Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger

Internationale Politik Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger

olga64
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Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 29.04.2015, 11:18:32
ES ist wohl der sehr späten Stunde geschuldet, dass die Schmidt-FAns in dessen altbekannte Aussagen wieder mal das interpretieren, was sie gerne hören wollten.
Aber so war es nicht - Medea. Er sagte explizit, dass er Obama für derzeit ungefährlich hält - Putin aber nicht, weil dieser in einer gefährlichen Situation ist. Ich halte es mit Adam - wenn man schon etwas zitiert, möge man bitte bei der Wahrheit bleiben und nicht eigene Wunschvorstellungen einstellen. Olga
Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 29.04.2015, 16:21:27
Ex-Kanzler Schmidt redet über Krieg und Frieden, steht dabei aber ganz in der Tradition des mystischen Orakels. Das ist wenig lösungsorientiert, kommt bei den Zuschauern aber fabelhaft an.
[.. . ]
Interessanter als das doch sehr pingpongartige Gespräch ist an dieser Stelle ein Blick in die Live-Kommentare im Internet. Dem alten Mann schlägt dort hemmungslose Bewunderung entgegen. Bewunderung für seinen "klaren Geist", die "unbequemen, wahren Worte" - was insofern bemerkenswert ist, als Schmidt kaum Unbequemes oder Außergewöhnliches sagt.
Selbst in der Russland-Politik, wo er Versuche geißelt, "die Europäische Union auf die Ukraine und Georgien auszudehnen", kann von einem Tabubruch keine Rede sein. Seine Positionen sind insbesondere Mainstream unter ehemaligen Politikern, die ihre ehemaligen Wähler immer erst nach ihrer aktiven Zeit als klare Geister und unbequeme Köpfe entdecken: Krieg ist schlecht, Russland ein Nachbar, den es zu verstehen gilt und die Ukraine ist halt noch ein sehr junges Land mit einer wechselvollen Geschichte.
geschrieben von Süddeutsche Zeitung

So ist das: Für den einen ist das Mainstream, für den anderen das.
Ich stimme der Kommentatorin der SZ zu: Mainstream ist in Deutschland (nicht bei den Politikern, aber bei den Bürgern) auf alle Fälle die Verteidigung Putins.
Ausnahmsweise bin ich hier mal auf Seiten der herrschenden Politik. Ich bin aus dem Alter raus, wo ich grundsätzlich Opposition sein muss, wenn ich etwas anderes auf Grund von Berichten als richtig erkenne.
olga64
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Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.04.2015, 17:36:35
Es ist ja so in unserem Land, dass ein Politiker erst zu Ehren kommt, wenn er längst aus dem Tagesgeschäft raus ist, hochbetagt und alles vergisst, was er selbst während seiner aktiven Zeit versäumte.
Ist ja auch einfacher, darüber zu reden als diejenigen zu unterstützen, die heute das Tagesgeschäft - das meist nicht mit dem zu vergleichen ist, was frühere Politiker leisteten - zu regeln haben. Da kommen dann so Blüten wie Norbert Blüm, der keine Talkshow aus lässt oder Geissler (der Brandt mit Nazi-Grössen verglich) oder auch Schmidt mit zweifelhafter Vita zu späten Ehren.Wahrscheinlich auch deshalb, weil sich die wenigsten heute noch an die Taten der aktiven Zeiten erinnern können, sondern ehrfürchtig vor einem lebenden Denkmal stehen wollen.
Den heutigen Politikern sei der zweifelhafte Rat gegeben: durchhalten, wenn Ihr lange lebt, kommt Ihr auch mal zu solchen Ehren. Olga

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ehemaligesMitglied41
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Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf olga64 vom 29.04.2015, 17:42:12
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Ist ja auch einfacher, darüber zu reden als diejenigen zu unterstützen, die heute das Tagesgeschäft - das meist nicht mit dem zu vergleichen ist, was frühere Politiker leisteten - zu regeln haben. Da kommen dann so Blüten wie Norbert Blüm, der keine Talkshow aus lässt oder Geissler (der Brandt mit Nazi-Grössen verglich) oder auch Schmidt mit zweifelhafter Vita zu späten Ehren.Wahrscheinlich auch deshalb, weil sich die wenigsten heute noch an die Taten der aktiven Zeiten erinnern können, sondern ehrfürchtig vor einem lebenden Denkmal stehen wollen.


..vielleicht sollten Sie, Frau Olga, mal etwas nachdenken.

So lange, wie Politiker aktiv sind, gibt es bestimmte Regeln.

In der Politik ist Meinungsfreiheit nicht gleich Meinungsfreiheit.

Die Parteien und Fraktionen üben einen gewissen Druck aus der verhindert, dass bestimmte Regelungen und Vereinbarungen nicht an die Öffentlichkeit gelangen dürfen.

Erst nach Ausscheiden aus der aktiven Politik nutzen sie die Möglichkeiten der Medien, um teilweise auch brisante Vorgehensweisen zu veröffentlichen.

Ich erinnere nur an Theo Waigel und die Treuhand.

Mag sein, dass das nicht immer ganz uneigennützig vonstattengeht, was eine ganz menschliche Eigenschaft ist.

Ich mag auch nicht jeden Politiker und Heiner Geissler war mir lange Zeit sehr unangenehm, habe aber meine Meinung zu ihm revidiert.

Unangemessen finde ich Ihre Formulierung „Blüten“.

Für mich sind Sie ein „Blumenstrauß“ mit Langzeitgarantie.

ein_lächeln_

Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 30.04.2015, 02:45:27
Sehe ich genauso. Natürlich haben sie das Recht, ihre Sicht darzulegen, vor allem , wenn sie ständig in Talkshows eingeladen werden.
Geißler, der jetzt aktiv bei Attac ist, schätze ich viel mehr als den eher rechten Schmidt, der z. B. auch für den Nato-Doppelbeschluss war. Geißler ist inzwischen linker als viele SPD-Funktionäre, und er legt den Finger in die Wunden, statt Menschenrechtsverletzungen kleinzureden, wie es Schmidt und Schröder tun. Auch Herr Baum von der FDP gehört zu diesen alten Recken, auch ihn schätze ich sehr, und für ihn wäre ich sogar ganz froh, wenn die FDP wieder käme, immer noch besser als der rechtslastige, widerliche Ersatz, mit dem man sich jetzt rumschlagen muss.
olga64
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Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 30.04.2015, 02:45:27
Frau ein - wenn ich mich richtig entsinne, haben Sie einen Grossteil Ihres Lebens in der früheren DDR verbracht, nicht unbedingt eine Wiege der Demokratie, die Sie dann vor ca 25 Jahren kennen- und hoffentlich schätzenlernten.
Im Gegenzug bin ich damit aufgewachsen, habe nie in einem anderen System gelebt und kann demzufolge sicher auch unsere Politiker der letzten Jahrzehnte aus praktischer und vergleichener Erfahrung gut, wenn nicht besser als Sie einschätzen.
Aber ich weiss es ja - es war Ihnen sicher mal wieder eine grosse Freude, mit Ihre seltsamen ARgumente in grosser Schrift vor Augen zu halten. Aber es fehlt immer noch ein Argument von Ihnen - egal zu welchem Thema - mit dem Sie mich überzeugen können - ist Ihnen bisher nie gelungen. Olga

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Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von Gillian
als Antwort auf olga64 vom 30.04.2015, 17:28:56
Mit anderen Worten:
Ein_Lächeln stammt aus dem Osten und kann demzufolge keinesfalls die Westpolitiker einschätzen.
Olga stammt aus dem Westen, kann aber sehr wohl alles was im Osten war einschätzen.
Ein schönes Beispiel für den Thread "25 Jahre Einheit", an dem ich mich aus gutem Grund nicht beteilige.
Gi.
marianne
marianne
Mitglied

Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von marianne
als Antwort auf Gillian vom 30.04.2015, 18:49:20
Wow, Gisela!
Ich durchbreche mein Schweigen und spreche dir meine Hochachtung aus!

Deine "älteste Bekannte"- so sagtest du mal- Wessifrau mit Dresdener Freunden...

Bleib uns erhalten!
Marianne
adam
adam
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Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von adam
als Antwort auf olga64 vom 29.04.2015, 17:42:12
Den heutigen Politikern sei der zweifelhafte Rat gegeben: durchhalten, wenn Ihr lange lebt, kommt Ihr auch mal zu solchen Ehren.


Ja Olga, Dein Rat durchzuhalten ist in der Tat zweifelhaft.

Mit Anfang 20 habe ich für Helmut Schmidt bei der Wahl mein Kreuzchen gemacht, ich war Anfang 30 als er als Bundeskanzler abtreten mußte. Nun bin ich bald Mitte 60 und erkenne in Helmut Schmidts Fernsehauftritt auch ein Stück politische Nostalgie, die quotenbringend ist, wenn es über griechische Eskapaden nichts Neues gibt und es gut ist, über russische etwas Beruhigung einkehren zu lassen.

Natürlich ist es immer noch spannend, interessant, wenn Helmut Schmidt, seit über 30 Jahren als Privatmann, das Geschehen in der Welt kommentiert. Er ist aber erkennbar ein anderer als damals. Sein Blick ist milde geworden, die Ecken und Kanten sind abgeschliffen und sogar der Rauch seiner Zigarette scheint sich langsamer zu kräuseln. Was war mir wichtiger? Seine Meinung zu hören oder ihm noch einmal mit Respekt zu begegnen, sich an den Bundeskanzler zu erinnern, der wahrscheinlich als einziger das Amt über die eigene Person und die Karriere stellte. Jetzt noch über den Nato-Doppelbeschluß zu diskutieren, ist müßig. Er ist Geschichte.

Das Wichtigste für Helmut Schmidt scheint mir nun zu sein, daß ihm ein Auftreten ala Juppi Heesters nicht mehr zugemutet wird, den sie im spätgreisen Alter von über 100 Jahren noch gegen ein Klavier lehnten und hofften, daß er nicht umfiel, wenn er davon sang, daß er nun ins Maxim gehe.

Helmut Schmidt will sich das ersparen und hat angekündigt, daß er nicht mehr im Fernsehen auftreten möchte. Auch dafür meinen Respekt Herr Schmidt.

--

adam
fenna
fenna
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Re: Helmut Schmidts Interview mit Frau Maischberger
geschrieben von fenna
als Antwort auf Gillian vom 30.04.2015, 18:49:20
Ein herzhaftes Lachen, und Beifall für dich Gillian

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