Innenpolitik Willy Brandt

pippa
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Willy Brandt
geschrieben von pippa
Heute wäre Willy Brandt 100 Jahre alt geworden.

Willy Brandt war für mich der beste Bundeskanzler, den wir jemals hatten.

Deutschland hat ihm so viel zu verdanken. Er gab stets mehr als er nahm.

Ich bewunderte ihn und empfand die Zeit seines Wirkens als eine glückliche Zeit, denn plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl, mich meines Deutschseins schämen zu müssen.

Er wurde sowohl von den angeblichen Freunden, wie auch von den Medien sehr schlecht behandelt, aber er hat sich nie gerächt.

Am übelsten (außer Wehner natürlich) hat ihm jedoch Genscher mitgespielt, dem man sein falsches Spiel nie vorgeworfen hat. Ich habe mich daher auch sehr gefreut, dass nun wenigstens endlich seine FDP nicht mehr an der Regierung beteiligt ist.

Ich werde Willy Brandt niemals vergessen.

Pippa
Re: Willy Brandt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pippa vom 18.12.2013, 11:29:18
Willy Brandt hat mich mit seinem Kniefall in Warschau dazu bewegt in die SPD einzutreten, das hat mir sehr imponiert!
Er hat mit der Aussöhnung im Osten Europas genau so viel bewegt wie Adenauer mit der Aussöhnung im Westen.

Ein linker Antikommunist wie er hat glaubhaft verkündet mehr Demokratie wagen und er hat es auch praktiziert! Ich habe ihn ein paar Mal persönlich erlebt als er in Mannheim Reden hielt.

Die zweite Persönlichkeit die ich aber hautnah kannte, wir gehörten zu seinem Wahlkreis und er besuchte unseren Ortsverein öfters, war Carlo Schmid.
Nach dem offiziellen Ende der jeweiligen Ortsvereinssitzungen umringten wir Jusos (damals war ich noch jung)wir waren aufdringlich, lache, den Carlo Schmid und schwätzen immer noch lange mit ihm! Er war auch einer der GROSSEN in der SPD und auch in der BRD.
clara
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Mitglied

Re: Willy Brandt
geschrieben von clara
als Antwort auf pippa vom 18.12.2013, 11:29:18
Danke für die Erinnerung, Pippa! Auch für mich war Willy Brandt der beste Bundeskanzler, und von der SPD war ich damals noch überzeugt. Er soll aufgrund depressiver Phasen zuweilen auf seine Mitmenschen unleidlich gewirkt haben, aber politisch kann ich mich nicht an irgend einen "Fehltritt" erinnern. Bei der Guillaume-Affäre übernahm er sofort die Verantwortung und trat zurück (auch wenn im Nachhinein noch andere Gründe vermutet wurden). Das Beste an seiner Regierungszeit war für mich die Annäherung an die DDR und sein Besuch dorthin mit dem triumphalen Empfang durch die Bevölkerung. Ab dieser Zeit war die DDR nicht nur mehr "Ostzone".

Clara

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JuergenS
JuergenS
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Re: Willy Brandt
geschrieben von JuergenS
So wie Adenauer zu seiner Zeit für uns ein Glücksfall war, so traf das auch für Brandt zu.
Sogar für Kohl, wenngleich viele sagen, die Vereinigung jeder beliebige Kanzler hinbekommen hätte.
Warum soll DEutschland nicht auch mal Glück haben nach so einem Fehlgriff, genannt Hitler.
olga64
olga64
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Re: Willy Brandt
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 18.12.2013, 14:32:24
Willi Brandt fiel nicht vom Himmel - er wurde demokratisch gewählt (insbesondere von der damaligen Jugend - also auch von uns). Dies war so relativ kurz nach dem Krieg ja damals noch nicht selbstverständlich.
Verachtet habe ich Adenauer und Strauss dafür, dass sie ihm zum Vorwurf machten, ein uneheliches Kind zu sein und seine Emigration als junger Mann, um den blutrünstigen und verbrecherischen Nazis auszukommen.
Verachtet habe ich auch am Tage seines Rücktritts Herrn Wehner, wie dieser - so sah ich es damals - scheinheilig mit Blumenstrauss ihm zurief: Willi, wir lieben Dich doch alle (später machte dies in ähnlicher Form Herr Mielke,der damit das von ihm schikanierte Volk der DDR meinte).
Verachtet habe ich auch Herrn Genscher, damals Innenminister. Es war bereits ein Jahr bekannt, dass Herr Guilleaume als Spion im Kanzleramt aktiv war - Genscher liess es zu, dass es noch länger dauerte und dann zum Rücktritt von Willi Brandt führte. Genscher hätte zurücktreten müssen - aber er war ja bis heute immer durch seine Wendigkeit bekannt, wenn diese ihm selbst half.
Froh bin ich,dass einer von Willi Brandt`s Söhnen einer der besten deutschen Schauspieler wurde und mit zunehmendem Alter ihm mehr und mehr optisch ähnelt.
Heute wäre der Held meiner Jugend 100 Jahre alt - er war der Grund dafür,dass ich damals in die SPD eintrat (u.a. wegen seines Kniefalles in Warschau) - er war auch der Grund,dass ich wieder austrat (z.a. wegen des Radikalen-Erlasses). Olga
Petetra
Petetra
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Re: Willy Brandt
geschrieben von Petetra
als Antwort auf JuergenS vom 18.12.2013, 14:32:24
Nicht weil´s Viele sagen, aber den Oggersheimer würde ich in diese „Galerie“ nicht einreihen.
Die beiden Anderen, Adenauer und Brandt, waren tatsächlich Persönlichkeiten im Wortsinn, die für persönliche Fehler persönlich einstanden, pragmatisch und human führten und dessen Bestreben dem Volk galt. Das nimmt ihnen Niemand! Was wäre Deutschland ohne sie?

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Gambler
Gambler
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Re: Willy Brandt
geschrieben von Gambler
100 Jahre Willy Brandt. Willy Brandt hat es mir nicht leicht gemacht mich mit dieser Partei zu vertragen. Natürlich bin ich seinetwegen in die SPD eingetreten, da war ich ja nur einer unter Tausenden. Aber SPD Wähler war ich schon immer gewesen, das war ich meinem Großvater schuldig der für die Partei ins KZ gegangen ist. In die Partei bin ich eingetreten wegen der Hetze gegen Willy Brandt. Wegen der Infamie eines Adenauer, der Hass Tiraden eines Strauß. Eine Heimat habe ich in der Partei trotzdem nicht gefunden, habe Plakate geklebt und bin zu allen Versammlungen gegangen, nach einem schweren Arbeitstag bis Mitternacht in einer Kneipe gehockt und Menschen erlebt die in der Partei waren weil es ihrem persönlichen Vorteil diente. Menschen die in der Firma aufstiegen weil sie in der Partei waren. Menschen die spät abends in den besagten Kneipen nach Lütt un Lütt ein ganz anderes Gesicht zeigten. Dann kam Willy nicht immer gut weg. Dann kamen die Notstandsgesetze und die SPD stimmte zu. Vorher war ich mit ein paar Freunden aus dem Ortsverein nach Bonn gefahren um an einer großen Demo teilzunehmen. Als das dann raus kam war mein Ruf völlig ruiniert. Außer Plakate kleben blieb mir kein Tätigungsfeld in der Partei. Bin immer noch dabei geblieben, auch als Klose als Bürgermeister zurücktreten musste weil er gegen Brokdorf war. Habe den Hamburger Kessel und die Hafenstraße mit Wut im Bauch erduldet Und trotzdem habe ich den letzten Schritt immer noch nicht getan, habe Helmut Schmidt ertragen und seinen Doppelbeschluss und gleichzeitig mit Ida Ehre auf dem Heiligengeist Feld demonstriert aber diesen Schritt habe ich erst gemacht als Voscherau das eindeutige Wählerverlangen nach Rot / Grün in Hamburg mißachtet hat und mit der Stattpartei koaliert hat. Das war 1993, nach zwanzig Jahren Zugehörigkeit, war ja fast Hörigkeit. Aber diesen Impuls und das Gefühl, den ich bei Willy Brandt hatte, dazu zu gehören, nein den habe ich nie mehr gespürt. Schade eigentlich. Gambler
olga64
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Re: Willy Brandt
geschrieben von olga64
als Antwort auf Petetra vom 18.12.2013, 15:16:59
ADenauer und Brandt in einem Atemzuge auf eine Linie zu stellen - ich würde es nie tun. Der Abgang eines uralten Herrn Adenauer und seine Spielchen mit Erhard, um doch nochmals Kanzler zu werden und später dann Bundespräsident, als er merkte, die klappt nicht mehr, ist historisch doch zu unterschiedlich zu Brandt, der zu früh wegen dieser Guilleaume-Affäre zurückgetreten ist. Ich sehe sie heute noch vor mir, die Fackelzüge junger Menschen, die Brandt von seinem Vorhaben abbringen wollten - bei Adenauer hätte dies sicher keiner getan - wir waren ja auch noch fast Kinder als dieser Rheinländer kein Ende finden konnte. Olga
pippa
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Re: Willy Brandt
geschrieben von pippa
als Antwort auf olga64 vom 18.12.2013, 15:47:08
Ja, olga, auch ich habe Adenauer wegen seiner ekelhaften Häme regelrecht verabscheut.
Außerdem ist ja auch hinlänglich bekannt, dass er für den Osten keinerlei Interesse hatte.
Seine Bemühungen, den Osten mit der BRD zu vereinigen, waren sehr bescheiden.
Ihn mit Willy Brandt auf eine Ebene zu stellen, finde auch ich eher abartig.

Auch ich bin damals in die SPD eingetreten, wieder eingetreten, denn mit 22 Jahren war ich ausgetreten (worden).

Ausgetreten bin ich dann aber erst wieder nach der ersten Gesundheitsreform.

@ Gambler
Deine Qualen kann ich gut nachvollziehen, mir ist es ja ähnlich gegangen.

Obwohl ich nun schon lange kein Mitglied mehr bin und diese Partei auch nicht mehr wähle, leide ich doch sehr darunter, dass alles das, wofür meine Vorfahren große Opfer brachten, nun so langsam von der Bildfläche verschwindet.

Pippa
olga64
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Re: Willy Brandt
geschrieben von olga64
als Antwort auf pippa vom 18.12.2013, 16:43:13
Ich erinnere mich noch gut an die Sitzungen in der SPD in irgendwelchen Hinterzimmern von Münchner Kneipen (in München spielt diese Partei nie eine grosse Rolle, auch aufgrund einiger sehr schlechter Protagonisten). DA wurden dann Ämter vergeben: obwohl ich erst zwei Tage dabei war, war ich schon Pressesprecherin. Anfangs war ich noch sehr engagiert und verfasste Artikel neben meinem Fulltime-Job, die dann all
Als ich seinerzeit einen Aufkleber am Auto mit "Willi wählen" anbrachte, verbot mir mein Chef, auf dem Firmenparkplatz zu parken, was für mich jeden Morgen eine lange Suche bedeutete. Auch den Anstecker "Willi wählen" konnte ich nur tragen, in dem ich bereit war, mich Beschimpfungen auf der Strasse auszusetzen - aber ich war ja schon immer eine recht mutige Frau und habe dies auch durchgezogen.
Wie sich die SPD entwickelte, liegt auch am Lauf der Zeit. ES ist gut,dass sie sich allmählich mehr zur Mitte orientiert, denn dort werden Wahlen gewonnen und nicht an irgendwelchen Rändern. DAs muss die SPD und ihre jüngeren Macher unbedingt so machen, sonst landet sie mal auf Höhe der Linken und darum wäre es doch schade.
Es nützt auch bei politischen Parteien nichts, in Nostalgie zu verharren, wenn sich die äusseren Umstände so gravierend verändert haben. Olga

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