Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?

Internationale Politik Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?

Karl
Karl
Administrator

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 15.11.2015, 14:40:00
Heute habe ich mit großer Zustimmung den Kommentar (" Solidarischer Trotz") von Thomas Hauser in der Badischen Zeitung gelesen. Er beschreibt die starken Gefühle, die die Massaker in Paris auslösen "Fassungslosigkeit, Trauer, Angst, Ohnmacht, Wut". Die Anschläge seien auch ein Angriff auf unsere Art zu leben. "Totalitäre Freudlosigkeit statt Lebensfreude". Für Hauser ist die Geisteshaltung der Terroristen religiös verbrämter Stalinismus.
Starke Gefühle sind die menschliche Antwort auf solch unmenschliche Barbarei. Aber Angst und Wut sind schlechte Ratgeber.
...
Wenn es eine Lehre aus den Ereignissen des 11. Septembers 2001 gibt, dann die, dass ein von den Islamisten provozierter und erhoffter Krieg gegen den Terror diesen Terror eher befördert.
geschrieben von Thomas Hauser

Die Achillesferse der westlichen Welt sei nicht ihre militärische Schwäche, sondern eher ihre Zerstrittenheit und die weitverbreitete Geringschätzung, ja Missachtung ihrer eigenen Werte.
Was muss alles schief gelaufen sein, wenn Terror und Tod attraktiver werden als die Werte der Freiheit?
geschrieben von Thomas Hauser
Es sei nicht die Lösung, Europa zu einer Festung auszubauen. Es marodierten keine Armeen, sondern die Gefahr sitze mitten unter uns. Flüchtlinge würden allenfalls als Schutzschilde missbraucht, um neue Terroristen einzuschleusen, aber deshalb dürften die Flüchtlinge nicht denjenigen gleichgesetzt werden, vor denen sie fliehen.
Schon gar nicht dürfen wir unsere freie Gesellschaft dadurch zu retten versuchen, indem wir sie selbst abschaffen. Der IS hätte dann sein Ziel erreicht.
geschrieben von Thomas Hauser
Er fährt fort, es gebe keine absolute Sicherheit, der Kampf gegen die Feinde der Freiheit müsse mit den Mitteln des Rechtsstaates geführt werden.

Während ich diesen Kommentar von Thomas Hauser zusammenfasse, höre ich im Radio eher andere Töne. Überall wird die Kriegsthetorik bemüht und die Zeichen stehen eher auf "Hau drauf" als auf Besonnenheit. Es war schon immer einfacher, das Schwert zu ziehen als den Kopf zu benutzen. Rache ist kein guter Ratgeber.

Karl
ingo
ingo
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von ingo
Eigene Gedanken zum Thema:
-Der sog. "IS" muss beseitigt werden. Mit politischen Mitteln geht das leider nicht mehr, weil diese Organisation schon zu tief verwurzelt ist. RAF und al-Qaida waren dagegen Experimentierlabors.
-Voraussetzung für die Beseitigung des "IS" wäre, dass die USA und Russland eine Allianz bilden, ihre jeweils eigenen Verbündeten auf ihre Seite holen und dass die Waffenlieferungen eingestellt werden.Diese Vorstellungen klingen zwar wie eine Illusion , sind m.E. aber alternativlos. Die Alternative ist gewiss nicht, dass Amerikaner, Russen und Franzosen jetzt getrennt vorgehen, "Berater" hinschicken und täglich Gefahr laufen, sich gegenseitig abzuschießen. Ein zartes Pflänzchen mag das "Ergebnis" in Wien sein; deutet es doch darauf hin, dass Rußland nach dem Flugzeugabschuss auch schon Fracksausen bekommen hat.

Nebenbei: Habe ich das gestern richtig gesehen, dass Obama und Putin nur mit ihren Dolmetschern an einem kleinen Tisch gesessen und geredet haben?

-"Kriegsrethorik" hin oder her: Mein erster Gedanke war: "IS hat Frankreich/Europa mit diesem Attentat "den Krieg erklärt". Vielleicht hätten der Papst, Hollande besser diese Formulierung benutzt; denn die wird wohl niemand anzweifeln.

Übrigens: Ich hoffe, dass wenigstens bei diesem Thema persönliche "Kleinkriege" ausbleiben.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von JuergenS
Ich habe die Einlassung von Karl so verstanden, dass die Rhetorik die Realität belastet und sogar gefährlich sei.
Meine Meinung dazu hab ich ja schon formuliert, möchte aber nochmal präzisieren. Ich habe nicht behauptet, dass diesem thread zu viele links innewohnen, sondern nur mein persönliches Problem zum Ausdruck gebracht, dass ich viele links nicht für nötig halte, grundsätzlich, weil sich doch ohnehin jeder, der schreibt, intensiv mit den Themen befasst und selbst viele tägliche Infoquellen frequentiert.

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ingo
ingo
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von ingo
als Antwort auf Karl vom 15.11.2015, 14:40:00
Für diejenigen, die den Link über die Papstäußerung nicht komplett lesen, setzte ich mal den Kernabsatz rein, damit man weiß, wie differenziert der Papst sich geäußert hat. Ich hielte es für abwegig, ihn daraufhin in eine Reihe mit "Kriegsrethorikern" zu stellen. Für mich reflektiert er, was er wahrnimmt.

Mit Blick auf die aktuellen Konflikte sagte der Papst: "Es ist eine Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt wird, und im Bereich der globalen Kommunikation nimmt man ein Klima des Krieges wahr." Einige Menschen wollten dieses Klima absichtlich schüren und suchten den Zusammenstoß verschiedener Kulturen, fügte der 78-Jährige bei einer Messe vor etwa 65.000 Menschen im Olympiastadion von Sarajevo hinzu. Andere würden mit Kriegen spekulieren, um Waffen zu verkaufen. Den Begriff "dritter Weltkrieg" hat der Papst schon mehrmals benutzt.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Medea
als Antwort auf JuergenS vom 16.11.2015, 11:18:44
Bei mir Heigl rennst Du offene Türen ein - für mich sind die
ständigen Links auch nicht der Weisheit letzter Scchluß -
ich informiere mich aus vielen Quellen und gehe unters Volk,
dann bilde ich mir meine Meinung.

M.
Karl
Karl
Administrator

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Karl
Off topic, aber scheinbar für manche wichtiger als das Thema: Wenn ich von Thomas Hauser einen Leitartikel zusammenfasse, werde ich das Original als Beleg immer verlinken. Alles andere wäre nicht korrekt.

Im Newsblog auf Spiegel lese ich gerade: "Frankreich hat mit massiven Luftangriffen auf die syrische Stadt Rakka begonnen". Hoffen wir, dass keine Zivilisten dort umkommen, aber wer kann das glauben? Damit läuft alles genauso ab wie von den Terroristen erhofft und der Terror wird nur vermehrt und nicht verringert.

Zudem lese ich ebendort auf Spiegel.de, "Meistgesuchter Islamist Belgiens ist möglicher Drahtzieher". Soll jetzt Belgien bombardiert werden? Aber Rakka ist weit weg und die Zivilisten dort können ja flüchten.

Hier läuft vieles schief. Ich hoffe sehr, ich bin nicht der einzige, der dies so sieht.

Karl

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Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf Medea vom 16.11.2015, 11:32:58
Bei mir Heigl rennst Du offene Türen ein - für mich sind die
ständigen Links auch nicht der Weisheit letzter Scchluß -
ich informiere mich aus vielen Quellen und gehe unters Volk,
dann bilde ich mir meine Meinung.

M.


Gerade weil sich viele aus verschiedenen Quellen informieren, ist es ratsam, ja auch informativ und wichtig, wenn der Leser weiß aus welchen Quellen die Informationen kommen.

Monja.
Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 16.11.2015, 11:53:59
Im Spiegel steht auch,dass die Drahtzieher der Anschläge offenbar in Syrien sitzen :
Laut Frankreichs Premierminister Valls wurde die Terrorserie in Paris von Syrien aus organisiert. Auch gegen andere europäische Länder sollen Anschläge geplant worden sein. Bei Razzien wurden weitere Verdächtige festgenommen
geschrieben von Spiegel
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 16.11.2015, 09:57:16


Während ich diesen Kommentar von Thomas Hauser zusammenfasse, höre ich im Radio eher andere Töne. Überall wird die Kriegsthetorik bemüht und die Zeichen stehen eher auf "Hau drauf" als auf Besonnenheit. Es war schon immer einfacher, das Schwert zu ziehen als den Kopf zu benutzen. Rache ist kein guter Ratgeber.

Karl
geschrieben von karl


Hallo Karl.

In Europa sollen die Banlieus Bruxelles und Paris trockengelegt werden.
Die belgische Politik steckt schon seit Jahren ihre Köpfe in den Sand Molenbeek hat sich ungeniert zu einem Terroristen Zentrum entwickelt.
Sarkozy, Hollande, (Frankreich) Di Ruppo und jetzt Michel (Belgien) haben alle versagt,ich warte noch drauf ob Hollande nicht noch auf die Idee kommt ein französicher Jet nach Molenbeek zu senden, einfach lamentabel wie weit diese Staatslenker sich von der Randbevölkerung entfernt hat und die Jugend syrischen Fundamentalisten überlassen hat. Sie gehören eingesperrt.

Hoffentlich laufen die leeren Bombergehirne (Putin Obama) endlich warm und setzen sich an einen Tisch um anhand von Diplomatie eine Lösung zu finden.

Phil.
Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 16.11.2015, 11:53:59
Ja Karl, vieles läuft schief, aber wie die Schieflage zu beheben wäre, weiß wohl keiner von uns. Ich gehe davon aus, dass auch die Politiker ratlos sind. Ob nun Kriegsrhetorik gefährlich ist, kann ich nicht beurteilen. Wem will man denn überhaupt den Krieg erklären? Der IS ist kein Land dem man Krieg erklären könnte. Offensichtlich sitzt er ja auch im eigenen Land und auch in Nachbarsländern. Letztendlich handelt auch jedes Land im eigenen Interesse. Polen will die Flüchtlingsquote nicht erfüllen, Frankreich will Krieg gegen Terror und wird dabei unschuldige Menschen töten, was wiederum die Gefahr bürgt für weiteren Terror. In Deutschland wird das Wort Krieg solange vermieden bis bei einem Einsatz die ersten Soldaten (die ja dann keine Soldaten sind) fallen, siehe Afghanistan. Lange hat man vermieden das Wort Krieg zu benutzen, trotzdem waren unsere Soldaten im Krieg am Hindukusch.
Ich befürchte es wird weiter viel schief laufen.
Bruny

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