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Innenpolitik Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik

ehemaligesMitglied48
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Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
Die gute Nachtricht ....ca. 53 Prozent der deutschen Schüler erreichen eine Hochschulberechtigung !
Die schlechte Nachricht....drei Vierteln davon fehlen grundlegende Kenntnisse, die für ein Studium notwendig sind.
Die Studie, die das feststellte, zeigt auch auf woran es liegen könnte....
Ändern wird sich da sicher wenig...denn schliesslich sind alle zufrieden:Lehrer,Eltern und Politiker.
Wer mehr wissen will sollte den Link nutzen.
Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 10.09.2016, 23:53:49
Ja, das Problem sind aber nicht die "guten Noten" die vergeben werden (ich würde mal behaupten, dass der "Notenspiegel" so geblieben ist wie er früher war).
Das Problem ist die viel zu kurze Zeit in der die Kinder lernen sollen, dadurch bleibt einfach keine Zeit zur Wiederholung und Übung.

Das auf die Unwilligkeit der Kinder zu lernen zu schieben finde ich etws kurz. Eher auf die Unmöglichkeit zu lernen im derzeitigen Schulsystem.
Wie soll man, beispielsweise in Mathe noch etwas "sitzen" haben? Dazu muss man den Kram den man gelernt hat üben und anwenden, sonst vergisst man das einfach wieder und es wird nicht zur "Routine". Und dazu haben die wenigsten Schüler heute noch Zeit. Da wird von Stunde zu Stunde neuer Stoff durchgezogen, die einzig mögliche Handlung ist zu versuchen nachzuvollziehen was gemeint ist, das ins Kurzzeitgedächtnis abzuspeichern und in der unweigerlich folgenden Klausur dann auszuwürgen. Für immer...

Liebe Grüße
Andrea
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf Elmos vom 11.09.2016, 15:37:14
Naja, der Ausgangspunkt war, daß viel mehr Jugendliche heut ihr Abitur machen als früher. Auch du wirst einsehen, daß die Menschen die das tun nun nicht klüger sind als früher.Die Kinder werden dazu von ihren Eltern gedrängt...die Schule wird als gut angesehen, wenn sie viele Abiturienten hat und die Lehrer schleifen auch die durch die eigentlich aus der 9.Klasse abgehen müssten(ihrem Wissen nach). Und dieses System führt in der Folge zu Studienabbrechern oder Leuten die zwar Abi haben aber nicht mal die Grundkenntnisse um eine vernünftige Lehre zu machen.Das System ist falsch !

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Allegra
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Allegra
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 10.09.2016, 23:53:49
Zitat:
Re: Fragen zum Bildungswesen in Deutschland
geschrieben von dion am 15.08.2016 07:55

….In den neuen Bundesländern wird das Abi in 12 Jahren gemacht...der Westen bekommt es nicht hin...es wollen die Schüler nicht, die Eltern nicht und natürlich auch nicht die Lehrer…
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Du erinnerst Dich sicher an Deinen Beitrag!

Das G 8 Abitur wurde letzten Endes auf Drängen der Wirtschaft eingeführt, verschieden gehandhabt in neuen und alten Bundesländern und letzten Endes mitverantwortlich für einen Niedergang von Bildung und Berufsvorbereitung - ähnliche Auswirkungen hat die Einführung der Bachelor- u. Master-Studiengänge.
Ein weiterer Punkt ist meiner Ansicht nach die Verwässserung des Schulsystems - fort von der Dreigliedrigkeit zu mehr IGS- und Oberschulen
etc. mit Schwächung der herkömmlichen Gymnasien - So habe ich erlebt, daß daß eine IGS "leichtere" Abituraufgaben als ein Gymnasium bekam- im selben Bundesland.

Allegra
Elmos
Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 11.09.2016, 16:00:51
Hallo,
ich persönlich bin tatsächlich der Meinung, dass man eigentlich dafür sorgen sollte dass noch viel mehr Kinder/Jugendliche Abitur (bzw. eine umfangreiche, weit gefächerte "Bildung") haben. Aber das man das nicht dadurch "erkauft" dass man alle immer schneller durchscheucht durch die Schulen, sondern dadurch, dass man den Kindern Zeit gibt, das zu lernen was sie lernen müssen/wollen und in dem Tempo in dem sie das können/möchten.

Es gibt keinen Grund einem Kind, nur weil es vielleicht etwas langsamer ist als andere oder eine andere Herangehensweise hat diese Bildung vorzuenthalten.

Aber ich weiss schon, dass wir beide da sehr unterschiedliche Vorstellungen haben.

Liebe Grüße
Andrea
Elmos
Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf Allegra vom 11.09.2016, 16:08:42
Hm,
so lange ist es nicht her, dass meine Kinder Abitur machten und da gab es noch ein Zentralabi, mit Abiturfragen für alle Schulformen gemeinsam, wenn ich nicht irre.

Liebe Grüße
Andrea

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Allegra
Allegra
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Allegra
als Antwort auf Elmos vom 11.09.2016, 16:15:15
In meinem Beitrag ist von Niedersachsen die Rede.
Das Zentralabitur gibt es dort (nicht für alle Fächer) seit 2006 .
In Nordrhein-Westfalen, worauf ich mich hinsichtlich der unterschiedlichen Abituraufgaben(hier: in Mathematik) beziehe, seit 2007.

Allegra
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf Allegra vom 11.09.2016, 16:08:42
Natürlich erinnere ich mich an den Beitrag und ich stehe auch jetzt noch dazu.Aber das ist hier nicht das Thema.
Hier geht es darum, daß die Anzahl von Abiturienten zunimmt.Das wollen die ehrgeizigen Eltern, die Politiker und am Ende auch die Schulen und Lehrer.
Diese Entwicklung ist falsch, da die Schulen es nicht erreichen, daß alle Abiturienten ein Niveau haben, daß es ihnen ermöglicht ein Studium zu packen.
Das du dem alten dreigliedrigen Schulsystem nachweinst verstehe ich schon...aber es ist überlebt, nimm es zur Kenntnis.In Zeiten sinkender Schülerzahlen bekommst du das grad in Flächenländern nicht mehr hin, es sei denn du mutest den Schülern Schulwege von 50km am Tag zu, aber auch das war ja nicht das Thema.
Wenn man also in solch einer Studie feststellt, daß viele Abiturienten zu schlecht sind....dann sollte man doch endgültig etwas an diesem veralteten Schulsystem ändern...oder halt weiter "muddeln" wie bisher...
Elmos
Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf Allegra vom 11.09.2016, 18:26:39
Hallo,

ich versteh das immer noch nicht. 2007 liegt doch in der Vergangenheit. Und demnach gibt es doch jetzt ein Zentralabitur in NRW (beispielsweise), wie du schriebst auch in Niedersachsen.
Und wenn es das gibt, dann müssten doch alle Schüler eines Jahrgangs in den Zentralabifächern die gleichen Prüfungen machen (also gleich für Gesamtschule und Gymnasium). Meine Tochter hat sogar für ihr drittes Fach (Chinesisch) die Prüfungsfragen "zentral" bekommen (also nicht von der Lehrerin gemacht, wenn ich mich recht entsinne). Und sie hat ihr Abi auf einer Gesamtschule gemacht.

Liebe Grüße
Andrea
lalelu
lalelu
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 10.09.2016, 23:53:49
@ Dion: Ein spannendes und schon lange kontrovers diskutiertes Thema und ein sehr interessanter Artikel, den du verlinkt hast, dessen Aussagen ich zustimme.

Ich gehöre zu denen, welche sich leidenschaftlich dafür einsetzen, dass jedem Kind, unabhängig von den finanziellen und bildungsmäßigen Verhältnissen im Elternhaus, die bestmögliche Schulbildung/Ausbildung offen steht.

Leider hat sich aber in den letzten Jahrzehnten die Überzeugung breit gemacht, dass das Abitur, nach Möglichkeit gefolgt von einem anschließenden Studium, der Königsweg sei, der am sichersten zum Ziel – einer erfolgreichen beruflichen Laufbahn – führt. Ideologen und Politiker beten unisono den Slogan herunter: „Chancengleichheit für alle!“

Sie übersehen dabei geflissentlich, dass Chancengleichheit NICHT bedeutet, dass alle Kinder Abitur machen können, sondern dass sie einen Weg gehen dürfen, auf dem ihre eigenen Fähigkeiten am besten gefördert werden. Dieser Weg muss nicht zwangsläufig übers Abitur zum Studium führen, sondern kann beispielsweise in einer handwerklichen Tätigkeit bestehen. Ein guter Handwerker hat weitaus bessere berufliche Möglichkeiten als ein Student mit mäßigem Examen.

Kinder, die von Anfang an Nachhilfe erhalten, um den Anschluss im Lehrstoff nicht zu verpassen, sind keine Seltenheit. Nachhilfe-Institute und private Nachhilfe boomen, und außerdem senken die Schulen kontinuierlich die Anforderungen, um die Durchfallquote gering zu halten. Lehrer aller Schulformen sagen übereinstimmend, dass eine Klassenarbeit, welche die Schüler vor 20 Jahren geschrieben haben, heute nur noch mit schlechterem Durchschnitts-Ergebnis geschrieben werden könnte.

Trotzdem legen immer mehr Schüler erfolgreich mit guten bis sehr guten Noten ihr Abitur ab. Sie sind aber nicht intelligenter geworden, sondern der Bewertungsmaßstab hat sich geändert. Damit kann man jedoch nur zufrieden sein, wenn man die Quantität über die Qualität stellt.

Was Abiturienten von heute mit ihrem Abitur anfangen können, steht oft auf einem anderen Blatt. Egal ob sie studieren oder eine Ausbildung beginnen: Etliche der bisher gepamperten Schüler fallen aus allen Wolken, weil sich weder die Unis noch der Ausbildungsbetrieb auf die guten Abi-Noten verlassen, sondern einen Eignungstest verlangen.

Nicht wenige scheitern schon an dieser ersten Hürde, andere brechen vorzeitig ihr Studium ab und halten sich mit Jobs über Wasser, für die sie keine 13jährige Schulzeit benötigt hätten. Selbst wenn sie ihr Studium beenden, ist das noch keine Garantie, eine Anstellung im erwünschten Beruf zu finden, wenn die Examensnoten zu wünschen übrig lassen.

Hier findet man ergänzende Aussagen zum Artikel aus deinem obigen Link:

@ Allegra: Rheinland-Pfalz, wo ich wohne, ist, wenn man Wikipedia glauben kann, heute das einzige Bundesland ohne Zentralabitur. Alle anderen Bundesländer haben Zentralabitur.

Das Zentralabitur verhindert, dass die Prüfungsfragen an unterschiedlichen Schulen unterschiedlich schwierig sind, was eigentlich zu begrüßen ist. Ob es aber hilfreich ist, wenn man zentral den Schwierigkeitsgrad der Abiturfragen herabsetzt? Professor Hans Peter Klein macht in meinem Link dazu eine kritische Anmerkung.

Lalelu

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