Forum Soziales und Lebenshilfe Lebenshilfe bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?

Lebenshilfe bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?

Edita
Edita
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Edita
als Antwort auf taralenja1.11. vom 04.09.2022, 13:55:26

Danke Dir, ich wünsche Dir auch alles erdenklich Gute, ich hatte auch keine andere Wahl, als mich so zu verhalten, sonst hätte ich meine ganze Familie und noch viel mehr mit in den Abgrund gerissen, damit wäre niemand geholfen gewesen, schon gar nicht meiner Tochter, es war ein sehr mühseliges und schmerzliches Lernen ..... trotzdem! 
Es bringt auch nichts eins gegen das andere aufzurechnen, jeder der ein Paket zu tragen hat, muß sich irgendwie damit auseinandersetzen, welche Erwartungen er noch unbedingt ans Leben hat und wie es sich umsetzen läßt, hört sich einfach an, ist aber sehr schwer, weil man vor sich selber die Hosen runter lassen muß, das habe ich übrigens mit 21 das erste Mal mit mir abgemacht, als ich von zuhause abgehauen bin und mir selber versprochen habe, daß ich nicht "abrutsche" werde, ich dann lieber wieder zu den Eltern kriechen werde, mußte ich aber nicht, ich habe das alleine geschafft, und dann kam irgendwann mein Mann dazu, dann war es leichter, sehr viel leichter, aber nach kurzer Zeit kam es dann ganz dicke, aber ....... wir waren zu zweit und konnten uns gegenseitig stützen, entlasten, anschreien, weinen und lachen, aber nach 30 Jahren mußte er wieder gehen und nun schaffe ich es schon wieder 21 Jahre alleine, aber wenn es sein muß, dann schreie ich ihn immer noch an, und er schreit nicht zurück, er war Berliner und hatte ein dickes Fell!

Das war es aus meiner intimen Plauderecke, kommt alle Jubeljahre mal vor!

Edita

taralenja1.11.
taralenja1.11.
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RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von taralenja1.11.
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2022, 14:21:22
oh, ich glaube, dass ich auf dem besten wege bin, meine vergangenheit loszulassen. das aufschreiben bedeutet für mich, es abzugeben.
fakt ist eines, ich muss mit der dissoziativen identitätsstruktur (DIS) leben, und wer nicht in meinem buch gelesen hat oder betroffene kennt, kann sich vielleicht gar nicht vorstellen, was es bedeutet. schon deswegen und wegen unerträglicher schmerzen werde ich immer wieder an die vergangenheit erinnert, weil das nicht zu heilen ist. aaaaber ich bin jeden tag dabei zu lernen, wie ich mit all dem umgehe. ich male, schreibe, lese sehr gern, sehe sehr viel tiersendungen im fernsehn, bin aktiv im st und habe meine ausflüge, dass wichtigste z.zt. in meinem heutigen leben. vieles ist nicht so einfach wie es vielleicht den anschein hat. ich mache immer noch "schritte ins leben".

@WurzelFluegel,
ich sage mal, du hast es mit wenigen worten deutlich gesagt.
herzlichen dank dafür.

taralenja1.11.

Taralenja1.11.
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Edita vom 04.09.2022, 14:32:40

Ja liebe Edita manchmal sind bzw. waren die Aufgaben sehr hart ❤️ sehr grossen Respekt. 👍

Natürlich auch an alle andere Betroffenen wo nicht aufgeben bzw nie aufgaben.

Mein Leitsatz war immer « Don’t never give up what ever will happen » ein junger damaliger US Kollege gab mir diesen Satz in den 70ziger mit auf den Weg. Phil.


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Rispe
Rispe
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RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Edita vom 04.09.2022, 14:32:40
Es bringt auch nichts eins gegen das andere aufzurechnen, jeder der ein Paket zu tragen hat, muß sich irgendwie damit auseinandersetzen . . .
Als Kind habe ich immer eine besonders reiche Fabrikantenfamilie in meiner Heimatstadt ein bisschen beneidet, weil sie in einer riesigen Villa mit Park lebten und ich immer dachte, es müsste toll sein, da aufzuwachsen.
Dann erzählte mir  mein Vater mal, dass ihre Tochter Kinderlähmung hatte, sie saß im Rollstuhl. Und er fügte den Satz, den jeder kennt, hinzu: Da sieht man mal wieder, Reichtum macht nicht glücklich, und jeder hat sein Päckchen zu tragen.
Ich habe das nie vergessen, weil es wohl das erste mal war, dass ich diesen Allgemeinplatz hörte und mir das auf einmal die Augen geöffnet hat. Da wurde mir so einiges schlagartig klar.

Allerdings denke ich dass dieses Päckchen nicht für jeden gleich schwer ist, so etwas wie Taralenja mitgemacht hat, gehört wohl mit zum Schimmsten, was einem passieren kann, und das, was du mit deiner Tochter, aber auch deine Tochter mit ihrer Krankheit alles durchgemacht hat, das sind auch Sachen, die Gott sei Dank nicht jeder in diesem Ausmaß erleben muss.
Aber wenn man sich mal so umhört: Ich glaube, jede und jeder hier könnte seitenlang Schlimmes aus seinem Leben berichten, auch ich, heute geht es mir sehr gut, so gut wie eigentlich noch nie.😊

Hier werden viele angemeldet sein, die auch ihr Päckchen zu tragen hatten oder haben, denke ich mal.

 
taralenja1.11.
taralenja1.11.
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RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von taralenja1.11.
als Antwort auf Rispe vom 04.09.2022, 16:22:29
hallo @rispe,

ich glaube, ich kenne keinen menschen, der nicht ein prägendes erlebnis hatte. und sie werden nicht alle gleich schwer sein. aber in der fachliteratur und die aussage meiner therapeutin sagen, dass die ersten zwei lebensjahre entscheidend für das "durchhalten" und bewältigen schwerer lebenssituationen sind. und für den einen ist die situation schwer und für andere sehr, sehr schwer. und es gibt menschen, die an solche belastungen zugrunde gehen. aber ich bin, trotz allem, was ich in meinem leben bis jetzt erlebt habe, konnte ich mit hilfe bewältigen und bin jetzt ein lebensbejahender mensch.

taralenja1.11.
Rispe
Rispe
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RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Rispe
als Antwort auf taralenja1.11. vom 04.09.2022, 16:55:41

Ja, in den ersten Lebensjahren bildet sich das sogenannte „Urvertrauen“ und ich denke, dass die Menschen, die da behütet und beschützt aufwachsen konnten, später besser mit Schwierigkeiten fertig werden, weil sie mehr Selbstvertrauen haben als Kinder, die in dieser Zeit kein Vertrauen entwickeln konnten, weder zu Erwachsenen noch zu sich selbst. Misshandelte oder missbrauchte Kinder behalten natürlich ihre Traumatisierungen zurück, die später aufgearbeitet werden sollten. Das hast du ja wohl getan, und das hat dir sicher sehr geholfen.

Nicht jeder wird damit fertig, manche zerbrechen daran, es gibt auch genug Kinder-Suizide,es ist erschreckend, in welchem Ausmaß.

Du scheinst jedenfalls für dich die richtigen Methoden herausgefunden zu haben, damit umzugehen und trotz deiner Probleme ein einigermaßen zufriedenstellendes Leben führen zu können. Dafür hast du meinen größten Respekt, ich bewundere das ganz ehrlich, denn einfach ist es sicher nicht, so zu leben wie du.


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RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf taralenja1.11. vom 04.09.2022, 14:42:18
Bildschirmfoto 2022-09-04 um 19.39.22.png
Passt gerade ganz gut zum Thema dieses Threads, finde ich. 
Zwergohreule
Zwergohreule
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von Zwergohreule
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2022, 19:40:24

Das Bild und die Aussage sind unglaublich beeindruckend ... !
Danke,  dass du sie mit uns teilst!
Jetzt fällt mir meine Oma ein, die war auch so. Zwei Weltkriege, zweimal Witwe, 4 Kinder großgezogen in einem Dorf ohne Strom und fließendes Wasser und nur dem Nötigsten zum Überleben, das sie durch schwere körperliche Arbeit erwarb, dann im Alter die Vertreibung aus der Heimat ..
Und sie war immer davon überzeugt: "Unser Herrgott hat mich doch gern!"
Ich glaub, ich werd ein Bild von ihr in meiner Wohnung aufhängen ...

schorsch
schorsch
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RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Rispe vom 04.09.2022, 17:12:49

Ganz meine Meinung. Und notfalls kann ich hier noch einen Tipp beifügen: "Will eine Sorge, die du schon das ganze Leben lang mit dir herumträgst, nicht von dir weichen, schreib sie dir vom Leibe".

minerva
minerva
Mitglied

RE: bekommt jeder mensch im leben eine aufgabe?
geschrieben von minerva
als Antwort auf Rispe vom 04.09.2022, 17:12:49
Ja, in den ersten Lebensjahren bildet sich das sogenannte „Urvertrauen“ und ich denke, dass die Menschen, die da behütet und beschützt aufwachsen konnten, später besser mit Schwierigkeiten fertig werden, weil sie mehr Selbstvertrauen haben als Kinder, die in dieser Zeit kein Vertrauen entwickeln konnten, weder zu Erwachsenen noch zu sich selbst.
 
behütet aufzuwachsen ist zwar positiv, kann aber auch dazu führen, daß man nicht lernt selbst mit problemen fertigzuwerden.

wenn man schon früh selbst probleme lösen mußte, kann genau das dazu führen, daß man mehr selbstbewußtsein bekommt, besser mit problemen zurechtkommt und dann auch anderen helfen kann, die einen unguten start ins leben haben.


lg
minerva

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