Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....

Innenpolitik Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dunkelgraf vom 22.02.2008, 11:43:44
@dunkelgraf,
"Tja im Gegensatz zu dir, der sich in der DDR einen Fetten gemacht hat, und in der BRD auch wieder."
Wenn die Argumente ausgehen, kommt die Primitivität wieder durch.
--
klaus
Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 22.02.2008, 12:19:48
@hugo,
"...Tochter die allererste die arbeitslos wurde und nie wieder einen Fuss auf die Erde bekam,,,(und dabei hatte sie NUR den Beruf einer Unterstufenlehrerin und Hortnerin)..."

das ist natürlich ein Hammer und es irritiert mich.
Es gab eine länderübergreifende ( MeckPom,Brandenburg,Berlin) Vereinbarung, alle Lehrer in den öffetl. Dienst zu übernehmen. Ausnahmen waren u.a. Pionierleiter ohne weitere Fachausbildung, Horterzieher ohne Abschluss und im Laufe der weiteren Jahre nachgewiesene IM's. Desweiteren wurden Verträge mit über 55-jährigen über ein Ausscheiden und Übergang in Vorrente abgeschlossen.
In dem Bereich, den ich genauer kenne (Brandenburg) gab es keine Entlassungen. Auch viele ehemalige Parteikader ( ab Bezirksleitung ), die gleich nach der Wende entlassen worden waren, erstritten auf gerichtlichem Wege ihre Wiedereinstellung.
--
klaus
hugo
hugo
Mitglied

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.02.2008, 14:39:17
hallo klaus, eigentlich wollte ich darüber im Detail nicht referieren, aber da Du wohl aus dieser Branche kommst und dich dafür zu interessieren scheinst, hier ein Teil eines Berichtes darüber, was sich damals hier abspielte.

Transformation des Bildungswesens
in Mecklenburg-Vorpommern seit 1990
von
C o n c h i t a H ü b n e r-O b e r n d ö r f e r
Universität Rostock


In MV wurden im Zeitraum vom 01. August 1991 bis zum 01. August 1992 insgesamt 7 737
Stellen im Schulwesen abgebaut.

Im Vergleich zu den alten Bundesländern
verfügte MV über eine personelle Überbesetzung an den Schulen, deren haushaltswirtschaftliche
Folgen weder kurz- noch langfristig getragen werden konnten. Rechtsgrundlage
für die nun folgenden Kündigungen war der Einigungsvertrag mit seinen Bestimmungen über die ordentliche
Kündigung eines Arbeitsverhältnisses in der öffentlichen Verwaltung.

Auf dieser Grundlage wurden in den Schulämtern interne Entlassungslisten erarbeitet. Es ist zu vermuten, dass vor allem die Sozialverträglichkeit der Entlassungen eine ausschlaggebende Rolle spielte. So war z.B.
in Rostock die hohe Zahl an jungen Lehrerinnen und Lehrern (23 - 29 Jahre), die in dieser Zeit entlassen wurden, signifikant.

Aussagen Betroffener scheinen das zu bestätigen: Einer jungen Lehrerin wurde zur Begründung ihrer Entlassung mitgeteilt, dass sie auf Grund ihres jugendlichen Alters eher Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe als ältere Kolleginnen und Kollegen.

Zeitungsberichten zufolge soll nach der Entlassungswelle das
Durchschnittsalter der Lehrerschaft an manchen Schulen jenseits der 40 Jahre gelegen haben.
Im Jahr 1997 war nahezu jede dritte Lehrkraft in MV über 50 Jahre alt.

Der Anteil junger Pädagogen unter 30 Jahrensank von 16,7 (1991) auf 3,1 Prozent (1999).
Resultat dieses Entlassungskonzeptes war u.a. auch, dass verschiedenen `belasteten´ Lehrerinnen und Lehrern nicht gekündigt wurde.

Dieser Tatbestand hatte unterschiedliche Ursachen.
Hier seien nur zwei genannt: Zum einen lagen die Bescheide der Gauck-Behörde noch nicht
vor, daher fehlten zu diesem Zeitpunkt Informationen über eine Tätigkeit für die Staatssicherheit.

Zum anderen war nach der Versetzung fast aller Lehrerinnen und Lehrer an andere
Schulen die Klärung der Frage, ob einer von ihnen belastet war, nicht mehr ohne weiteres möglich. Kolleginnen und Kollegen, die darüber Aussagen hätten treffen können, arbeiteten oft nicht mehr an der gleichen Schule.

So unterrichten heute z.B. ehemalige Schuldirektor/
inn/en, die z.T. mehr als linientreu waren, während junge, tatsächlich unbelastete und für Innovationen offene Lehrerinnen und Lehrer entlassen bzw. jüngere Absolventen nicht eingestellt
wurden.
--
hugo

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dunkelgraf
dunkelgraf
Mitglied

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.02.2008, 14:24:03
Mach dir nichts draus, wenn dir die Argumente ausgehen. Bevor du in Primitivität verfällst, kannst du dir immer gern Ratschläge bei mir holen.
)
--
dunkelgraf
dunkelgraf
dunkelgraf
Mitglied

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf mart vom 22.02.2008, 14:12:09
Drück dich klarer aus, sonst kannst du auf deinen Beitrag keine Antwort bekommen.
--
dunkelgraf
Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 22.02.2008, 17:23:31
@hugo,
"So unterrichten heute z.B. ehemalige Schuldirektor/
inn/en, die z.T. mehr als linientreu waren, während junge, tatsächlich unbelastete und für Innovationen offene Lehrerinnen und Lehrer entlassen bzw. jüngere Absolventen nicht eingestellt wurden."

Kenne leider von dir genannte Probleme auch. Ich denke mal, dass wir hier Glück gehabt haben und sehr wenig Stellen abgebaut wurden. Dafür allerdings mussten wir uns bereiterklären, verkürzt zu arbeiten ( 80%). Nach Ausscheiden älterer Lehrer wurde dann auf 86% erhöht.

Ich danke dir für die ausfühlichen Hinweise- auch wenn es nicht zum Thema gehört.
--
klaus

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.02.2008, 19:05:49
ok klaus, nur nochmal schnell meine Meinung dazu, woraus auch meine derzeitig noch anhaltende bedauerliche Befindlichkeit resultiert:

Anstatt damals, als dies gefordert, erwünscht und gehofft wurde, alle belasteten Stasileute zu enttarnen, aus verantwortlichen Positionen zu entfernen und tatsächlich nahtlos in die Produktion einzubinden, wurde die Produktion zerschlagen und es geschah ein fürchterlicher nahtloser Übergang von einer politisch-ideologischen Verfolgung zur nächsten in Gegenrichtung. Bis hin zur Demontage geringfügigst und auch nur scheinbar belasteter Menschen,,

So konnten in diesem Tohuwabohu wohl vielfach die "Falschen" auf Karriereleitern aufspringen und die "Richtigen" waren schon wieder die angeschmierten,,

Das darfste natürlich einem Wessi nicht so offen beklagend unter die Nase halten. (der hat es nicht gern an fehlerhaftes Verhalten erinnert zu werden, der erscheint viel lieber unfehlbar -das kannten wir doch ?- und schlägt gleich wild um sich auch das ist mir bekannt und erinnert mich ständig,,,)

Fakt ist, das z.B in meiner Gemeinde/Stadt spontan die aus Westdeutschland rekrutierten bzw protegieren Kirchenleute hier die politischen Funktionen übernahmen und damit heillos überfordert waren. Ich bin auch heute noch davon überzeugt das solche Transusen wie Demisäre, Äppelmann, Meckel,,,,,die beim Besten Willen nicht konnten wie sie wollten und sollten zu den späteren Misserfolgen und Problemen beitrugen.

Ich kenn mich da gut aus, habe schlimme Dinge erlebt, passiert, nicht wegen fehlendem Willen sondern schlicht und einfach wegen totaler Überheblichkeit und Egozentrik.

Zitat: "Allein in der Regierung der DDR haben vier Pfarrer ein Ministeramt inne und weitere sitzen als Abgeordnete in der Volkskammer. Der Anteil der Pastoren, die politische Funktionen übernahmen, schwankt in den Landeskirchen von 15 bis über 40 Prozent.

In der Pommerschen Evangelischen Kirche (ehemals Greifswalder Landeskirche) haben bei der Kommunalwahl am 6. Mai 1990 42 Prozent aller Pastorinnen und Pfarrer ein politisches Mandat erhalten. Die Konferenz der Ev. Kirchenleitungen beschloss daraufhin sogar, die Dienstverhältnisse dieser Mitarbeiter auszusetzen."

Unsere Bürgermeister waren bis vor Kurzem ausschließlich Westimporte oder Pfarrer
also passend zu hiesiger Überschrift "die Katzen im Sack gekauft"
--
hugo
Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 22.02.2008, 19:54:35
@hugo,
nur kurz, da das ja eigentlich doch nicht direkt in's Thema passt.
Ich weiß nicht, ob es möglich war, auf die Schnelle alle Stasileute zu enttarnen und dann auch noch in die Produktion einzubinden. Viele wären doch ohnehin nicht in der Lage gewesen, dort ordentliche Arbeit zu leisten.
Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wo die vielen Pfarrer herkamen, die plötzlich vom "Himmel fielen" und in allen auch nur möglichen Ämtern - vom Bürgermeister über Landrat, sogar Kreisschulrat bis hoch in die Landesregierung - tätig wurden und oftmals wenig Ahnung von der Materie hatten. Da wurden aus Unkenntnis Gesetze gebrochen, Immobilien verkauft, die den Städten nicht gehörten, ... Viele sahen dann zwar zwangsweise ein, dass solche Ämter ihren Fähigkeiten widersprachen - aber da war es oft schon zu spät. Sie tauchten übrigens in allen Parteien auf - erstaunlicherweise sogar in der PDS.
Im Moment quält sich unser Landtag mit der widerrechtlichen Enteignung von Bodenreformland herum - ein Ergebnis der Unkenntnis und Unfähigkeit der polit. Mandatsträger aus den 90-ern.
Wie ich gelesen habe, gibt es das Problem auch in Meck-Pom.




--
klaus
hugo
hugo
Mitglied

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.02.2008, 09:06:23
du meinst, das es nicht möglich war, auf die Schnelle alle Stasileute zu enttarnen?

kann sein, aber durch die damals erfolgte Sippenhaftnahme aller Menschen die auch nur im entferntesten den Anschein einer Stasiverquickung hatten, wurden viele erst zu Verbrechern abgestempelt, privat ruiniert und zu Gegnern unserer jetzigen Politik gemacht. ( es gab echte und unechte, wahrhaftige und gelogene Denunziationen massenhaft)

Anstatt, wie damals gefordert, eine Generalamnestie für leichtbetroffene bis zu unbeasteten (also Pförtner, Köchinnen, Kindergärtnerinnen, Stenotypistinnen, Kraftfahrer, Hausmeister Heizer usw ) durchzusetzen und diese Menschen mit ins Boot der neuzeit zu nehmen und sie vielleicht sogar kooperierend für Aufklärungzwecke
zu Nutzen, wurden sie verprellt, der Hoffnungslosigkeit preisgegeben und mit ihnen die Pessimisten, Miesmacher und Gegenkräfte gestärkt.

Da die Forderung nach humanem Umgang mit diesen Menschen leider den Linken Kräften überlassen wurde, hatten die Neuen Machthaber natürlich nichts anderes zu tun als das Gegenteil zu Tun und eine riesige Gauckbehörde aufzubauen die sich besonders dieser Kleinen Fische annahm.

Außerdem passte es damals gut ins Bild, das wegen der miesen wirtschaftlichen Ausgangslage und der immer knapper werdenden Arbeitsplätze, eine wilde Verdrängungsmentalität unter den Arbeitskräften einsetzte und so auch ungerechtfertigte Denunziationen unter Kollegen üblich waren die zu schlimmsten Folgen führten.

z.B die damaligen Kommissionen zur Überprüfung belasteter Mitarbeiter,

welche aufgrund ihrer überhasteten und auf Autoritären Befehl hin mit den dafür unfähigsten Mitarbeitern gebildet, zu den verrücketesten Ergebnissen kamen.

Oft wurden da Perlen vor die Säue geworfen, bis hin zu Spezialisten, Experten und Azteken und nun ärgern sich noch heute Menschen mit Gerichtsverfahren herum ob nun Trainer oder Professoren, Ingenieure oder Militärs,,,



hugo
adam
adam
Mitglied

Re: Da läßt jemand die Katze zu früh aus dem Sack.....
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 23.02.2008, 11:15:50
Da muß ich mal nachfragen: Azteken?



Was für Spezialisten in der DDR waren das denn?

--

adam

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