Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Sitten und Gebräuche entlang des Rheins und des Hinterlandes"

Gruppenbeitraege "Sitten und Gebräuche entlang des Rheins und des Hinterlandes"

luchs35
luchs35
Mitglied

Mond aktuell
geschrieben von luchs35
Ob der Mond wirklich Einwirkung auf uns Lebewesen hat, wissen wir nicht so genau, denn es wird vieles auf den Vollmond geschoben, was gerade so in den Kram passt. Aber wenn ich versuche , logisch damit umzugehen, denke ich daran, dass der Mensch zu einem hohen Prozentsatz aus Flüssigkeit besteht. Und dass auch Ebbe und Flut durch Mondeinwirkung zustande kommt - warum also soll nicht der Mond bei empfindlichen Menschen eine Rolle spielen?

Hebammen kennen tatsächlich eine verstärkte Geburtenrate und richten sich oft schon durch zusätzliche Schwestern darauf ein, auch die Ärzte wissen, dass sie vermehrt Alarmbereitschaft haben.

Klar, umranken den Vollmond eine Menge Mythen und viel Aberglaube, aber ich gebe zu, dass ich an Vollmondtagen auch schon aufgestöhnt habe " es ist Vollmond", wenn mir ein Autofahrer in dieser gewissen Zeit aus einer Seitenstraße heraus vor den Kühler gefahren ist oder manche fuhren, dass man nur noch den Kopf schütteln konnte Die fahren wahrscheinlich immer so - aber an Vollmond fallen sie einfach mehr auf

Und leise grinsend kann ich noch zufügen, dass bei mir nicht der Vollmond, sondern der Neumond "zuschlägt". Da stehe ich quasi nachts im Bett vor lauter Unruhe, habe aber dann die klarsten Gedanken....bilde ich mir ein

LG Luchs
anjeli
anjeli
Mitglied

Durch den Pfannkuchen gesprochen
geschrieben von anjeli
wird im westlichen Münsterland.
Erzählt wurde dieser Brauch von Franz (GöGa von Kleiber/Margit.

In alten Zeiten als ein Bursche ein Mädel freien wollte, da bestimmte auch die Familie mit, ob es mit den beiden was wird oder nicht.

Der Freier wurde zum Buchweizenpfannkuchen essen eingeladen.
Wie der Pfannkuchen dann ausah, wusste er, ob er wiederkommen darf. Oder, ob er auf Nimmerwiedersehen verschwinden sollte.
War der Pfannkuchen eingeschnitten oder eingerissen, bedeutete es - Daumen runter oder es wird nichts mit Schwiegersohn werden.



Auch in Niedersachsen gibt es einen Brauch zum Pfannkuchen.
Ein junger Bauer wurde zu seiner Angebeteten eingeladen.
Dann musste er beim Pfannkuchen essen die Speckstücke zählen. War die Anzahl der Speckstücke gerade, war er als Heiratskandidat willkommen.
War die Anzahl ungerade signalisierten ihm die Speckstücke,
dass er auf Nimmerwiedersehen verschwinden konnte. Es wurde kein Wort über eine mögliche Heirat mehr verloren, denn der Pfannkuchen hatte ja gesprochen.

GöGa Franz meinte auch, dass die Mutter ein wichtiges Wort,
ob aus den beiden ein Paar wird, zu sprechen hatte.

anjeli
liebe anjeli,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
in einer kneipe bekam ich mal einen pfannkuchen,
der sah aus wie angebissen.
der befragte wirt meinte, es sei wohl "ein bisschen" in der pfanne hängengeblieben.
[ich hatte hunger und habe ihn (den pfannkuchen, nicht den wirt) aufgegessen.]

frage an dich: was hatte dieses fehlende bisschen wohl zu bedeuten ???

lg margarit

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anjeli
anjeli
Mitglied

Liebe Margarit
geschrieben von anjeli
Tja, vielleicht hielten sich Schleckermäuse in der Küche auf, die kräftig genascht haben.

Oder, du warst auf Brautigamschau? Hast dich eventuell in den Bruder des Wirtes verguckt.
Der Wirt brauchte aber seinen schönen Bruder, als Lockvogel
für die holde Damenwelt und zum Tellerwaschen.

Schlau, wie Wirte mal eben sind, hat er dir einen zerrissenen Pfannkuchen serviert, um kund zu tun, dass du bloß nicht in sein Reich eindringst.

Sei froh, dass du nichts mit Tellerwaschen am Hut hast.

Grüßle mit einem Zwinkern von
anjeli
luchs35
luchs35
Mitglied

Der Höhepunkt der " Räbelichtli"
geschrieben von luchs35

Mit rund 400 Kindern begann der Räbeliechtliumzug


Wenn die kühlen Tage beginnen freuen sich besonders die Kinder auf die Zeit der früh beginnenden Dunkelheit auf ihre Laternenumzüge, in den meisten ländlichen Gebieten auf ihre mehr oder weniger freundlich geschnitzten, leuchtenden Rüben oder Räben, wie sie am Schweizer Rhein genannt werden.


Als Räbenlichter bezeichnet man im alemannischen Raum eine traditionelle Laterne, gefertigt aus Herbstrüben.

[center]
Rüben nahmen im Mittelalter die gleiche Stellung in der Grundernährung ein wie die heutige Kartoffel. (Bezeichnung im alemannischen Sprachraum Räbe).


In Kindergärten und den ersten drei Schuljahrgängen wird fantasievoll entworfen und geschnitzt. Für die oft unbeholfenen Kinderfinger nicht ganz ungefährlich, aber meist werden ja nur mit einem Löffel die kleinen Kürbisköpfe ausgehöhlt. Gesichter schnitzen mit spitzen scharfen Messern wird dann den größeren Kindern oder den Erwachsenen überlassen. Spass macht es aber in jedem Fall.


Stolz präsentieren die Kleinen ihre Räbenliechter


Höhepunkt ist dann der Umzug, die die einzelnen Gemeinden ohne nachbarliche Konkurrenz schön gestaffelt durchführen, damit die Zuschauer auf ihre Kosten kommen.






Die kleineren Kinder dürfen den Umzug auf einem Wagen mitfahren


Das Singen gehört natürlich auch dazu, Lieder, die wir als Kinder wohl alle gesungen haben: "Laterne,Laterne..", "Ich gehe mit meiner Laterne..."



Meist wird noch abschließend das Altersheim besucht, wo besonders erfreute Zuschauer den Kinder ihren Beifall spenden, und in manch einer Ecke bleibt noch ein vergessener Kürbiswagen stehen.




Aber irgendwann naht das Ende des fröhlchen Abends, und die Kinder werden mit Würstchen und Tee verabschiedet. Im Nächsten Jahr wartet erneut das Vergnügen- den Kindern zum Trost!




Luchs
anjeli
anjeli
Mitglied

Ein schöner Brauch
geschrieben von anjeli
und ich mag die Rüben auch... aber nicht als Lebensmittel...

Luchsi... ist das bei euch in Schweiz der St. Martinstag
oder vergleichbar mit ihm?

Grüßle anjeli

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luchs35
luchs35
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Zr Geschichte des "Räbeliechtliumzuges"
geschrieben von luchs35
Liebe Anjeli, es gibt verschiedene Auslegungen, aber die nachfolgende scheint dem Ursprung am nächsten zu sein.

Die Geschichte des Räbeliechtli- Umzugs

Das Schnitzen von «Räbeliechtli» ist eine uralte Tradition, die bis auf die Kelten zurückgeht. Schon zu vorchristlichen Zeiten wurde im Spätherbst - wenn die Nächte länger und die Tage dunkler werden - der Toten gedacht. Mit Lichtern und Gebäck in Geweihform wurden die Geister beschworen – als Dank für die Ernte und als Trost für die zurückgebliebenen Lebenden. Samhain nannte sich dieses Fest.

Obwohl die keltische Religion durch die Unterdrückung in römischer Zeit und durch die Christianisierung im frühen Mittelalter verloren ging und heute nur noch von wenigen als sogenanntes Neuheidentum in «entschärfter» Version in die Moderne gerettet wurde, haben sich Teile der alten Bräuche bis in heutige Zeit erhalten.

Halloween – so heisst Samhain in den USA, St. Martinstag in vielen Teilen Deutschlands, Rüben- oder Räbenlichter in den alemannischen Gebieten, zu denen auch Teile der Schweiz gehören. Diese heidnischen Wurzeln machen diesen Anlass zu einem konfessionsübergreifenden Fest, das sich durch kreatives Basteln und stimmungsvolles Miteinander an Familien, insbesondere aber an Kinder richtet.


Keiner zu klein, um nicht dabei zu sein


LG Luchs
Liebe Luchsi,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
diesen Brauch mit den Rüben kannte ich nicht.
Du hast das, wie immer, sehr schon aufbereitet und mit stimmungsvollen Bildern belegt.
Sehr informativ auch die Ausführunge, woher die einzelnen Bräuche kommen und letztlich doch alle einen gemeinsamen Ursprung haben.
Licht gegen die Dunkelheit, das ist das, was die Welt dringend benötigt.
So prägen sich die Umzüge auch bei den Kindern ein und werden an die nächste Generation weitergereicht.

LG Meli
luchs35
luchs35
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Noch ein bisschen Rüben-oder Räbengeschichte
geschrieben von luchs35
Die "Räbeliechtli", zu deren Herstellung Zuckerrüben verwendet werden, haben aber auch noch eine andere Kulturgeschichte, nämlich jene, die die letzte aller geernteten Feldfrüchte zu einem wichtigen Nahrungsmittel machte.

Noch vor 200 Jahren galt Zucker als Luxusartikel, der vornehmlich wohlhabenden Kreisen vorbehalten war. Das unter tropischen Bedingungen in Südamerika, Afrika, Asien und Australien angebaute Zuckerrohr war der einzige Rohstofflieferant. Mit den Kreuzrittern lernten um 1100 n. Chr. die ersten Mitteleuropäer Rohrzucker kennen. Erste Importe gelangten im frühen Mittelalter nach Europa, woran sich Fürsten und Könige erfreuten. Dort war zum Süßen bisher nur Honig bekannt. Zuckerrohr wurde dann etwa ab 1550 in großen Plantagen angebaut und immer noch als teures Gut nach Europa verschifft.

Die Geschichte der Zuckerrübe - einer unserer jüngsten Kulturpflanzen - begann im Jahr 1747. Der Berliner Apotheker und Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (1709 bis 1782) stellte bei seinen Studien fest, dass der in der Runkelrübe vorhandene Zucker mit dem Rohrzucker chemisch identisch ist. Sein Schüler Franz Carl Achard (1753 bis 1821) beschäftigte sich mit der Verbesserung der Anbautechnik der Runkelrübe, betrieb züchterische Auslese und entwickelte gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein technisches Verfahren, um Zucker aus Rüben zu gewinnen. Seine "Weiße Schlesische Rübe" wurde zur Stammutter aller heute existierenden Zuckerrübensorten. (Wikipedia)


Vielleicht sind die "Räbeliechtli" der Kinder ja auch eine Ehrung der Süße des Zuckers ?

Luchs
luchs35
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Die Funken brennen-Winter verschwinde!
geschrieben von luchs35

Der "Funken" mit seinem "Böög" obendrauf lodert


Es ist wieder soweit. Am 1. Sonntag nach Aschermittwoch beginnt der Abschied vom Winter mit dem sogenannten "Funken", der dem Winter zeigen soll, dass seine Zeit vorbei ist. Und es ist auch gleichzeitig der Beginn der Fastenzeit.

Der alte Feuerbrauch hat hat sich besonders in alemannischen Landesteilen gehalten, und rechts und links des Alpenrheins in der Schweiz und Vorarlberg freut sich Alt und Jung auf dieses beliebte Ereignis.

Jeder Ort hat den Ehrgeiz den größten und schönsten Funken vorzuführen, und da bleibt es natürlich nicht aus, dass Wachen aufgestellt werden müssen, damit keiner aus dem Nachbarort auf die Idee kommt, den hoch aufgeschichteten Holzberg mit der speziellen Figur - in der Schweiz als "Böög" bezeichnet- vorzeitig abzubrennen.

Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen wahre Karawanen zum "Funken", und da wartet dann nicht nur der Beginn des Abbrennens mit einem großen Knall, sondern selbstverständlich auch kulinarische Spezialitäten samt den passenden Getränken, also nicht nur ein Spass für die Kinder und Jugendlichen, die ums Feuer tanzen, sondern auch für die Erwachsenen.

Die größten Funken können übrigens eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen.


Und wenn der Morgen graut ist auch mit dem letzten Aufflackerns des Restfeuers die Zeit für die Letzten, den Heimweg anzutreten. Der Winter ist vertrieben, nun kann der Frühling seinen Einzug halten (allerdings hält sich der Winter nicht immer an die Regeln )


Luchs

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