Internationale Politik ausländerfeindlichkeit ?

Re: mal beispiele erlaubt? :-)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pilli vom 01.08.2007, 17:45:20
sorry vitara,

zu früh geklickt.

die fronten vitara, verhärten sich m.e. solange und immer noch stärker, bis mehr differenziert wird zwischen den begriffen, die m.e. schon unterschiedliche zu verstehen sind und deren deutungen oft verschwommen genutzt werden.

ich möchte dir gerne anhand deines textes vitara,

meine gedanken schildern, die ich hatte, ohne dir unterstellen zu wollen, du seist nun

"ausländerfeindlich"

vielleicht stellst du dir vor, wir beide sitzen an der theke und führen folgendes gespräch:

vitara: ...ich bin in keinster weise ausländerfeindlich
..... ich habe mich schon als schülerin sehr für ein projekt zur eingliederung von "zigeunern" engagiert.


pilli: wurden denn in eurem projekt für den begriff "Zigeuener" nicht das wort "Roma" benutzt?

vitara: jetzt zu dem thema ausländerfeindlichkeit . trotz meiner positiven einstellung zu ausländern jeglicher nationalität , muss ich zugeben , war ich tief erschrocken als meine jüngste tochter mit einem türkischen freund nach hause kam . ich machte mir große sorgen , ob diese verbindung wegen der großer unterschiede in religion und lebenseinstellung gut gehen würde . es hat nicht gehalten , daher kann ich keine auskunft drüber geben .

pilli: wenn du positiv eingestellt bist, ausländern gegenüber, warum denn dann deine sorge? warte doch erst mal ab, wie sich der junge verhält und trau deiner tochter einfach zu, dass sie bei erkennbaren problemen sich richtig entscheiden wird?

vitara: wenn ich in meiner kneipe mit meinen meist männlichen gästen alleine bin habe ich nie angst , ob ich sie kenne oder nicht . allerdings muss ich gestehen , als ich zuletzt nachts mit 6 ich vermute albanischen männern alleine war , hatte ich schiss .... und es lag nicht nur daran das ich nicht verstanden habe was sie sagten , sondern auch an ihrer art mir gegenüber .....

pilli: und warum hast du sie nicht gebeten, dein lokal zu verlassen? nicht weil sie ausländer sind, sonder weil dir ihre art nicht behagt?

vitara: als kölnerin , die ich bleibe auch wenn ich seit 20 jahren auf dem dorf lebe , kann ich mich gut an strassenbahnfahrten erinnern wenn ford schichtwechsel hatte , und an mein großes unwohlsein ob der sagen wir mal fremdländischen ausdünstungen der meist türkischen männer , die die bahn zu ca. 80 prozent besetzten.

pilli, die dich jetzt angelächelt und zurück gefragt hätte: wird dir nicht unwohl, wenn du in der bahn sitzt und kölsche leutz nach knofi riechen, weil sie entweder beim lieblings-italiener am vorabend getafelt oder einfach knofi mit tomaten aus gesundheitlichen gründen zum butterbrot geniessen? da ist doch der knoblauch das problem und nicht gläubige muslime, die mehrfach am tage rituelle waschungen vornehmen und von daher sicherlich ohne knofigenuss eines nicht tun: stinken!?

vitara: bin ich deshalb ausländerfeindlich ? ich hoffe nicht ..... es wird immer schwierigkeiten geben , da es bei uns viele ausländische mitbürger gibt.

pilli: ob du ausländerfeindlich sein könntest kannst du selbst prüfen anhand der zahlreichen informationen, die es hat, wer nun eigentlich "Ausländer" ist, siehe hierzu auch den beitrag von DonaldD

z.bsp. hat es ein projekt der Bundeszentrale für politische Bildung und der Deutschen Sportjugend
dazu erschienen ist eine cd und "Das Handbuch" von Gerrit Hoberg zu "dummen und radikalen Sprüchen" und zu der von dir angesprochenen frage hat es einen text, den ich zitiere:


...Was sich in diesem Land an menschenverachtenden Ideen, Aktivitäten und Parolen breit macht, was sich an Unkenntnis, Fehlwissen und Lüge zu einem verfürerischen Gebräu vermischt, ist bedrohlich.

...Über Sprache verfügen:

dem anderen zu sagen: Das halte ich von dir und deinen Sprüchen" wie macht man das? Was sage ich da? Schieße ich vielleicht mit Kanonen auf Spatzen, ist eine provozierende Bemerkung angebracht, reicht es den anderen lächerlich zu machen?

...Um genau diese Situationen geht es in diesem Programm: Lernen, schnell, sicher und passgenau über Sprache verfügen zu können, um den rechtsradikalen oder auch nur dummen Schwätzer blosszustellen, ihn lächerlich, verlegen, im besten Fall auch nachdenklich zu machen...
geschrieben von Kontra/ Gerrit Hoberg


...

wer sich mit den fallbeispielen beschäftigt hat, und deren hat es reichlich in der zusammenstellung, der hat keine probleme mehr zu testen:

"reagiere ich ausländerfeindlich?"

vitara: es gibt gute ausländer und schlechte , es gibt gute deutsche und schlechte .... warum ? weil es eben gute menschen und leider auch schlechte gibt !

ich denke wir sollten weder die augen verschliessen vor den problemen die unsere ausländischen mitbürger uns machen , noch vor denen die wir ihnen machen .


pilli: so is et; nicht nur den einzelfall verallgemeinern, dafür hat es die dummies mit der BILDsprache!

und wenn du jetzt die von dir genannten "Gäste" noch unterscheiden könntest, ob es tatsächlich "Gäste" sind oder doch eher Bürger mit deutschem Pass, bin ich es zufrieden.

--
pilli
mart
mart
Mitglied

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von mart
als Antwort auf hugo vom 01.08.2007, 18:40:38
<
100% einverstanden und Hochachtung vor der Mühe und dem Zeitaufwand.
Ich glaube, wir sollten das viel öfters zum Ausdruck bringen, denn so eine "Spielwiese", die derartig gut gepflegt und sauber gehalten wird, gibt es wahrscheinlich kein zweites Mal.

Du sprichst von Fingerspitzengefühl, das bei dieser Thematik gefordert ist.
Einverstanden, es ist aber von allen Seiten gefordert (Hier spreche ich nichtden Webmaster an - ich denke, er hat es.)und dann ist das mit dem Fingerspitzengefühl so eine Sache - der eine hat mehr davon, der andere weniger - der versteht früher, der andere später (oder nie).

Aber jeden, der sich einer wirklich mißverständlichen, oder möglicherweise mißverständlichen Äußerung bedient, in einen Sack mit der Aufschrift "Achtung, Neonazi" zu werfen (so wie es Marina tut) finde ich in der Tat kontraproduktiv.

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2007, 18:20:58
@mart,
ich finde deine Einlassungen hier sehr interessant, weil sie recht gut die Diskussions-Situation in diesem Forum aber auch auf der politischen Ebene beschreiben.

Warum fällt es uns Deutschen eigentlich so schwer, über Ausländer, Fremdenfeindlichkeit, Integration... genauso offen zu diskutieren, wie über unsere eigenen Probleme.
Ich glaube, es liegt daran, dass unsere jüngere Geschichte gekennzeichnet war von Rassenhass und Ausländerfeindlichkeit, die letztendlich im Holocaust endete.
In beiden Teilen Deutschlands war man nicht in der Lage, das aus den Köpfen der "Mitwirker"-Generation herauszubekommen.
Man hat auch in den Anfangsjahren wenig getan, in den Köpfen der Jüngeren "Ordnung" durch ehrliche Aufklärung zu schaffen.

Ich kann nur berichten, wie in der DDR der Umgang mit Ausländern war.
Geredet wurde offiziell nur von Bruderländern und freundschaftlichen Beziehungen ..., die Praxis sah aber anders aus und das spürte jeder.
Wir hatten immerhin über 500.000 Soldaten der Sowjetarmee bei uns, die aus unterschiedlichsten Republiken kamen( Russen, Kasachen, Ukrainer...). Diese Soldaten waren privat völlig von der Bevölkerung isoliert, angestrebte Privatbeziehungen zwischen Deutschen und den Soldaten wurden hart geahndet. Begegnungen gab es gelegentlich auf offizieller Basis( Brigadeveranstaltungen, "Freundschaftstreffen"...). Höhere Offiziere hatten ev. Privatkontakt, da sie getrennt von den Soldaten wohnten.
Später kamen ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland, wie z.B. Vietnamesen, Kubaner, Angolaner... Auch hier war man von offizieller Seite bestrebt, möglichst Privatkontakte zu vermeiden. Sie wurden auch wohnungsmäßig isoliert. Der Aufbau von Privatbeziehungen konnte zwar nicht ganz verhindert werden, war aber unerwünscht. Hinzu kam noch, dass einige "Gastarbeiter" mit ihrem Pass Zugang zu West-Berlin hatten, was die Beziehungen nicht gerade positiv beeinflusste. So gab es schon zu DDR-Zeiten Reibereien zwischen Deutschen und Ausländern.
Es wurde auch nie etwas getan, um zu begründen, warum diese Isolierung gewollt war, sondern mit politischen Phrasen wurde über alle Probleme hinweggeredet. Und Probleme gab es massenhaft.
So war die Bezahlung der ausländischen Lehrlinge völlig anders, als die der deutschen Lehrlinge( z. T. logisch, da sie keine "Ernährer" im Gastland hatten)- aber den deutschen Lehrlingen gegen über wurde das nie erklärt. Das ließe sich noch weiter ausdehnen, geht aber alles in die gleiche Richtung.
Das Ergebnis war dann eine gehäufte Ausländerfeindlichkeit in den neuen Bundesländern nach der Wende. Viele sahen "endlich" mal eine Möglichkeit, ihre "Meinung" offen den Ausländern , die sie nicht wollten, entgegenzuschleudern. Das machten sich viele Rechtsradikale zu Nutze und ihre fremdenfeindlichen Parolen passten so herrlich in die unvorbereiteten Gehirne der Jugendlichen und viele Alte machten mit.

Ich glaube sogar, dass wir auch heute noch Fehler machen, indem wir immer noch nicht offen über die Probleme der Ausländerintegration sprechen können, weil wir immer noch alten Parolen hinterherlaufen. Auf der einen Seite den Parolen der "Friede-Freude-Eierkuchen"- Anhänger, die glauben, alles löst sich von selbst und auf der anderen Seite den Parolen der Ausländer-Hasser um jeden Preis, die besonders gefährlich sind, weil sie geschichtliche Erinnerungen in den Ausländern aktivieren.

--
klaus

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susannchen
susannchen
Mitglied

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von susannchen
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2007, 19:19:54
Warum wir uns so schwer mit Ausländern tun?
Tun wir das wirklich?
IST es nicht so:
Sage ich über einen DEUTSCHEN, bei dem zu Hause ist es aber schmutzig,
Sage ich das selbe über einen AUSLÄNDER, wird es unterschiedlich gewertet, obwohl das selbe gemeint ist,ohne einen Unterschied zwischen den Nationalitäten herrauskehren zu wollen.
Es wird aber einfach gemacht.
Wie leicht wird man dann in die rechte Ecke gestellt, lieber hält man den Mund.
--
susannchen
Karl
Karl
Administrator

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2007, 18:20:58
Hallo mart,


du bist eine sehr kluge Frau und deshalb weiß ich, dass du sehr wohl den Unterschied erkennen kannst.

Man beschwert sich hierzulande bitter z. B. über einen Mietbetrüger, weil er die Miete nicht zahlt, aber doch nicht weil er Bayer ist. Man erwähnt dies vielleicht nicht einmal. Ist der Mietbetrüger aber ein "Türke", wird das Türkischsein sozusagen als verhaltensbestimmendes Attribut an erster Stelle erwähnt.

Das meine ich, wenn ich davon spreche, dass das Verhalten von Individiuen zu bewerten ist und es "ausländerfeindlich" ist, wenn Einzelfälle verwendet werden, um ganze Nationen zu charakterisieren.

--
karl
Karl
Karl
Administrator

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf susannchen vom 01.08.2007, 19:30:08
Hallo Susannchen,


vielleicht ist das der Unterschied:

Bei einem Deutschen sagt man: Bei Schmidts sieht es aber aus wie in einem Saustall.

Bei einem Inder sagt man: Bei meinem indischen Nachbarn sieht es aber aus wie in einem Saustall.

D. h. bei Ausländern bringen wir oft die Nationalität ins Spiel, bei einem Deutschen nie.
--
karl

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susannchen
susannchen
Mitglied

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von susannchen
als Antwort auf Karl vom 01.08.2007, 19:39:42
@Karl
ich betonte aber extra " ohne die Nationaltät herrauszustellen".
Ich wollte damit sagen, bei XY und bei YX sieht es schmutzig zu Hause aus, denen ich das sage, DIE unterscheiden, nicht ich.

Folglich lässt das schnell falsche Schlüsse zu die garnicht baeabsichtigt sind
--
susannchen
Karl
Karl
Administrator

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf susannchen vom 01.08.2007, 19:47:01
Susannchen,


wenn du feststellst, bei deinem Nachbarn ist es schmutzig, dann ist das eine Beobachtung. Wenn jemand, dem du das erzählst, sagt "Aha, das sind ja auch Türken", dann hat dieser jemand ein Problem, nicht du; hier sind wir einer Meinung.
--
karl
gutgelaunt
gutgelaunt
Mitglied

Re: ausländerfeindlichkeit ?
geschrieben von gutgelaunt
als Antwort auf vitaraw vom 01.08.2007, 17:43:12
Hallo vitiraw,
sehe es als etwas besonders hervorhebendes an, oder auch als Marotte von mir. Aber auf keinen Fall als etwas NEGATIVES....)

gutgelaunt
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

charakter der nation?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 01.08.2007, 19:39:42
@Karl

genauso ist es. ich bin in holland der ausländer und bemühe mich immer ein wenig ruhiger als meine nachbarn zu sein, die müllsäcke pünktlicher auf die strasse zu stellen und meine vorhänge ordentlicher zurecht zu zupfen, denn ich bin ja "DE DUITSE". da kannst du im Krugje 10x deinen namen sagen - du bleibst "DE DUITSE".

das man als ausländer anders gewertet wird als einheimische ist logisch und normal - das wird man nie abstellen können. ich sage auch "die engländer" besaufen sich regelmässig am strand und randalieren dann. deshalb macht das nicht zwangsläufig jeder engländer.

auffallend ist jedoch, daß nur bestimmte nationalitäten verunglimpft werden. da kommt der "charakter einer nation" zum tragen, der in unseren köpfen steckt.

- der franzose ist charmant
- der pole klaut
- der engländer säuft
- der jude ist reich
- der schotte ist verschlagen
- der spanier feurig
usw.

und in diesem moment wird unsere gesunde skepsis dem fremden gegenüber zum rassismus. ich denke nicht, daß wir alle frei von solchen gedanken sind. vielleicht steckt das auch in uns drin, daß wir vorbehalte gegenüber menschen aus einer anderen gens haben - als urzeitliche schutzfunktion.

nichts desto trotz dürfen solche dumpfen, unbegründeten ängste nicht zur gesellschaftlichen gewohnheit werden, wenn jemand rechtschaffend an unsere tür klopft.

ich habe 2001 einen werbeauftrag in amsterdam nicht bekommen, weil ich deutscher bin. der auftraggeber war jude, der als einziger seiner familie den holocaust überlebt hat. in gewisser hinsicht kann ich ihn verstehen, aber er dachte und handelte genauso rassistisch, wie seine ehemaligen peiniger, indem er mich (1962 geboren) auf eine stufe mit den faschisten stellte.

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