Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik

Innenpolitik Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik

olga64
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von olga64
als Antwort auf Elmos vom 12.09.2016, 21:36:38
Elmos, stellen Sie einen jungen Menschen, der die Wahl hat die Frage, ob er lieber Zahnarzt oder Maurer werden möchte. Die meisten werden den Zahnarzt wählen, weil davon ausgegangen werden kann, dass er in seinem Berufsleben sehr viel mehr Geld verdienen wird und diesen Beruf bis ins hohe Alter ausüben kann, was alles beim Maurer nicht der Fall ist.
Nicht umsonst arbeiten auf unseren Baustellen hauptsächlich ausländische Mitarbeiter, weil Maurer auch zu der Berufsgattung gehört (wie auch Metzger, Bäcker, Gastronomie), die bei jungen Deutschen nicht mehr begehrt sind.
Es ist auch richtig, wenn sich ein junger Mensch frühzeitig Gedanken macht, welcher Beruf für ihn in Frage kommt und vor allem, wo er Erfolg haben kann. Dies sind seit Jahren die MINT-Fächer und weniger die Soziologen, Philosophen und andere Studienbereiche, die meist in Arbeitslosigkeit oder im Taxi enden. Bis vor einigen Jahren waren dies auch Lehrer mit einer oft nicht optimalen Fächerkombination; dies hat sich aber durch die Flüchtlinge sehr geändert; sie werden jetzt wieder gesucht und die Bundesländer werben sich gegenseitig diese Menschen auch ab.
Diese Verantwortlichkeit als Mitglieder einer Gesellschaft sollte man von Berufssuchenden erwarten dürfen. Dafür hilft die steuerzahlende Gesellschaft solange, bis deren Ausbildung abgeschlossen ist. Da sie dann meist später zu den gutverdienenden Menschen gehören, zahlen sie dann auch über Steuern und Sozialabgaben ein Vielfaches dessen wieder zurück. So ist das richtig, so funktioniert Solidarität. Olga
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf olga64 vom 13.09.2016, 16:45:34
Kleiner Tipp..es ging im Ursprung " ....ca. 53 Prozent der deutschen Schüler erreichen eine Hochschulberechtigung !
Die schlechte Nachricht....drei Vierteln davon fehlen grundlegende Kenntnisse, die für ein Studium notwendig sind."
Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf olga64 vom 13.09.2016, 16:45:34
Guten Abend,

Elmos, stellen Sie einen jungen Menschen, der die Wahl hat die Frage, ob er lieber Zahnarzt oder Maurer werden möchte. Die meisten werden den Zahnarzt wählen, weil davon ausgegangen werden kann, dass er in seinem Berufsleben sehr viel mehr Geld verdienen wird und diesen Beruf bis ins hohe Alter ausüben kann, was alles beim Maurer nicht der Fall ist.


also die meisten werden den "Zahnarzt" wählen, nicht weil sie es schöner finden in stinkenden Mündern herumzuwühlen und von Leuten oft mutwillig zerstörte Gebisse zu flicken statt mit ihrer Arbeit Wohnraum für andere Menschen zu schaffen - sondern weil sie bis ins hohe Alter mehr Geld verdienen.... das muss man mal sacken lassen. (Alleine die Vorstellung, als Zahnarzt zu arbeiten lässt mich gruseln, während ich die Vorstellung ein Haus zu bauen sehr nett finde.)

So ist das. Da sollte man dann nicht künstlich weiterhin in unserem Schulsystem ein paar "Dummies" erzeugen die dann blöd genug sind Maurer zu werden, sondern vielleicht mal an dem "Berufsbild" ein wenig arbeiten. Am Image, an der Bezahlung etc.

@lalelu: wenn alle Kinder 13-15 Jahre zur Schule gingen (die 15 Jahre würden ein soziales Jahr für alle beinhalten) dann wären sie nicht 25 wenn sie mit der Ausbildung fertig sind sondern etwa so alt wie früher die männlichen Abiturienten, wenn sie (nach Bundeswehr oder Zivildient) anfangen konnten zu studieren. Ist es ein Privileg für später besser verdienende sich seine "Pofession" im halbwegs Erwachsenenalter auswählen zu können?

Ich glaube, das wird eine Gesellschaft, in der immer mehr Arbeit automatisiert wird und in der die Menschen immer länger bei guter Gesundheit leben wohl verkraften.

Und was die "Unkenrufe" angeht, dass die Kinder nicht gerne so lange zur Schule gehen würden. Ist das so? Natürlich, ich muss auch sagen, ich habe jeden einzelnen Tag meiner Schulzeit gehasst (zumindest von der "höheren" Schule, in der Grundschulzeit gabs durchaus mal Highlights). Ich hab auch meine Eltern gebeten mich nach der 9. Klasse die Schule verlassen zu lassen...(was sie damals nicht eingesehen haben).
Und meine Kinder haben beide jeden Tag ihrer ersten 10 Schuljahre gemocht, meine Tochter hat sie sogar geliebt. Bis heute fühlen sie sich der Schule, den Lehrern und auch den damaligen Mitschülern verbunden. So kann das aussehen, wenn man die Kinder frei lernen lässt.

Liebe Grüße
Andrea

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lalelu
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von lalelu
als Antwort auf Elmos vom 13.09.2016, 22:29:14
@lalelu: wenn alle Kinder 13-15 Jahre zur Schule gingen (die 15 Jahre würden ein soziales Jahr für alle beinhalten) dann wären sie nicht 25 wenn sie mit der Ausbildung fertig sind sondern etwa so alt wie früher die männlichen Abiturienten, wenn sie (nach Bundeswehr oder Zivildient) anfangen konnten zu studieren. 


@ Elmos, wenn du auf einen meiner Sätze antwortest, solltest du zumindest meinen ganzen Satz als Grundlage deiner Antwort nehmen und nicht die Hälfte davon weglassen.

Folgendes hatte ich wörtlich geschrieben:

Wenn nach deiner Vorstellung aber alle, ohne Unterschied, 13-15 Jahre lang eine weitgefächerte „Grundausbildung“ und danach eine Lehre oder ein Studium durchlaufen sollen, wären sie ohne Ausnahme über 25 Jahre alt, bis sie fertig sind, sich um eine Anstellung bewerben könnten, und, wenn sie Glück haben, ihr erstes eigenes Geld verdienen.

Mit anderen Worten: ich hatte die anschließende Lehre bzw. das Studium in meine Rechnung eingeschlossen. Das würde sehr wohl einem realistischen Alter von 25 und mehr Jahren für alle jungen Leute entsprechen, bis sie mit ihrer Ausbildung fertig sind und auf eigenen Füßen stehen.

Wenn du es für "Unkenrufe" hältst, wenn ich nicht glaube, dass diese Vorstellung Begeisterung bei den meisten entfacht, kommen wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner.

Lalelu
olga64
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von olga64
als Antwort auf Elmos vom 13.09.2016, 22:29:14
Ich finde Diskussionen über das Thema Schule in einem Seniorenforum allmählich recht witzig. Meist ist es 50 Jahre und mehr her, dass diese Bevölkerungsgruppe selbst eine Schulbank gedrückt hat; oft war die zeitlich länger, oft aber auch kürzer.
Später konnten sie dann noch durch Dritte Informationen erhalten (ihre Kinder oder Enkel). Aber wenn jemand ehrlich ist und sich an seine längst vergangene Schulzeit erinnert, wird er auch noch schemenhaft sich erinnern, dass schon damals über Schule und Lehrer geschimpft wurde und dies ist bis heute so. Und zu Hause wurde dann gelogen, weil natürlich immer der arme, nette, fleissige und unschuldige Schüler schlecht behandelt wurde.
Das gleiche ist ja oft auch die Beurteilung von Unternehmen und die Situation der dort arbeitenden Menschen. Oft sind auch hier Senioren schon seit Jahrzehnten nicht mehr aktiv in Unternehmen tätig und wissen vermutlich nur das, was ihnen frühere Kollegen als eine Art Informations-Almosen überlassen. Auch hier ist es dann so, dass immer der Mitarbeiter fleissig, nett und unschuldig war oder ist und der Böse und Unfähige ist dann der Chef. War immer so und wird wohl noch lange so bleiben.
Aber eine objektive und zeitgemässe Diskussion zu diesen Themen kann daraus nicht entstehen, wie ich denke. Verräterisch ist ja auch immer, wenn dann die Senioren argumentieren "zu meiner Zeit war das so oder so...". Kann schon sein, ist aber längst nicht mehr wichtig. Olga
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf olga64 vom 14.09.2016, 17:16:02
Soso..witzig wenn Senioren diskutieren über Bildung ! Sollten sie dann sicher auch nicht mehr über Probleme bei der Bundeswehr diskutieren...haben schliesslich entweder nie gedient, oder vor ewiger Zeit.Und warum sollten Senioren überhaupt noch über wirtschaftliche Probleme im Forum schreiben? Sind ja meist ewig schon Rentner und haben davor natürlich auch nie in Kreisen von Bankern oder Wirtschaftsbossen informiert.Auf keinen Fall sollte man etwas über oder gegen die USA schreiben, wenn man wie ich dort nie waren.

Toller Beitrag...danke wie immer von mir..sicher im Namen aller user.
Ausgangspunkt war eine sehr hohe Quote von Schülern die das Abi erreicht haben...aber später beim Studium versagen oder abbrechen.Leider war es mir nicht möglich in deinem Beitrag etwas zu diesem Thema zu finden.Macht nix. Hast trotzdem schön geschrieben.

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Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf olga64 vom 14.09.2016, 17:16:02
Hallo Olga,

in den Schulen werden grade die Menschen "ausgebildet" die auch deine Zukunft sein werden. Deine Bäcker von morgen, deine Zahnärzte von morgen, deine Rettungssanitäter von morgen, deine ... (überleg dir, was du alles so brauchst an Leuten in deinem leben).

Wenn dich natürlich deine Zukunft nicht interessiert, dann ist es in der Tat schnurzepiepsegal wie mit denen umgegangen wird.

Liebe Grüße
Andrea
lalelu
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Mitglied

Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 14.09.2016, 20:10:37
@ Dion,
sehr richtig! Wenn jeder im ST nur über Themen diskutieren würde, die ihn noch immer unmittelbar selbst betreffen, wäre hier wahrscheinlich recht wenig los.

Gerade bei Schulthemen sind Großeltern zudem gar nicht selten bestens informiert, weil sie hin und wieder oder sogar täglich die Enkel hüten, während deren Eltern einer beruflichen Tätigkeit nachgehen.

Ich selbst habe vier Enkel zwischen 6 und 10 Jahren, zwei in Hessen und zwei in Baden-Württemberg. Der Älteste kam gerade aufs Gymnasium, die Jüngste wird jetzt eingeschult. Da ich zwar nicht regelmäßig, aber immer wieder auf die Kinder aufpasse, ihre Hausaufgaben kontrolliere, dabei natürlich viel über die heutigen Lehrmethoden mitkriege, auch die Lehrbücher kenne, behaupte ich jetzt einfach ungeniert, dass ich als engagierte Großmutter bestimmt mehr über die Schulen von heute weiß als Eltern, die sich kaum oder gar nicht darum kümmern.

Außer mir kenne ich noch eine ganze Reihe anderer Großeltern, die ebenfalls gelegentlich bis häufig ihre Enkel betreuen und sich sehr intensiv mit schulischen Fragen auseinandersetzen.

Daher finde ich den Einwand, dass das Thema Schule in einem Seniorenforum „witzig“ sei, gelinde gesagt: witzig.

Noch etwas zum Thema selbst: Der Trend zu sehr guten Bewertungen ist schon in der Grundschule festzustellen. Zu unserer Schulzeit gab es nur im Ausnahmefall ein „Sehr gut“. Zur Zeit, als meine Kinder zur Schule gingen, war die Eins schon häufiger vertreten, und heute scheint mir die Eins die Zwei von früher zu sein. Wenn das bereits in der Grundschule so ist, wundert es mich nicht, dass das Einser-Abi zunimmt.

Hier findet man eine Grafik, in der die Entwicklung auf den ersten Blick anschaulich dargestellt ist. Wer mehr Zeit investieren will, kann sich ca. 30 Minuten lang durch den dazugehörigen, sehr interessanten Artikel lesen.

Lalelu
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf lalelu vom 14.09.2016, 22:48:01
Danke Lalelu...ich habe deinen Artikel mit großer Freude gelesen.Bestätigt er mir doch meine Ausgangsüberlegung welche zu diesen Thread führte.
Ich kann nur jedem user raten diesen (recht langen aber fundierten) Artikel zu lesen. Dann bekommt man einen schönen Überblick über einige Probleme der Notengebung im Zusammenhang mit dem Abi.
Und noch etwas:" Wenn das Abitur blind als Eingangsvoraussetzung für das Studium verwendet wird, ist das ein Problem. So ein System bedarf einer strikten Vergleichbarkeit der Abiture über alle Schulen und alle 16 Länder hinweg. Und die ist nicht gegeben 1"

Dies sollten all die überdenken, die an diesem veralteten föderalem Schulsystem festhalten wollen.
olga64
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von olga64
als Antwort auf Elmos vom 14.09.2016, 21:50:56
xxxx in den Schulen werden grade die Menschen "ausgebildet" die auch deine Zukunft sein werden. Deine Bäcker von morgen, deine Zahnärzte von morgen, deine Rettungssanitäter von morgen, deine ... (überleg dir, was du alles so brauchst an Leuten in deinem leben).

Wenn dich natürlich deine Zukunft nicht interessiert, dann ist es in der Tat schnurzepiepsegal wie mit denen umgegangen wird.

Liebe Grüße
Andrea
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Ich habe nie geschrieben ,dass ich mich nicht dafür interessiere, bzw. dafür, was für meine begrenzte Zukunft (Restlaufzeit) hier mit Sicherheit relevant sein wird.
Allerdings halte ich es in solchen Fällen auch auf anderen 'Gebieten immer so,dass ich mich gerne mit Fachleuten austausche und das sind bei schulischen Details mehr die Lehrer als die Kinder oder gar deren Grosseltern, auch wenn sie mal auf die lieben Kleinen aufpassen dürfen und denen tröstend zu Seite stehen, wenn diese Prinzen und Prinzessinnen ihr Urteil über die unfähigen Lehrer fällen.
Habe ich damals nicht anders getan, als ich zur Schule ging; verbunden mit vielen, vielen Lügen. Nur damals haben die Eltern sich selten auf die Seite ihrer Sprösslinge geschlagen, sondern, auch um Ruhe zu haben, die Strafen der Lehrer sogar noch erweitert. War auch nicht gut, aber was heute so passiert mit Drohungen von Eltern,dass der Anwalt eingeschaltet wird, wenn der faule Schüler nicht umgehend versetzt wird, finde ich grenzwertig.
In Bayern erhielten vor kurzem einige Schüler einen strengen Verweis, weil sie sich im Religionsunterricht, wo der Film über die Geschwister Scholl gezeigt wurde, mit Hitlergruss in den Vordergrund drängten. Resultat war nicht, dass die Eltern zusammen mit den Lehrern versuchten, hier Abhilfe bei ihren Sprösslingen zu schaffen, sondern die Drohung, wenn der Verweis nicht zurückgenommen wird, würde sich der Anwalt einschalten.
Da läuft vieles schief in unserem individualisierten Land, wo jeder glaubt, der Wichtigste von allen zu sein, was rein mathematisch schon nicht möglich ist. Olga

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