Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?

Innenpolitik Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?

olga64
olga64
Mitglied

Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von olga64

Ich bin keine ausgeprägte Patriotin,denke aber in den letzten Tagen oft darüber nach, wenn ich die mutigen und heldenhaften UkrainerInnen erlebe,die sich gegen die militärische Grossmacht oft mit vermutlich nicht ausreichenden militärischem Equipment und Anzahl an Soldaten usw. erheben und dagegen kämpfen, nicht in einem Putin-Russland leben zu müssen.
Wären wir dazu auch bereit, wenn wir das gleiche Schicksal erleiden müssten und trotz Nato-Beistandspflicht auch wir selbst gefragt wären, für unseren Schutz zu sorgen?
Oder würden wir auch dann noch denken, dass dies "alles Sache der Politik" sei,die wir gerne als unfähig usw. mit verbaler Häme überschütten?
Wären wir auch bereit, innerhalb kürzester Zeit mit nur einem kleinen Gepäckstück unser Land zu verlassen,wenn wir nur damit unser Leben und das uns nahestehenden Menschen evtl. retten könnten und um  einer ungewissen Zukunft irgendwo anders bitten müssten? Auf Hilfe angewiesen wären, die wir hoffentlich erhalten könnten?
Wer würde uns spontan helfen wollen und können? Auch wenn es nicht möglich wäre,diese durch unsere oft angewandte, deutsche Scheckbuch-Diplomatie zu vergüten?
Es würde mich interessieren, ob auch andere Menschen solche Gedanken haben.
Wir sind eine friedensgewohnte und auch -verwöhnte deutsche Gesellschaft und dürften es vermutlich noch schwerer haben, mit solchen auf uns einstürzenden Situationen umzugehen als Nationen und Menschen, denen es nie so gut ging wie uns. Olga

barbarakary
barbarakary
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf olga64 vom 08.03.2022, 16:25:59

Ja, diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht. Nicht erst bei diesem milit. Konflikt, auch schon bei den diversen Flutkatastrophen - die Elbe ist nicht weit weg, auch wir könnten gefährdet sein.

Um Bomben zu entgehen, würde ich wohl auch in die Ungewissheit fliehen. Hilfsbereite Menschen gibt es in Notfällen zum Glück immer, habe ich den Eindruck. 

Ich bewundere den Mut der UkrainerInnen, sich mit allen Mitteln zu wehren. Mein Sohn als Friedensaktivist weiß in diesem Konflikt allerdings auch keine sinnvolle Antwort...

Mein Vater hat im 2. Weltkrieg in Charkow/Charkiw gekämpft - es gibt Aufzeichnungen und Fotos aus dieser Zeit. Das berührte mich sehr, als ich sah, wie diese Gegend nun wieder beschossen wird...

Jeder Mensch hat das Recht, friedlich leben zu können dort, wo er zuhause ist - Vater- Mutterland spielt für mich da die geringere Rolle. Wir sind inzwischen so global, dass es in jedem Land viele 'ausländische' Bewohner gibt - sie alle wollen Frieden!

LG barbarakary

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von Der-Waldler

Liebe Olga,

ich würde mein "Vatertand" bzw. "Mutterland" nicht verteidigen, jedenfalls nicht mit Waffen. Ich habe bereits 1970 den Wehrdienst verweigert, und an dieser Einstellung hat sich bei mir nichts geändert.

Aber davon abgesehen: ich halte keinen Krieg der Gegenwart für gewinnbar. Kriege fordern NUR Opfer. Die Waffen sind so alles-vernichtend, dass jeder Krieg von vornherein verloren ist, es sei denn, man ist bereit, große Teile der Bevölkerung zu opfern. Und dann ist ein gewonnener Krieg kein Sieg und sinnlos, denn der Hass der Überlebenden und ihr Leid wird wieder Hass erzeugen, und sich in weiteren Kriegen bahnbrechen.

Ich bewundere bis heute Bertolt Brecht unter anderem auch dafür, dass er im ersten Weltkrieg in der Oberstufe in einem gestellten Aufsatzthema "Dulce et decorum est, pro Patria mori" einen leidenschaftlichen Antikriegsaufsatz schrieb, der darin gipfelte, dass er der Überzeugung sei, Sterben und Tod seien NIEMALS "süß und ehrenvoll", sondern grausame Verbrechen, egal von welcher Seite. Beinahe wäre er der Schule verwiesen worden; ich denke, sein einflussreicher Vater hatte das verhindert. Brechts Mut bewundere ich.

Man wird mir nun vielleicht Naivität vorwerfen. Soll man. Das ist mir persönlich lieber, als würde man mich Kriegstreiber oder Kriegshetzer nennen müssen.

Einen schönen Abend wünscht Ihnen

Der Waldler
 


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Via
Via
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von Via

Verteidigen? – Nein!
Fliehen? Im Ernstfall stellt sich die Frage doch gar nicht.

Natürlich würde ich dem Überlebensinstinkt folgen und versuchen, mich und so viele mir nahestehende Menschen wie irgend möglich, in Sicherheit zu bringen.
Aufbrechen und hoffen, hinaus zu gelangen.

Glücklich, wer internationale Kontakte in sicheren Ländern hat, die bereit sind zu helfen.
VG - Via

olga64
olga64
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Via vom 08.03.2022, 17:25:04
Verteidigen? – Nein!
Fliehen? Im Ernstfall stellt sich die Frage doch gar nicht.

Natürlich würde ich dem Überlebensinstinkt folgen und versuchen, mich und so viele mir nahestehende Menschen wie irgend möglich, in Sicherheit zu bringen.
Aufbrechen und hoffen, hinaus zu gelangen.

Glücklich, wer internationale Kontakte in sicheren Ländern hat, die bereit sind zu helfen.
VG - Via
geschrieben von Via
Via - ganz verstehe ich Ihren Beitrag nicht.
Also im Ernstfall nicht fliehen - aber sich in Sicherheit bringen ,was ich schon auch als Flucht ansehe.
Und ob die internationalen Kontakte in sicheren Ländern dann auch bestehen, denn welches Land in Europa wäre bei einem 3. Weltkrieg, evtl. mit atomarer Waffenunterstützung, dann eigentlich noch sicher?

Mein Freund und ich sprachen darüber und würden hier für uns nur die USA als solch sicheres Fluchtland einschätzen. Wir haben beide eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis, viele Freunde und Kontakte, die uns auch aufnehmen würden.
Aber - wann wäre der empfehlenswerte Zeitpunkt, diese hoffentlich gute geplante Flucht dann anzutreten? Irgendwann würden keine Flugzeuge mehr fliegen.
Dann können wir uns hier in unserer Generation wohl nur noch damit trösten,dass wir beneidenswert friedliches und gutes Leben führen konnten - vielleicht kann auch das helfen,d ie Kehrseite dann besser zu ertragen.
Olga
Bias
Bias
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von Bias
Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?

So ändern sich die Zeiten.
Die gleiche Frage gestern gestellt, hätte den Fragesteller dem härtesten Verdacht ausgesetzt.
Galt es gestern noch einzig zum Grundgesetzes zu stehen, wenn es um Deutschland ging, scheinen heute neue Töne sagbar, neue Fragen fragbar.

Da kommt Arbeit auf die Politik und die Medienschaffenden zu, scheint mir.
Unsagbar - wird am Ende gar Ernst Moritz Arndt neu entdeckt?

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Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf olga64 vom 08.03.2022, 17:32:22

Dann können wir uns hier in unserer Generation wohl nur noch damit trösten,dass wir beneidenswert friedliches und gutes Leben führen konnten - vielleicht kann auch das helfen,d ie Kehrseite dann besser zu ertragen.
Olga

Und ganz offen, liebe Olga, in der Hoffnung, dass Sie das nicht schockiert, aber meine Frau und ich würden auch nicht zögern, unserem Leben ein Ende zu bereiten, wenn gewisse Fälle eintreten. Das ist für uns seit vielen Jahren eine Option für den Fall des Falles, obwohl wir unsagbar gern leben.

LG

DW

 
RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Wer ist mit WIR gemeint? Wir Alten, die wir froh sein müssen, morgens noch aufrecht das Bett verlassen zu können? Ich glaube, mit uns wären nicht mehr viele Blumentöpfe zu gewinnen.
Das müssten schon die Jüngeren übernehmen. Und da gäbe es sicher einige, die ihre Heimat verteidigen würden.

Was würde ich tun? Nichts anderes, als das, was ich jeden Tag tue: Mich um meinen Mann kümmern. Flucht käme nicht in Frage, es gäbe keinen Ort, den wir aufsuchen könnten. Und wie auch. Wenn es zum Ärgsten käme, hätten wir wahrscheinlich nur noch die Füße zur Verfügung. Das ginge sowieso nicht.

Aber echt mal, darüber will ich mir keine Gedanken machen. Wenn es zum III. WK käme, würden die Atombomben sprechen. Und da könnte man nur hoffen, dass man ganz in der Nähe eines Einschlags ist, damit gleich alles vorbei ist.

Simiya
Via
Via
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von Via
als Antwort auf olga64 vom 08.03.2022, 17:32:22
Verteidigen? – Nein!
Fliehen? Im Ernstfall stellt sich die Frage doch gar nicht.

Natürlich würde ich dem Überlebensinstinkt folgen und versuchen, mich und so viele mir nahestehende Menschen wie irgend möglich, in Sicherheit zu bringen.
Aufbrechen und hoffen, hinaus zu gelangen.

Glücklich, wer internationale Kontakte in sicheren Ländern hat, die bereit sind zu helfen.
VG - Via
geschrieben von Via
Via - ganz verstehe ich Ihren Beitrag nicht.
Also im Ernstfall nicht fliehen - aber sich in Sicherheit bringen ,was ich schon auch als Flucht ansehe.
Und ob die internationalen Kontakte in sicheren Ländern dann auch bestehen, denn welches Land in Europa wäre bei einem 3. Weltkrieg, evtl. mit atomarer Waffenunterstützung, dann eigentlich noch sicher?

Mein Freund und ich sprachen darüber und würden hier für uns nur die USA als solch sicheres Fluchtland einschätzen. Wir haben beide eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis, viele Freunde und Kontakte, die uns auch aufnehmen würden.
Aber - wann wäre der empfehlenswerte Zeitpunkt, diese hoffentlich gute geplante Flucht dann anzutreten? Irgendwann würden keine Flugzeuge mehr fliegen.
Dann können wir uns hier in unserer Generation wohl nur noch damit trösten,dass wir beneidenswert friedliches und gutes Leben führen konnten - vielleicht kann auch das helfen,d ie Kehrseite dann besser zu ertragen.
Olga
Ein offensichtliches Missverständnis - Im Ernstfall selbstverständlich fliehen.
Für mich kämen Australien oder Neuseeland in Betracht wegen verwandtschaftlicher Beziehungen.
Ja, den "richtigen" Zeitpunkt zu finden, könnte problematisch werden.

Bei Einsatz atomarer Waffen sehe ich allerdings schwarz. Da bleibt uns wirklich nur noch, uns für das gute gelebte Leben zu bedanken ...
VG -Via
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Würden wir unser deutsches Vater-/Mutterland verteidigen?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bias vom 08.03.2022, 17:35:59

Unsagbar - wird am Ende gar Ernst Moritz Arndt neu entdeckt?
geschrieben von Bias

Magst Du das kurz erklären? Ich kenne mich mit EMA nicht aus...

LG

DW

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