Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli

Internationale Politik Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli

adam
adam
Mitglied

Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 26.11.2010, 14:50:16
Die Türkei ist trotz aller noch vorhandenen Mängel die am besten funktionierende parlamentarische Demokratie eines mehrheitlich moslemischen Staates. Dies hat eine enorme Bedeutung und auch Vorbildfunktion für andere und könnte ein wichtiger Brückenkopf für Europa in die islamische Welt sein.
geschrieben von karl


@karl,

Da bin ich der Überzeugung, daß Erdogan dies genau umgekehrt sieht, nämlich seine Türkei als Brückenkopf der islamischen Welt nach Europa. Die Annäherung der Türkei an Staaten wie Syrien und das Mullahregime des Iran sprechen für sich.

Den Antisemitismus dieser Staaten hat er bereits übernommen. Da war doch was mit einem Blockadebrecher nach Gaza und toten türkischen Extremisten? Das passt genau ins Bild eines islamistischen Erdogan. Erinnere Dich auch an die Rede Erdogans an seine türkischen Landsleute in der Bundesrepublik, in Sachen Assimlierung.

Die Säkularisierung der Türkei ist noch lange nicht so weit, daß sie nicht schnell wieder rückgängig gemacht werden könnte. Wie lange reicht der Einfluß und die Macht der kemalistischen Militärs noch aus, um eine Rückkopplung zu verhindern?

Und wie leicht sind die Militärs zu korrumpieren, wenn es um die Ölvorkommen im Irak geht und um unter dem Teckmäntelschen, die Turkmenen schützen zu wollen, die Kurdenfrage endgültig militärisch zu lösen? Da kann die Türkei nicht auf ein "Ok" aus Europa hoffen, aber bei den muslimischen Anliegerstaaten des Irak findet sie sicher ein offenes Ohr.

--

adam

Karl
Karl
Administrator

Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 26.11.2010, 16:54:53
Erinnere Dich auch an die Rede Erdogans an seine türkischen Landsleute in der Bundesrepublik, in Sachen Assimlierung.
geschrieben von adam
Aber gerne doch. Merkel hat ihm da doch inzwischen bereits zugestimmt, es gehe nicht um Assimilierung, und beide haben den Türken in Deutschland gut zugeredet, sich zu integrieren und Deutsch zu lernen. Schon vergessen? Oder wird nur das zitiert, was ins eigene Konzept passt?

Dass die Türkei sich mit ihren Nachbarn verstehen möchte, ist doch selbstverständlich. Wenn die Türkei es schafft den Westen an einem Überfall auf den Iran zu hindern, finde ich das nur gut.

Karl
hafel
hafel
Mitglied

Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 26.11.2010, 17:05:37
Ich sehe die Türkei noch sehr lange nicht in der EU. Da müssen sich in Sachen Menschenrechte noch erheblich viele Veränderungen ergeben. Selbst bei der Aufarbeitung der eigenen türkischen Geschichte habert es arg, das Kurdenproblem ist nach wie vor ungelöst. Da muss die Türkei noch eine Menge Vorarbeiten leisten, so wird die EU dem zustimmen.

Hafel

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von miriam
als Antwort auf adam vom 26.11.2010, 16:54:53
Welcher "ismus" auch immer: nicht nur der Antisemitismus, hat in einem Staatenverbund nichts zu suchen.

Ich komme nun auf meine Thematik zurück (der Aspekt der Menschenrechte), – und lasse mich mal von Schorschs Vorschlag inspirieren:
wie wäre es, wenn man bei den EU-Kandidaten, die letzten fünf Jahre in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen überprüfen würde - als conditio sine qua non, vor ihrer Aufnahme?

Nach wie vor scheinen mir die Menschenrechte bzw. ihre Einhaltung, ein wichtiger gemeinsamer Faktor für Länder, die sich in einem Staatenverbund zusammenschließen wollen.

Miriam

EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 26.11.2010, 14:50:16
D
ies hat eine enorme Bedeutung und auch Vorbildfunktion für andere und könnte ein wichtiger Brückenkopf für Europa in die islamische Welt sein. Bei einer Ablehnung der Vollmitgliedschaft der Türkei befürchte ich, dass die Türkei in Richtung islamischer Fundamentalismus abdriften könnte und nach allem, was ich hier so lese, wünscht sich dies doch niemand von uns.


Hallo Karl,
ich schrieb schon mal, daß sich die Türkei, besonders unter führung Erdogans in richtung islamische republik bewegt.
Die lektüre des Buches von P.Scholl-Latour, ein profunder kenner des Islam und bekennender GEGNER einer aufnahme der Türkei in die EU, hat mich in meiner meinung bestätigt.
Auch P.S.-L. ist durch seine ausgedehnten reisen und erfahrungen in islamischen ländern zu der auffassung gekommen, daß der Islam die westliche kultur weder anerkennen noch tolerieren will und der islamistische terror das ziel hat, den Islam als weltweit einzige religion und gesellschaftsordnung zu etablieren.
Insofern bin ich der auffassung, daß eine mitgliedschaft der Türkei in der EU ein brückenkopf des Islamismus in Europa sein würde.
Gram


miriam
miriam
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Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von miriam
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 26.11.2010, 17:57:03
Doch bitte nicht vergessen: Islam und Islamismus, sind zwei unterschiedliche Richtungen.

Extremismus besteht heute auch in den anderen großen Religionen.
Wenn wir heute konsequent über Islamismus sprechen, anstelle von Islam, dann sind wir doch diejenigen, die den Extremismus züchten.

Miriam

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clara
clara
Mitglied

Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 26.11.2010, 17:30:12
wie wäre es, wenn man bei den EU-Kandidaten, die letzten fünf Jahre in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen überprüfen würde - (Miriam)

Ja, und dazu könnte die privilegierte Mitgliedschaft dienen. Die Türkei müsste innerhalb dieser fünf Jahre eine Kontrolle über die Einhaltung der Menschenrechte zulassen.

Obwohl die EU hauptsächlich eine wirtschaftliche Zweckgemeinschaft ist und die Türkei sich wirtschaftlich im Aufschwung befindet, stelle ich bei der Aufnahme in diesen Bund die Einhaltung der Menschenrechte auch ganz obenan. Diesbezüglich stimmt eben noch nicht alles in der Türkei, wenn auch schon viele Forderungen berücksichtigt werden.

Die andere Kultur und Religion sehe ich nicht so sehr als Hindernis, aber es wurde schon angesprochen, dass der Laizismus in der Türkei in den letzten Jahren nicht mehr so unbedingt etabliert zu sein scheint. Bleibt zu hoffen, dass die Türkei weniger gemäßigte islamische Staaten beeinflusst und nicht umgekehrt religiös fundamentalistische Gruppen Einfluss gewinnen. Ein wichtiges Bindeglied zwischen Europa und der islamischen Welt wäre natürlich von Vorteil.

Clara

P.s. @ gram: Das Türkei-Buch von Scholl-Latour kenne ich auch und ziehe es in meine Überlegungen ein!
lars
lars
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Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von lars
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 26.11.2010, 17:57:03
Teile deine Auffassung gram. Wirtschaftlich wäre das sicher von Vorteil, denn die Türkei ist stark geworden.
Aber mich graust es vor dem Islamismus! Ist natürlich meine persönliche Meinung!
hema
hema
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Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von hema
Ich weiß nicht, ob jemand mitverfolgt hat, was sich der türkische Botschafter in den letzen Tagen in Österreich erlaubt hat.

Hier einige Infos:

Der in Österreich akkreditierte türkische Botschafter Kadri Ecvet Tezcan beleidigte Österreich, im Besonderen die Innenministerin Fekter auf eine Art und Weise die ihm in keinster Weise zustand. Viele Österreicher fordern seine Ausweisung.

Neuerlicher Eklat:
Wie NEWS im Zuge einer Recherche bei türkisch-nationalistischen Vereinen in Österreich erfuhr, übt die türkische Botschaft Druck auf die Wirtschaftskammer aus, damit kurdisch-stämmige Trainerinnen aus dem Wirtschaftsförderungs-Institut entlassen werden.


Mehr unter

http://www.news.at/articles/1047/8/282992/neuer-skandal-tuerkische-botschaft-wirtschaftskammer-druck


Medea
Medea
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Re: Die Türkei, ihr EU-Beitritt und der Fall des Menschenrechtlers Dogan Akhanli
geschrieben von Medea
als Antwort auf miriam vom 26.11.2010, 18:05:31
"Doch bitte nicht vergessen: Islam und Islamismus, sind zwei unterschiedliche Richtungen." (Miriam)

Ja, woher kommt denn dann bloß der Islamismus wenn nicht aus dem Islam?
Das stelle ich mal so als Frage, die mich schon länger irretiert.

M.


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