Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.

Internationale Politik Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.

Karl
Karl
Administrator

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von Karl
als Antwort auf Songeur vom 21.04.2022, 20:05:18
... Für Europa jedenfalls ist Macron nützlich.

 
Es geht am Sonntag nicht darum einen französischen Diener für Europa zu wählen, sondern einen Präsidenten für Frankreich. Ich habe Zweifel daran, daß es eine Mehrheit der Franzosen gibt, die das europäische Wohl über das französische Wohl stellen.

Es sind doch nicht nur Politiker und Gelehrte am Sonntag wahlberechtigt.
Lieber @songeur,

es stellt sich aber doch die Frage, ob Nationalismus der Ausweg aus der derzeitigen Problemlage Europas sein kann. Ich sehe das nicht, eher empfinde ich das Gegenteil.

Es ist doch auch im individuellen Leben immer die Frage, was dient Dir selber am Besten, eine egoistische Nachbarschaft oder eine altruistische Nachbarschaft? Konfrontation oder Kooperation?

Karl
Songeur
Songeur
Mitglied

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von Songeur

Mir musst du das nicht erklaren, Karl. Ich bin Belgier und als solcher in Frankreich am Sonntag nicht wahlberechtigt. 😉

Bias
Bias
Mitglied

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von Bias
als Antwort auf Karl vom 22.04.2022, 07:19:27
Lieber @songeur,es stellt sich aber doch die Frage, ob Nationalismus der Ausweg aus der derzeitigen Problemlage Europas sein kann. Ich sehe das nicht, eher empfinde ich das Gegenteil.Es ist doch auch im individuellen Leben immer die Frage, was dient Dir selber am Besten, eine egoistische Nachbarschaft oder eine altruistische Nachbarschaft? Konfrontation oder Kooperation?
geschrieben von Karl
Guten Morgen,
ich sehe das anders, Karl.
Wenn eine Regierung und ein Parlament die Interessen des eigenen Landes vertritt – wofür beide gewählt sind – muss das nicht zwangsläufig mit Nationalismus etikettiert werden.
Wo die ungehemmte Europabegeisterung hinführt, lässt sich an der zunehmenden Skepsis gegenüber der EU und der Brüsseler Bürokratie ablesen.

"Vaterland" mag wie so viele andere althergebrachte Begriffe aus durchsichtigen Gründen mittlerweile im politischen Sprachgebrauch verpönt sein.
Die Ächtung oder ersatzlose Streichung jedoch, meine ich, lässt ebenso wie ein neues "Narrativ" den Wunsch der Menschen nach Identität und Zugehörigkeit – folgt man Abraham Maslow Grundbedürfnisse – nicht einfach verschwinden.
Europa sollte organisch wachsen dürfen.
Die Fertigung per Beschlüssen lässt ebenso wie die Installation des Kommunismus ein Ideal pervertieren, ist meine Beobachtung.

So – und jetzt mache ich mich auf, um zu schauen, ob mein Ersatzschlüssel noch in der Autowerkstatt liegt, in welcher vor 14 Tagen die Bremsscheiben ausgetauscht worden sind.

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aixois
aixois
Mitglied

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von aixois
als Antwort auf Achill vom 21.04.2022, 20:53:20

Die frz. Linke existiert nicht mehr, c'est les neiges d'antan!

Ich denke schon , dass mehr Franzosen (auch Innen) eher 'links' als rechts-konservativ  denken.
Nur fehlt ein politisches Auffang-Becken, das in der Lage wäre, die verschiedenen Strömungen aufzunehmen. Es fehlt ein gemeinsamer Nenner, das 'kleinste gemeinsame Vielfache' unter dem sich die Interessen wiederfinden könnten.

Ich hoffe, dieser Nenner könnte übermorgen in der Ablehnung von Marine durch ein Verhinderungsvotum gefunden werden.

Mich hat aber doch überrascht, dass bei einer IFOP Umfrage vom Februar, fast 2/3 für das Abhalten eines Referendums über den Verbleib Frankreichs in der EU (Frexit ?) waren, die 'Linken' mit 63 % mehr noch als die 'Rechten' mit 58 %.
Wobei allerdings die IFOP Frage m.E. sehr suggestiv war. Es hieß im 'einführenden' Vorspann zur Frage :

"…die Bedingungen für die Mitgliedschaft Frankreichs in der Europäischen Union haben sich erheblich verändert  [seit dem Maastricht Vertrag vor 30 Jahren]  (Übertragung von Migrationskompetenzen, die Osterweiterung, verstärkte Kontrollbefugnisse der EU im Bereich Wirtschaft und Soziales, und Erhöhung des französischen Beitrags zum EU-Haushalt)"

aixois
 
Achill
Achill
Mitglied

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von Achill
als Antwort auf aixois vom 22.04.2022, 11:56:37

Es existieren zur Zeit ca. 25 Parteien und Parteigruppierungen mit zum Teil völlig unterschiedliche politischen Positionen.
In den folgendeen Parteigruppierungen könnten sich die Linken wiederfinden:

Die radikale Linke

Le Nouveau Partie Anticapitaliste
La Lutte Ouvriére
Le Parti de Gauche
Le Parti Communiste (die alte PC)
La France Insoumise


Der Linke Flügel

Le Parti Socialiste (die alte PS)
Le Mouvement Républicain et  Citoyen
La Gauche Moderne


Und diese Linke konnte sich noch nicht einmal auf ein oder 2 Kandidaten für die Präsidentschaftswahl einigen. C'est vraiment pitoyable! Anne Hidalgo für die PS erhielt noch nicht einmla 2%, Mélenchon von France Insoumise immerhin knapp über 20% . Da passt auch nichts zusammen, Anne Hidalgo erklärte dass sie sich nie und nimmer zu einer Anhängerin der FI zählt. Und Pierre Laurent von der "alten" PC noch weniger.
Die Linke hätte mit einem Kandidaten (Mélenchon?) die Vorwahlen gewonnen!










 

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Bias vom 22.04.2022, 08:16:17
Lieber @songeur,es stellt sich aber doch die Frage, ob Nationalismus der Ausweg aus der derzeitigen Problemlage Europas sein kann. Ich sehe das nicht, eher empfinde ich das Gegenteil.Es ist doch auch im individuellen Leben immer die Frage, was dient Dir selber am Besten, eine egoistische Nachbarschaft oder eine altruistische Nachbarschaft? Konfrontation oder Kooperation?
geschrieben von Karl
Guten Morgen,
ich sehe das anders, Karl.
Wenn eine Regierung und ein Parlament die Interessen des eigenen Landes vertritt – wofür beide gewählt sind – muss das nicht zwangsläufig mit Nationalismus etikettiert werden.
Wo die ungehemmte Europabegeisterung hinführt, lässt sich an der zunehmenden Skepsis gegenüber der EU und der Brüsseler Bürokratie ablesen.

"Vaterland" mag wie so viele andere althergebrachte Begriffe aus durchsichtigen Gründen mittlerweile im politischen Sprachgebrauch verpönt sein.
Die Ächtung oder ersatzlose Streichung jedoch, meine ich, lässt ebenso wie ein neues "Narrativ" den Wunsch der Menschen nach Identität und Zugehörigkeit – folgt man Abraham Maslow Grundbedürfnisse – nicht einfach verschwinden.
Europa sollte organisch wachsen dürfen.
Die Fertigung per Beschlüssen lässt ebenso wie die Installation des Kommunismus ein Ideal pervertieren, ist meine Beobachtung.

So – und jetzt mache ich mich auf, um zu schauen, ob mein Ersatzschlüssel noch in der Autowerkstatt liegt, in welcher vor 14 Tagen die Bremsscheiben ausgetauscht worden sind.
geschrieben von Bias
Wer die eigenen Interessen unterdrückt und nur noch Hurra EU schreit,
der wird schnell merken das nicht alle mitziehen ja ein Druck in die andere Richtung entsteht. Hier in Deutschland wurde und wird die Idee EU teilweise pervertiert aus meiner Ansicht nach historischen Gründen, 33-45.
Davon müssen wir in der EU loskommen sonst werden auch wir D. irgendwann unzufrieden und anonym, wir verlieren unsere Identität.

De Gaulle hat das mal so gesagt, es sollte ein Europa der Vaterländer entstehen und anders wird es nicht gehen.

Jeder seine eigenen Gesetze mit einigen EU weit geltenden Gesetzen die jeder anerkennt.  So können Extreme verhindert werden wie jetzt in Frankreich.
Eine EU mit vielen Bundesstaaten die frei entscheiden können innerhalb ihres Landes, alles andere wird scheitern.

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Achill
Achill
Mitglied

RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von Achill
als Antwort auf freddy-2015 vom 23.04.2022, 10:50:42

Im Folgenden in Auzügen der Wortlaut von de Gaulles Rede zum Europa der Vaterländer. Unter Führung Frankreichs. Sein "Kerneuropa war:

West-Deutschland, Italien, die Beneluxstaaten und Frankreich.

„Die Schaffung Europas, das heißt seine Einigung, ist sicherlich eine wichtige Sache … Warum sollte dieser große Herd der Zivilisation, der Stärke, der Vernunft und des Fortschritts unter seiner eigenen Asche erlöschen? Allerdings darf man auf einem solchen Gebiet nicht Träumen nachhängen, sondern muss die Dinge so sehen, wie sie sind. Welches sind die Realitäten Europas und die Eckpfeiler, auf denen man weiterbauen könnte? In Wirklichkeit sind es die Staaten … Es ist eine Schimäre, zu glauben, man könne etwas Wirksames schaffen und dass die Völker etwas billigen, was außerhalb oder über dem Staate stehen würde … Gewiss trifft es zu, dass, bevor man das Europa-Problem in seiner Gesamtheit behandelt hat, gewisse mehr oder weniger supranationale Einrichtungen geschaffen werden konnten. Diese Einrichtungen haben ihren technischen Wert, aber sich haben und können keine Autorität und politische Wirksamkeit besitzen … Frankreich hält die Gewährleistung der regelmäßigen Zusammenarbeit der europäischen Staaten für wünschenswert, möglich und praktisch auf dem Gebiet der Politik, der Wirtschaft, der Kultur und der Verteidigung … Das erfordert ein organisiertes, regelmäßiges Einvernehmen der verantwortlichen Regierungen und die Tätigkeit von den Regierungen unterstellten Spezialorganisationen auf jedem der gemeinsamen Gebiete.“

freddy-2015
freddy-2015
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RE: Wer ist Marine le Pen und wie ist sie politisch einzuordnen.
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Achill vom 23.04.2022, 13:46:21

Etwas kürzer..........

De Gaulles Europakonzeption lässt sich stark vereinfachend als „Europa der Vaterländer“ charakterisieren; er wandte sich gegen die Vergemeinschaftung von Politikbereichen auf supranationaler Ebene und plädierte stattdessen für die Zusammenarbeit souveräner Nationalstaaten auf europäischer Ebene, wobei Frankreich eine zentrale Rolle zukommen sollte. 1960 versuchte de Gaulle seine Vorstellungen von Europa in Form einer Europäischen Politischen Union durchzusetzen, auf seinen Druck hin wurden die laufenden Verhandlungen über eine Freihandelszone abgebrochen, einer weiteren Integration widersetzte er sich durch ein zweimaliges Veto gegen den Beitritt Großbritanniens.

https://www.slpb.de/themen/europa-und-welt/geschichte/blockadepolitik-frankreichs-und-die-entstehung-der-eg

Hätte De Gaulle seine Tätigkeit etwas länger ausüben können,
gäbe es heute weniger EU Staaten und weniger Probleme.

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