Internationale Politik Bravo Merkel

Schon sehr unterschiedlich, diese Empfindungen.

Meine Tochter hat in GB gelebt und wird im nächsten Jahr ihren Haushalt hier auflösen und ganz auf die Insel ziehen.

Sie berichtet ganz anders, hat dort an der Uni sehr viele britische, asiatische und europäische Freunde gewonnen, mit denen ein reger Gedankenaustausch besteht, ein gelebter Multi-Kulti-Club, der nie geschlossen ist.
Sie treffen sich in Europa, wann immer auch nur eine Möglichkeit dazu besteht.

Ihr erster Aufenthalt in London war vor 20 Jahren und seither liebt sie diese Insel, die Höflichkeit und Toleranz der Briten so, wie sie es eben für sich erfahren hat.

Meli

Ist ja ganz nett, dass nun das Für und Wider in Sachen Briten hier ausgepackt wird, aber eines steht fest.
So kann GB nicht in der EU bleiben, höchstens als Alliierter, aber völlig eigenständig, nur das ist eine ehrliche Lösung, die vermeidet, dass sich Völker unnötig entfremden.
Merke: Englisch ist unsere gemeinsame Weltsprache.

"...wäre sie vor einem Jahr mit dem Einführen der Eurobonds einverstanden gewesen, (gleicher Zins für jeden) wäre sie wahrscheinlich abgewählt worden."

Bei welcher Wahl hätte sie denn vor einem Jahr abgewählt werden können?

Das- was du hier schreibst, klingt mit den vielen "wäre" etwas hilflos - so als ob man sich ärgert, dass ausgerechnet "DIE" das erreicht hat, die man nicht mag.

Entscheindend ist, was sie erreicht hat in diesem schwierigen Prozess.
UND - so schlecht sieht ja Deutschland im europäischen Vergleich nicht aus.
Das jedenfalls wird europaweit mehrheitlich anerkannt und auch die Gegner der Merkel halten sich zurück, weil ihnen nichts Besseres einfällt.

Bauchgefühle des Hasses, wie "die Frau ist gefährlich" oder " sie geht über Leichen", wie man hier lesen kann, sind sinnlos und realitätsfremd.

Klaus

Ich bin kein Deutscher beobachte aber mit sehr großem Interesse die europäische Politik !

Die Deutschen sehen sich als Zahlmeister, das ist ja nicht abzustreiten.
(Deutschland profitiert ja auch am meisten von der EU 1 Billion Euro Exporte 2011)
Warum ist das wohl, sehr gute Qualität und vor allem sehr tiefe Löhne.

Wenn Merkel mit der Einführung der Eurobonds einverstanden gewesen wäre, dann würde sie meiner Meinung nach die nächsten Wahlen in Deutschland nicht mehr gewinnen.
Weil der deutsche Bürger den Eindruck von den Medien und Politik (Bildzeitung) übermittelt bekommen hat er müßte für die Schulden der schwachen EU Länder aufkommen.

Sarkozy hat das gleiche Problem nur mit dem Unterschied daß Frankreich faßt soweit ist wie Griechenland.

Phil.

Bei den Autos baun die sogar das Lenkrad auf der falschen Seite ein! unglaublich!

[ironie] Trotzdem gibt es für solche Kutschen noch Abnehmer. Selbst das deutscheste aller deutschen Autos kannst du auch ohne Aufpreis so bestellen. Die Lieferfrist ist nur ebissl länger. [/loriot]

@pschroed: Das mit den Europonds würde ich nicht so sehen. Die Merkel hat in den letzten Monaten so viele Kehrtwendungen gemacht, das sie unberechenbar wird. Klar muss sie sehen, das sie die nächsten Wahlen übersteht. Dabei ist sie sich nicht einmal zu schade alle konservativen Werte über Bord zu werfen und zu behaupten, die Mindestlohn-Debatte sei auf ihren Mist gewachsen und versucht damit die Linken links zu überholen.

"Die Deutschen sehen sich als Zahlmeister, das ist ja nicht abzustreiten.
(Deutschland profitiert ja auch am meisten von der EU 1 Billion Euro Exporte 2011)
Warum ist das wohl, sehr gute Qualität und vor allem sehr tiefe Löhne."

Ich will nur noch hinzufügen, dass Deutschland mit Abstand größter Nettozahler der EU ist und das seit Jahrzehnten.
Den Exporten Deutschlands(995 Mrd €) stehen natürlich auch Importe von immerhin 817 Mrd € gegenüber(2008).
Löhne europaweit zu vergleichen, ist nicht ganz einfach, weil man die Lebenshaltungskosten gegenüberstellen muss.
Beim Vergleich beider Faktoren ist Deutschland im oberen Drittel in Europa einzuordnen.

Richtig ist, dass die Löhne in den letzten 10 Jahren in Deutschland erheblich geringer gestiegen sind, als z.B. in vielen europ. Staaten.
Dabei hatten einige neue EU-Mitglieder allerdings enormen Nachholebedarf.
UND - einige Lohnsteigerungsspitzenreiter, wie Griechenland oder Irland haben heute diese bekannten Schwierigkeiten.
Es wird wohl immer ein Spagat bleiben, in einer so großen Gemeinschaft die Finanzen zu regulieren, weil sehr viele Faktoren beachtet werden müssen.

Mir ist nicht ganz klar, wofür ich Angela Merkel ein "Bravo" zurufen soll.

Dafür, daß sie nicht als Bundeskanzlerin in die Geschichte eingehen möchte, die den Niedergang des Euro begleitet hat?

Dafür, daß die Euroländer endlich einsehen, daß sie sich nicht über den Euro gegenseitig in die Pleite verschulden können und deshalb jetzt endlich für den Euro und Europa nationale Eigenständigkeiten opfern müssen?

Dafür, daß die Briten isoliert wurden, statt sie davon zu überzeugen, die Transaktionssteuer einzuführen?

Dafür, daß sie versucht, als Politikerin die Fehler vergangener Politik zu berichtigen, sei es die Staatsverschuldung oder die Deregulierung der Finanzmärkte?

Dafür, daß ich als Bürger Europas immer mehr das Gefühl habe, daß immer mehr über die Köpfe der Bürger Europas hinweg über deren Geld verfügt wird?

Darüber, daß dieses bißchen Europagefühl, daß in den vergangenen Jahrzehnten bei den Menschen Europs entstanden ist, populistischem Geschwätz geopfert wird, weil den Leuten der Sinn einer kontrollierten Transferunion nicht erklärt wird, also.....?

dafür, daß wir immer mehr in einem Europa leben, in dem die Politik die Menschen der Staaten eher weiter auseinander bringt, statt sie zusammen zu führen?

Wo quetsch ich denn da ein Bravo zwischen die Vorwürfe? Frau Merkel wollte Bundeskanzlerin werden und sie hat die Mehrheit dafür bekommen. Sie hat geschworen, Schaden vom Land abzuwenden, also soll sie arbeiten, daß die Schwarte kracht, um ihrem Eid gerecht zu werden!

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adam

Fast hätte ich jetzt nochmal was geantwortet, hab mir aber nochmal den Start-Text angesehen, da steht das wichtigste drin.

Sie ist beinhart geblieben, das hat Cameron irritiert, egal was sie vorher alles falsch gemacht hatte.

Der ganze Bismarck-Schmarrn und der Vergleich mit Thatcher, alles unwichtig.

Servus

Heigl,

ich kann es nicht als gut werten, daß die Briten jetzt außen vor sind, denn ohne die Besteuerung der Londoner Börse wird es ein schwieriges Unterfangen, die Transaktionssteuer, von Europa ausgehend, weltweit durchzusetzen. Die Regulierung der Finanzmärkte muß aber her, wenn die Aufweichung der Währungen gestoppt werden soll.

Es wäre sicher sogar möglich gewesen, ihm Zahlungen aus der europaweiten Besteuerung der Finanzmärkte als Ausgleich anzubieten, anstatt ihn nur mit "Härte" heim zu schicken. Gab es in Brüssel niemanden, der ihm hätte erklären können, daß Gewinne für den Staatshaushalt aus einem unregulierten Finanzmark in etwa so sind, als sei jemand am Gewinn für die eigene Beerdigung beteiligt?

So hat Europa den Briten nicht nur heimgechickt, sondern ihn vollends in die Arme der Amerikaner getrieben, die kein Interesse an einem stabilen Euro haben.

--

adam

Das seh ich ganz anders, Cameron hat sich abgespalten, er war es, der nicht anders konnte oder durfte.

Wir hatten schon mal Quertreiber, die Polen, da waren auch nicht die Einigen schuld, sondern die Polen.

Adam,

genau die EU-weite Transaktionssteuer war für die Briten der Knackpunkt und der Grund, auszusteigen. Sie wollen ihrem gewichtigen Wirtschaftszweig keine Fesseln anlegen, siehe mein vorheriger Beitrag. Machen sie nicht mit, ist die Steuer obsolet, ein Schuss in den Ofen oder Schlimmeres. Denn würde sie dann von den anderen eingeführt, würden alle Finanzgeschäfte nach London verlagert und erst recht unkontrollierbar - von der in Kauf genommenen Entwertung der anderen Finanzpätze in Europa ganz abgesehen. Also ist sie seit gestern ein totgeborenes Kind.

Für mich eine vertane Gelegenheit, wofür aber die Merkel nichts kann. Genauso wenig kann sie etwas für die meisten Entwicklungen, die du in der anderen Antwort aufgeführt hast, für die ihr kein Bravo behört, aber auch nicht das Gegenteil. Denn sie wurden alle schon lange vor ihr angelegt. Denk nur an die Entwicklung der Staatsschulden weltweit.....

Sorry für die Kürze, bin nicht an meinem eigenen Schreibtisch.