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Innenpolitik Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot

pschroed
pschroed
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Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von pschroed
als Antwort auf adam vom 04.05.2015, 08:56:40
Hallo Adam

Persönlich glaub ich auch nicht daß es zu solch einer radikalen Änderung kommen wird, (eher freiwillig) sehe es aber eher als ein Warnsignal für die Bürger der EU in Bezug der LINKE in Griechenland, die unter Umständen, welche diese Regierung vielleicht selbst nicht kennt am Zusammenbruch der EU arbeitet.
Das erste was passiert bei einem Eklat, ist das Abziehen des Bargeldes, wie gesagt ein Großteil des Cashvolumen wäre weg und der Weg zum Chaos in der EU wäre frei.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Es wird tatsächlich spannend

Phil.
adam
adam
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Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von adam
als Antwort auf pschroed vom 04.05.2015, 09:30:17
Hi Phil,

ich sehe es eher so, daß die Banken ihre Verantwortung für die deflationäre Entwicklung der Finanzen an die Wirtschaft und die Konsumenten weiter geben wollen.

Die Banken sind ihrer Aufgabe nicht nachgekommen, die Wirtschaft mit Geld zu versorgen, sondern haben in risikoträchtige Staatsanleihen investiert, von denen sie wußten, daß der Steuerzahler für ihr Risiko gerade stehen muß, um seine Währung zu retten. Statt nun nach vernünftiger Risikoprüfung, Geld an die Wirtschaft zu verleihen, wollen sie Geld durch Negativzinsen verdienen und um dies abzusichern, muß eine Flucht in Bargeldhortung verhindert werden. Allein der Gedanke ist eine Unverschämtheit und meines Erachtens ein Verstoß gegen die verfassungsmäßigen Freiheitsrechte der EU-Bürger.

Ich bin kein Verfassungsrechtler, sehe aber einen Verstoß gegen das Grundgesetz. Inwieweit das Verhalten der Banken mit EU-Recht kollidiert, muß herausgefunden werden. Jedenfalls tut Dragi mit der EZB alles, um gegen die deflationäre Entwicklung anzugehen, nur ziehen die Banken nicht mit, sondern wollen durch Nichtstun auch noch Geld verdienen. Die widersinnige Geschäftspolitik des Kasinokapitalismus findet so ihren Weg in die reale Wirtschaft. Das muß verhindert werden.

--

adam
Edita
Edita
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Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von Edita
als Antwort auf pschroed vom 04.05.2015, 09:30:17
Hallo Adam
Persönlich glaub ich auch nicht daß es zu solch einer radikalen Änderung kommen wird, (eher freiwillig) sehe es aber eher als ein Warnsignal für die Bürger der EU in Bezug der LINKE in Griechenland, die unter Umständen, welche diese Regierung vielleicht selbst nicht kennt am Zusammenbruch der EU arbeitet.
Das erste was passiert bei einem Eklat, ist das Abziehen des Bargeldes, wie gesagt ein Großteil des Cashvolumen wäre weg und der Weg zum Chaos in der EU wäre frei.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Es wird tatsächlich spannend
Phil.


Lieber Phil,
ich glaube nicht, daß man bei diesen Überlegungen nur die EU im Auge hat, hier geht es vielmehr um den globalen Finanzcrash, und daß die Lage sehr ernst ist, das zeigen diese Überlegungen doch sehr deutlich! Zitat Deutsche Wirtschafts Nachrichten:

" Wie ernst die Lage ist zeigt der Blick in die Zukunft, den die NZZ riskiert – wenngleich auch nur als theoretisches Gedankenspiel. Demnach müsste, um die aufkommende Finanzkrise in den Griff zu bekommen, der Negativzins auf bis zu 5 Prozent erhöht werden. Dies ist eine unvorstellbar hohe Zahl und würde, so die NZZ, zu einer massiven Flucht ins Bargeld führen. Wie sehr die Strafzinsen die Anlieger jetzt schon drücken, zeigte jüngst das Beispiel der Schweizer Pensionskassen. Sie haben im großen Stil ihr Geld von der Bank abgehoben und lagern es mittlerweile in Tresoren in bar, um der finanziellen Repression zu entgehen.

Um einen solchen globalen Bank-Run zu unterbinden, wäre die radikalste Methode das Verbot von Bargeld. Dies ist sowohl in der Schweiz als auch in den USA eher unwahrscheinlich, weil die Wirtschaftssysteme dort von einem gewissen Liberalismus geprägt sind. Die Tatsache, dass aber die Frage des Bargeldverbots im Kontext mit einer globalen Tagung unter Beteiligung der wichtigen Notenbanken der USA und der EZB diskutiert wird, zeigt, dass das Problem kein regionales Problem ist mit dem sich im speziellen die Schweizer oder die Deutschen herumschlagen müssen, sondern dass es sich offenbar um eine globale Entwicklung handelt, deren Folgen es in den Griff zu bekommen gilt.

Für die NZZ gilt unter der Annahme, dass der Negativzins in den kommenden Monaten tatsächlich noch dramatisch steigen dürfte, eine Variante als möglich – nämlich, dass die Vermögensbestände an Bargeld mit einer Steuer oder einer Gebühr im Umfang des Negativzinses belegt werden sollten. Diese Idee scheint jedoch ebenfalls schwer umzusetzen, weil sie letztlich darauf hinauslaufen würde, dass alle Banknoten jährlich gestempelt werden müssten – ein kaum zu kontrollierendes Unterfangen. "

Deutsche Wirtschafts Nachrichten


Edita

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adam
adam
Mitglied

Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von adam
als Antwort auf Edita vom 04.05.2015, 10:06:09
Edita,

ich halte weder einen Negativzins, noch die angesprochene Steuer oder Gebühr für machbar, weil die Kapitalfluch immens wäre und das Gegenteil von dem erreicht wird, was man sich erhofft. Da könnte man eher noch das Kasinokapital, das billionenfach um die Welt schwirrt für ungültig erklären. All das sind Möglichkeiten, den Euro schnell kaputt zu machen.

--

adam
Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 04.05.2015, 10:30:12
Ein Stück Wahrheit ist bei allem dran was diskutiert wird. Ich kann jetzt nicht für Deutschland sprechen, weil ich dort keine größeren Summen Bargeld von der Bank abhebe. Aber in Spanien ist es tatsächlich so, dass nur eine bestimmte Menge an Geld von der Bank abgehoben werden kann. Und das ist unterschiedlich von Bank zu Bank. Bei unserer Dorfbank, z.B., muss mindestens 2 Tage vorher angekündigt werden wenn ich eine Summe von mehr als 2000,00 Euro (mehr bedeutet auch schon 2300,00 Euro ) abheben möchte . Und es liegt dann im Ermessen des Sachbearbeiters ob das Geld zum gewünschten Termin zur Verfügung steht. Die Bankmitarbeiter sind da sehr phantasievoll in ihren Ausreden.
Ich meine aber auch, dass man in Deutschland nicht ohne weiteres großen Summen von seinem Geld abheben kann.
Ich gehe schon davon aus dass es zu Änderungen im Bargeldverkehr kommen wird und diese werden wahrscheinlich nicht zugunsten des Ottonormalverbrauchers sein.
Bruny
justus39
justus39
Mitglied

Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.05.2015, 10:43:48
Ich gehe schon davon aus dass es zu Änderungen im Bargeldverkehr kommen wird und diese werden wahrscheinlich nicht zugunsten des Ottonormalverbrauchers sein.
Bruny

Zwar wird man den bargeldlosen Zahlungsverkehr immer mehr einschränken, aber ein paar Münzen werde ich wohl hoffentlich noch bis an mein Lebensende in der Tasche haben dürfen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dem Bettler an der Ecke demnächst eine Kreditkarte durch den Hut ziehen muss.

justus

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adam
adam
Mitglied

Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.05.2015, 10:43:48
Das ist in Deutschland genauso Bruny,

es liegt aber daran, daß die Banken nicht soviel Bares vorrätig haben (können und wollen) und es deshalb erst anfordern müssen. Stell Dir vor, alle Banken könnten jederzeit jeden Bargeldwunsch erfüllen. Das benötigte Bargeld im Umlauf wäre immens und eine Kontrolle darüber nicht mehr möglich.

Daß der Trend weiter zu bargeldlos geht, ist auch klar. Das heißt aber nicht, daß das Bargeld abgeschafft wird, sondern daß bargeldlos so gut wie Bargeld ist.

--

adam
Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 04.05.2015, 10:50:48
Es kann auch bargeldlos gehen . 1990 waren wir in Venezuela, auf dem Weg zurück vom Markt hielt ein Taxifahrer neben uns an und wollte uns seine Dienste anbieten. Ich wollte laufen und darum sagte ich ihm, wir hätten kein Geld dabei. No Problem meinte er und zog seine Kreditabrechnungsmaschine aus dem Handschuhfach. Ich war so perlex dass ich etliche Minuten sprachlos war. Als ich im sagte, ich hätte auch keine Kreditkarte meinte er: auf welchem Planeten lebt ihr denn?
Bruny die sich immer gerne an solche Begebenheiten zurück erinnert
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Edita vom 04.05.2015, 10:06:09
Hallo Adam
Persönlich glaub ich auch nicht daß es zu solch einer radikalen Änderung kommen wird, (eher freiwillig) sehe es aber eher als ein Warnsignal für die Bürger der EU in Bezug der LINKE in Griechenland, die unter Umständen, welche diese Regierung vielleicht selbst nicht kennt am Zusammenbruch der EU arbeitet.
Das erste was passiert bei einem Eklat, ist das Abziehen des Bargeldes, wie gesagt ein Großteil des Cashvolumen wäre weg und der Weg zum Chaos in der EU wäre frei.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Es wird tatsächlich spannend
Phil.


Lieber Phil,
ich glaube nicht, daß man bei diesen Überlegungen nur die EU im Auge hat, hier geht es vielmehr um den globalen Finanzcrash, und daß die Lage sehr ernst ist, das zeigen diese Überlegungen doch sehr deutlich!

Edita


Liebe Edita

Genau so sehe ich es auch, die Gefahr eines Finanzcrashes war noch nie so akut wie zur Zeit. Sollte es so kommen, dann werden wir alle wieder lernen was das Pfund Kirschen kosten wird. Ich bin auch kein Freund vom Kapitalismus, bin mir aber auch bewußt was eine oder zwei Generationen durchmachen wird ehe die "Weltwirtschaft" in irgendeiner Form wieder in ruhiges Fahrwasser kommt. Ohne von den Ausschreitungen zu reden. Die Russlandsanktionen sowie die etwas durcheinander geratene Regierung in Griechenland bitten die besten Voraussetzungen.

Phil.

ZITAT Die Welt
Deutschland ist eine Supermacht des Sparens, und daran ändert der Nullzins offenbar herzlich wenig. Obwohl der Zins auf Sparbücher und Tagesgeldkonten schon seit Jahren unter der Inflationsrate liegt, lassen die Bundesbürger nicht davon ab, Geld zur Bank zu tragen.

Aktuelle Daten zeigen, dass die Deutschen so viel Geld auf Sparbüchern, Giro- und Tagesgeldkonten horten wie noch nie: Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) waren es zuletzt 1,909 Milliarden Euro. Damit hat jeder Bundesbürger rechnerisch fast 24.000 Euro auf dem Konto. Im Jahr 2008 waren es pro Kopf erst 18.000 Euro.
Re: Zentralbanken diskutieren Bargeld-Verbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 04.05.2015, 10:55:34
Ich wollte etwas ganz anderes damit ausdrücken Adam. Denn Kapitalflucht kann ja genauso gut gesteuert werden von Banken. Denn wenn ich nur mit Ankündigung an mein Geld komme, können zwischenzeitlich so viele Änderungen vorgenommen werden, dass ich an mein Geld (sofern auf der Bank gebunkert) nur noch schwerlich ran komme. Möglichkeiten zur Kontrolle gibt es genügend.
Aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass es in naher Zukunft kein Bargeld geben wird, auf lange Sicht gesehen schon eher. Trotzdem wird immer ein kleiner Spielraum gegeben sein.

Ich selbst benutze schon seit ewigen Zeiten KK's. Habe aber auch leider erleben müssen, wie Menschen ihr Leben damit finanzieren müssen und dann wird es kritisch. Denn wer mit Kreditkarte seine täglichen Lebensmittel bezahlt, der hat üblicherweise das Geld nicht.
Gerade zu Zeiten der Finanzkrise wurden in Ländern wie Griechenland und Spanien die Lebensmittel bei Lidl & Co. mit Kreditkarten bezahlt.
Bruny

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