Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...

Internationale Politik Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...

olga64
olga64
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von olga64
als Antwort auf bukamary vom 05.02.2016, 12:53:09
Gibt es einen Grund, warum man nicht weiterhin seine Muttersprache pflegen soll. Ich gehe nicht davon aus, dass Integration davon abhängt, dass ich meine Muttersprache nicht mehr spreche oder verleugne. Die Sprache alleine entscheidet nicht über eine gelungene Integration.

bukamary


Natürlich soll man seine Wurzeln, auch seine Muttersprache pflegen und hegen. Sie macht ja die Identität eines Menschen aus.
Man soll aber unbedingt im Gastland auch diese Sprache erlernen, sonst grenzt man sich ab und wird auch nie einen Job finden oder gar FReundschaften zu Bürgern des Gastlandes haben.
Dies gilt genau so für die vielen Deutschen (auch Rentner), die in Spanien, der Türkei oder sonstwo leben und keinerlei Interesse daran haben, die Sprache des Gastlandes zu erlernen und sich nur in ihren eigenen Ghettos aufhalten.
Besser finde ich hier die frühzeitige Spracherziehung von Kindern, wie sie heute von Müttern gepflegt wird. Diese Kinder werden sich später in einer sehr globalen Welt der Konkurrenz derer aussetzen müssen, die mehrsprachig sind. Und nie erlernt man eine Sprache so leicht und spielend wie als Kind. DAs ist ein grosser Gewinn für Kinder, wenn Eltern hierauf einwirken.
Bei den sog. Russlanddeutschen fällt mir derzeit auf,dass diese damals ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen und in der HOffnung, es würde ihnen in Russland besser gehen, auswanderten. So wie es heute die Menschen aus den Ländern machen, wo Krieg und/oder Hungersnot herrschen.
Warum gerade diese kein Verständnis für die Flüchtlinge haben, ist für mich nicht nachvollziehbar. Oder denken die, die ja den grossen Luxus hatten, zu uns "heimkommen zu können",dass sie weniger bekommen werden? Wovon? Olga
Mareike
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Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Mareike
als Antwort auf olga64 vom 05.02.2016, 16:06:11
Warum gerade diese kein Verständnis für die Flüchtlinge haben, ist für mich nicht nachvollziehbar.
geschrieben von Olga

Dass Sie das nicht nachvollziehen können leuchtet ein. Sie haben es noch nie versucht. "Hiesiges" Denken eben.

Oder denken die, die ja den grossen Luxus hatten, zu uns "heimkommen zu können",dass sie weniger bekommen werden? Wovon?
geschrieben von Olga

Vor-urteil.
Ähnlich wie der noch immer noch vorhandene Spruch: "Die kriegen Zuschüsse. Wir mussten alleine klarkommen."

Ja, so tun sich Gräben auf.
olga64
olga64
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Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 05.02.2016, 16:38:44
ES ist ein Zeichen von verständlicher Verunsicherung,wenn ein Grossteil der Menschen nun wünscht,dass alles wieder so sein soll, wie es vorher war.
Es wird aber nie mehr so kommen, deshalb sollten wir alle unseren Verstand und guten Willen einsetzen, mit der neuen Situation klarzukommen, da es eine Rückkehr zu den gemütlichen Zeiten nicht mehr geben wird.
Leichter haben es alle, die die Vorzeichen früh erkannt haben - der Rest hat wie üblich verdrängt und fordert in seiner Wut und in seiner gefährlichen Schlichtheit, Politiker zu hängen, zu erschiessen oder in Lager zu stecken. Mich widert dies allmählich so sehr an, dass ich jedem aus dem Weg gehe, wo ich ähnliches Gedankengut vermute. Olga

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pschroed
pschroed
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Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 05.02.2016, 16:43:07
ES ist ein Zeichen von verständlicher Verunsicherung,wenn ein Grossteil der Menschen nun wünscht,dass alles wieder so sein soll, wie es vorher war.
Olga


Genau liebe Olga, da liegt ein Großteil des Problems.Es gibt kein zurück mehr sollte Frau Merkel auch stürzen, mit der Meinung dann gehe gleich alles besser, nein vielleicht geht es dann erst richtig mit Deutschland bergab.
Auch in Deutschland wird sich eine Vielfalt von Sprachen entwickeln.

Auch wir, die Nachbarländer haben sehr viele Flüchtlinge, das ist nun eben so.

Phil. Ironie, da hilft auch die belgische Fahne nicht´s
olga64
olga64
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 05.02.2016, 17:11:00
ES ist sogar so, dass bei den bevorstehenden Wahlen in RP und BW durch den Einzug der AfD in die Landtage die Position der CDU und damit Frau Merkel gestärkt wird. Das scheinen aber AfD-Wähler nicht zu kapieren - kein Wunder, es befinden sich ja viele sog. Wutbürger mit sehr schlichtem Gemüt darunter.

Das bedeutet dann ferner, wenn die CDU dort die Ministerpräsidenten stellt, wird sie auch im Bundesrat noch stärker - sie hat es also leichter, Gesetze durchzubringen.
Der grosse Verlierer wird die SPD sein, wenn es ihr nicht gelingt, in Koalitionen einzusteigen. Ich kann mir aber gut vorstellen,dass die CDU jederzeit auch mit den Grünen koalieren wird (in Hessen funktioniert dies bestens!) und somit ein Exempel statuiert für neue Koalitionsmöglichkeiten im Bundestag. Olga
pschroed
pschroed
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Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 05.02.2016, 17:18:19
Liebe Olga.

Ich glaube an Frau Merkel, es läuft mir kalt den Buckel herunter, sollte irgendein Seiltänzer in Deutschland das Ruder übernehmen.

Phil.

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freddy-2015
freddy-2015
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Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von freddy-2015
Zitat von Bukamary
Gibt es einen Grund, warum man nicht weiterhin seine Muttersprache pflegen soll.

Die Muttersprache der Russlanddeutschen ist und war Deutsch.
Als Hitler Russland überfiel änderte sich einiges aber aus Berichten von Kollegen (Russlanddeutsche) habe ich entnommen das weiterhin heimlich Deutsch gesprochen wurde.
Richtig betroffen von der Entfremdung waren die jüngeren Deutschen die danach in Kasachstan geboren wurden nach der Zwangsumsiedlung.
Aber auch die sprachen einige Worte Deutsch.

Warum sprechen sie hier noch russisch, ganz einfach weil es ihnen leichter fällt und die deutsche Sprache perfekt nur von den Älteren gesprochen wurde.
Manche (einige wenige) Deutsche sind auch erst nach 1900 in die Wolgarepublik gekommen (erzählte mir Kollege XY)
Ich denke mal wie Türken sich eine Frau aus der Heimat holen so war das eventuell aus dort so.

Die Rückkehr nach Deutschland hatte nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern das Vertrauen war zerbrochen in den russischen Bären.

Eine Rückkehr in die Wolgarepublik wurde ja auch angeboten, aber da lebten mitlerweile Russen in ihren Häusern.

Die Beziehung Türken / Russlanddeutsche hatte ganz spezielle Gründe warum die sich nicht grün waren.
omasigi
omasigi
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Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von omasigi
als Antwort auf Mareike vom 05.02.2016, 15:26:02
Hallo Mareike,

unsere Mennoniten hier sprechen unter sich ein Platt. Sie stammten vor ca 400 Jahren bevor sie wegen ihres Glaubens nach Russland auswandeerten aus Friesland.

Inzwischen haben sich hier auch Russlanddeutsche die vor ca 15 Jahren aus Russland gekommen sind angesiedelt. Sie sprechen das gleiche Platt wie die Mennos, die seit 1926 hier im Lande leben.

Nach 31 Jahren versteh ich einwenig, aber alle sprechen ein gutes deutsch.

gruessle
omasigi

selbstverstaendlich auch die hiesige Landesprache
Karl
Karl
Administrator

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 05.02.2016, 16:38:44
@ mareike,

ich halte Olgas Aussage "Warum gerade diese kein Verständnis für die Flüchtlinge haben, ist für mich nicht nachvollziehbar" nicht für so deplaziert. Wenn wir "diese" durch "die Nachfahren von Flüchtlingen" ersetzen, können wir die allgemeine Frage formulieren, warum Menschen generell ihre eigene Geschichte sehr schnell vergessen und andere Menschen in der vergleichbaren Situation wie die ihrer Vorfahren verurteilen und ausgrenzen.

Die Antwort wird sein, dass Menschen eben leider dazu tendieren, nur den eigenen Vorteil im Auge zu haben und sie bereit sind, Angriffe, auch wenn es nur vermutetet Angriffe sind, auf ihren Status und ihre Lebenswelt mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Je unsicherer sie sich in der eigenen Situation fühlen, umso aggressiver werden sie reagieren.

Wie "ungerecht" geurteilt wird, sieht man auch an der Beurteilung der Konservierung der Muttersprache über viele Generationen in der Diaspora. Bei Gastarbeitern und Migranten sieht die Mehrheitsgesellschaft darin einen Mangel an Integrationswillen. Bei Auswanderern aus ihrer Mitte in andere Gesellschaften sieht die Mehrheitsgesellschaft dies als legitimes Erhaltenwollen der kulturellen Identität.

Ich glaube, das ist überall auf der Welt zu beobachten und kein nationales Charakteristikum von Deutschen, Türken, Chinesen o.ä., sondern allgemein gültig. Die Politiker sollten dies wissen und im Auge haben, wenn sie kluge, nicht populistische Politik machen wollen. Es darf von Migranten nicht Assimilation gefordert werden. Integration muss dem Erhalt kultureller Identität nicht widersprechen. Zweisprachigkeit sollte gefördert werden, das heißt, auch ein ordentlicher Unterricht in der Muttersprache sollte ermöglicht werden, sonst resultieren Menschen, die weder die Muttersprache noch die Sprache der Mehrheitsgesellschaft richtig sprechen können. An die Schulen stellt dies natürlich eine große Herausforderung dar, weil Menschen aus so vielen unterschiedlichen Ländern derzeit zu uns kommen. Es wäre aber kein Fehler, Russisch, Arabisch, Türkisch auch an deutschen Schulen anzubieten.

Karl
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
geschrieben von Mareike
als Antwort auf omasigi vom 05.02.2016, 22:18:55
Hallo Omasigi
herzlichen Dank für den Hinweis!
Ich denke, Du liegst richtig.
Daniel nannte mir bruchstückhaft einige Beispiele und da habe ich spontan erwidert: "Das klingt friesisch."

Wenn wir uns nun vergegenwärtigen, welche Haltung es bedarf, über Jahrhunderte in der Fremde Sprache, Glaube, Wertvorstellungen so zu hegen und zu pflegen, dass sie quasi unverändert bleiben, dann haben wir eine Erklärung für die aus "hiesiger" Sicht Fremdenfeindlichkeit: Es ist der Schutz der eigenen Gruppe. Vom Wesen her nicht aggressiv feindlich sondern defensiv, der Verteidigung dienend.

Das was Olga in den Raum stellte:
Oder denken die, die ja den grossen Luxus hatten, zu uns "heimkommen zu können",dass sie weniger bekommen werden? Wovon?
geschrieben von Olga
sehe ich bei dieser Bevölkerungsgruppe nicht gegeben.

@ Karl
Sehe gerade noch Deinen Beitrag und ja Du hast recht, wenn Du sagst: " ... legitimes Erhaltenwollen der kulturellen Identität."

Dass dieses legitime Erhaltenwollen häufig nicht verstanden wird und dadurch zu erhebliche Spannungen führt, ist dann auch nachvollziehbar.

Ich erinnere mich an diese Buhrufe in dem von Dir eingestellten Video "Mutiger Bürgermeister".
Die ursprünglich friedliche Demo wurde zum Hexenkessel.

Mareike

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