Internationale Politik Islamisten vorn in Tunesien

stange
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von stange
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 26.10.2011, 14:36:20
Ich komme auch nicht umhin festzustellen, daß die kirche in D nix aber auch gar nix mit Tunesien zu tun hat.
geschrieben von gram


@ gram Die Kirche nicht, aber die Relegionen beeinflussen das Gewissen der Menschen in stärkeren Masse, als Du zugestehen willst.

Um das zu letzt von mir Geschriebene zu verstehen, sollte man das Vorhergeschriebene mit einbeziehen.

Da wollte ich nur darauf aufmerksam machen, dass der Islam, was die Manibulation der Gehirne anbetrifft keine Ausnahme oder ein Eizelfall ist. Ob Buddismus, Islam, Katholizismus oder andere Glaubensrichtungen, alle sind darauf bedacht, die Menschen für sich einzunehmen. Auch hier in D, ob Du es wahrhaben willst oder nicht.

Stange
hafel
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von hafel
Vielleicht sollten wir nicht alles so "schwarz" sehen und es dabei unterlassen unsere eigenen Vorstellungen anderen als Vorbild auf zu drücken.

Es liegt jetzt ein Jahr zurück, dass in Tunesien der arabische Frühling begann. Es besteht jetzt die Chance, dass dieses Land zum Vorreiter für diese Region wird.

Wir – der Westen – sollten und müssen uns damit abfinden, dass der Drang nach Freiheit nicht automatisch demokratische Kräfte an die Macht spült. In den muslimischen Ländern Nordafrikas ist der politische Islam auf dem Vormarsch. Nach einer jahrelangen Unterdrückung muss der Erfolg der Islamisten nicht automatisch das Ende der Freiheit bedeuten. Es ist vielmehr ein Spiegel der Gesellschaft, die nach ihren eigenen Wegen sucht.

Ich denke, dass die Islamisten auf Kontakte zum Westen nicht verzichten können, denn der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor. So versprachen die Machthaber, wie ich im TV verstanden habe, die Frauenrechte zu achten. Auch werden sie auf die Wünsche der jugendlichen Wähler eingehen und die offene Lebensweise beachten müssen. Ich sehe derzeitig keine Anzeichen, dass ein Gottesstaat nach iranischem Vorbild entsteht – und wenn -- werden wir es nicht verhindern können.

Es wird eine Herausforderung werden, wie ein Miteinander von konservativ-religiösen und modernen liberalen Kräften möglich ist. Gelingt das Tunesien, wäre mit der ersten demokratischen Wahl ein großer Schritt getan.

Hafel
stange
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von stange
als Antwort auf hafel vom 26.10.2011, 16:09:47
ch denke, dass die Islamisten auf Kontakte zum Westen nicht verzichten können, denn der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor.
geschrieben von havel


Ja, havel, das sehe ich genauso. Vor allem der Zugang zum Internet wird der tunesischen Jugend zeigen, dass es auch noch etwas anderes gibt als ihre Mütter und Väter bisher erlebt haben. In dieser Richtung hat sich in der Welt vieles verändert und es gibt Hoffnung, dass keine iranischen oder saudi-arabische Zustände einkehren. Auch gebe ich dem Tourismus eine Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen. Jeder Tourist kann ein Botschafter sein für ein freies demokratisches Tunesien, ohne sie in ihrer weiteren Entwicklung bevormunden zu wollen. Das müssen die Tunesier selbst entscheiden.

Stange

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olga64
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von olga64
als Antwort auf stange vom 26.10.2011, 16:35:56
[b]Auch gebe ich dem Tourismus eine Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen. Jeder Tourist kann ein Botschafter sein für ein freies demokratisches Tunesien, ohne sie in ihrer weiteren Entwicklung bevormunden zu wollen. Das müssen die Tunesier selbst entscheiden.

Stange


Schön wär`s - allerdings ist Tunesien ein sog. Billigreiseland mit all-inclusive. Die Touristen bleiben vorwiegend in ihren Hotels - wenn sie mal einen kleinen Ausflug machen,dann wohlorganisiert. Es bestehen ja auch grosse Sprachunterschiede - wer von den deutschen Touristen spricht schon arabisch oder französisch?
Dazu kommen noch die alleinreisenden "Damen", die sich gerne einen boy für die Zeit ihres Aufenthaltes angeln; manchmal wird dieser dann sogar nach Deutschland eingeschleust - Dramen vorprogrammiert.
Also auf diese Art von Botschaftern für unser Land kann m.E. Tunesien und auch Deutschland gut verzichten.
Es wäre viel wichtiger, gut ausgebildeten Tunesiern die Einreise nach Deutshland zu erleichtern. Olga
myrja
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von myrja
als Antwort auf olga64 vom 26.10.2011, 17:31:33
Olga,

da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Deutscher Massentourismus ist das Letzte, was man als Botschafter für Demokratie betrachten kann. Ich war sehr oft privat meist für ein bis Monate zusammenhängend in nordafrikanischen Ländern unterwegs.

Immer wieder gab es Situationen, wo ich mich geschämt habe Deutsche zu sein. Deutsche erwarten immer, dass sie sich im Ausland auf deutsch verständigen können, meckern über das für sie fremdartige Essen, gehen im Bikini oder kurzen Hosen durchs Hotel zum Essen und deutsche, meist ältere Frauen sind sich nicht zu blöd dafür, zu glauben, dass ein 20 Jahre jüngerer, armer Nordafrika sie wirklich liebt.

Ich denke, wir sollten es den befreiten Ländern selbst überlassen, den Weg zu wählen, den sie politisch in Zukunft gehen möchten. ich sehe nicht die Gefahr, dass die Politik dort dem Vorbild Iran nachstrebt. Es gibt schließlich nicht nur Hardiner im Islam.

Myrja
pippa
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von pippa
als Antwort auf myrja vom 26.10.2011, 18:22:38
So wie es aussieht, muss sich die Ennahdha-Partei zum Regieren ja einen Partner suchen.
Somit besteht doch ein wenig Hoffnung, dass ihre Versprechen eingefordert werden .

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stange
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von stange
als Antwort auf myrja vom 26.10.2011, 18:22:38
Immer wieder gab es Situationen, wo ich mich geschämt habe Deutsche zu sein. Deutsche erwarten immer, dass sie sich im Ausland auf deutsch verständigen können, meckern über das für sie fremdartige Essen, gehen im Bikini oder kurzen Hosen durchs Hotel zum Essen und deutsche, meist ältere Frauen sind sich nicht zu blöd dafür, zu glauben, dass ein 20 Jahre jüngerer, armer Nordafrika sie wirklich liebt.


Ich habe nicht behauptet, dass sie Botschafter sind, sondern dass sie es sein können. Das sie sich nocht nicht so benehmen, ist eine ander Sache. Als Fremder in einem Land soll man sein Land vorteilhaft repräsentieren, aber ich sehe es auch so, viele lassen dies vermissen, und wissen garnicht welche Verantwortung sie als Gast im Gastland haben

Stange
olga64
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von olga64
als Antwort auf stange vom 26.10.2011, 19:34:36
Stange - Sie erwarten wirklich zu viel von Durchschnitts-Touristen. Deren Motivation, in ein anderes Land zu reisen, ist doch Sonne und Strand und billiges Bier. Findet er das vor, sind die Länder austauschbar - Details zu den Ländern sind egal. Und teuer darf es auch nicht sein: 200 Euro für eine Woche All-Inclusive in einem 5-Sterne-Hotel und wehe, irgendwas klappt nicht: dann wird prozessiert. Olga
clara
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Re: Islamisten vorn in Tunesien
geschrieben von clara
Ein kluger Beitrag von Ali Arbia (Tunesier?) ist im Scienceblog

http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2011/10/wer-hat-angst-vor-den-islamisten-in-tunesien.php

zu lesen. Der Autor schreibt gerade an seiner Dissertation über internationale Beziehungen am Graduate Institute of International and Development Studies in Genf. Der "Nachteil" ist nur, dass Arbia, Zitat "ein überzeugter Europäer " ist, dazu Atheist. Diese Kombination ist in Tunesien sicher nicht häufig. Bleibt zu hoffen, dass sich dort trotzdem seine Erkenntnis durchsetzt, wenn er schreibt:

"Demokratie ist nicht die Regierungsform die garantiert, dass man von der Partei regiert wird, die man gewählt hat. Dies mag banal klingen, ist aber ein zentraler Aspekt einer funktionierenden Demokratie: Die unterlegene Gruppe die Niederlage auch akzeptieren kann. Die Grenze wird erst überschritten, wenn die allgemeinen Spielregeln des Rechtsstaates und der Demokratie nicht eingehalten werden. Dies ist auch der erste grosse Test der Revolution in Tunesien."

Den Chef der Siegerpartei Ennahdha beschreibt er "als Vordenker einer islamischen Renaissance Bewegung (Renaissance ist auch die Übersetzung des Parteinamens, die man oft liest). Er hat in den 80er Jahren jeglicher Gewalt abgeschworen und bekennt sich zu Demokratie und Pluralismus."

Wenn in Tunesien der Wandel einigermaßen gut verläuft, kann das auf die anderen befreiten und sich befreienden arabischen Staaten vorbildlich wirken.

Clara
miriam
miriam
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Re: Wahlergebnis in Tunesien: wo bleibt der arabische Frühling?
geschrieben von miriam
als Antwort auf clara vom 27.10.2011, 18:13:27
Nun sind die Stimmen ausgezählt und das amtliche Endergebnis der Wahlen in Tunesien liegt vor:

Die Ennahda-Partei hat 90 von den insgesamt 217 Sitzen gewonnen - für die verfassungsgebende Versammlung.

Dies bedeutet: keine absolute Mehrheit – aber diese islamistische Partei, ist die stärkste Kraft in Tunesien.

Wer spricht da noch in Anbetracht solcher Wahlergebnisse von einem arabischen Frühling?

Miriam

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