Internationale Politik Und sowas will in die EU !

angelottchen
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Re: Und sowas will in die EU !
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf hema vom 31.07.2007, 09:52:55
@hema: ob DEIN Gott damit einverstanden ist, dass Du ein so grosses Thema wie den Beitritt der Türkei in die EG mit einem noch grösseren Thema wie der Unterdrückung von Frauen und islamischen Bräuchen in Verbindung bringst? Du tust den GEGNERN eines EG-Beitritts damit einen Bärendienst - und spielst genau denen Argumente zu, denen es gar nicht schnell genug gehen kann mit dem Beitritt.

Es gibt genügend andere, sachlichere Argumente, gegen einen Beitritt in die EU zu sein - zB

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1. 2,4 Millionen kurdische Vertriebene, 3.
400 zerstörte Dörfer
2, 4 Millionen Kurden wurden zwischen 1980 und 1999 von der türkischen Armee aus ihren mehr als 3.400 zerstörten Dörfern vertrieben. Bis heute werden sie in ihrer großen Mehrheit an der Rückkehr gehindert. Laut UN-Angaben ist das die höchste Zahl von Binnenvertriebenen auf dem Boden der Mitgliedsstaaten des Europarates. 80% der Vertriebenen sind arbeitslos, 50% leben bis heute in Notunterkünften, 82 % haben Gesundheitsschäden, 78% sind unzureichend ernährt und nur 5% sind krankenversichert. 40% haben keinen Zugang zu reinem Trinkwasser. 42% der Vertriebenen sind Analphabeten, ein Viertel der Kinder geht nicht in die Schule.

2. 3.500 politische Gefangene
Nach wie vor sitzen 3.500 kurdische politische Gefangene aus der Zeit des türkisch-kurdischen Bürgerkriegs in Haftanstalten. Während die für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlichen türkischen Generäle straffrei ausgingen, wurden Kurden zu Hunderten von Staatssicherheitsgerichten wegen "Separatismus" und/oder angeblichem Terrorismus verurteilt. Die 15 Millionen kurdischen Bürger der Türkei warten bisher vergeblich auf eine Amnestie für diese politischen Gefangenen.

3. Besetzung Zyperns
Bis heute verweigert die Türkei 180.000 griechisch-orthodoxen, aber auch maronitischen und armenischen Zyprioten die Rückkehr in das von 30.000 türkischen Soldaten und 300 türkischen Panzern besetzte Nordzypern. 1974 hatte die türkische Armee 36% des Inselterritoriums besetzt und 80% der dort ansässigen Bevölkerung vertrieben. Auch die Hälfte der türkisch-zypriotischen Bevölkerung hat Nordzypern inzwischen verlassen. Sie wurden durch etwa 100.000 türkische Anatolier ersetzt. Forderung nach der Rückkehr der Vertriebenen, der Rückgabe des Eigentums und dem Abzug der türkischen Truppen wurden bisher nicht erfüllt.

4. Diskriminierung religiöser Minderheiten
Bis heute sind christliche und andere religiöse Gemeinschaften in der Türkei nicht gleichberechtigt. Christlichen Kirchen wird weiter der öffentlich-rechtliche Status vorenthalten. Kirchliches konfisziertes Eigentum wurde nur in Ausnahmefällen zurückgegeben.

5. Permanente Bedrohung des autonomen irakischen Kurdistans
Kontinuierlich bedrohen Regierung, Opposition und Armee den benachbarten irakischen Bundesstaat Kurdistan mit dem Einmarsch türkischer Truppen. Die Türkei trägt so ständig zur Destabilisierung des Nachbarlandes und damit der ganzen nahöstlichen Region bei.
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--quote end--
quelle: http://www.gfbv.de
esellschaft für bedrohte Völker

Mir persönlich fallen noch ein paar andere Gründe ein - denn wie ich denke, kann die EU vielleicht mal gerade noch mit kleinen, bevölkerungsarmen Länder wie Kroatien oder Bulgarien verkraften - aber die Türkei hat fast 78 Mio Einwohner - und die allerwenigsten davon wissen überhaupt, was Europa ist ... da könnte man auch Papua New Guinea in die EG aufnehmen.

angelottchen

Hier noch ein interessanter Link zu pro und kontra
angelottchen
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Re: nur fundamentalisten, nehmen die "heiligen bücher" wörtlich
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf mart vom 31.07.2007, 11:56:53
Du hast insoweit recht als zwischen Theorie und Praxis wohl überall Unterschiede bestehen.

Zu einer sinnvollen Diskussion gehört allerdings auch nicht nur über das gelebte Leben Bescheid zu wissen, sondern auch über die zugrunde liegenden Denkgebäude.

Hier gibt es aber wesentliche Unterschiede, von denen du doch sinngemäß behauptest sie wären nicht relevant.
Also, dann mache doch einmal den Versuch aufs Exempel; gehe doch mit einer Satire über Mohammed in einem islamisch betonten Land in die Öffentlichkeit; ja, du könntest auch in Holland zuerst den Versuchsballon starten lassen.

Ich wünsche dir dazu allerdings noch ein langes, friedliches Leben!
--
mart
geschrieben von mart


Wie wahr, wie wahr - der gewaltsame Tod des Filmemacher Van Gogh scheint schon vergessen
- und die Schönschreiberei des angeblich unrassistischen Nachbarlandes, den Niederlanden, ist schon fast naiv. Offiziell gibt es keinen Rassismus - nee - in D ja auch nicht - aber auch dort ist Rassismus an der Tagsordnung. Ich habe durch eine bekannte in den letzten Monaten viele Afrikaner kennengelernt, die z T zuvor in NL gelebt haben und die erzählten, dass der Rassismus dort allgegenwärtig sei.

Naja wenn es nicht so wäre - warum setzt man sich gerade in NL so für "Schulen ohne Rassismus" ein ? übrigens eine tolle Initiative, die nachgeahmt werden sollte...
--
angelottchen
mart
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Re: die Ursachen liegen nicht in der Religion
geschrieben von mart
als Antwort auf dutchweepee vom 31.07.2007, 12:40:44
Hier stimme ich mit dir vollkommen überein - für mich stellt sich daher die Frage, nicht nur welche gesellschaftliche Strukturen sondern auch welche Denkschemata gibt es, die hier fördernd bzw. hemmend wirken.

Hier meine ich, daß das "unveränderliche", direkt von Gott stammende Buch eine nicht unwesentliche Rolle spielt, zumal es leider eine Menge widersprechender Suren enthält (jedenfalls eine wesentlich größere Zahl als das Neue Testament - das alte T. ist für die normalen christlichen Kirchen ja nur mehr in allerkleinsten Teilen wirklich relevant), die nach Interpretationen geradezu schreien.

Deshalb ist es auch für mich nicht unwesentlich, warum eine Aufklärung im christlichen Kulturkreis stattfinden konnte (und die hat natürlich mit der Betrachtungsweise der hier nicht so als heilig angesehenen Büchern, dem alten und dem neuen Testament, zu tun. Es gab von Beginn an wiederholte Male die Fragen der Interpretationen derselben. Deshalb interessiert mich auch so sehr, wie es die christlichen Kirchen schaffen, diese Kurve zu kratzen - und sie haben es m.M. nach nicht schlecht gemacht). Daß leider die "Wörtlichnehmer" in den versch. evangelikalen Gemeinschaften auch bei uns im Vorrücken sind und im dummen Volk ihre Schäfchen werben, ist eine von mir mit Bauchweh betrachtete Entwicklung.

Es interessiert mich auch brennend, warum die Aufklärung, die wesentlich früher schon im islamischen Kulturkreis sehr gut und intellektuell fordernd begann, erlöschen konnte.
--
mart

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angelottchen
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Re: die Ursachen liegen nicht in der Religion
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf mart vom 31.07.2007, 12:58:16
ausgehend davon, dass die letzten Kreuzzüge im 14.Jh stattgefunden haben und der Islam sich jetzt in etwa in dieser Entwicklungsstufe befindet, werden wir einfach ein paar hundert Jahre warten müssen ...
--
angelottchen
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: die Ursachen liegen nicht in der Religion
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf angelottchen vom 31.07.2007, 13:24:49
@angelottchen

noch mitte des 19 Jhd. hat der katholische klerus massiv gegen den bau der eisenbahnen intrigiert, da die kirche erkannte, daß mit dem zusammenrücken der regionen und der damit verbundenen industrialisierung, ihre macht schwinden würde.

in einem niederländischen historischen magazin las ich letztes jahr einen artikel, daß es beweise für attentate auf leitende ingenieure des eisenbahnbaus um 1840 gibt. die der vatikan seinerzeit in auftrag gegeben hat.

so richtig gebrochen wurde die politische macht der kirche in europa erst durch die französische revolution und die verbreitung des Code Napoleon über europa. hauptsächlich durch enteignung des kirchen- und klosterbesitz und abschaffung derer privilegien.

es besteht also die hoffnung, daß durch fortschreitende industrialisierung und andere westliche einflüsse, die macht der islamisch, feudalistischen würdenträger schneller gebrochen wird, als wir jetzt vermuten.

dies haben die mullahs und scheichs auch erkannt, sonst würden sie nicht so vehement, gegen westliche einflüsse wettern. ein scheich/fürst braucht die religion, um sich in seiner gottgewollten macht bestätigen zu lassen. das bürgertum hat die religion nicht nötig, um sich zu definieren.
heideroeslein
heideroeslein
Mitglied

Re: Und sowas will in die EU !
geschrieben von heideroeslein
als Antwort auf eleonore vom 31.07.2007, 10:54:35
"in europa sind die christliche fundamentalisten auf den vormarsch, und ich denke, mit diese luja brüllende horde werden wir noch genug zu tun bekommen."

Wer so einen Senf schreibt, gibt sich den Anschein, als ob er nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte.

--
heideroeslein

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Karl
Karl
Administrator

Re: die Ursachen liegen nicht in der Religion
geschrieben von Karl
als Antwort auf dutchweepee vom 31.07.2007, 13:39:50
Man darf m. E. auch die Macht des Internets nicht unterschätzen. Ideen lassen sich nicht mehr verbieten, sie verteilen sich überall hin. Eine Reformierung des Islams muss deshalb keineswegs Jahrhunderte dauern. Unsere Zeit ist schnelllebiger geworden.

--
karl
ehemaligesMitglied451
ehemaligesMitglied451
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Re: Und sowas will in die EU !
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf dutchweepee vom 31.07.2007, 10:55:08
oder an die vollen Frauenhäuser, wo sich deutsche Frauen vor ihren prügelnden Suffköppen in Sicherheit bringen müssen.


ddonaldd
dutchweepee
dutchweepee
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kreationisten
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf heideroeslein vom 31.07.2007, 13:57:51
@heideröslein

ich denke die eleo meint die sogenannte "wiedergeborenen christen", die strikt nach der Bibel leben. in den USA sind sie bereits eine nicht zu unterschätzende macht. auch in europa versuchen ultra-konservative christen zum beispiel durchzusetzen, daß die evolutionslehre in den schulbüchern, durch den schöpfungsakt gottes ersetzt wird.

das ist in der tat eine gefahr für alles, was wir in europa bislang an freiheit und aufklärung erreicht haben. als "brüllende horde" würde ich diese sekten nicht bezeichnen, obwohl die verzückten massengesänge und schreienden prediger einem aussenstehenden schon sehr irre vorkommen.
hugo
hugo
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Re: Und sowas will in die EU !
geschrieben von hugo
als Antwort auf angelottchen vom 31.07.2007, 12:44:08
angelottchen,,,,so wie ich es sehe, haust Du in die selbe kerbe wie hema, wenn Du auflistest was Du nicht in der EU haben möchtest, nämlich eine Türkei mit den Punkten 1 bis 5 am Halse.

-kurdische Vertriebene,
-politische Gefangene -
-Besetzung Zyperns
-Diskriminierung religiöser Minderheiten
-Permanente Bedrohung des autonomen irakischen Kurdistans


Da frag ich mich -oder besser doch gleich Dich: wie stellst Du Dir vor wird die Türkei auf solche Negativposten verzichten, wenn sie von der EU ausgeschlossen, sich selbst überlassen und von diesen unseren Forderungen befreit, sie vielleicht doch wieder (und wenns aus Mangel an Alternativen ist)dem Fundamentalismus zuwendet ?
hugo

Ich will hier mal behaupten: Nichts anderes, als ein Integrationsprozess mit Ziel EU Beitritt nach entsprechender Realisierung der geforderten Prämissen und die anschließende ständige Kontrolle durch Brüssel usw. wird den Frauen in der Türkei das Leben mehr erleichtern, die Bürgerrechte eher an die unseren heranführen und die sonstigen geforderten Punkte deren Erfüllung näher bringen.

Jegliches Ausstoßen, Abstoßen, Ablehnen Wegschieben der Türkei, kann oder wird die Gefahr einer bleibenden frauenunfreundlichen Politik verstärken.

Wer sollte denn dann noch Einfluss nehmen, wenn wir uns abwenden, wenn Wir uns zu schwach dafür fühlen,,,?? Die rückwärtsgewandten Kräfte in der Türkei wirds freuen, sie hoffen ja auf unsere Hilfe durch Ablehnung einer Mitgliedschaft und ich will NICHT deren Helfer für eine noch Jahrzehntelange Unterdrückung vieler türkischen Frauen sein.

Ich bin eher dafür, das der türkische positive Einfluss auf die südlichen und östlichen Nachbarstaaten während einer EU Mitgliedschaft sehr bald zustandekommt.

überdenk mal meine Theorie und geb mir noch ein paar Tipps aus Deiner Erfahrungskiste was ich noch berücksichtigen sollte. *g*

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