Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Jürgen Todenhöfer via Facebook ...

Internationale Politik Jürgen Todenhöfer via Facebook ...

Karl
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Administrator

Re: Jürgen Todenhöfer via Facebook ...
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 26.01.2015, 00:43:48
@ adam,

also weiter bomben wie bisher? Wie soll das Verhalten, das die Situation erst geschaffen hat, die Lösung bringen? Man wird die Sunniten kaum alle umbringen wollen oder können.

Du sprichst den Iran und dessen Einfluss auf die Schiiten im Irak an. Das wäre doch ein Hebel, um die Politik gegen die Sunniten zu verändern. Immerhin waren Iraner bei den Beisetzungsfeierlichkeiten für den König in Saudi Arabien, die wollen doch ins Gespräch kommen.

Lasst den Iran wieder Teil der politischen Welt sein und redet mit ihm.

Karl
carlos1
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Re: Jürgen Todenhöfer via Facebook ...
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 26.01.2015, 08:53:49
"Die Ursächlichkeit des Überfalls der Koalition der Willigen auf den Irak unter der Führung von George Bush für das Desaster im Irak heute habe ich nicht nur schon oft thematisiert ...." Karl

" Karl,....nichts für Ungut, aber Todenhöfer ist ein Blender, der sich Geschichte zurecht legt wie er will. ....
Die Geschichte des Irak hat nicht mit dem Krieg der Amerikaner begonnen." adam

"Lasst den Iran wieder Teil der politischen Welt sein und redet mit ihm." Karl


Lieber Karl,
ich wollte nur auf eine etwas genauere Betrachtung hinwirken mit meinen provozierenden Bemerkungen. Ich sehe es wie Todenhöfer: Auslöser für den IS ist die Politik der USA und der Schia im Irak und der vorausgegangene Irakkrieg Bushs und vor allem die mit wenig Feingefühl ausgeübte Besatzungspolitik. .

Natürlich führen Ursachenzusammenhänge in die Vergangenheit, wie Adam feststellt. Abe ob sie als Auslöser des gegenwärtigen Desasters in Nahost gelten können, bezweifle ich. Der Irak ist ein künstliches inhomogenes Staatsgebilde, herausgeschnitten aus der kolonialen Erbmasse. Die Bevölkerung des Irak als Staatsvolk, wie wir es in Europa tun, zu bezeichnen ist nicht möglich. Es sind drei Volksgruppen, die in diesem Staat im wesentlichen die Bevölkerung stellen. die . Unter Saddam herrschten Sunniten über eine Mehrheit der Schiiten.

Aus der im Krieg entstandenen innerirakischen Mächtekonstellation mit der dominierenden Schia und den von aus der Macht gedrängten Sunniten, den nach dem Krieg begangenen Fehlern der USA, erwuchs der Widerstand im sunnitischen Dreieck sehr bald, der sich um islamistische Gruppierungen scharte.

Schwerwiegende psychologische Fehler wurden unmittelbar nach dem Einmarsch der Koalition begangen: Zulassen der Plünderungen, insbes. von Kulturgütern. Unter dem Statthalter Bremer wurde alles noch schlimmer. Die Kämpfe um Falludscha nur als Beispiel für den Aufstand. Der Irak wurde Tummelplatz für Dschihadisten.

Die USA erkannten zwar, dass der Iran nach der Beseitigung Saddams zu einer dominierenden Regionalmacht aufgestiegen war, sie zogen aber keine Folgerungen daraus für ihre Irakpolitik. Der Iran verhielt sich in eher zurückhaltend und abwartend. Die Distanz der US-Politik gegenüber dem Iran ist innenpolitisch begründet (jüdische Lobby in den USA). Ich kann also nicht umhin, Todenhofer recht zu geben, dass der islamistische Dshihad aus Fehlern der USA (Krieg, Besatzungspolitik, irakische Innenpolitik, Distanz gegenüber Iran, wo Interessen beider Staaten z. T. kongruent waren) Nutzen gezogen hat. Die schlafenden Hunde des IS-Terrors waren zwar vorhanden, wären nicht geweckt worden, egal welche Anfangsgründe wann und wo auch immer die Islamistenszene im Nahen Osten hat. Ende der 20er Jahre des letzten Jhds wurde die Moslembruderschaft gegründet, Sayyid Quoutb verkündete sein Manifest Ende der 60er Jahre. Was virulent ist, muss nicht in jedem Fall zum Ausbruch einer Krankheit führen, um ein Bild zu gebrauchen.
Die Politik kann Auslöser, Anlass für einen qualitativen Sprug sein, wenn sie schwerwiegende Fehler begeht. Ein solcher Fehler war auch, dass die USA nach dem raschen Sieg übe Saddam kein politisches Konzept hatten. Die Suche nach den Nuklearwaffen etc. blieb vergebens und erst recht war das Ziel der Demokratisierung im Irak für die USa ein Problem, weil sie die Schiiten und damit den Iran als innenpolitischen Faktor im Iran etablierten, mit dem die USA partout nichts zu tun haben wollten. Ein Staatsmann muss aber auch nach dem Krieg sich immer noch auf die Ziele berufen können, die zu Beginn gültig waren. Diese Ziele gab es nicht. Eine verheerende Bilanz und ein Schlamassel.
Adam es geht um die Gewichtung der Fakten und ihrenUrsachen bzw. Auslösern. In diesem Falle liegt für mich Todenhöfer richtig. Ich halte auch Karls Auffassung, dass die USA als Nahostgroßmacht und nach dem Irakkrieg direkter Nachbar der Besatzungsmacht USA im Irak mit dem Iran hätte Gespräche führen müssen. Über die Schiiten im Irak war der Iran direkt in die Innenpolitik des Irak eingebunden, mit bewaffneten Parteigängern (Bani al Sadr etc) . Die USA nutzten die Chancen nicht. M.E. hätte der Iran den USA im Irak wesentlich mehr Schwierigkeiten bereiten können als wir ahnen. Der Iran ist auch heute kein Freund und Förderer des IS. Was liegt also näher als das Kriegsbeil zu begraben?
adam
adam
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Re: Jürgen Todenhöfer via Facebook ...
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 26.01.2015, 13:49:37
Natürlich Carlos,

aus heutiger Sicht ergibt sich Deine Logik und die daraus folgenden Schlußfolgerungen, samt Ergebnis. Warum nicht das Kriegsbeil begraben?

Du bemängelst an meinen (kurzen) Bemerkungen, sie gingen zu weit in die Vergangenheit zurück. Mir dagegen ist Deine Betrachtung zu kurz gesprungen, zu europäisch/amerikanisch, denn der eigentliche Konflikt, der immer im Hintergrund der Auseinandersetzungen im nahen und mittleren Osten mit köchelt, ist viel älter. Es ist die Auseinandersetzung zwischen Sunna und Schia, die bald 1400 Jahre alt ist. Das Kriegsbeil begraben würde auch bedeuten, diesen Konflikt zu beenden und da sehe ich wenig Chancen, außerdem ist in modernen Zeiten auch noch der Kampf um das Öl, sowohl im Raum Irak als auch das der arabischen Halbinsel hinzu gekommen. Es sei daran erinnert, daß der schiitische Iran seit Jahrzehnten versucht, den sunnitischen Raum, samt Ölvorkommen, zu umklammern und das in jüngerer Vergangenheit recht erfolgreich, blicken wir auf den iranischen Einfluß im Irak, in Syrien, im Libanon, der Iran unterstützt sogar den militärisch radikalen Zweig der sunnitischen Muslimbruderschaft, die Hamas, um im mörderischen Spiel gegen das demokratische Israel und das arabische Faustpfand, die Palästinenser, mitmischen zu können. Es ist vom Bau nuklearer Waffen für den Iran die Rede (jetzt möglicherweise auch in Syrien) und es waren deutsche Panzer für Saudi Arabien im Gespräch, um die arabische Halbinsel wenigstens mit konventionellen Waffen gegen den Iran zu wappnen und die Saudis davon abzuhalten, selber nuklear aufzurüsten. Ein Blick nach Pakistan, deren nukleare Entwicklung zum Großteil von den Saudis finanziert wurde, zeigt, daß es die Saudis "nur" Geld kosten würde, um an die Bombe zu kommen.

Im Irak muß also nicht nur das Kriegsbeil zwischen irakischen Sunniten und Schiiten begraben werden, sondern ein Kriegsbeil, das in internationalen Interessen und Konflikten dermaßen verwickelt ist, daß der gordische Knoten dagegen ein harmloses Schleifchen ist.

Sicher ist es richtig, daß die Amerikaner den Deckel von der brodelnden Suppe im Irak genommen haben. Dieser Krieg war falsch und kontraproduktiv, wie auch der jahrelange Rachefeldzug gegen die Taliban. Aber die Suppe darunter war schon lange am Brodeln und wäre immer beim Sturz Saddam Husseins übergeschwappt.

Eine Chance, die politische Lage im Irak etwas zu beruhigen, sehe ich bei der Zerschlagung des Irak, in schiitische und sunnitische Gebiete. Aber dann kommen beispielsweise noch türkische und kurdische Interessen erschwerend hinzu. Und auch der große Konflikt Sunna gegen Schia köchelt weiter und die sunnitischen Funamentalisten werden weiter versuchen, ganz Arabien zu einem Gottesstatt zu machen. Dieser Deckel, der durch den Arabischen Frühling angehoben wurde, ist wohl nicht mehr zu schließen.

--

adam

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olga64
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RE: Jürgen Todenhöfer via Facebook ...
geschrieben von olga64

ER IST WIEDER DA!!!!!

Jürgen Todenhöfer, soeben 80 Jahre alt geworden, früherer Richter, Bundestagsabgeordneter und Medienmanager und mutmasslicher Millionär, den mal Herbert Wehner im Bundestag mit einer derben Silbenverdrehung anredete, schenkte sich zu seinem Geburtstag den Austritt aus der CDU.
Diese Petitesse wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn ER nicht zugleich in einer ARt Verzweiflungsakt nun zum Aufstand der Anständigen anfeuern würde.
Mit seiner neuen Partei, dem "Team Todenhöfer" möchte er bereits beim Bundestagswahlkampf 2021 antreten. Er sammelt jetzt bei seinen Followern solche, die "neuen Halt" suchen, will den "Spirit von Aufbruchsstimmung" einläuten, weil "es Zeit ist" und losgehen muss.
Eine junge Frau erlärt, dass sie sich noch nie mit einer Partei so richtig identifizieren konnte, die Politik sei "fernab" und ein anderer meint, dass "gaaaanz viel zerbricht, weil die Lobbys oder so dahinterstünden".
Aber jetzt ist er ja da: der ERlöser, der die Revolution bringen wird. Schon im nächsten Jahr oder gar noch früher?
It`s time for old wise guys? Olga


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