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Innenpolitik Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!

Mitglied_81b4260
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Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 30.11.2011, 23:01:26
Aber Medea, - Hast du mit deiner persönlichen Erfahrung über die intraspezifische Gesprächs"kultur" von Jugendlichen in den Öffis nun unzweifelhaft festgestellt, dass jeder fünfter der 15-Jährige ein Analphabet sei?

Medea
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Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.11.2011, 23:17:35
Nein, festgestellt Mart, habe ich nicht,
wer von diesen Jugendlichen zu den Analphabeten gezählt
werden müßte - mir fielen die geringen Artikulierungsmöglichkeiten
auf im Umgang untereinander. Das muß nicht zwangsläufig
die Nichtbeherrschung von schriftlichem Ausdruck beinhalten.

Analphabetentum ist aber offenbar verbreiteter als bislang
angenommen.

Medea.






Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Also glaubt man den bereits angeführten Berichten und fügt DIESEN HIER noch dazu, dann ist schon ein Drittel der Deutschen des Lesens und Schreibens unfähig ???

35 % der Deutschen sind Rentner, 10 % arbeitslos, 17% Hausfrauen/Hausmänner, 7% dauerhaft krank oder in Maßnahmen - dann bleiben ja nicht mehr viele Bürger übrig, die das Land durch ihr berufliches Arbeiten stützen

das ist leicht ironisch gemeint und sollte lediglich ein Denkanstoß sein, was man von Statistiken zu halten hat.

ich traue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe (Zitat)

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Mitglied_81b4260
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Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 08:52:12
Asray,
Ich möchte hier nochmals das Presseheft über Studie der Uni-Hamburg verlinken, auf das dein Artikel bezug nimmt.

Ich würde in diesem Fall feststellen, dass der Artikelschreiber eben die Fähigkeit, relevante Daten herauszugreifen nicht zeigte, sondern anstelle dessen dem Sensationsgelüst nachgab.

Ich zitiere deshalb aus der Zusammenfassung wörtlich (Studie über 18- bis 64 Jährige, Leveleinteilung 1 bis 6)


Bei der Betrachtung der Alpha-Levels im Einzelnen zeigt sich, dass nur ein halbes Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf dem untersten Alpha-Level liegt, also die Wortebene beim Lesen und Schreiben nicht erreicht (vgl. Tabelle 1).

Weitere 3,9 Prozent liegen auf dem Alpha-Level 2, erreichen also nicht die Satzebene, sondern können nur einige Wörter lesen und schreiben.

Auf dem folgenden Level befinden sich weitere 10 Prozent der Bevölkerung, die zwar mit kurzen Sätzen umgehen kann, aber an Texten scheitert und sie vor allem vermeidet. Die Größenordnung des Funktionalen Analphabetismus in Deutschland ist mit 7,5 Millionen Menschen deutlich höher als der Schätzwert von etwa vier Millionen.

[Darüber befinden sich weitere 13,3 Millionen Erwachsene, deren Schriftsprache auch bei gebräuchlichem Wortschatz fehlerhaft ist.]/
geschrieben von Aus dem Presseheft der Leo-studie der Uni Hamburg, die als Quelle für die in vielen Medien gewählte Sensationsüberschrift genannt wird


Weitere aufschlußreiche Details sind nachzulesen.

Vielleicht interessiert auch angesichts der Überschrift dieses Threads folgende Aussage:



Die Tabelle 3 gibt in Prozent an, auf welche Altersgruppen sich Funktionale
Analphabet/inn/en und Personen mit Rechtschreibproblemen verteilen. Der größte Teil der Funktionalen Analphabet/inn/en ist derzeit 50 bis 64 Jahre alt, nämlich etwa 33 Prozent. Etwa 20 Prozent der Funktionalen Analphabet/inn/en gehören zur Altersgruppe der 18 bis 29-jährigen.
geschrieben von aus der Leo-studie der Uni Hamburg
Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 09:55:04
mart1
ich schrieb ja auch , dass ich meinen Denk-Ansatz leicht ironisch verstanden wissen wollte - will sagen: nicht alles, was statistisch oder mediengerecht zugeschnitten ist, entspricht auch der Realität.

Mitglied_81b4260
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Wer ist hier Analphabet - richtiger gesagt "funktioneller Analphabet"?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 09:55:04
Wer hat also bewiesen, dass er zu den funktionellen Analpheten gehört?

Offensichtlich die Geschäftsführerin des Rates für deutsche Rechtschreibung, Kerstin Güthert.

Dieser Gesellschaft setzte die Neuen Rechtschreibregeln durch.
Viele sagten voraus, dass dadurch das Problem der RICHTIGEN Rechtschreibung erhöht und nicht verringert werden würde.

Nun beklagt sich diese Gesellschaft, dass eben diese Voraussage eingetreten ist und benutzt als Aufhänger diese sensationsgeile Überschrift. Ihnen geht es aber offensichtlich darum, wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu gelangen und Schuldzuweisungen zu betreiben.
Zur Definition des funktionellen Analphabetismus gehört eben auch, das die Rechtschreibung auf dem Niveau der 4.Klasse Volksschule nicht beherrscht wird.

PS: Asray, ich habe dich schon verstanden - Durch alle Medien geistert diese Schlagzeile. Grundlage davon: steht in den Sternen! - Ich glaube allerdings schon, das diese Studie - gemessen an den angegebenen Einteilungen, Standards und dem aufwandten Zeitaufwand - korrekt gemacht wurde.
Was bleibt davon im Gedächtnis haften..... jeder 5. der 15 jährigen ist Analphabet
Im Thread über "Besserungsanstalten" bzw. "Kindergefängnissen" wurde gerade auf diese Überschrift hingewiesen!


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Mitglied_5ccaf87
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Re: Wer ist hier Analphabet - richtiger gesagt "funktioneller Analphabet"?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 10:41:46
Ihnen geht es aber offensichtlich darum, wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu gelangen und Schuldzuweisungen zu betreiben.
Zur Definition des funktionellen Analphabetismus gehört eben auch, das die Rechtschreibung auf dem Niveau der 4.Klasse Volksschule nicht beherrscht wird.

Ich sehe es ähnlich. Dazu müssen wir auch die vergangenen 3 Pisa-Studien betrachten, nach denen Deutschland angeblich erheblich aufgeholt haben soll. Leider kann ich das aus den Statistiken nicht herauslesen. Ich erkenne nur das solche Länder wie Südkorea, Finnland, Kanada und Neuseeland die Spitzenpositionen und Deutschland nach wie vor einen guten Mittelplatz einnehmen. http://www.spiegel.de/thema/pisa_studien/

Bitte seht euch auch auf der gleichen Seite die interaktive Karte über Deutschland an und welche qualitativen und quantitativen Unterschiede es bei der schulischen Ausbildung gibt. Wenn man bedenkt, das mein Schwiegersohn als ausgebildeter Pädagoge für behinderte Menschen in Deutschland keine Stelle erhielt, dann spricht das Bände und passt genau zum Thema.
clara
clara
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Re: Wer ist hier Analphabet - richtiger gesagt "funktioneller Analphabet"?
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 11:49:24
So, nun habe ich alle hier angegebenen Link gelesen, den von Mart mehrere Male, weil der Inhalt doch sehr komplex ist.

Bei der PISA-Studie ging und geht es ja vorrangig um das Leseverständnis von 15-Jährigen, das eng mit der Lesefähigkeit verbunden ist. Inzwischen ist Deutschland ziemlich in der Mitte der "Rangliste" gelandet, was schon gegenüber den katastrophalen Anfangsergebnissen einen Fortschritt bedeutet. Bei einem hoch technisierten Land reichen mittelmäßige Kompetenzen so vieler Menschen aber nicht!
Es ist schon lange eine Binsenweisheit, dass Lesen und Rechtschreibung sich gegenseitig bedingen. Leute, die beides nie richtig gelernt haben, meiden sowohl Lesen, als auch Schreiben. Und so ist der Teufelskreis geschlossen.

So auch hier[/url] nachzulesen. Daraus:

3. Die deutsche Rechtschreibung als übergreifender Dauerblocker für Kompetenz- und Standortentwicklung

Sachlich:
Rechtschreibung besitzt angesichts der von Pisa zu Recht hervorgehobenen Bedeutung der Lesefähigkeit für das Lernen in nahezu allen Bereichen, also z. B. auch in der Mathematik oder in der (im Wesentlichen sprach-/ lesebasierten) Informationstechnologie, eine Schlüsselfunktion. Denn Lese- und Schreibfähigkeit hängen auf das Engste zusammen. Wenn das Schreiben angstbesetzt ist, wird auch das Lesen gemieden. Wer aber das Lesen meidet, kann keine Lesekompetenz erwerben. Hier werden die Weichen gestellt, hier sind die Dropouts produziert und aufs Abstellgleis gebracht.


Nach den Worten von Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung, besteht die Rechtschreibmisère darin, dass Rechtschreibung keinen höheren Stellenwert in der Gesellschaft hat. Nach Brand... wird korrektes Schreiben aber in der Realität stets nur so viel Gewicht haben, wie die Gesellschaft der Rechtschreibung auch einräume. Zurzeit sei die Rechtschreibung - insbesondere bei Kurznachrichten (SMS), in Chaträumen und Online-Foren - nicht einmal zweitrangig, sondern völlige Nebensache. Erst bei Bewerbungsschreiben greife man dann sicherheitshalber zum Duden, hieß es in der Mitteilung des Verbands Bildung und Erziehung.

Nach all diesen theoretischen Feststellungen und Erkenntnissen bin ich gespannt, wie viel in nächster Zeit davon praktisch umgesetzt werden kann - in Schulen [u]und
Elternhäusern!

Clara
Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 10:39:11
nicht alles, was statistisch oder mediengerecht zugeschnitten ist, entspricht auch der Realität.
geschrieben von Asray



Der Meinung bin auch ich.
Wurde dafür aber in einem anderen Thread böse angegangen.

Astrid
Mitglied_81b4260
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Re: Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2011, 14:11:50
Astrid, du scheint überlesen zu haben, dass diese Überschrift "Jeder 5. 15-jährige Jugendliche ist Analphabet!" nicht durch die Studie, die dieses Ergebnis angeblich lieferte, belegt ist - schon aus dem einfachen Grund, dass diese Kohorte gar nicht untersucht wurde.

Aus diesem Grund zitierte ich wiederholt daraus! - (Der funktionale Analphabetismusgrad sei aber gerade bei älteren Personen am höchsten )


Es handelt sich offensichtlich um eine mediengerechten Satz bzw. eine von den Medien willig aufgegriffene Formulierung im Dienste der Interessen der Rechtschreibgesellschaft, die mit ihrer Rechtschreibreform ein schlimmes Ergebnis eingefahren hat.

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Meiner persönlichen Meinung nach gehört nicht so sehr die richtige Schreibweise von "Bäcker, Pflaster, Auffahrt, Urlaub" wie in der erwähnten Studie für das Level 4 zu den Kriterien für einen Nichtanalphabeten (das sind dann keine funktionalen Analphabeten mehr), sondern ganz andere Fähigkeiten.
Die etwa 4 % Legastheniker werden dankbar sein, dadurch nicht mehr in die Trottelgerückt zu werden.

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Na ja, und es gehört eine gewisse Erfahrung mit (zeitbegrenzten) Testen dieser Art zu einem guten Abschneiden. Das wird ja jetzt zunehmend in den Schulen trainiert. Die Mode kam so wie vieles aus dem angelsächsischen Raum.

Zum Beispiel ist in dieser Studie ein Bildbeispiel für das Textverständnis. Da wird ein beschädigtes Verkehrsschild mit dem Text "Gehwegschäden" gezeigt. Die Frage ist, ob nun das Schild, der Gehweg oder die Straße beschädigt sein. Ich nehme mit Sicherheit an, dass in dieser Hinsicht unerfahrene Leute ankreuzen werden, dass das Schild beschädigt ist.


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