Internationale Politik Russland in der Zwickmühle?

hafel
hafel
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hafel
als Antwort auf gottfried_p vom 23.08.2008, 15:21:22
@ gottfried_p: Und der 'Westen' hat im Kosovo
den Kosovaren geholfen, sich von den Serben 'abzunabeln'


Ich denke diese Situation ist nicht mit "Georgien" vergleichbar. Vielleicht erinnerst Du Dich nicht mehr an die allabendlichen Horromeldungen im TV als massenweise die Menschen aus Gründen der "ethnischen Säuberungen" umgebracht, ....die ehemals guten Nachbarn an die Wand genagelt wurden und und und. Dem MUSSTE ein Ende gemacht werden. Deshalb werden ja auch einige Akteure heute in Den Haag angeklagt.
Aus dem Georgien-Konflikt wird mit Sicherheit niemand international angeklagt..... ich denke mal nein.
--
hafel
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf gottfried_p vom 23.08.2008, 15:21:22
Südossetien und Abchasien haben zwar ihre Unanhängigkeit erklärt, was jedoch weder vom Westen noch von Russland jemals anerkannt wurde.

Und nun fordern diese beiden Regionen mit neuem Nachdruck die Anerkennung, was für Russland Fakten schafft, die keiner mehr ignorieren kann, könnte diese Anerkennung doch neue und unkontrollierbare Abgrenzungen zu den ehemaligen Zugehörigen der SU schaffen.

Das ist Russlands Zwickmühle! Es steuert auf einen weitere Zerfall zu, der vom Westen zusätzlich forçiert wird, siehe Ukraine und Georgien. Russland wird sich das nicht gefallen lassen, zumal es Gefahr läuft, dass u.a. auch Asserbeidschan sich loslösen will.

Putin strebt ein totales Erdöl-und Gasmonopol an , dazu braucht er auch die Kontrolle im Kaukasus.

Der Westen hat sich bisher mit der Anerkennung der beiden Regionen zurückgehalten, aus gutem Grund.

Jetzt hat sich das Blatt gewendet, es wird zu neuen Konfrontationen kommen. Und Russland ist nicht mehr zahnlos wie noch vor 10 Jahren, es hat sich seine Machtposition zurück erobert und demonstriert dies auch unübersehbar.

Von einem friedlichen Kaukasien kann ohnedies keine Rede sein, diese Völker sind sich untereinander schon nicht grün und werden so oder so ein Pulverfass bleiben, ob unabhängig oder nicht. Diese "Clans" pfeifen auf Demokratiebestrebungen nach westlichem Vorbild.

--
luchsi35
gottfried_p
gottfried_p
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von gottfried_p
als Antwort auf hafel vom 23.08.2008, 15:41:33
Ich denke diese Situation ist nicht mit "Georgien" vergleichbar.


Kosovo, hafel, stand (nach dem Kosovo-Krieg) unter UN-Verwaltung auf Basis der UN-Resolution 1244. Diese hat auch die (völkerrechtliche) Zugehörigkeit zur Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien) festgeschrieben und dieser ihre 'territoriale Unversehrtheit versichert'.

Nix mit 'Unvergleichbarkeit' - es ist die gleiche Situation wie jetzt in Georgien (mit Südossetien und Abchasien). Entweder gilt das Völkerrecht der UN - oder das 'Faustrecht'.
Ich bin eigentlich für's erste. Und nicht nur dann, wenn es einer Seite gerade in den Kram passt.

--
gottfried_p

Anzeige

hugo
hugo
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hugo
als Antwort auf luchs35 vom 23.08.2008, 16:36:28
luchsi, ich denke das der Saakaschwilli durch seinen Überfall auf diese Gebiete die Situation für deren Bewohner nur verschlimmert hat.

So wie ich gestern im TV sah sind nun die Menschen dort davon überzeugt das sie ohne Hilfe Russlands durch Georgien vereinnahmt würden, so bleibt ihnen wohl nur noch eine engere Bindung an Moskau,,,

es kommt also genau andersrum als es Saakaschwilli gedacht hat,,,er hat diese Gebiete den Russen noch weiter zugetrieben,,und die nahmen dieses Geschenk auch gerne an,,sogar prorussische Demos solls dort nun geben,,

im Übrigen bin ich der Ansicht das immer (fast immer) dort wo Menschen nebeneinander wohnen und leben müssen, die sich eigentlich nicht grün sind, es zu bürgerkriegsähnlichen Situationen kommen kann.

Wenn nun die Möglichkeit besteht- ohne größeres Blutvergiessen- diesen Menschen jeweils ein separates Stück Heimatland zu geben, könnten sie friedlich leben und nach und nach gutnachbarschaftliche Beziehungen aufbauen.

das fände ich allemal besser als von außen genötigt und gezwungen mit den ungeliebten Nachbarn unter einem Dach leben zu müssen,,

Aber wenn es den Russen oder den Amis lieber ist,(aus welchen strategischen Gründen auch immer) das es weiterhin Knatsch und Stunk und Zwistigkeiten geben soll, dann, ok ja dann, gibts für die Betroffenen wohl keine bessere Wahl,,
--
hugo
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hugo vom 23.08.2008, 16:55:26


Wenn ja die Russen klug sind - was leider nicht unbedingt eine Stärke von ihnen ist - geben sie ihr OK für die Loslösung, sichern sich dabei aber weitgehende Abkommen. Abchasien ist auch so schon fest in russischer Hand, denn das neue russische Grosskapital hat sich an den abchasischen Stränden mit Aufkäufen breitgemacht, ebenso gehören russischen Geschäftsleuten, die auch politischen Einfluss haben, die Sanatorien, Urlaubsdestinationen, Grundstücke in den besten Gegenden.

Allerdings würde das alles nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen sein, aber vielleicht wäre es ja ein Ansatz zu einer befriedigenden Lösung. Ist nur so ein Gedanke!

--
luchsi35
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hugo vom 23.08.2008, 16:55:26

Nun sollen also morgen in der Duma die Verhandlungen zur offiziellen Anerkennung der Unabhängigkeit Südossetiens und Abchasiens beginnen. Die Doppelspitze Putin/Medwedew muss jedoch am Ende ein evtl. getroffenes Abkommen mit einem Ja absegnen, was allerdings nicht als gesichert gilt.

Vermutlich beginnen damit etliche "Pokerrunden".

Aber noch immer stehen russische Truppen in Georgien und lassen sich Zeit zum Rückzug. Sie halten vor allem Poti, den georgischen Schwarzmeerhafen,
besetzt- aus Sicherheitsgründen, wie russischerseits angegeben wird.

Zudem wird immer mehr das wohl "lässig" vorgelegte Friedensabkommen von Sarkozy bekannt, durch dessen leichtfertige Löcher die Russen schlüpfen können, da u.a. kein Abzugsdatum festgelegt wurde. Man greift sich an den Kopf!

Oder lag da eine gewissen Absicht dahinter, um den Russen die Möglichkeit einzuräumen, Saakaschwili in die Wüste zu schicken? Der ist Putin ein Dorn im Auge, aber auch der Westen ist nicht glücklich mit dem törichten Georgier. Lediglich Bush hält noch zu seinem hochgelobten Schützling.

Bei den Verhandlungen zum FRiedensplan durfte er nicht einmal am Verhandlungstisch sitzen.

Vermutlich hat man Angela Merkel unterschätzt, als man ihren Verstand anzweifelte, weil sie ihm den Beitritt zur Nato versprach- auch sie "vergass" einen Zeitpunkt zu nennen. Das dürfte mit ein Signal sein, dass die Tage von Saakaschwili als georgischer Präsident gezählt sind.
Dann aber darf spekuliert werden, wer sein Nachfolger wird.

Vermutlich setzt Putin alles daran, dass ein "russenfreundlicher "Nachfolger die georgischen Regierungsscheschäfte übernimmt....spekuliere ich mal!
--
luchsi35

Anzeige

meteor
meteor
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von meteor
als Antwort auf luchs35 vom 23.08.2008, 08:53:30
luchsi,
ein heißer Krieg auf globaler Ebene wird Russland nicht wollen. Dennoch wird mächtig aufgerüstet. Warum? Weil militärische Stärke der eigenen Sicherheit dient, die Abschreckung fördert, als psychologisches Druckmittel und zur Drohgebärde eingesetzt werden kann. Eine starke Streitmacht verschafft Respekt und Anerkennung.

Statt die sprudelnden Energiedevisen in Infrastruktur und zum Abbau der noch weitverbreitenden Armut in Russland zu verwenden, fließt ein erheblicher Teil der aus den Exporten von Öl und Gas erlösten Milliarden in den Aufbau und Modernisierung des Waffenarsenals. Da das benachbarte China an der Südostflanke Russlands schon länger das gleiche tut, sieht man sich im Zugzwang.

Schlussendlich stehen sich hochaufgerüstete Weltmächte gegenüber, die sich ein "theoretisches" Kräftemessen liefern mit dem Ziel, den andern zu beeindrucken und im Spiel um weltpolitischen Einfluss zu punkten.

Natürlich kann Säbelrasseln jederzeit zu echten Kampfhandlungen führen, die aber regional beschränkt bleiben dürften. Denn zu einem 3. Weltkrieg wird es nicht kommen, dafür ist das Risiko selbst vernichtet zu werden zu groß.

--
meteor
eko
eko
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von eko
als Antwort auf meteor vom 24.08.2008, 16:37:02
@ meteor: Sag ich doch !

Wir können uns hier noch so sehr die Tasten heiß klopfen und uns darüber entrüsten, am Wettrüsten der beiden Supermächte können wir nichts ändern. Da gelten andere Maßstäbe.

Natürlich ist's ein Jammer, dass das Geld in die Rüstung gesteckt wird und nicht in die Armut, doch: "Wer hängt der Katz die Schelle um?"
--
eko
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf eko vom 24.08.2008, 17:56:38
@meteor und eko


Um den 3. Weltkrieg und Aufrüstung geht es doch gar nicht.

Es geht in erster Linie darum, ob sich Russland seine "verlorenen Provinzen" wieder zurückholen will und was der Westen dagegen unternehmen kann. Plötzlich ist die Ukraine wieder im Gespräch und auch die Rückführung der Krim an Russland, sollte die Ukraine wirklich in die Nato aufgenommen werden.

Und Georgien ist auch noch lange nicht aus dem Feuer.

Alles findet vor unserer Haustür statt, auch wenn bis heute viele wussten, wo genau die Kleinstaaten liegen.
Die Destabilisierung dieser Staaten kann nicht im Interesse des Westen liegen. Die Unverhältnismässigkeit des militärischen Schlages gegen Georgien lässt diverse Überlegungen zu.

--
luchsi35
meteor
meteor
Mitglied

Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von meteor
als Antwort auf eko vom 24.08.2008, 17:56:38
Ja, Eko, es wird, leider, nicht bei den beiden genannten Supermächten (USA + Russland) bleiben. China wird mittelfristig die 3. Kraft werden. Langfristig will auch Indien dazu gehören. All die "Großstaaten" mit Machtpotenzial wollen nicht an der Seitenlinie der politischen Weltarena bleiben. Die Entwicklung nach Erfolg und Stärke geht weiter. Dieses Gen steckt im Menschen drin und lässt sich nicht entfernen.
--
meteor

Anzeige