Internationale Politik Russland in der Zwickmühle?

meteor
meteor
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von meteor
als Antwort auf luchs35 vom 24.08.2008, 18:15:27
luchsi, so differenziert würde ich das nicht sehen. Klar, geht es vordergründig um "abtrünnige" Provinzen, denen Russland nachtrauert und die man gerne wieder "heim ins Reich" holen würde. Vor 10 Jahren wäre das noch kein Thema gewesen. Heute fühlt sich Russland wieder stark genug, um zu zeigen wer Herr im Hause ist und bei passender Gelegenheit man "zugreifen" kann, wenn man nur will. Dieses Verhalten wird m.E. ermöglicht durch 1. Wiedererlangte militärische Stärke und 2. Wirtschafliche Macht und derzeitige Abhängigkeit westeuropäischer und GUS-Länder von russischem Öl und Gas. Daneben verfolgt man mit Argusaugen und Unbehagen die wachsende Macht des Nachbarn China sowie der Errichtung amerikanischer Raketenstützpunkte in Polen und Tschechien. Man fühlt sich immer mehr umzingelt. Dazu nun der Versuch Georgiens und vielleicht noch anderer an Russland grenzende Länder, die sich verstärkt dem Westen zuwenden wollen und all das vor der eigenen Haustür. Dies, denke ich, sind zusammen mit der tiefsitzenden Schmach durch den Zerfall des Kommunismus Anfang der 90er Jahre die Treibmittel russischer Neuorientierung hinsichtlich Ausbau militärischer Schlagkraft und zunehmender Einflussnahme auf das internationale, politische Geschehen vor allem um Russland herum.

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meteor
eko
eko
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von eko
als Antwort auf luchs35 vom 24.08.2008, 18:15:27
@meteor und eko


"Um den 3. Weltkrieg und Aufrüstung geht es doch gar nicht.

Es geht in erster Linie darum, ob sich Russland seine "verlorenen Provinzen" wieder zurückholen will und was der Westen dagegen unternehmen kann. Plötzlich ist die Ukraine wieder im Gespräch und auch die Rückführung der Krim an Russland, sollte die Ukraine wirklich in die Nato aufgenommen werden.

Und Georgien ist auch noch lange nicht aus dem Feuer.

Alles findet vor unserer Haustür statt, auch wenn bis heute viele wussten, wo genau die Kleinstaaten liegen.
Die Destabilisierung dieser Staaten kann nicht im Interesse des Westen liegen. Die Unverhältnismässigkeit des militärischen Schlages gegen Georgien lässt diverse Überlegungen zu."
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luchsi35
geschrieben von luchsi35


luchsi:

Um einen dritten Weltkrieg gehts wirklich nicht, den wirds nicht geben, weil es da anschließend keine "Sieger" geben würde.

Was die Aufrüstung anbetrifft, so will Russland wieder zu alter militärischer Stärke aufschließen, ganz klar. Deshalb wird auch soviel in die Modernisierung des russischen Militärs gesteckt. Selbst Drohgebärden haben eine andere Wirkung, wenn dahinter ein entsprechendes Potential steht.

Was diese Vorgänge "vor unserer Haustüre" anbetrifft, so ist dies für Russland ja auch vor deren Haustüre. Bei diesem ganzen Szenario geht es letztlich um Einflussbereich. Jede Seite versucht, soviel wie möglich Einfluss zu gewinnen. Dabei werden jeweils die Mittel eingesetzt, die der jeweiligen Partei als opportun erscheinen. Das müssen nicht immer Kanonen sein. Wer heute den Weltspiegel mit Tina Hassel angeschaut hat, dem konnte deutlich werden, dass Geländegewinne und Einflussnahme auch mit den Mitteln der Medien erstrebt werden. Wenn Rußland behauptet, seine Truppen aus Georgien abgezogen zu haben und deutsche Kamerateams sehen nur leere Straßen, aber keine Truppenbewegungen und an anderer Stelle Soldaten, die Stellungen ausbauen in einem Gebiet, das sie hätten längst schon verlassen müssen, dann ist auch das ein Stück der psychologischen Kriegsführung. Da wird getrickst und gelogen, werden Falschmeldungen lanciert und und und. Und da wird dann auch mal ausprobiert, wieweit man gehen kann, was die andere Seite zulässt.
Es bleibt auch weiterhin spannend.

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eko
hugo
hugo
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hugo
als Antwort auf eko vom 24.08.2008, 21:21:31
hallo eko,,,in einem Land, in welchem beide Seiten ihre Spione/Informanten/Journalisten etc,, massenhaft und flächendeckend verteilt haben
- zu einer Zeit, da sich die zivilen Wissenschaftler schon rühmen aus der Satellitenansicht sogar Zigarettenschachteln zu erkennen
glaube ich beiden Seiten nicht, wenn es um militärische Vermutungen und Behauptungen geht, das sich noch Panzer in irgendwelchen unbeobachteten Stellungen befinden,,

diese, von Politikern zur ideologischen Beeinflussung unter die Massen gestreuten Vermutungen, das hier oder dort irgendein erwünschter bzw abgesprochener Rückzug/Abzug,,vermutlich nicht oder noch nicht im Gange sei,,,ist pure Verdummungstatik,

,,die Zuständigen Stellen in Moskau, Tiflis und Washington,,, (die Generalstäbe all dieser Armeen) sind rund um die Uhr zu jeder Minute hundertprozentig darüber informiert, wie viele Kompanien oder Truppenteile noch irgendwo im Gelände kampieren,,

ansonsten sollten sie sofort degradiert und wegen totaler Unfähigkeit in die Wüste geschickt werden,,

das mal ein AWACS-Überwachungsflugzeug mit seinem High-Tech-Radar nicht unterscheiden kann ob sich bewegende zivile Menschen, Georgier oder Russen sind will ich noch glauben, aber ob in einer Kolonne 5 Panzerspähwagen oder 50 Panzer fahren,,,???
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hugo

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schorsch
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf meteor vom 24.08.2008, 16:37:02
Die Raupen drohen mit untauglichem Stachel, die Schmetterlinge mit auf die Flügel gezeichneten grossen Augen, die Fische mit aufgestellten Rückenflossen, die Stiere mit zu Boden gerichteten Hörnern und stampfenden Hufen, die Gorillas mit Trommeln auf die Brust....

....und die Menschen drohen eben mit Säbelrasseln.

So lange es bei diesem bleibt, könnten wir uns ja beruhigt unserem täglichen Tun hingeben. Aber leider gibt es da noch die berühmten Knöpfe, mit denen besoffene Kriegstreiber unsere ganze Erde lebenslos machen könnten!

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schorsch
luchs35
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf schorsch vom 25.08.2008, 08:53:18
Nun erhebt sich aber immer noch die Frage, wer wem auf die Finger klopft, wenn Medwedew seine Zustimmung zur offiziellen Anerkennung der beiden abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien gibt, die ja völkerrechtlich immer noch zu Georgien gehören, auch wenn sie es nicht wollen.

Allein schon der Beschluss der Duma heute brachte den Westen zum Schwitzen. Die Bundeskanzlerin schwirrt vor Schreck nur noch durch die Länder, um abzuwenden, was noch möglich erscheint, aber unwahrscheinlich ist.

Damit ist Russland dank des übertölpelten georgischen Präsidenten wieder dort, wo es schon lange hin wollte: Dicht an der Tür, durch das der Westen und die USA eigentlich reinwollten. Dumm gelaufen!

Boshafte Zungen könnten ja nun behaupten, dass dies ein Abschiedsgruss Putins an den scheidenden amerikanischen Präsidenten Bush ist.



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luchsi35
eleonore
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von eleonore
als Antwort auf luchs35 vom 25.08.2008, 22:19:05
medwedew ist doch ein marionette, die fäden sind immer noch in putins hand.
und der wird ein teufel tun, wie diese fäden loszulassen.
--
eleonore

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luchs35
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf eleonore vom 26.08.2008, 08:09:52
Ja, Eleonore, das sehe ich genauso. Aber unterzeichnen muss offiziell Medwedew, auch wenn ihm dabei Putin die Hand führt. Vermutlich wird das aber kaum sofort geschehen, wenn überhaupt, aber mit diesem Schritt hat Russland wieder ein Druckmittel in der Hand, um von den USA und dem Westen Zugeständnisse in der kaukasischen Frage zu erhalten.
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luchsi35
hugo
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von hugo
als Antwort auf luchs35 vom 26.08.2008, 08:27:41
aus leicht nachvollziehbaren Gründen wird durch die westeuropäischen Politiker wohlweislich verschwiegen bzw in den Hintergrund gerückt, das es ja Saakaschwilli mit seinem Angriff auf diese Sondergebiete war, der den Stein ins Rollen brachte,,,

Dadurch wurde es Moskau erst recht ermöglicht, ja es wurde fast mit der Nase drauf gedrängt, das hier und jetzt eine günstige Gelegenheit sei ohne Gesichtsverlust diese leidige Gebietsfrage zu klären.

Was nun die Merkel bei dem Georgier zu suchen hatte -ihre Zeit als Vorsitzende des Europaparlaments ist doch vorüber- und vor Allem was diese Halbzusage für eine Natoaufnahme sollte (ist sie nun auch noch Nataobeauftragte ?) entzieht sich meiner Vorstellung von politisch ausgewogenem Umgang mit Russland.

Ein OZ Leser brachte es heute auf den Punkt indem er schrieb: "Warum hat sie so einseitig Partei ergriffen -weil nichts mehr zu vermitteln war?
Ist die Nato eine Wertegemeinschaft oder ein Instrument zur Durchsetzung geostrategischer Interessen vor allem der USA ?"

so wie die Merkel derzeit auftritt scheint sie um ein noch besseres Verhältnis zum scheidenden Bush bemüht zu sein und dies besonders auf Kosten unserer Beziehungen zu Rußland,,
zum Glück hat sie gestern in Schweden nicht auch noch die Ostseepipeline in Frage gestellt,,

im Moment können wir alle gebrauchen nur keine neue Eiszeit, kein Zurück zum Kalten Krieg zwischen Ost und West,,,
--
hugo
schorsch
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 25.08.2008, 22:19:05
Nun erhebt sich aber immer noch die Frage, wer wem auf die Finger klopft, wenn Medwedew seine Zustimmung zur offiziellen Anerkennung der beiden abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien gibt, die ja völkerrechtlich immer noch zu Georgien gehören, auch wenn sie es nicht wollen.

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luchsi35
geschrieben von luchsi35


Bitte nicht vergessen: Georgien wurde vom Westen in seiner Loslösung von der Sowjetunion in der Absicht unterstützt, in einem günstigen Moment einen Keil in das russische Bollwerk zu treiben. Nun, da Teilstaaten von Georgien die gleichen Loslösungsbestrebungen - aber gegen Georgien - haben, schreit der Westen Zeter und Mordio.

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schorsch
luchs35
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Re: Russland in der Zwickmühle?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf schorsch vom 26.08.2008, 10:40:35

Das ist wie so oft,Schorsch:Wenn zwei das gleiche tun,ist es noch lange nicht daselbe!

Aber ich frage mich, was passiert in den nächsten Jahren mit den Kleinstaaten, die sich in den 90er Jahren von dem damals geschwächten Russland, bezw. der SU abgelöst haben und inzwischen unanbhängig sind?

Nicht nur Georgien sieht sich bedroht, auch die baltischen Staaten fordern nun in ziemlich harschem Ton Schutz und Hilfe vor der möglichen Bedrohung durch das neu erstarkte Russland. Es bleibt wirklich nur die Hoffnung, dass sich die Spirale der Konfrontation nicht noch weiterdreht, denn diese Staaten sind bereits in der Nato.
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luchsi35

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