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Innenpolitik Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?

luchs35
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Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von luchs35

Schon wieder wurde ein preisgekrönter Journalist beim "Flunkern" erwischt.  "Spiegel", "Süddeutsche Zeitung" und "Zeit" und andere dürfen sich langsam fragen, wie oft sie noch dieses   "Realitätsverständnis"  in ihren Redaktionen tolerieren können, mit dem immer wieder Journalisten bezw. Reporter ihre Berichte verschönern und dafür auch noch preisgekrönt werden?
Nun hat es den angesehenen und preisgekrönten Journalisten Dirk Gieselmann erwischt, der Leser/innen und Redaktionen an der Nase herumführte. Die Hauptfigur einer seiner Geschichten sollte fotogrfiert werden, aber es stellte sich heraus, dass es ihn nicht gab.
Der kürzlich aufgeflogene Fall des "Spiegel" - Autors Claas Relotius , ebenfalls preisgekrönt,  schien in den Chefredaktionen nicht zur Vorsicht gemahnt zu haben. 

Journalisten, genauer gesagt die Königsdisziplin Reporter, wählen immer öfter ein sogenanntes "schöpferisches Gestalten" ihrer Berichte, was der Leserschaft zwar eine gewisse Spannung beim Lesen verschafft - mit steigenden Abonnentenzahlen wohlverstanden - aber sich dann doch als geschönte und oft an den Haaren herbeigezogene Flunkerei oder auch handfeste Lügen herausstellt. 
Dabei waren die erwischten Reporter Relotius und Gieselmann  schon in jungen Jahren auf einem Erfolgsweg mit hohen Auszeichnungen für ihre  Reportagen . Wann schon bekommt ein normaler Pressemitarbeiter  eine Auszeichnung für einen guten Leitartikel oder eine Kolumne ? 

Das mag mit ein Grund sein, dass die Sparte Reportage einen höheren Anziehungspunkt hat. Es ist ja zu verführerisch von etwas zu berichten, das schwer nachzuprüfen ist wie beispielsweie aus Kriegs- oder Katastrophengebieten. Kinderelend ist dabei ein bevorzugtes Gebiet, wenn der Reporter dabei natürlich auch noch seine rettende Hand im Spiel hat. 
Dabei wird beim Leser oder Leserin ein sogenanntes Kopfkino erzeugt, das mitreißt. 
Und gerade dieses Kopfkino ist bei den Großmedien wie "Stern" , "Spiegel", "Zeit" , Süddeutsche" etc. sehr offenbar beliebt, um beim Leser/in "anzukommen". Der Frage müssen sie sich nach dem neuen Fall stellen! 
 
Relotius und Gieselmann sind nur die jüngst bekannten Reportageschwindler , aber schon der berühmte Egon Erwin Kisch  schmückte seine Reportagen mit erfundenen Details aus, aber immerhin tat er dies im Dienste der im nahestehenden kommunistischen Weltrevolution. Aber da ist es dann eine Art "künstlerische Freiheit ", die aber kaum dem Leser bekannt gemacht wird.  

Luchs35


  

 
 

RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 21.03.2019, 19:14:36

...da schn eidest Du etwas an, was auch mir schon lange Zeit völlig gegen den Strich geht.
Der Pressekodex scheint für viele keine Gültigkeit mehr zu haben und spätestens, seitdem Nachrichten wie Werbung und Werbung wie journalistische Nachrichten üblich geworden sind und Klick- bzw. Verkaufszahlen wichtiger sind als Wahrhaftigkeit, kann man eigentlich kaum noch etwas glauben und muss tatsächlich jeden Nachricht per Kreuzdiagnose auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Es ist gesellschaftsfähig geworden, die Unwahrheit zu schreiben - das fängt beim kleinen Schreiberling der Lokalpresse an und endet im Weissen Haus ...

dutchweepee
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von dutchweepee

Die "Flunkergrenzen" beginnen bei den Haupt-Werbe-Kunden: "Wess´ Brot ich ess, dess Lied ich sing". Keine große (und schon gar keine kleine) Zeitung ermittelt gegen ihre wichtigsten Inserenten.

Die wirtschaftlichen Interessen eines Verlags sind essenziell ...Da wird zwar nicht direkt gelogen und verdreht (das trauen sich die großen Blätter nur bei Russen) aber es werden negative Meldungen und Meinungen redaktionell einfach ausgeblendet und nicht veröffentlicht. Wer die Band bezahlt, bestimmt die Musik.

Übrigens: Auch bei den öffentlich-rechtlichen Medien wird (nachweislich und beweisbar) weggelassen, verschwiegen und geschummelt, die eigentlich keinen kommerziellen Hintergrund haben sollten. Aber das liegt wohl an den Parteien im Medienbeirat. Wieso haben eigentlich die größten "Religionsgruppen" Deutschlands in den Medienbeiräten keine Stimme? ...die Atheisten und Agnostiker?


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Mitglied_81b4260
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 21.03.2019, 19:14:36

"Journalisten, genauer gesagt die Königsdisziplin Reporter, wählen immer öfter ein sogenanntes "schöpferisches Gestalten" ihrer Berichte, was der Leserschaft zwar eine gewisse Spannung beim Lesen verschafft - mit steigenden Abonnentenzahlen wohlverstanden - aber sich dann doch als geschönte und oft an den Haaren herbeigezogene Flunkerei oder auch handfeste Lügen herausstellt. "(geschrieben von Luchs)

Dazu kommt noch, dass diese Art lebendige,den Leser fesselnde "Reportagen" zu schreiben,auf Journalistenschulen gefördert wird.

Auch gibt es dann die abnehmenden Chefredakteure, die selbst fragwürdige Ergänzungen machen...(gerne bei  den Freien Journalisten, den E-lancern)...bzw ganz offen für die kreative Zusammenlegung der Äußerungen verschiedener (realer?)Interviewpartner eintreten.

Es gibt schon Gründe,warum die Medienbranche ihr Ansehen verliert.

 

schorsch
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 21.03.2019, 19:14:36

Wäre Karl May nicht im Gefängnis gesessen, als er seine Geschichten schrieb, wäre er wohl Spiegel-Reporter geworden!

schorsch
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von schorsch

Mal ehrliche Frage an Alle: Würden wir denn noch eine Zeitung abonnieren wollen, wenn sie nur noch aus 2 Bogen Wahrheit bestehen würde?


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luchs35
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf schorsch vom 22.03.2019, 09:31:10

Ja, würden wohl die meisten Leser, denn auch  ungefälschte  Berichte sind interessant..Luchs

luchs35
luchs35
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.03.2019, 09:13:38

Nein, Mart, das möchte ich so nicht stehen lassen, denn ich habe die Journalistenschulen hinter mir, und da wird durchaus gelehrt, wie man fesselnd schreibt, aber absolut nicht, dass man Wahrheiten verdreht oder durch herbeigezogenen Fantasieprodukte (Lügen) interessant macht. Wenn Journalisten lügen, um ihre Berichte spannend zu machen, gehören sie eben zu jenen, die den Ruf von gut arbeitenden Journalisten und Reportern untergraben. Und diese gibt es - und zwar in der Mehrzahl! 

Luchs35

werner777
werner777
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von werner777

Und Ihr steht noch nicht in der Ecke der Populisten? Nein, die Medien sind heilig und unantastbar, ähnlich der katholischen Kirche. Und wer das anzweifelt wird sofort registriert, aber sofort. Und wehe Ihr benützt Wörter wie Lügenpresse. Kam hier zwar noch nicht vor, aber in welchen Sumpf bin ich nur hineingeraten? Merkt Ihr nicht wie hier gespielt wird? Was uns vorgegaukelt wird? Nur weil Rechtsradikale diese Argumente benutzen werden gemäßigte Kritiker schnell in die gleiche Ecke gestellt. Oder sagt man selbe Ecke? Ich lerne das nie. Es scheint wirklich wie in der katholischen Kirche zu sein. Obwohl die Organisation grottenschlecht ist, gibt es doch die paar Guten.
Und bezüglich Mehrzahl...Es sind halt die schwarzen Schafe, die Schlagzeilen gemacht haben und jetzt selbst machen. Und wir sehen ja nur die Spitze des Eisbergs.

 
olga64
olga64
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RE: Wo beginnen und enden Flunkergrenzen für die Presse?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 21.03.2019, 19:14:36

Als lebenslange KOnsumentin der Print-Medien (und auch entsprechender  TV-Sendungen usw.) ist mir als journalistischer Laiin schon lange klar, dass auch die Wahrheit interpretierbar ist, will heissen, die 100%ige Wahrheit gibt es nicht.
So ist das wohl beim Journalisten als auch beim Konsumenten, also LeserIn wie ich es bin.
Viele der heutigen Reporter und Journalisten arbeiten freiberuflich; sie bieten ihre ARtikel den Medien an und wenn dann ein besonders brisantes Thema angeboten wird, besteht die Gefahr, dass die "Kunden" nicht mehr so genau prüfen, bzw. auch in z.B. Kriegsgebieten selbst recherchieren können, weil keiner mehr Ort ist.
Aber meine Beobachtung ist auch ,dass seit dem Erstarken der sog. asozialen Medien (Fakebook, Twitter usw.) das alles schlimmer wird, weil ein ungeheuerlicher Run jeweils auf die neueste Nachricht besteht und wir wissen ja alle, dass es nichts Uninteressanteres gibt als die Zeitung von gestern.
Die meisten von uns wollen das ja so und übertrumpfen sich auch gegenseitig, was sie alles schon wissen, bevor es bei anderen angekommen ist und dann wird auch aus diesen Kreisen die ursprüngliche Nachricht oder VEröffentlichung oft bis zur Unkenntlichkeit verwässert oder verstümmelt.
Ein Ziel ist es ja von diesen Netz-Veröffentlichungen, die empörte Volksmasse immer am Köcheln zu halten, also ihren Erregungszustand nicht abklingen zu lassen. Mit einer evtl. drögen WAhrheit ist dies meist nicht zu schaffen bei dieser Klientel.

Allerdings sehe ich es immer noch positiv, dass in unseren demokratischen Staaten die Presse angezweifelt werden darf und auch berichtigen muss, wenn es zu eklatant wurde. In der Türkei, Polen, Russland und vielen anderen Ländern haben die Konsumenten diese Freiheit schon lange nicht mehr. Ein gutes Zeichen für diese Einseitigkeit sind z.B. Russia Today, die gezielt unsere Politik und unseren Medien mit falschen Nachrichten unterlaufen wollen.  Da nützt es dann auch nicht mehr, wenn seriöse Medien die Tatsachen schildern, weil die FAkes längst bei einem gewissen Kreis eingesickert sind.
Ich finde es nach wie vor respektlos bis dümmlich,wenn unsere Medien als Lügenpresse beleidgt werden, auch h deshalb, weil dies meist Menschen machen, denen ich gar nicht zutraue, regelmässig seriöse Medien zu konsumieren. Die grölen und plappern halt das nach, was die Masse so macht. SEriöse Medien verachten diese Leute schon deshalb, weil die meist nicht das schreiben, was diese Leute sich wünschen.  Olga


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