Innenpolitik Wüst oder Merz

olga64
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von olga64

Die CDU hat soeben ihren Parteitag in Hannover beendet - es klingt ja wie ein guter Witz, wenn ein 66-jähriger Parteivorsitzender, Herr Friedrich Merz, dort versuchte,die Partei jünger und weiblicher zu machen. Beides gelang nicht so richtig, wie man an den Einsprüchen gerade jüngerer Frauen erkennen konnte.
Jetzt wurde für eine Frau eine neue Position geschaffen: stellvertretende Generalsekretärin - und mit einer jüngeren Frau besetzt,die sich dann die Arbeit mit dem Generalsekretär Czaja teilen soll.

Bei der nächsten Bundestagswahl wäre Herr Merz 70 Jahre alt - dies scheint ihn aus heutiger Sicht nicht daran zu hindern, sich wohl schon bald als Kandidat für dieses Amt in den Ring zu begeben.
Geeignete Frauen sind nicht erkennbar oder jemand,der die CDU-Interna nicht so gut beherrscht, kennt sie nicht.
ABer was wäre eigentlich mit Frau von der Leyen? Diese hochintelligente Frau mit sehr beeindruckender, politischer Laufbahn ist doch auch CDU-Mitglied und auch noch etwas jünger als Herr Merz? Olga

werderanerin
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 12.09.2022, 17:36:47

Ich habe zu wenig vom CDU-Parteitag gesehen, als dass ich mir ein eindeutiges und umfassendes Bild machen könnte..., weiß aber, dass die Rede von Herrn Merz als die beste seit vielen Jahren galt und sie klang auch so, zumindest, was man ausschnittsweise hören und sehen konnte.

Der erste Präsenzparteitag nach drei Jahren war schon etwas Besonderes, Herr Merz schwor die Delegierten auf die Oppositionsrolle ein. Herr Söder betonte ebenfalls die gute Zusammenarbeit zwischen CDU/CSU - nun ja, es war natürlich viel Polemik dabei..., das alles wissen auch die eigenen Leutchen.
Herr Merz muss liefern und Söder täte gut daran, mitzuziehen, was er wohl auch tun wird, schließlich steht eine wichtige Landtagswahl in Bayern 2023 an.

Die selbst auferlegte "Frauenquote" ist umstritten, vor allem eben auch bei jüngeren Frauen, sie wollen keine "Quotenfrauen" sein. Man, wird sehen.

Ich persönlich sehe es nicht als "Hindernis", einen 66ig Jährigen als Vorsitzenden zu haben, zumal Merz ziemlich fit aussieht und es wohl auch ist und eh kein anderer Kandidat oder Kandidatin weit und breit zu sehen ist. Frau von der Leyen sehe ich persönlich weiterhin an der EU-Spitze!

Was mir gefällt, Herr Merz hat ganz anderen Schwung und Rhetorik als Kanzler Scholz, weiß genau, wie er was sagen muss, um die Menschen mitzureißen, braucht sich nicht zu verstecken.  Inwieweit Herr Wüst Boden gut machen kann...abwarten.

Seine Rede überzeugte die Delegierten, nun muss man abwarten, was wirklich "hinten" ganz konkret rauskommt und inwieweit die Oppositionsrolle der CDU/CSU gut tun wird. Die Umfragewerte jedenfalls steigen stetig, was erstmal nichts Besonderes ist.

Kristine

 

olga64
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 12.09.2022, 17:59:43

WErderanerin, ich freue mich aktuell sehr darüber, dass endlich jüngere Menschen die Politik mitgestalten und es wäre für mich ein ungeheurer Rückschritt, wenn ein dann 70-jähriger Kanzler würde.
Die CDU/CSU steigt zwar wieder in den Umfragen - aber was sind ca 27% bei einer Partei, die es gewohnt war, mehr als 40%einzufahren?
Die Quotenfrage bei Frauen fand ich immer schon schwierig - auch ich gehöre zu den Frauen,die das Leistungsprinzip, unabhängig vom Geschlecht ,favorisieren und immer so gelebt haben.
Aber ich habe auch eingesehen, dass es aufgrund der immer noch bestehenden Übermacht gerade älterer Männer für jüngere Frauen nicht möglich ist, nach oben zu kommen, wenn diese sie nicht freiwillig lassen.
Aber die jetzige Regelung bei der CDU,die mit viel Kampf zustandekam, gibt es nur auf Probe und wird in einigen Jahren wieder überprüft.
DAnn hat die CDU sich auch entschlossen, ein sog. Gesellschaftsjahr für junge Menschen zur Pflicht zu machen. Das kann sie auch gut - derzeit regiert sie nicht und muss es nicht in die Tat umsetzen.

Persönlich rege ich mich nicht so sehr über die CDU auf, weil ich sie gar nicht wählen kann.
Für mich wird nächstes Jahr spannend, wenn in Bayern wieder Wahlen sind und wieviel die CSU einfahren und mit wem sie evtl. dann koaliert. Olga


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werderanerin
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 12.09.2022, 18:45:28
Was Herr Merz wirklich geschafft hat, er hat dieser, stark schwächelnden Partei neuen Schwung auferlegt und ich stelle mir mal vor, dass das nicht einfach war, die über Jahre gewachsenen Strukturen langsam aufzubrechen, damit der alte Mief rausziehen kann. Auch eine Merz war Teil (!) dieses, alten Apparates aber er versucht es.

Das Frau Merkel damals die Kraft hatte, sich über Jahre den Männerriegen entgegenzustellen, das war wohl ziemlich einmalig. Leider aber hat Frau Merkel es nicht geschafft, die CDU in eine neue, ganz andere frauen, -und familienfreundlichere Richtung zu lenken, dafür war sie dann wohl doch zu schwach. Das hätte nämlich grundlegende Umstrukturierungen zur Folge haben müssen.

Eine starke Rede auf dem ersten, Präsenzparteitag reicht meiner Meinung nach nicht aus, kann und wird auch nur der Beginn eines Umgestaltungsprozesses sein können.
Da aber in der CDU, Frauen kaum eine Chance hatten, "aufzusteigen", wird es schwer werden, Nachwuchs anzuheuern und die legendäre "Quotenfrau" möchte doch niemand wirklich sein. Das klingt immer auch nach "ach die arme Kleene...". 

Um Frauen in Führungspositionen zu bringen und zu halten, müssen ganze Systeme verbessert werden, denn nach wie vor ist es nun mal so, dass die Frauen die Kinder bekommen. Familienfreundliche Arbeitszeiten mit allem Drum und Dran sind Grundlage, um überhaupt Neuerungen anzugehen, aber das scheint mir in Deutschland immer noch ein Wunschtraum zu sein. Da hilft auch keine Elternzeit, denn auch hier zeigt sich, dass die Männer zwar Zeit nehmen aber nicht mehr als 2 Monate im Durchschnitt. Eigentlich auch logisch..., denn sie sind nach wie vor die Besserverdienenden. Frauen bleiben wieder auf der Strecke.

Hier kann man nur auf jüngere Menschen hoffen, die dann auch ganz neuen Wind , mit anderen Gedankengängen hineinbringen werden.

Kristine
olga64
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 13.09.2022, 14:31:51

Das Frau Merkel damals die Kraft hatte, sich über Jahre den Männerriegen entgegenzustellen, das war wohl ziemlich einmalig. Leider aber hat Frau Merkel es nicht geschafft, die CDU in eine neue, ganz andere frauen, -und familienfreundlichere Richtung zu lenken, dafür war sie dann wohl doch zu schwach. Das hätte nämlich grundlegende Umstrukturierungen zur Folge haben müssen.


Um Frauen in Führungspositionen zu bringen und zu halten, müssen ganze Systeme verbessert werden, denn nach wie vor ist es nun mal so, dass die Frauen die Kinder bekommen.


Hier kann man nur auf jüngere Menschen hoffen, die dann auch ganz neuen Wind , mit anderen Gedankengängen hineinbringen werden.

Kristine
Frau Merkel hat der CDU ein anderes Gesicht gegeben und dies schuf viele neuer Wähler bei CDU/CSU,die vorher diese Parteien nie gewählt hätten (darunter viele Frauen).
Ich denke,die werden zukünftig nicht den oldfashioned Merz wählen, was auch ein Grund dafür ist, dass die Umfragewerte der CDU zwar wieder steigen (weil die Menschen die Ampelregierung anscheinend immer unfähiger empfinden), aber nicht in die Nähe von 40% und mehr, wie sie die CDU lange Zeit gewöhnt war.

Und es stimmt auch nicht ,dass Frau Merkel Frauen keine Chance gab: ich erinnere an Frau von der Leyen (u.a. Mutter von 7Kindern); Frau Kramp-Karrenbauer (ebenfalls Mutter von Kindern), Frau Schavan und einige mehr. Es gab zu Zeiten von Frau Merkel jedenfalls mehr prominente Frauen in vorderster Reihe als jetzt unter Herrn Merz.

Auch die CSU dürfte sich nur knapp unter der 40%-Marke bewegen - aber immer noch der höchste Wert einer Partei, die zudem nur regional antritt.

Um Frauen in Führungspositionen zu bringen, braucht man zuerst mal Frauen,die dies wollen und sich zutrauen und nicht den einfacheren Weg über 450.-Euro Jobs und Teilzeit gehen - auch weil sie die Übernahme höherer Verantwortung scheuen und das grössere, auch zetliche, Engagement.
Das Risiko für solche Frauen ist gross: denn irgendwann sind Kinder erzogen, evtl. der Partner ausgezogen und sie selbst können auf viele Jahre zurückblicken, wo sie keine beruflichen Erfahrungen machten und nicht weitergekommen sind - auch nicht finanziell. Der direkte Weg in die Altersarmut ist bei vielen dieser so orientierten Frauen vorgezeichnet. Und das finde ich schade, da es viele Chancen gäbe, insbesondere bei einem so eklatanten FacharbeiterInnen-Mangel, wie wir in Deutschland diesen nun für viele Jahre haben werden. Olga

 
Tina1
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von Tina1

Eine interessante Sendung.
Tina

Markus Lanz vom 13.09.2022

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-13-september-2022-100.html


Zu Gast: Politiker Friedrich Merz, Ökonomin Karen Pittel und Journalist Robin Alexander

Friedrich Merz, Politiker
"Der CDU-Vorsitzende erläutert, wie er Deutschland durch die gegenwärtige Krise führen würde, wenn er Regierungschef wäre. Und er erklärt, wie er seine Partei in die Zukunft führen will. "



 

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werderanerin
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 13.09.2022, 17:34:41

Ich hatte mal gelesen, dass es durchaus viele, junge Frauen gibt, die den Gedanken hegen, in eine Führungsposition zu "klettern" aber eben an den ganz realen und praktischen "Steinen" scheitern, die ihnen nach wie vor in den Weg gelegt werden, liebe Olga.

Was nützt  etwas zu wollen..., wenn die Bedingungen und das Umfeld nicht stimmen. Man schaue nur mal in die skandinavischen Länder, wo Frauen viel mehr Führungsambitionen hegen und auch umsetzen. Das klappt aber nur deswegen, weil der Staat die Grundlagen geschaffen hat. Hinzu kommt, dass sogar männliche Chefs viel Wert darauf legen, dass man eben noch ein zweites Leben hat, nämlich in der Familie!

Gute Voraussetzungen, wie ich finde, nur die sehe ich in Deutschland einfach viel zu wenig, auch nicht perspektivisch. Es geht ja nicht nur um das "möchten", es geht darum, das Umfeld (kitafreundliche Zeiten, arbeitsfreundliche Zeiten, die selbst bestimmt werden können u.v.a.m.) zu etablieren, damit "Frau" überhaupt den Gedanken weiter denken kann. Und ich spreche hier insb. von den Frauen, die Kinder haben und sich einbringen möchten.

...ja, Frau von der Leyen hat einen "Sack" voller Kinder und hat auch erst dann Größeres angestrebt, als ihre Kinder in einem Alter waren, wo sie schon auch mal alleine sein konnten und wollten. Einen guten,  finanziellen und sicheren Hintergrund hatte sie ganz sicher auch. Also, gute Voraussetzungen, ohne Angst zu haben, alles nicht in die Reihe zu bekommen.

Als junge Mama jedenfalls hat man wenig bis keine Chancen!

Kristine

olga64
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RE: Wüst oder Merz
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 14.09.2022, 10:43:23

Frau von der Leyen war aber nicht "nur" sehr vielfache Mutter, sondern sie ist Volkswirtschaftlerin und auch promovierte Ärztin und natürlich jahrelange Politikern sowohl im Land Niedersachsen als auch im Bund und nun in Brüssel. Und das alles machte sie natürlich als die Kinder noch nicht aus dem Haus waren....

Ich bin der festen Meinung ,dass Biografien wie z.B. die von Frau Baerbock nicht möglich wären, hätte es solche Frauen wie von der Leyen und Merkel nicht gegeben. Sie machen jungen Frauen Mut, dass auch für diese alles möglich ist - wenn sie es denn nur wollen.

Schweden sollte man allmählich als Vorbild nicht mehr anführen; dort ist seit Jahren soviel in Bewegung und zwar nicht unbedingt in die richtige Richtung (ausserdem hat das Land gerade mal 10 Mio Einwohner und ein Vergleich mit Deutschland ist nicht unbedingt aussagekräftig).

Ich hatte selbst Mitarbeiterverantwortung für 12 junge Menschen. Wenn mir eine junge Frau bei der Bewerbung vorgejammert hätte, sie wüsste nicht ,wie sie Berufstätigkeit mit Familienplanung unter einen Hut bringen würde, hätte ich ihr vorgeschlagen, dieses Problem mit dem Vater ihres oder ihrer Kinder partnerschaftlich zu lösen und zwar so,d ass auch für sie, als Frau und Mutter, noch Möglichkeiten bleiben, um beruflich und auch als Mensch ihr Leben zu führen.

Das ist auch eine Sache des sich-Durchsetzens - wem das im eigenen Umfeld nicht gelingt, der oder die hätte auch Probleme im beruflichen, weil es dort dann immer welche gibt, die einfach besser sind und es besser machen. Olga


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