Internationale Politik Wieder Tote in Kundus

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.04.2010, 15:38:48
„Nicht die Soldaten spielen Krieg, sie sind dort weil sie hier in Deutschland kein ausreichendes Einkommen besitzen. Krieg spielen immer die mächtigen. Wie sprach der letzte deutsche Kaiser: "Der Krieg bekommt mir wie eine Badekur" und Millionen junge deutsche Menschen mussten sterben.“ Zitat hinterwaeldler



Eine Gleichsetzung der derzeitigen Verhältniss ín Dtld mit der Monarchie vor 1918 und der politischen Atmosphäre des 19. Jahrhundert ist abstrus. Einen Beleg für die Äußerung Wilhelms II. gibt es nicht. Der Ausspruch stammt von Hindenburg.

Es gibt auch das geflügelte Wort vom Krieg als "Stahlbad der Nation". Vor dem ersten Weltkrieg war es im Schwange. Es geht zurück auf den deutschen Idealismus und die nationale Hochstimmung der Reichseinigung. Der Krieg sei ein Ereignis, das im Menschen die edelsten Kräfte freimache - so auch Hegel - und ihn davor bewahre bequem zu werden, ein Allheilmittel gegen Zivilisationsschwäche. Dazu der einflussreiche Historiker Treitschke:

Zitat: „ Der Krieg galt Treitschke als 'heilig'. Er pries ihn als den 'mächtigsten Völkerbildner', als das einzige 'Heilmittel für kranke Völker'. Völkerrecht, Verträge und Versuche zur Aufrichtung einer internationalen Rechtsordnung fanden vor den Augen dieses Kriegsverherrlichers wenig Gnade. Für ihn lag die 'Hoheit des Krieges' darin, "daß der kleine Mensch ganz verschwindet vor dem großen Gedanken des Staates". Der Krieg sei ein "Stahlbad" oder "reinigendes Gewitter" mit kathartischer Wirkung, das die Verderbtheit und Unsicherheit der modernen Welt hinwegfegen sollte.“


Moltke, der preußische Generalstabschef schrieb einmal an Bluntschli: "Der ewige Frieden ist ein Traum und nicht einmal ein schöner und der Krieg ein Glied in Gottes Weltordnung... Ohne den Krieg würde die Welt im Materialismus versumpfen."

Verhängnisvoll wird in dieser Ideologie der Berliner Historiker Heinrich v. Treitschke, der von 1875-1899 in Berlin Zehntausende deutscher Oberlehrer infizierte, zum glühenden Anhänger des Macht- und Kriegsgedankens machte und damit die ganze Jugend dieser Jahrzehnte dem preußischen Kriegsgott überlieferte. Dieser auf allen hohen deutschen Schulen verbreitete Treitschke ist mit eine der Ursachen für die tiefe Spaltung der Nation und für den Weltkrieg gewesen. Der Kernpunkt seiner Lehre war, dass der Staat Macht, sein Leben Machtentfaltung sei und dass er den Krieg als Mittel dieser Machtentfaltung benötige.

Es darf nicht weiter wundernehmen, daß Ludendorff, der den ersten Weltkrieg bis zum Weißbluten geführt hat, folgende Auffassung vom Krieg hatte:

"Jede menschliche und soziale Tätigkeit hat nur dann Berechtigung, wenn sie den Krieg vorbereitet. Die neue Ordnung der Nation kann nur eine permanente Kriegsverfassung sein ... Der Mensch darf an nichts mehr denken als an den Krieg. Der Gedanke an den 'totalen Krieg' soll seine einzige Leidenschaft, seine einzige Lust, sein Laster und sein Sport sein".



Ich kann beim besten Willen keinen Wilhelm II., Ludendorff, Hindenburg, Moltke, Hitler erkennen, die die deutsche Politik in der Gegenwart definieren. Fehler, die gemacht wurden, werden korrigiert werden müssen.
Auch die Sehnsucht nach dem totalen Krieg ist hierzulande unterentwickelt. Solche Vergleiche und Hinweise sind unbrauchbar. Ihre Absicht besteht darin zu diffamieren und zu hetzen. Die Diskussion erbringt nichts Neues. Dieselben alten Stereotypen.

http://www.kirchenlehre.com/national.htm
http://www.kommunisten-online.de/Kriegstreiber/atomkrieg1.htm
http://www.anti-kriegs-museum.de/deutsch/literatur.html
http://www.bommi2000.de/menues/kriegsmahnmale.htm nehmen
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173651.html Krieg ist ein Stahlbad der Nation
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173651.html

c.

hafel
hafel
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von hafel
Schon deshalb ist ein Vergleich mit dem Kaiserreich und dem heutigen Deutschland absoluter Nonsens, weil sich die politische Führung des Kaiserreiches, vor allem der Reichskanzler, in die Abhängigkeit des Militärs, vor allem der OHL unter Hindenburg und Ludendorf, begeben hatte. Militärisches Kalkül war offenkundig stärker als politische Erwägungen.

Hafel
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 02.04.2010, 23:18:38
Der Krieg ist nicht ausgebrochen, wie immer geschrieben wird, er ist gemacht worden mit der Vehemenz, mit der er gewollt wurde. Ein Tier kann ausbrechen, ein Krieg muss ENTWICKELT werden. Das setzt ein ziemlich kompliziertes Zusammenspiel vieler voraus, deren Intelligenz immerhin ausreichen muss, für die Nachwelt den Anschein zu erwecken, der Feind sei der Schuldige.

Rolf Hochhuth

--
Das passt auch beim aktuellen Krieg wie die Faust aufs Auge des deutschen Angriffskriegers - meint...
Wolfgang

Anzeige

adam
adam
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2010, 09:48:04
@wolfgang

Der Feind ist immer der Schuldige. So schlau wie Herr Hochhuth waren vor ihm schon unzählige andere. Woher meinst Du, kommt die offenbar nicht aufzuhaltende Spirale der Gewalt?

Diese, von Hochhuth "Zusammenspiel Vieler" genannte Voraussetzung möchte ich aber nicht als Intelligenz bezeichnen, eher das Gegenteil. Und Du bist mit Deinen Schuldzuweisungen mitten drin beim Aufbau der Spirale. Oder glaubst Du, irgendwann gibt einer die Schuld am Krieg zu und schlägt den Ball nicht zurück?

Eines Tages muß es wirkliche Intelligenz sein, die die Schuldzuweisung auffängt und sagt: "Dieses Spiel ist mir zu dumm! Hören wir auf damit." Leider scheint dieser Tag noch in weiter Ferne zu liegen.

--

adam

Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 02.04.2010, 23:18:38
Was dem Angriffskrieger Kopfzerbrechen bereitet, ist die ständige Gefahr (vom Angriffskrieger aus gesehen), dass man ihm auf die Schliche kommt, dass er Angriffskrieger genannt, und sein Krieg als illegaler Krieg entlarvt wird. Davor hat er Angst. Hatte er doch viel Mühe darauf verwendet, Spuren zu verwischen - Spuren, die bewiesen hätten, dass er der Angreifer war und nicht, wie er stets behauptet, der Angegriffene.

So täuscht der Angreifer und tarnt sein tödliches Tun.

Zuerst muss also eine spektakuläre Tat her, welche die eigenen Leute entsetzt, sie wütend macht, den Ruf nach Rache entstehen lässt. Diese spektakuläre Tat schiebt der Angreifer in spe den Anzugreifenden in die Schuhe. Sei es, dass er die Urheberschaft der spektakulären Tat in afghanischen Bergen verortet oder wo auch immer.

Dann lärmt der 'Lemming' und will, dass Blut fließt, genauer: dass fremdes Blut fließt. Das freut den Angriffskrieger (obwohl er stets behauptet, das ist Teil vom Täuschen und Tarnen, er sei darüber nicht glücklich). Über fließendes eigenes Blut wird geklagt. Da rollt so manche Krokodilsträne, und mancher Priester holt sogar die Bibel raus, um darin Tröstliches zu finden.

All das Geschluchze ist begleitet von wilden Beschimpfungen... Von "Feigheit" der Angegriffenen ist die Rede, von "Hinterhalt", von "Verbrechern", von "Aufständischen" (früher sprach man von "Partisanen", doch das Wort will der Angriffskrieger nicht mehr verwenden, damit nicht die Erinnerung an die sogenannten Einsatzgruppen geweckt wird).

So schmäht der Angreifer die widerspenstigen Angegriffenen und sagt trotzig: Jetzt erst recht!

--
Wolfgang
benny
benny
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von benny
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2010, 11:11:55
Warum lese ich aus deinen Zeilen immer nur blinden Haß und keinerlei Ausgewogenheit?

Wie sollen dann die kriegerischen Parteien auf einen Nenner kommen?.

benny

Anzeige

hafel
hafel
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2010, 11:11:55
Mit solchen einseitigen Hasspredigten lassen sich Konflikte nicht lösen. Da ist es sinnlos sachlich zu antworten.

Hafel
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hafel vom 06.04.2010, 11:43:23
Heute früh hörte ich eine Radiodiskussion auf WDR-5 zu diesem Thema. Da sprach auch ein Wehrsachverständiger der SPD. Ein Satz hat mir dabei sehr zu denken gegeben. Er sagte dass der Ruf nach besserer Ausrüstung der Truppe in Afghanistan vor allem von alten Exgenerälen der Bundeswehr kommt, die heute in Lohn und Brot der Rüstungsindustrie unterwegs sind. Stellt sich jetzt auch in der Bundesrepublik der Militärisch-industrielle Komplex zur beherrschenden Hydra auf?
adam
adam
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 06.04.2010, 12:22:50

Langsam dutch,

keine voreiligen Schlüsse. Mach Dir die Mühe und vergleiche den Anteil der deutschen Rüstungsindustrie mit dem Bruttusozialeinkommen. Dieser Anteil liegt im Promillebereich.

Das ist keine Ausgangsbasis für eine Beherrschung der Industrie.

Im Übrigen bin ich auch dafür, die Bundeswehr in Afghanistan bestens auszurüsten. Das erhält Menschenleben auf beiden Seiten. Auch hier gilt der Effekt der Abschreckung.

--

adam

hafel
hafel
Mitglied

Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von hafel
als Antwort auf dutchweepee vom 06.04.2010, 12:22:50
@ dutch: Nein, das glaube ich absolut nicht.

Fest steht, dass die Bundeswehr mit falschen "Gerät" in Afghanistan operiert. Das solltest Du als ehemaliger Offizier nachvollziehen können.

Diese falsche Ausrüstung ist mit dem verlogenen Begriff "Krieg" oder "Brunnenbohren" verkettet. Wenn auch heute der neue Verteidigungsminister von Krieg redet, so sagt er im gleichen Satz, dass das eine "umgangssprachliche Redewendung" ist und juristisch keinerlei Bedeutung hat. Wie ist das nur verlogen! Die Verantwortlichen in Berlin drücken sich nach wie vor –wegen des GG, Art. 26 in dem es heißt:
Wer einen Angriffskrieg (Art. 26 I GG) an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.

Nun wäre es zu einfach, wie es hier einige Diskutanten gerne und immer wieder behaupten, Deutschland hätte Afghanistan überfallen. Das ist absoluter Blödsinn! Denen kann ich nur anraten, mal die UNO-Resolution 1386 von 2001 nach zu lesen. Da wurde 2001 nicht von einer kriegerischen Handlung gesprochen. Da ging es in der Tat um Aufbauhilfe.

Nun ist im Laufe der Jahre diese "Aufbauhilfe" zu einem gnadenlosen Krieg geworden und sind die gefallen Soldaten nicht in den Brunnen oder von der Leiter gefallen. Es gibt da nur zwei Wege:
1) so schnell wie möglich eine Strategie entwickeln wie unsere Soldaten zurück geführt werden, was nicht so ganz einfach ist, weil wir in einem Bündnis stehen. Aber dafür ist die Politik da, diese Fragen zu lösen.

Die andere Variante wäre, der ich persönlich nicht zustimmen kann wäre: die Soldaten auf längere Sicht in Afghanistan zu lassen und auf das notwendige Maß auszurüsten, dass sie nicht bei einfachen Patrouillen oder beim Minen räumen das Nachsehen haben.

An eine Verschwörung der Militärindustrie glaube ich zu Letzt. Im Gegenteil, die Bundeswehr hat zum Beispiel zu wenig Kampfhubschrauber, weil die Industrie nicht liefert. Die Niederlande mieten aus diesem Grund, weil die Industrie nicht liefert, Kampfhubschrauber an.

Und dann gibt es noch die Bedrohung durch die in Pakistan lagernden Kernwaffen, wo hier leider niemand zu Stellung nimmt. Wenn die in falsche Hände kommen, dann gnade diesem Erdball eine „höhere Macht“.


Hafel

Anzeige