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Internationale Politik Deutschland verdoppelt Rüstungsexport

adam
adam
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Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von adam
als Antwort auf clara vom 20.03.2010, 19:05:15
Zwei Fragen: 1. Von welchem Land, bzw. von welchen Ländern wird die Bundesrepublik z.Zt. bedroht?
2. Es erschließt sich mir leider (noch) nicht, in welchem Zusammenhang ein Sicherheitsstandard mit dem Rüstungsexport steht. Für nähere Erklärung wäre ich Dir dankbar, Adam.


@clara,

wir werden von keinem anderen Land mit Krieg bedroht, ich bin mir sicher, daß es nicht einmal mehr eine heimliche Erwägung dafür gibt. Das ist aber auch mit das Ergebnis der Bündnispolitik der Bundesrepublik. In diesem Fall heißt das Bündnis Nato. Die Bundesrepublik oder ein anderes Natomitglied bedrohen heißt die Nato zu bedrohen. Wer sollte das tun? So helfen Bündnisse Frieden zu bewahren. Und ich halte es für blauäugig, für die Abschaffung der Nato zu argumentieren, denn nach wie vor leben wir keineswegs in einer sicheren Welt.

By the way finde ich es ganz aufschlußreich zu wissen, daß die Nato aus einem westeuropäischen Bündnis hervorging, zu dem sich 1948 Frankreich, Belgien, Luxemburg, die Niederlande und Großbritannien zusammen schlossen, um sich gegen ein eventuell agressives Nachkriegsdeutschland zu sichern. Daß unser Land noch nach dem 2.WK immer noch der Grund für ein Bündnis verschiedener Staaten war, sollte uns zu denken geben. Die Bedenken unserer Nachkriegspartner führten auch mit zur Montanunion von 1952, in der sich die Mitgliedsstaaten bei der Kohle und Stahlproduktion gegenseitig, aber hauptsächlich auf deutscher Seite, über die Schulter schauten.

Auch beim friedlichen Zusammenschluss Europas kann m.E. der psychologische Schub, die Zusammengehörigkeit innerhalb des Verteidigungsbündnisses, nicht außer Acht gelassen werden, der von der Montanunion zu EWG, EG und schließlich zur EU führte. Auch wenn Frankreich schon mal eigene Wege geht. So ist sie eben die Grande Nation, ohne sie bespötteln zu wollen.

Zum Sicherheitsstandard und Rüstungsexport ein vereinfachtes Beispiel: Sieht sich ein Land von (einfach mal so aus der Luft gegriffen) 100 Panzern eines anderen Landes bedroht, muß es wenigstens 100 Panzer herstellen, um dieser Bedrohung zu begegnen. Das ist teuer. Also besorgt es sich Bestellungen von befreundeten Staaten, stellt 500 Panzer her, veringert so die Stückkosten für die Panzer, die es selber braucht und verkauft die Überproduktion. Das ist Rüstungspolitik auf Gewinnbasis.

Klüger, billiger und auch für die Sicherheit effektiver ist Bündnispolitik. Da braucht das Land vielleicht selber 10 Panzer und bekommt von den Bündnispartnern die Zusage für weitere 200, wenn es seine 10 Panzer auch für die Bedrohung eines Partnerlandes zusichert. Eine Steigerung der eigenen Rüstung erübrigt sich, ebenso der Verkauf. Bündnispolitik bedeutet also weniger Rüstung.

Zur tatsächlichen Rüstungsindustrie in der Bundesrepublik: Die bewegt sich im 2-Promillebereich des Bruttosozialeinkommens, hat also einen sehr geringen Anteil. Und das ist auch gut so.

--

adam

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adam
adam
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Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von adam
als Antwort auf adam vom 20.03.2010, 21:29:24
...auch für die Bedrohung eines Partnerlandes zusichert
geschrieben von selber


Editierzeit ist vorbei. Natürlich soll es heißen: "....gegen eine eventuelle Bedrohung zur Verfügung stellt". Deutsch Sprack schwer Sprack.

--

adam
arno
arno
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Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von arno
als Antwort auf adam vom 20.03.2010, 21:29:24
Hallo, adam,

Die Bundesrepublik oder ein anderes Natomitglied bedrohen heißt die Nato zu bedrohen. Wer sollte das tun? So helfen Bündnisse Frieden zu bewahren. Und ich halte es für blauäugig, für die Abschaffung der Nato zu argumentieren, denn nach wie vor leben wir keineswegs in einer sicheren Welt.
geschrieben von adam


man kann aber auch durch Bündnisse sehr schnell in Kriege ungewollt
und widerwillig hineingezogen werden.
Ich denke nur an Afghanistan!
Die deutsche Beteiligung an diesem blödsinnigen Krieg
wurde dem damaligen Außenminister J. Fischer von den Bündnispartnern
abverlangt, weil Deutschland sich nicht am Irak-Überfall beteiligt hat!

Wir werden nicht am Hindukusch verteidigt, wir werden von der Regierung verarscht !

Es ist überhaupt nicht blauäugig, wenn man für die Abschaffung der Nato ist.
Dieses Militärbündnis ist ein Relikt aus Zeiten des kalten Krieges, wurde seinerzeit
geformt und ist heute kaum reformierbar!


Viele Grüße
arno

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adam
adam
Mitglied

Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von adam
als Antwort auf arno vom 20.03.2010, 22:35:32

@arno,

Du wiederholst Dich und das beweist Deine hingeworfenen Ausagen nicht. Les erst mal die Beiträge im Thread und wenn Du Gegenargumente untermauern kannst, dann mach es doch bitte.

--

adam

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.03.2010, 23:01:08
carlos, du beliebst mich weiterhin zu mißinterpretieren....

Die Waffen werden also von anderen Ländern gekauft um auf Lager gelegt zu werden, als totes Inventar sozusagen, als bloßes Spielzeug für unterforderte und nicht ausgelastete Männer?

... keine Drohgebärden für "Feinde" innerhalb und außerhalb des Landes?
....keine Wirkungen darauf, dass nun "Feinde" ganz sicher ausgemacht werden?
....keine Auswirkungen auf die Rhetorik von dortigen Politiker?
....keine Auswirkungen auf die Machtspäre dortiger Militärs bzw. des Militär- und Polizeiapparats?

....

Einige dieser Aussagen sind richtig. Es handelt sich aber trotzdem nicht um eine absichtliche Fehlinterpretation, sondern um gegensätzliche Auffassungen über Wertvorstellungen in der Politik, wie Max Weber sie einmal in seinem Vortrag über Politik als Beruf formuliert hat. Er unterschied dabei zwei Arten von Ethiken in der Politik: Gesinnungsethik und Verantwortungsethik.

Verantwortungsethik: http://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortungsethik

Zur Gesinnungsethik sagte Max Weber:

„Man mag einem überzeugten gesinnungsethischen Syndikalisten noch so überzeugend darlegen, dass die Folgen seines Tuns die Steigerung der Chancen der Reaktion, gesteigerte Bedrückung seiner Klasse, Hemmung ihres Aufstiegs sein werden, - und es wird auf ihn gar keinen Eindruck machen. [...] "Verantwortlich" fühlt sich der Gesinnungsethiker nur dafür, dass die Flamme der reinen Gesinnung, die Flamme z. B. des Protestes gegen die Ungerechtigkeit der sozialen Ordnung, nicht erlischt. Sie stets neu anzufachen, ist der Zweck seiner, vom möglichen Erfolg her beurteilt, ganz irrationalen Taten, die nur exemplarischen Wert haben können und sollen.“ M. Weber, aus ‚Wikipedia



„Die Verantwortungsethik zielt auf die Verantwortbarkeit der Folgen des Handelns bzw. der Ergebnisse ab. Im Gegensatz zur Gesinnungsethik stellt sie die tatsächlichen Ergebnisse der Handlung über das Motiv und die Absicht der Handlung. Die Unterscheidung von Verantwortungs- und Gesinnungsethik geht auf den Essay Politik als Beruf von Max Weber zurück. Nach Max Weber ist es Aufgabe politisch Handelnder, eine Balance zwischen Verantwortungsethik und Gesinnungsethik zu finden.“ Wikipedia



Ich habe in diesem Thread bereits auf Gandhi hingewiesen, der als Beispiel eines Gesinnungsethikers dienen kann. Er ist einer der bedeutendsten Politiker des letzten Jahrhunderts. Ebenso habe ich bereits früher hier Bedenken gegen Waffenlieferungen an die Türkei geäußert. Politik aber allein auf Moral und lautere Gesinnung zu bauen ist nicht möglich. Sie ist kein Bewährungsfeld für Moralisten, sondern für Politiker. Politik ist immer die Kunst des Möglichen. Das heißt nicht, dass immer alles und jedes möglich sein wird. Für die Außenpolitik eines Landes wie Dtld ist es wichtig, dass es nicht nur wahrgenommen, sondern auch ernst genommen wird. Nur so ist es möglich Politik zu machen.


Am 15. März erschien die internationale Ausgabe von NEWSWEEK mit der Überschrift „Warten auf Merkel“ Warum Deutschland nicht führen will.“ Eine herbe und deutliche Kritik an Dtld erfolgt in dem dazu gehörigen Artikel. Sinngemäß eine Feststellungen. Eine der exportstärksten und wettbewerbstärksten Okonomien der Welt befinde sich in einem Zustand der Reflexion über sich selbst, xsei ohne Orientierung und verkenne die Entwicklung der internationalen Lage weitgehend. Dtld. habe neben China am meisten von der Globalisierung profitiert, vermeidet aber jedes Nachdenken über seine Rolle in der Welt. Ein Bewusstsein für diese globale Rolle existiere nicht, auch keine Diskussion über Gefahren für Europa. Dtld habe wie Europa die Sicherheit des Kontinents Amerika übertragen (Amerika aber ist bereits in das pazifische Jahrhundert eingetreten). Europa verliere an Bedeutung für die USA. Dtld blockiere NATO-Reformen, seine Besorgnis richtet sich vor allem darauf, dass vergleichsweise zu viele britische Diplomaten in dem nach dem Lissabon-Vertrag entstehenden diplomatischen Dienst der EU Posten übernehmen. Die Vergangenheit mit einem „Führer“ errege nur Argwohn gegen jedwede Führung. Das sind nur einige Gedanken aus dem Artikel. (Ende)


Wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht (damit ist Führung gemeint), sollte eine umfassende Analyse der historisch-politischen und gesellschaftlichen Entwicklung vorangehen. Ein gefährliche Schwäche der gegenwärtigen Situation ist der elementare Verlust an historischem Bewusstsein in Dtld. Damit geht ein Maßstab verloren, an dem sich das Ausmaß des weltpolitischen Wandels ablesen lässt, in dem wir stehen. Den Aufschwung nach dem Krieg verdanken wir externer politischer Hilfe. Heute dominieren eher das Streben nach der Wiedererlangung eines geringen Wachstums und ein unkritischer Glaube an den technischen Fortschritt. Was ist unser spezifisch deutscher Beitrag zu zukunftweisenden Formen integrativen Formen und Strukturen, der politischen Kooperation, Integration und Kommunikation? Tatsache ist, dass wir uns nach dem Krieg wirtschaftlich emanzipiert haben, die weltpolitische Bewusstseinsbildung ist aber hinter der ökonomischen Entwicklung zurückgeblieben, bis heute. Die Forderung eines Austrittes aus den Bündnissen ist der Wunsch nach einer außenpoltischen und wirtschaftspolitischen Geisterfahrt. Ein irrlichterndes Dtld wäre das Letzte, was Europa benötigt.

Was mir auffällt ist, dass im öffentlichen Interesse die Beziehungen zwischen den Menschen und den Sachen eindeutig gegenüber den Beziehungen zwischen den Menschen untereinander im Vordergrund stehen. Die Förderung der Beziehungen unter den Menschen durch ein dialogisches Prinzip wäre erforderlich. Die Jugend wird in ein Leistungs- und Erfolgssystem gepresst. Sie lernt eher, dass Erfolgsstreben im Leben entscheidend ist, weniger welche bildende Kräfte vom zwischenmenschlichen Verhalten in gegenseiger Achtung ausgehen kann. Das große Problem ist, wie wir eine Balance zwischen dem in Grenzen berechtigten Erfolgsstreben des Einzelnen und der Kultur eines Zusammenlebens in einer offenen Welt finden.

c.
arno
arno
Mitglied

Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 20.03.2010, 23:14:37
Hallo, carlos1,

Die Forderung eines Austrittes aus den Bündnissen ist der Wunsch nach einer außenpoltischen und wirtschaftspolitischen Geisterfahrt.


das ist Deine Meinung, aber nicht meine! Ich möchte nur an Afghanistan erinnern und
die im Vorfeld eines Krieges angedrohten Sanktionen gegen den Iran und an das
ständige Pulverfass Israel erinnern!
Bündnisse bieten nicht nur Sicherheit, sie können auch Länder in die Katastrophe ziehen!
Beispiele aus der Geschichte gibt es zu genüge.

Die Jugend wird in ein Leistungs- und Erfolgssystem gepresst. Sie lernt eher, dass Erfolgsstreben im Leben entscheidend ist, weniger welche bildende Kräfte vom zwischenmenschlichen Verhalten in gegenseiger Achtung ausgehen kann. Das große Problem ist, wie wir eine Balance zwischen dem in Grenzen berechtigten Erfolgsstreben des Einzelnen und der Kultur eines Zusammenlebens in einer offenen Welt finden.


Das Problem ist im Lissabon-Vertrag festgeschrieben und heißt "wirtschaftlicher Wettbewerb".
Da gibt es keine Balance mehr! Der soziale Bereich in der EU soll sich über die Wirtschaft
und über die Zeit angleichen!
Was sich im sozialen Bereich abspielt, dürfte Dir auch nicht unbekannt sein!
Das Erfolgsstreben ist ein pädagogisches Ziel und im zwischenmenschlichen Bereich
ist mobbing ab 1. Schulklasse bis Rentenbeginn überlebenswichtig! Das ist Fakt.

Viele Grüße
arno

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joschi33
joschi33
Mitglied

Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von joschi33
als Antwort auf arno vom 20.03.2010, 23:38:47
Hallo arno,

prinzipiell stimme ich Deinen Meinungen zu - sind zwar manchmal etwas überbetont

meint joschi
sysiphus
sysiphus
Mitglied

Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf arno vom 20.03.2010, 22:35:32
Hallo, adam,

Ich denke nur an Afghanistan!
Die deutsche Beteiligung an diesem blödsinnigen Krieg
wurde dem damaligen Außenminister J. Fischer von den Bündnispartnern abverlangt, weil Deutschland sich nicht am Irak-Überfall beteiligt hat!

Viele Grüße
arno
geschrieben von arno


Dazu eine Stimme von Amnesty International:
Der Krieg gegen die Taliban hat sich gelohnt FAZ.NET 08. März 2010

Am Weltfrauentag kritisiert die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Monika Lüke, die Bundesregierung. Es sei sehr bedauerlich und ein Fehler, dass Frauen in der deutschen Afghanistan-Strategie nicht vorkommen. Mit ihr sprach Reinhard Müller.

"Hat sich dieser Krieg also für die afghanischen Frauen schon gelohnt?"

"Der Kampf gegen die Taliban hat sich gelohnt. Sie wurden aus der Macht verjagt. Wenn jetzt wieder mit den Taliban verhandelt wird, darf das keinesfalls auf Kosten der Menschen- und Frauenrechte gehen. Diese Gefahr besteht.Außerdem werden weiterhin viel zu viele Frauen Opfer des Krieges. Das kann so nicht weiter gehen."

arno
arno
Mitglied

Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von arno
als Antwort auf joschi33 vom 21.03.2010, 09:00:19
Hallo, joschi33,

wie wir heute alle sehen können, sind nicht nur die USA bereit,
Kriege um Energie zu führen.

Die Neuausrichtung der NATO hat zum strategischen Hauptziel
die Energiesicherheit.


Zur Zeit positioniert sich auch die EU in diese Richtung.

Mit Hilfe des Lissabon-Vertrages wird in der EU die Aufrüstung
vorangetrieben, um die Energieversorgung und ihre Transportwege (Seewege)
sicherzustellen, wie es der EU-Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik
Solana in einem Strategiepapier veröffentlichte.


Die NATO entwickelt sich immer weiter weg von einem Verteidgungsbündnis
hin zu zu einem Bündnis zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen mit
militärischen Mitteln!


Wer das nicht wahrhaben will, ist dumm und wer das gutheißt ist noch dummer!

Viele Grüße
arno
Re: Deutschland verdoppelt Rüstungsexport
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 21.03.2010, 09:49:12
"Die Neuausrichtung der NATO hat zum strategischen Hauptziel
die Energiesicherheit.
Zur Zeit positioniert sich auch die EU in diese Richtung. "
geschrieben von arno


Woher hast du die stategischen Hauptziele von NATO und EU, die dich zu dieser Feststellung bringen.
Aus der Tatsache, dass ein Staat oder Staatenbündnis seine Transportwege sichern muss, kann ich keine aggressive Kriegsstrategie erkennen.
Schon überhaupt nicht bei der deutschen Bundeswehr. Die befindet sich in einem Zusatand, der von einer aggr. Kriegstrategie meilenweit entfernt ist und sich immer weiter davon entfernt.
Da muss man schon total blind sein, um das nicht zu erkennen.


Ich finde kein Strategiepapier der EU, dass diese NEUE Ausrichtung zu einer aggressive Strategie beweist.
Hast du welche - dann gib sie bitte an.

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