Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Integration ist Bringschuld.

Innenpolitik Integration ist Bringschuld.

olga64
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RE: Integration ist Bringschuld.
geschrieben von olga64

Ich las heute mal wieder den Satz von Thomas Mann "Wo ich bin, ist Deutschland". ER sagte dies sicherlich aus grosser Verzweiflung, weil er aufgrund der Nazimörder Deutschland verlassen musste, um über die SChweiz in das amerikanisch Exil zu gehen. (die US-Staatsbürgerschaft nahm er 1944 an).
Aber nach heutigen Beurteilungskriterien ist dies auch mangelnde Bereitschaft, sich im Gastland zu integrieren. Bei ihm dürfte wohl eine grosse Rolle gespielt haben, dass er  vorwiegend mit anderen deutschen Exilanten Kontakt hatte (Kulturschaffende, Wissenschaftler usw.), aber auch ,dass er seine sprachliche Heimat  - die deutsche Sprache - verloren hatte. Mit Englisch hatte er ja grössere Probleme im Gegensatz zu einigen seiner Kinder, die in den USA und Canada später ihre Heimat gefunden haben.
Er kehrte zwar nach Europa zurück, aber nicht nach Deutschland, sondern in die Schweiz. M.W. sagte er diesen Satz aber dort nie mehr - ob er sich aber in der SChweiz integrieren konnte, ist mir nicht bekannt. Olga

RE: Integration ist Bringschuld.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 18.09.2018, 17:01:57

Wo ich bin, ist auch Deutschland. Das hat nichts mit fehlender Integration zu tun, sondern eher, dass ich Dinge die ich bereits in meiner frühen Kindheit gelernt habe, nicht ablege. Aber es tut keinem weh, wenn ich den Bürgersteig vor meiner Gartentüre kehre und es tut keinem weh, wenn mein Mann und ich die öffentlichen Wege von Hundehinterlassenschaften befreien. Es tut auch niemandem weh wenn ich pünktlich bin, ich erwarte es ja noch nicht einmal von anderen. Gut wenn ich am ausgemachten Datum komplett versetzt werde, dann wage ich es sogar dem Versetzer zu sagen, dass sein Verhalten für mich nicht in Ordnung ist. 
Bruny

olga64
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RE: Integration ist Bringschuld.
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.09.2018, 17:11:32

Mit dem grossen Thomas Mann hat Ihr "Pflichtenkatalog" aber nichts zu tun - und hatte es vermutlich auch nie. Aber schön,dass wir wir uns darüber austauschen können. Wenn ich das richtig interpretiere, schreiben Sie von Ihren Problemen im Gastland Spanien. ABer es gilt sicher auch dort: es ist schwierig, andere ändern zu wollen, zumal wenn diese im Land ältere Rechte haben.
DAs ist auch die Problematik,wenn wir Deutsche von Integration von Menschen sprechen, die zu uns gezogen sind (obwohl wir dies meist mit Assimilierung verwechseln). Olga


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RE: Integration ist Bringschuld.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 18.09.2018, 17:22:08

Nein, ich schreibe darüber, dass persönliche Gepflogenheiten, die niemandem schaden nichts mit fehlender Integration zu tun haben. Und wo ich Probleme haben soll mit meinem Gastland bleibt wohl Ihr Geheimnis.
Bruny

Tina1
Tina1
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RE: Integration ist Bringschuld.
geschrieben von Tina1

In dem Video berichten Zuwanderer, Migranten über ihre Erfahrungen in Mannheim in Bezug Integration. Sie sind alle bestens integriert, weil sie es so wollten. Sie sehen es als eine Bringschuld. Die Zuwanderer allein bestimmen, ob sie sich integrieren wollen oder nicht. Kein Staat kann sie dazu zwingen. Ich bin öfter in der Gaststätte  "Adria ( Café und Pizzeria) von Giuseppe Rindone.
Tina

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/zdf-in-mannheim-zuwanderer-100.html

Ein Reporter, ein Kameramann, vier Wochen: Ein ZDF-Team ist zurzeit in Mannheim. Ziel ist, mit den Menschen ins Gespräch kommen. Wie klappt es beispielsweise mit der Integration?

Wie sehen die Zuwanderer ihr Leben in Mannheim als zweite Heimat und wo stockt es vielleicht bei der Integration?

Erol Uysal ist in der Türkei geboren, lebt seit 1971 in Mannheim. "Klar, ich bin Mannheimer", sagt er inzwischen ganz selbstverständlich. Sein Vater war schon vor ihm in Deutschland, hat ihn dann nachgeholt. "Wir haben gleich ein Restaurant aufgemacht, dadurch bin ich schnell in Kontakt gekommen mit den Menschen hier. Ich ging zur Schule und habe nebenher im Lokal geholfen. Für mich war es einfach, hier anzukommen."

Das mit der Sprache sei anfangs zwar kompliziert gewesen, erzählt Erol Uysal schmunzelnd. Aber seine Klassenkameraden hätten ihn trotzdem gleich angenommen. Überhaupt seien ihm damals fast alle Mannheimer positiv begegnet. Und er ihnen. Und heute?

Da sieht er die Haltung mancher seiner jungen Landsleute, also der Enkel-Generation der ehemaligen Gastarbeiter, eher kritisch: "Viele von denen bleiben lieber unter sich." Doch trotz dieses Befundes von Erol Uysal: Fast alle Mannheimer, mit denen wir in der Stadt sprechen, sagen: Die Integration von Zuwanderern klappt hier in aller Regel gut, auch wenn es in den letzten Jahren vereinzelt Probleme gibt - auch mit manchen Zuwanderern aus Osteuropa.
Wir Migranten, die später gekommen sind, fühlen uns hier zu Hause, weil die Leute hier offen sind. Talat Kamran
Giuseppe Rindone hat noch eine andere Erklärung, warum er sich in Deutschland von Anfang an gut angenommen fühlte. Und Mannheim mittlerweile als sein Zuhause bezeichnet. Mit 17 er ist er aus Italien weggegangen, nächstes Jahr wird er 70. Der gebürtige Sizilianer steht vor dem Adria, Café und Pizzeria zugleich. 1975 hat er die Gaststätte eröffnet.

Die Arbeit sei der Schlüssel dafür gewesen, dass er hier so gut angekommen sei, ist Giuseppe Rindone überzeugt. Und auch dafür, dass er - nachdem er die ersten Jahre als Gerüstbauer und Maler geschuftet hat - mittlerweile ein Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern führt: "Man muss morgens aufstehen, sonst ist man verloren. Fleißig sein und arbeiten, das ist wichtig", sagt er voller Überzeugung.

Sein Sohn Giovanni kommt dazu. Er ist in Deutschland geboren, hier aufgewachsen, hat aber einen italienischen Pass: "Die Stimmung in Deutschland hat sich schon geändert", findet er. "Man liest und hört viel von der Zuwanderungsdebatte, aber ich habe hier in Mannheim keine Probleme. Ich muss mich hier eben, genau wie jeder Deutsche, an die Regeln halten." Sicher auch ein wichtiger Punkt, damit Zusammenleben gelingen kann.

 

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