Internationale Politik Steinmeier in Kiew unerwünscht
Eine geplante Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Kiew ist geplatzt, weil er dort derzeit nicht willkommen ist. "Ich war dazu bereit. Aber offenbar – und ich muss zur Kenntnis nehmen – war das in Kiew nicht gewünscht", sagte Steinmeier bei einem Besuch in der polnischen Hauptstadt Warschau.
Steinmeier sagte weiter, der polnische Präsident Andrzej Duda habe in den vergangenen Tagen angeregt, dass sie beide zusammen mit den Staatschefs der baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland in die ukrainische Hauptstadt reisen, "um dort ein starkes Zeichen gemeinsamer europäischer Solidarität mit der Ukraine zu senden und zu setzen".
Quelle: t-online
Also - nur noch mal so zum sacken lassen:
Der 1. Mann des Staates, der der Ukraine für hunderte von Millionen Euro Waffen liefert, ist bei Hrn. Selenskyj nicht erwünscht.
Der 1. Mann des Staates, dessen Bevölkerung in ungekannter Solidarität ucrainische Flüchtlinge aufgenommen hat, ist bei Hrn. Selenskyj nicht erwünscht.
Der 1. Mann des Staates, dessen Bevölkerung Finanz- und Sachspenden in hoher Zahl für die Ukraine sammelt, ist bei Hrn. Selenskyj nicht erwünscht.
Der 1. Mann des Staates, dessen Wirtschaft infolge der Solidarität zur Ukraine rückläufig ist, dessen Bevölkerung Geldentwertung hinnimmt, ist bei Hrn. Selenskyj nicht erwünscht.
Wie soll man dieses Verhalten nennen?
Im besten Fall noch Undankbarkeit.
Wenn Sie das als "Undankbarkeit" bezeichnen (und auch noch im, "besten Falle") für die vielen guten Taten, die Deutschland zur Unterstützung der Ukraine machte (teilweise erst auf immensen, internationalen Druck und teilweise anscheinend auch unvollständig und stark verspätet), dann hatten Sie vermutlich andere Erwartungen als ich.
Wer humanitäre, militärische und andere Hilfe leistet, sollte dies machen, ohne etwas dafür zu erwarten. Auch Dankbarkeit, Demut und/oder Bewunderung hielte ich für unangebracht, insbesondere deshalb, weil andere Staaten sehr viel mehr und sehr viel früher machten als wir und es immer noch so halten.
Herrn Steinmeiers Besuch ist deshalb unerwünscht, weil man ihn mit seiner Affinität zu Russland und Putin aus seiner Zeit als langjähriger Aussenminister und auch als Mitglied der SPD kritisiert. Und da ist ja einiges zu kritisieren: denken wir nur an Frau Schwesig und ihr Festhalten an Nordstream 2 und die obskure Stiftung von Gazprom. Da ist Herr Schröder, der noch heute monatlich gut an Putins Gnaden Geld scheffeln wird.
Ich denke, Herr SCholz sollte es sich aufgrund dieser Sachlage selbst genau überlegen, ob er in das Kriegsgebiet reisen möchte ode nicht -er ist auch SPD-Mitglied und entsprechend "vorbelastet".
Es wäre falsch, wenn wir Deutsche uns jetzt beleidigt zurückziehen würden - sinnvoller wäre es, über uns selbst nachzudenken und es das nächste Mal besser zu machen. Olga
Nun ja... mit welchen Prädikaten man die Hilfsleistungen an andere Staaten , die unverschuldet in Not geraten sind, versieht, soll jedem selbst überlassen bleiben. Absolute Selbstlosigkeit in dieser Frage ist wohl eher eine idealisierte Vorstellung.
Doch beschäftigt mich auch noch eine andere Frage: Die Ukraine will unbedingt in die EU.
Sollte das (evtl. durch ein beschleunigten Verfahren ) Realität werden - woher wissen wir, dass die Ukrainer
die Guten sind?
Laufen wir nicht Gefahr, dass wir genauso eingelullt werden wie noch vor kurzem von Putin, dass wir hier wieder zu naiv sind?
Dass wir uns ein weiteres Land von der EU Qualität von Ungarn resp. Polen in die EU Familie holen?
Sollte es uns nicht zu denken geben, dass man einerseits selbstverständlich ein hohes (nie ausreichendes Maß) an Hilfe verlangt und auf der anderen Seite unverhohlen das Staatsoberhaupt brüskiert?
Wenn Sie das als "Undankbarkeit" bezeichnen
Dankbarkeit und Undankbarkeit sind zunächst einmal Kategorien, die genauso "schwammig" in der Politik sind wie "politische Werte", usw.
Ob es aber klug und letztendlich vielleicht nicht sogar selbstschädigend ist, den Gebern/Helfern (nicht nur Deutschland! Letztens haben auch Griechenland und andere "ihr Fett weg gekriegt")) dauernd zu sagen, dass sie alles falsch machen, sie zu beschimpfen, dauernd zu "fordern" statt zu bitten und manchmal auch zu rüpeln (Botschafter!), und nun das Staatsoberhaupt eines dieser Geberländer indirekt zur "unerwünschten Person" zu erklären, nun, ob DAS sehr sinnvoll, ist das weiß ich nicht. Wenn die Regierungen, die jetzt helfen, die Zustimmung ihrer Völker für diese Maßnahmen verlieren, dann dürfte das für die Ukraine wohl eher nicht von Nutzen sein.
Schönen Abend
DW
Sinnvoll ist es gewiss nicht.
Man darf sich aber fragen, warum sich die Angerüpelten das so bieten lassen...
Weil sie es gewohnt sind es hinzunehmen. Du erinnerst dich an die Bösartigkeiten die Herr Erdogan abließ?
in diesem Fall denke ich genauso wie sie.
( Im "Schlepptau" von Gerhard Schröder sind viele nach "oben"
geschwommen, zu denen ich auch Herrn Steinmeier zähle, und daß er in bezug
auf Putin Fehler gemacht hat, gibt er ja selber zu.. )
Wenn er nun nicht nach Kiew zu fahren braucht, tut das seiner Reputation bestimmt
nicht gut, aber man sollte diesen "Akt der Unfreundlichkeit seitens der Ukraine"
speziell auf Steinmeier beziehen und nicht auf Deutschland insgesamt.
C.S.
Ich will diesen Vorgang nicht über bewerten, auch ändert er meine Haltung zu den Ereignissen in der Ukraine nicht, aber dennoch, unseren Bundespräsidenten zur "Persona non grata" zu erklären, halte ich für eine Unverschämtheit!
Ganz davon abgesehen hat mir der Sinn dieser geplante Reise nicht eingeleuchtet! Das - offensichtlich - vorgesehene "Starke Zeichen der Solidarität" sollte, und kann, vermutlich auch nur, der Bundeskanzler setzen! Der wird aber nach dieser hölzernen Ablehnung wohl die nächsten Wochen / Monate von jedweder Reise in die Ukraine absehen!
Wir haben nun eine dilettantisch herbeigeführte Situation ... sehr ärgerlich!
MarkusXP
Ich will diesen Vorgang nicht über bewerten, auch ändert er meine Haltung zu den Ereignissen in der Ukraine nicht, aber dennoch, unseren Bundespräsidenten zur "Persona non grata" zu erklären, halte ich für eine Unverschämtheit!Dilettantisch? Von welchen Seiten denn?
Ganz davon abgesehen hat mir der Sinn dieser geplante Reise nicht eingeleuchtet! Das - offensichtlich - vorgesehene "Starke Zeichen der Solidarität" sollte, und kann, vermutlich auch nur, der Bundeskanzler setzen! Der wird aber nach dieser hölzernen Ablehnung wohl die nächsten Wochen / Monate von jedweder Reise in die Ukraine absehen!
Wir haben nun eine dilettantisch herbeigeführte Situation ... sehr ärgerlich!
MarkusXP
Steinmeier muss hier aber nicht den "Selenskyj-Versteher" geben, er sollte allerdings seine Schlüsse daraus ziehen.
Wenn er nun nicht nach Kiew zu fahren braucht, tut das seiner Reputation bestimmt
nicht gut, aber man sollte diesen "Akt der Unfreundlichkeit seitens der Ukraine"
speziell auf Steinmeier beziehen und nicht auf Deutschland insgesamt.
C.S.
Und vor allem darf sich Deutsche Außenpolitik nicht daran messen lasssen, ob sie der ucrainischen Führung gefällt oder nicht. Verständlich deren Hektik, da sie sich in einer Ausnahmesituation befinden, dennoch sollte der Herr im grünen Ohrensessel die Kirche mal schön im Dorf lassen. Die Brüskierung des Deutschen Staatsoberhauptes kann er nicht mehr rückgängig machen, das ist verschüttete Milch, Deutschland sollte sich in dieser Situation aber als souveräner erweisen, und trotz dessen nicht nachlassen in der Unterstützung der ucrainischen Zivilbevölkerung.