Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?

Internationale Politik Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?

Karl
Karl
Administrator

Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von Karl
Als Obama sein Amt antrat waren die Hoffnungen groß. Was hat er bewegt? Bisher leider erst sehr wenig. Heute wird er von den Lobbyisten in Washington dazu genötigt werden, ein Veto gegen einen Palästinenser Staat abzugeben, obwohl er selbst diesen immer wieder in Aussicht gestellt hat.

Mich hat die heutige Karikatur unter der Karikatur des Tages von Klaus Stuttmann an die traurige Situation der Palästinenser erinnert, denen offensichtlich nur noch solch zweifelhafte Freunde wie der Iran zur Seite stehen.

Aber kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden? Ich halte es für einen Pyrrhussieg der israelischen Regierung, die m. E. die Realitäten nicht sehen will und sich allein auf ihre militärische Überlegenheit stützt, anstatt eine kluge Politik zu machen, die zum lang ersehnten Frieden in Nahost beitragen könnte.

Klaus Stuttmann hat die scheinbare Aussichtslosigkeit der Situation gut auf den Punkt gebracht. Die Israelis sind für den Palästinenserstaat, nachdem die tote Friedenstaube wieder lebendig geworden ist, und die Palästinenser stellen deren Wiederbelebung in Aussicht, nachdem ein Palästinenserstaat entstanden ist. So wird man nicht zusammen kommen. Es ist ein Elend, Karl
luchs35
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Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 23.09.2011, 18:08:27
Als ob es die Pälestinenser nach dem ganzen Vorgeplänkel nicht gewußt hätten, dass das Veto des amerikanischen Präsidenten kommt. Sie wissen auch genau, dass es ohne Übereinkunft mit Israel keinen pälestinensischen Staat geben wird. Die Forderungen nach Verhandlungen klingen schon wie ein Mandra.
Aber sie erhofften ein starkes Zeichen oder Wort Obamas , dass der Siedlungsbau auf palästinensischem Territorium ab sofort einzustellen ist. Wer nämlich zusehen muss, wie Stück um Stück seines Landes verschwindet, hofft doch auf ein Minimum einer Bedingung, dass der Landraub beendet werden muss, bevor man an einen eigenen Staat gründen kann. Wenn alles weg ist, kann man nichts mehr gründen.

Aber auch dazu schwieg der Präsident der USA , der lediglich die sicher berechtigte Sicherheit Israel im Auge hat und das Ende der Gewalt als Vorbedingung zu Verhandlungen über einen palästinensischen Staat sieht.
Dabei übergeht er aber geflissentlich, dass doch gerade dieser Siedlungsbau einer der Gründe für die Angriffe der Extremisten ist. Obama setzt Abbas dazu noch unter Druck , dass es nur Verhandlungen geben kann, wenn dieser Zugeständnisse nach Wunsch Israel macht. Damit wird Abbas "abgewürgt" und muss dazu noch bangen, ob er überhaupt noch einmal ein Mandat zu Gesprächen von seinen eigenen Leuten bekommen wird. Mit wem soll dann noch verhandelt werden? Gibt es überhaupt noch was zu verhandeln? Welche Konsequenzen werden nun die Palästinenser ziehen, um ihr Recht in der Weltgemeinschaft zu erzwingen ? Vorläufig bleibt ihnen dort nicht mal eine Nebenrolle , während Libyen nun herzlich willkommen geheißen wurde. Mich würde es nicht wundern, wenn die Palästinenser ihr existenzielles Recht ebenfalls blutig erkämpfen würden. Wen erstaunt es noch, wenn die Palästinenser sich nun den Iranern zuwenden? Es könnte en heißes Erwachen geben.

Luchs
hema
hema
Mitglied

Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von hema
als Antwort auf luchs35 vom 23.09.2011, 18:48:20
Wer nämlich zusehen muss, wie Stück um Stück seines Landes verschwindet, hofft doch auf ein Minimum einer Bedingung, dass der Landraub beendet werden muss, bevor man an einen eigenen Staat gründen kann. Wenn alles weg ist, kann man nichts mehr gründen.


Hast du gut gesagt.





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schorsch
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Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 23.09.2011, 18:08:27
Die "Weltöffentlichkeit" verurteilt zwar die brutalen Methoden der Israelis, sich laufend weitere Palästinensergebiete unter den Nagel zu reissen. Aber unterschwellig (so glaube ich) denken alle Politiker, die das internationale Recht durchsetzen müssten: "Wenn die Israelis dann einmal alle Palästinenser ausgerottet haben und alle Palästinensergebiete annektiert, dann können wir erleichtert aufatmen".
luchs35
luchs35
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Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von luchs35
Jedem, der einmal den "üblichen Diskussionsweg" verlassen möchte, empfehle ich den nachstehenden Link zu einem Dokumentar-Film eines kritischen israelischen Filmemachers, den ich eben im Schweizer Fernsehen unter der allwöchentlichen Kunst-und Philosphiesendung gesehen habe: Jaffa - im Zeichen der Orange.

Israelische und palästinensische Historiker, Bauernverbände und Bauern beider Vertretungen u.v.a. zeigen in dokumentarischen Rückschauen die Entwicklung in Palästina bis zum heutigen Tag und wie aus einem friedlichen Miteinander durch Propagandastrategien diese Feindschaft entstehen konnte, die die Palästinenser ihre Heimat kostete.

Trotz des freundlichen Titels, in dem die Jaffa-Orangen und der Werbung dafür die Hauptrolle spielen, ist es keine leichte, sondern eine erschütternde Kost, die so vieles verständlich macht, was die Juden und die Palästinenser verbindet oder trennt.

Ich kann wirklich empfehlen, die 50 Minuten zum Ansehen aufzubringen. Es ist ein guter Beitrag zu dem Begehren der Palästinenser, in die Weltgemeinschaft aufgenommen zu werden.

Luchs

Ps.Im 1. Beitrag meinte ich mit Mandra natürlich keinen Fuchs, sondern Mantra. Konnte es nicht mehr korrigieren.

adam
adam
Mitglied

Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 24.09.2011, 11:42:45

Luchs,

der Film ist leider aus rechtlichen Gründen nur in der Schweiz zu sehen. Ich habe noch in anderen Quellen gesucht, konnte aber bisher nichts finden.

Nur kurz zum Thema:

Wäre es nicht unklug, gerade jetzt, wo die arabischen Völker versuchen, sich ihrer Despoten zu erledigen, den Palästinensern einen eigenen Staat zu zugestehen und so Organisationen, wie der despotischen Hamas, auch noch den Rückhalt eines Staates zu geben? Das wäre auch gegen den sog. arabischen Frühling gehandelt.

--

adam

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 24.09.2011, 12:44:17
Schade, Adam, dass der Link aus der Schweiz gesperrt ist. Aber der Film selbst lief schon in mehreren Ländern, und auch das WDR hat ihn am 16.Juni 11 um 23.15 Uhr unter dem gleichen Titel ausgestrahlt. Vielleicht findest du ihn da irgendwo.

Er würde dir übrigens auch eine Antwort auf deine Frage betreffs Staatsgründung Palästina geben.

Luchs

adam
adam
Mitglied

Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 24.09.2011, 13:06:54
Luchs,

gib mir einen Tipp, wie der Lösungsvorschlag der Dokumentation lautete.

Ich glaube inzwischen nicht mehr an eine Zweistaatenlösung. Auch mit einem palästinensischem Staat, würde es weiter gehen wie bisher. Der Landraub wäre dann ein gegenseitiger Vorwurf. Auch würde ein eigener Staat keineswegs die Unanhängigkeit der palästinensischen Bevölkerung bedeuten, denn am innenpollitischen Status Quo würde sich nichts ändern. Es ist realistischer anzunehmen, daß sich der Hass, den die Hamas in ihre Statuten geschrieben hat, durch nationale Emotionen noch verstärken würde. Die Kriegegefahr wäre noch größer.

Der Nahe Osten, mit und um Israel wird sich m.E. erst beruhigen, wenn das wirtschaftliche Interesse am ÖL der gesamten Region nachläßt, wenn die Palästinenser nicht mehr als Mittel der Erpressung dienen können, wenn die Menschen dort mit sich selbst Besseres zu tun haben, als sich mit völkischen Querelen zu beschäftigen.

Eines Tages wird der Reichtum von Israel/Palästina die Oberhand gewinnen. Innovation, moderne Technik, Gasvorkommen, antike Stätten im Überfluss, Strände vom Feinsten, modernste Landwirtschaft, werden in ihrer Fülle eine zu große Versuchung für die Schaffung von Wohlstand für alle sein, daß weder eine israelische, noch eine palästinensische Regierung, mit hetzerischen Parolen, Wirkung bei der Bevölkerung wird erzielen können.

Dann wird es in dieser kleinen Sandkiste Frieden geben, vorher nicht. Jetzt die Gründung eines Staates zu erzwingen, verstätkt nur den Einfluß derer, die von der Gewalt dort, seit Jahrzehnten, bestens leben und keinerlei Interesse daran haben, Frieden zu schließen. Die Bevölkerung ist ihnen dabei völlig gleichgültig.

--

adam
miriam
miriam
Mitglied

Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von miriam
als Antwort auf adam vom 24.09.2011, 14:32:47
Dann wird es in dieser kleinen Sandkiste Frieden geben...
geschrieben von adam


http://www.fnp.de/sixcms/media.php/rmn01.a.7225.de/thumbnail_514/sandkasten.jpg[/img]

In dieser kleinen Sandkiste, ist es ab sofort verboten:

- mit scharfen Gegenständen zu spielen
- sich gegenseitig mit was-auch-immer, zu bewerfen
- es wird empfohlen, den in der Mitte liegenden, trennenden Gegenstand, zu entfernen.

Miriam

[i]möchte am liebsten in der Sandkiste mitspielen
...


luchs35
luchs35
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Re: Kann den Palästinensern die Selbstbestimmung auf Dauer verwehrt werden?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 24.09.2011, 14:32:47

Tut mir Leid, Adam, aber in der Doku gab es keinen Lösungsvorschlag , zu dem man einfach ja oder nein sagen konnte. Die Verzweiflung über die Situation war auf beide Seiten verteilt. Die harte zionistische Sichtweise der israelischen Regierung wird von den gläubigen Juden Israels selbst als Bedrohung ihres Glaubens und ihres Lebens betrachtet.

Und die Palästinenser sind die Leidtragenden, die mehr verloren haben als ein "Spiel im Sandkasten".

Oft werden diese sehr guten kulturellen Sendungen des Schweizer TV ein bis zwei Wochen später im 3 Sat am Sonntagvormittag wiederholt. Wenn ich einen Hinweis sehe, werde ich darauf aufmerksam machen - die 50 Minuten sind keine verschwendete Zeit und zeigen geradezu lehrbildhaft, wie mit perfider Strategie Unrecht in Recht umgewandelt werden kann.

Luchs

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