,

Eure mitfühlenden Kommentare haben mir gut getan und ich bedanke mich herzlich bei Euch.
Es ist etwas schwierig, weil mein lieber Freund immer noch Hoffnung hat, die ich ihm auch nicht nehmen will.
Deshalb auch kein Hospiz-Gedanke oder ähnliches.
Die Krankenkasse hat ein Bett für ihn beeorgt, womit er im Kreise seiner Familie etwas angenehmer leben kann.
Die Palliativmedizin - das höre ich immer wieder - steht zwar jedem zu, die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus, vor allem wenn man nicht in einer Großsstadt wie z.B. Köln lebt. Dort gibt es wohl einen gut funktionieren Palliativdienst.
Mein Bruder ist vor vier Jahren in UKE in Hamburg gestorben und das, was ich miterlebt habe, war ein schweres schmerzhaftes Sterben, das Morphium hat ihn sehr wirr gemacht, er ist sogar dort in seinem Taumel gestürzt und mußte dann noch im Gesicht genäht werden.
Marina, es ist tröstlich, was Du von Deiner Freundin erzählst, so kann es also auch sein. Man denkt ja auch immer ein Stück an sein eigenes Ende mit und es graust mir dann.

Noch einmal ganz lieben Dank an Euch,
mit lieben Worten werde ich ihn begleiten
"niemals geht man ja so ganz"

Elbstromerin
bukamary
bukamary
Mitglied

Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von bukamary
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.11.2015, 17:42:29
Hallo Elbstromerin,

nachdem was Du schilderst, kann ich mir gut vorstellen, dass Dich das wütend macht. Meine eigenen Erfahrungen mit Schmerztherapeuten waren auch nicht unbedingt die besten.

Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Deinem Freund evtl. eher um die Palliativversorgung geht, die zwischenzeitlich ja auch ambulant möglich ist, leider noch nicht flächendeckend Das ganze nennt sich dann spezialisierte ambulante Palliativversorgung, meist als SAPV bezeichnet. Mit einbezogen sind dann auch speziell geschulte Ärzte, die dann auch noch mal anders behandeln können, wie ein Schmerztherapeut. Am besten ist es sicherlich zu einer Hospizgrupppe oder Hospizeinrichtung Kontakt aufzunehmen.

Das Niemand am Lebensende unter Schmerzen leiden muss ist sicherlich so nicht ganz richtig. Es gibt immer noch, wenn auch wenige Fälle, wo das medizinisch nicht beherrschbar ist, mir sind da durchaus zwei Fälle bekannt. Aber auch mit Hilfe des Palliativmediziners, dem spezialisierten Pflegedienst u. der Hospizgruppe durften beide Bekannte in Würde ihre letzte Runde drehen, beide waren übrigens ursprünglich Befürworter der aktiven Sterbehilfe, hätten auch die finanziellen Möglichkeiten gehabt, sich aber in der letzten Konsequenz dagegen entschieden.

Ich wünsche Deinem Freund dass er die Kraft hat vielleicht nicht ganz schmerzfrei aber mit erträglichen Schmerzen bewusst seine letzten Runden zu drehen und Dir die Kraft ihm beizustehen.

bukamary

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Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf bukamary vom 27.11.2015, 10:14:00
Liebe Bukamary,

, "beide waren übrigens ursprünglich Befürworter der aktiven Sterbehilfe, hätten auch die finanziellen Möglichkeiten gehabt, sich aber in der letzten Konsequenz dagegen entschieden."

Ich erinnere mich jetzt auch daran, daß wir oft über das Ende gesprochen haben und wie man es erträglich machen kann, am liebsten in der Schweiz. Aber so oft habe ich gehört und erlebt, daß man entweder den richtigen Zeitpunkt verpaßt aus den verschiedensten Gründen, wohl auch, weil man trotzdem an seinem Leben hängt.
Ich kann unterstreichen, was Du geschrieben hast und sage DANKE
und grüße dich
Elbstromerin
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von schorsch
Als einziges "Tier" hat der Mensch die Gabe der Hoffnung. Die Hoffnung ist aber oft auch Illusion. In diesem Falle die Illusion, ES sei ja noch auszuhalten. Oder die Illusion, es könnte vielleicht in der Zeit des auf den Tod Wartens doch noch ein Medikament auf den Markt kommen, das die Krankheit heilt.

Und so leidet man weiter bis zu jenem Zeitpunkt, da der Leidende nicht mehr selber entscheiden kann, das letzte erlösende Medikament einzunehmen.....
Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 27.11.2015, 11:30:09
Ja, Schorsch, da hast Du sicher recht.
Ich muß dann auch an Inge Meysel denken, die ja bekanntlich eine Pille für diesen Fall zu Hause deponiert hat und dann doch nicht genutzt. Oder an Walter Jens.
Manchmal denke ich auch, es ist gut, daß ich nicht privat versichert bin, denn da kämen noch allerhand kostenintensive Experimente auf mich zu.

Meine Katze Pünktchen (ist es pietätlos, hier von meiner Katze zu erzählen? Ich hoffe nicht) hatte einen Tumor. Sie ist einmal operiert worden, doch er kam wieder und wurde riesengroß. Meine TÄin sagte auf meine Frage hin, ich würde es merken, wenn es mit dem Einschläfern so weit wäre. Sie war eng mit ihrem Bruder Anton verbunden, sie verknäulten sich beim Schlafen immer ineinander. Plötzloch roch sie wohl komisch für ihn, er fauchte sie an, wenn sie sich zu ihm legen wollte. Ein paar Mal habe ich mit ihm geschimpft. Dann ließ er sich doch darauf ein und machte ihr Platz. Bin ich mal weggefahren und die Nachbarin kam zum Füttern und sie hatte meine Streicheleinheiten nicht, fraß sich nichts mehr. Kam ich wieder, war alles gut. Sie mußte mehrmals Rast machen auf dem Weg zum Fressen und bis zuletzt ging sich "schweren Schrittes" zum Katzenklo. Sie schlief dann nur noch am Fußende meines Bettes.
Irgendwann, als der Tumor überdimensionale Maße angenommen hatte, sagte ich zu ihr, wir müssen uns verabschieden, morgen ist der Termin. Als die TÄin sie sah, war sie baß erstaunt, daß sie so lange durchgehalten hatte, der Tumor überstieg schon das sonstige Körpergewicht. Die TÄin meinte, darum, daß sie sich so angenommen fühlte mit ihrer Krankheit, das hätte ihr Kraft gegeben und sie immer weiter durchhalten lassen.
Als die TÄin die Spritzen setzte und ich sie in meinem Arm hielt, nahm sie noch einmal ihre letzte Kraft zusammen und biß der Ärztin in den Finger. Ja, so war sie, meine kleine Maus.
Stolz - bis zum Ende.
Ich hoffe, ich krieg das auch mal so hin.

Sei gegrüßt
von Elbstromerin
verseau
verseau
Mitglied

Re: Mich macht so wütend und so hilflos...
geschrieben von verseau
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.11.2015, 16:48:09
Liebe elbstromerin
Sende Dir einen Link betreffend Cannabis als Schmerzmittel. Dein Freund soll den Schmerztherapeuten darauf ansprechen.
Liebe Grüsse verseau

Cannabis als Schmerzmittel

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