Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?

Innenpolitik Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?

Nelia
Nelia
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von Nelia
als Antwort auf margit vom 07.08.2020, 09:33:17

Ich hab da auch meine Erfahrungen gemacht, die waren für Mutter und Kind nicht gut und sollten der Vergangenheit angehören. Das kranke Kinder von ihren Geschwister so gut wie möglich abgeschirmt werden stellt niemand in Frage und Hygiene ist zu jeder Zeit wichtig. Aber die Totalisolierung (Mußte ich am eigenen Laib erfahren) sollte in  Gewahrsamung durch den Staat nehmen sollte nicht in Betracht genommen werden. Kranke KInder brauchen ihre Familie und viel Liebe.

vivienne
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von vivienne
als Antwort auf olga64 vom 07.08.2020, 16:56:58
Ja, @Michiko, so oder so ähnlich war das früher, als es noch keine Impfungen gab...😉 Wie wären wir alle froh, wenn es gegen Covid-19 ebenfalls schon einen wirksamen Impfstoff gäbe bzw. bald gefunden würde!


vivienne
WEr von uns kann sich an das "früher" erinnern? Ich erinnere mich zB.,dass ich gegen Pocken als Kind geimpft wurde und davon bis heute etwas hässliche Erinnerungsnarben habe.

Auch dürfte es nicht stimmen, dass "wir alle froh wären,wenn es gegen Covid einen wirksamen Impfstoff gäbe" - gestern hörte ich einige hysterische TEilnehmerInnen bei einer Querdenker-Covidioten-Demo den Satz: Politiker sind Kindermörder, weil sie für eine Impfung gegen Covid sind.
 Olga
Ich kann mich z.B. noch sehr gut erinnern, @Olga, als ich im Alter von knapp 4 Jahren an Masern erkrankt war und meine älteren Brüder in Abwesenheit meiner Eltern über mein Bett hinweg eine "Kastanienschlacht" veranstalteten und ich Angst hatte, von den Geschossen getroffen zu werden. Auch als ich etwas später  Windpocken hatte und noch später Mumps, war eine Isolation innerhalb der Familie schon wegen der räumlichen Verhältnisse damals überhaupt nicht möglich.

Was die Hoffnung auf einen Covid-19-Impfstoff betrifft hast du Recht: Den jetzigen Pandemie-Leugnern und den notorischen Impfgegnern wird ein Impfstoff natürlich völlig egal sein ...

vivienne
Nelia
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von Nelia
als Antwort auf olga64 vom 07.08.2020, 17:20:00

Internet ganz einfach: es wäre ein Intranet, wie auch Firmennetzwerke funktionieren, keine Öffnung nach draußen, nur wenige könnte sich im Internet bewegen analog der Regeln für das Funkerwesen. War auch nicht für jeden verfügbar. Kinder werden einfach im Kindergarten bzw. Schule geimpft (Eltern nicht gefragt).
Kranke isoliert. Kann mich noch an die Verseuchung durch die Ruhr erinnern: alle Türklingen waren mit Windeln die in Desinfektionsmittel getränkt wurden umwickelt. Auf den Schultoiletten standen Blechschüsseln mit Desinfektionsmittel. Sie sollten Ihre überhebliche Art hinsichtlich den Erlebnissen und Erfahrungen anderer mal überdenken. Diese Erfahrungen haben uns zu dem gemacht was wir sind und sind die Basis unserer heutigen Entscheidungen und Handlungen. Manchmal hilft auch ein Blick zurück, um das JETZT richtig einzuschätzen und sich zu erden. Alles was geschieht,  geschieht in Folge von Entscheidungen, auch wenn diese vielleicht vor 300Jahren waren. 


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Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von Der-Waldler

Ich habe mich bisher rausgehalten, weil mich solche Themen sehr anstrengen. Da ja einige wissen, dass ich "vom Fach" bin (unter anderem Sozialpädagoge) und auch mit Menschen befreundet bin, die solche Briefe verschicken (müssen), möchte ich aber nun doch etwas dazu sagen, um gewisse Dinge gerade zu rücken:

Es existieren natürlich keinerlei Pläne oder auch nur Gedanken, Kinder zu kasernieren. Es gibt aber das Bundesseuchengesetz (heute Infektionsschutzgesetz) und diverse Durchführungsverordnungen zu eben diesem, nach denen Behörden Eltern auf die Notwendigkeit hinweisen sollen, Kinder mit bestimmten Krankheiten zuhause so weit wie möglich von anderen Familienmitgliedern fernzuhalten. Zumindest sollten die Kinder nicht mit ausserhalb des Haushalts lebenden Menschen zusammenkommen (das ist der Hauptsinn solcher Anschreiben!). Als ich in den 1980er Jahren fast sechs Jahre lang in einer Kindertagesstätte Elternberatung habe, haben wir damals schon solche Briefe bekommen, ebenso die Eltern von Kindern, die sich an hoch infektiösen Erkrankungen infiziert haben.

Soweit ich recherchiert habe, war in dieser aktuellen Sache im Landkreis Offenbach und Hannover nie von einer "Entnahme" der Kinder aus der Familie die Rede (angeblich gibt es ein (!) solches Schreiben, das ich aber nirgendwo im Netz finden konnte!), ebenso wenig war von von einer Zwangsisolation die Rede. Dafür gibt es auch keine gesetzliche Handhabe! Leider aber glauben manche Medien, aus einer rechtsüblichen Amtssache einen Skandal konstruieren zu können. Das ist absurd und hat auch nichts mit der Corona-Situation zu tun, denn dieses Gesetz und die jeweilgen Landesverordnungen zu diesem Gesetz gibt es zum Teil seit 120 Jahren, das meiste seit 1961, seitdem das BSG in Kraft trat.

In solchen Schreiben heißt es meistens: "Überprüfen Sie bitte, ob es Ihnen möglich ist, Ihr infiziertes Kind in einem separaten Zimmer zu versorgen, und sollte das möglich sein, tun sie es bitte" oder ähnliche Formulierungen. Von der Infektion her gesehen wäre das auch das beste, aber das ist vom grünen Tisch gedacht. Jeder weiß, dass so etwas innerhalb eines Haushalts kaum oder gar nicht möglich und machbar ist. Davon abgesehen, dass eine völlige Isolierung des Kindes diesem viel mehr schaden würde (seelisch, sozial) als dem Ganzen nützlich wäre. Dass ein nachgewiesenermaßen infiziertes Kind nicht mit allen anderen Haushaltsmitgliedern permanent herumkuscheln sollte, halte ich für selbstverständlich. Das unterbindet oder reduziert man doch schon bei einer schwereren Erkältung, an der ein Kind leidet. Und das Kind versteht das auch! Wir haben den Eltern in der Kita damals immer empfohlen, dass einer der beiden Elternteile sich weiterhin intensiv um das Kind kümmert (also u.U. riskiert, sich zu infizieren, aber das ist ein zumutbares Risiko, finde ich), die anderen aber etwas weniger eng mit ihm sind (d.h. nicht, das Kind "wegstoßen", wenn es kommt. Man kann so etwas auch spielerisch machen. Meine Erfahrung ist, dass man schon sehr kleinen Kindern klar machen kann, dass man mal ein paar Tage lang weniger eng miteinander leben kann). Wichtig ist wirklich, dass eine ganz enge Bezugsperson die bisher übliche Nähe zum Kind aufrecht erhält.

Ich halte das alles mittlerweile für von manchen Medien aufgeputscht. Und ich verstehe auch den Kinderschutzbund nicht ganz, denn der müsste wissen (und weiß es auch!!!), dass das seit jeher so mit den Anschreiben gemacht wird, wenn eine Infektion nach dem BSG/Infektionsgesetz vorliegt. Man regt sich über etwas auf, das es seit vielen Jahrzehnten gibt. Schon wir haben solche Hinweise in den 1950er Jahren erhalten (damals noch Reichsseuchengesetz), als mein Vater an Tbc erkrankte. Wir bekamen die offizielle Amtsnachricht, dass wir bis zur Röntgung aller Haushaltsmitglieder (gegen die wir uns noch nicht einmal wehren konnten, wir mussten uns röntgen lassen!) die Wohnung nicht verlassen "sollten", und dass die anderen Familienmitglieder den direkten Kontakt zu meinem Vater meiden sollten. Mein Bruder und ich bekamen "Schulverbot", was wir natürlich toll fanden. Was ich damit sagen will: Schon vor mehr als 60 Jahren war dieses Vorgehen seitens des Gesundheitsamtes (und für den Fall, dass kein Gesundheitsamt in dem Landkreis existiert: des Landrats- oder Kreisratsamtes) gang und gäbe. Diese Gesetze gelten in mehr oder weniger veränderter Form bis heute. Aber heute regt man sich darüber erst auf?

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend, mit Euren Kindern und Enkeln

DW

olga64
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von olga64
als Antwort auf vivienne vom 07.08.2020, 17:26:40

Ich habe sie auch alle durchgemacht, die sog. Kinderkrankheiten. Aber an alles, was vor meinem 4. Geburtstag war, kann ich mich nicht selbst erinnern, sondern weiss nur das, was man mir erzählte.
ABer grundsätzlich fand ich es als Kind sehr, sehr schön, krank zu sein. Ich erhielt viel Aufmerksamkeit, wurde verwöhnt usw. DAs gelang mir im normalen Kinderalltag nicht so unbedingt.
Ich mochte auch Grippe sehr gerne: da lag ich im Bettchen, bekam Tee und Brühe und wenn es mir besser ging, durfte ich schon wieder lesen und musste auch noch nicht in die Schule.
Auch an den Hausarzt habe ich beste Erinnerungen; der kam zu uns nach Hause, hatte eine interessante, grosse Tasche dabei und machte Spässchen mit mir.
Sogar mein Bruder beneidete mich um Krankheiten und wollte diese auch haben.
Insbesondere, wenn ich mir mal wieder das Knie aufgeschlagen hatte und einen tollen Verband bekam und mich jeder fragte, was ich armes Kind denn da erlebt hätte.... Olga

olga64
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Nelia vom 07.08.2020, 17:41:03
 
 
Kann mich noch an die Verseuchung durch die Ruhr erinnern: alle Türklingen waren mit Windeln die in Desinfektionsmittel getränkt wurden umwickelt. Auf den Schultoiletten standen Blechschüsseln mit Desinfektionsmittel. Sie sollten Ihre überhebliche Art hinsichtlich den Erlebnissen und Erfahrungen anderer mal überdenken. Diese Erfahrungen haben uns zu dem gemacht was wir sind und sind die Basis unserer heutigen Entscheidungen und Handlungen. Manchmal hilft auch ein Blick zurück, um das JETZT richtig einzuschätzen und sich zu erden. Alles was geschieht,  geschieht in Folge von Entscheidungen, auch wenn diese vielleicht vor 300Jahren waren. 
Anfangs habe ich Ihren Beitrag noch mit Interesse gelesen; aber dann haben Sie begonnen, mich als "überheblich" zu titulieren (obwohl Sie mich ja gar nicht kennen, oder? Und eigentlich auch meine Meinung akzeptieren sollten als Demokratin).

Ich kann mich auch nicht an umwickelte "Türklingen" erinnern, genau so wenig wie an Vorkommnisse vor 300 Jahren  - jede(r) hat sein eigenes Vorleben und Erfahrungsspektrum und meine heutigen Entscheidungen werden nicht nur aus der Vergangenheit reflektiert, sonder auch aus der Gegenwart. Denn die Vergangenheit ist ja nicht mehr änder- oder beeinflussbar - bei der Gegenwart sieht es anders aus.

Soviel zu meiner "überheblichen Art". Olga

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Nelia
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RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von Nelia
als Antwort auf olga64 vom 07.08.2020, 17:49:09

Die Gegenwart kommt aus der Vergangenheit, auch wenn diese Vergangenheit erst 1min her ist und Entscheidungen treffen wir nach Abwägung und Vermutungen (man kann auch Wette dazu sagen) und hoffen, dass sie richtig sind. Das was wir für richtig und gut halten und zu verändern möchetgen, muß nicht von jedem genauso gesehen werden. Dies werden wir aber erst erkennen, wenn sie Vergangenheit sind.

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von Michiko
Ich glaube, dass Nelia eigentlich sagen wollte, dass unsere gegenwärtigen Entscheidungen durch Erfahrungen in der Vergangenheit beeinflusst und geprägt sind. Das ist doch normal.
Es heisst ja auch:  Hinterher ist man immer schlauer.😌
Karl
Karl
Administrator

RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Der-Waldler vom 07.08.2020, 17:41:29

Danke @Der-Waldler für deinen sachlichen und informativen Beitrag. Ich hoffe, er wird trotz seiner Länge ganz gelesen.

Karl

vivienne
vivienne
Mitglied

RE: Verzeihung, wo geht's denn hier zum nächsten Kinderknast?
geschrieben von vivienne
als Antwort auf Mareike vom 07.08.2020, 17:06:46
@Vivienne
ich stelle doch gar nicht die Quarantaine in Frage.
Und ich gehe davon aus, dass die allermeisten Eltern und Geschwister mit Sicherheit kein Interesse daran haben sich zu infizieren, was aber bereits der Fall sein kann, weil sie bis dahin ganz normal als Familie gelebt haben.

Wenn ich immerzu befürchten muss, dass meine Kinder, Enkelkinder  Virenträger sein könnten, ist ein normales Familienleben nicht mehr denkbar. Denn an jedem Tag kann sich irgendwer, irgendwo angesteckt haben.

 
Hallo @Mareike,

ich bin ganz bewusst nur auf die angeordnete Quarantäne für alle Kontaktpersonen der infizierten Lehrerin eingegangen. Denn das wird ab Beginn des regulären Unterrichts mit ziemlicher Sicherheit immer wieder erforderlich sein. Man kann dann von Glück sagen, wenn nur einzelne Schulklassen vorübergehend in häusliche Quarantänte geschickt werden und nicht gleich die ganze Schule vorübergehend geschlossen werden muss.

Was das Bruchsaler Gesundheitsamt allerdings von den Familien der in Quarantäne geschickten Kinder für das Verhalten zuhause im Einzelnen verlangt hat, halte ich für wenig sinnvoll, da kaum bis gar nicht durchführbar, und auch sonst scheint mir das Schreiben etwas missglückt zu sein. Ausreichend und notwendig wären nach meiner Ansicht Hinweise gewesen, wie die Verbreitung einer möglichen Infektion auf Familienangehörige mit Grunderkrankungen und vor allem auf Menschen außerhalb der Familie erreicht werden kann.

vivienne

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