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Literatur Für Rätselfreunde. Runde XVI

longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Enzensberger
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 17.03.2009, 08:12:04
Ergänzung zum Ende:

Zu: David Foster Wallace
"Bücher, die nach Seele klingen"

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longtime
enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Enzensberger
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 09.04.2009, 10:05:01
Hallo Longtime,

ich danke Dir sehr, dass Du noch daran gedacht hast, den Nachruf über Wallace mitzuteilen.

Ich werde in Kürze auch ein Rätsel für Euch einstellen.

Gruß
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enigma
welling
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI: Enzensberger
geschrieben von welling
als Antwort auf enigma vom 09.04.2009, 19:19:22
Hallo den Raterinnen und Ratern,

ich stelle zwischendurch mal ein Rätsel ein:

Zu suchen ist ein deutschsprachiger Autor, geboren in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Er hat außer der Schriftstellerei einen zweiten Beruf, den er jedoch nicht mehr ausübt. Dass er diesen Beruf erlernen und auch ausüben durfte, ergab sich wohl aus einem historischen "Großereignis".
Nach eigenem Bekenntnis verdankt er der Schönheit einer Blume und dem Wunsch, dieses ästhetische Ereignis in Worte zu fassen, die Erkenntnis, zum Schriftsteller berufen zu sein.

Gelesen habe ich sein letztes Werk, vieles darin ist autobiografisch, sein Inhalt geht jeden an, der im Lande des Autors lebt --- und sicher darüber hinaus.
In vielerlei Hinsicht ist der Roman überragend, auch übrigens, was seinen Umfang anlangt. Ich riskiere mal die These: Wer an moderner Literatur interessiert ist, sollte diesen Roman lesen, zumal er darüber hinaus profunde authentische Einblicke in politisches und privates Verhalten gewährt.
So, zunächst genug, ihr werdet es schnell erraten.
Viel Freude dabei.

Gruß
welling

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longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 22.04.2009, 15:33:54
Ich glaube, dass ist der große Roman, den ich mir für die Sommerfereienzeit aufgespart habe:

Uwe Tellkamps "Der Turm"

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longtime
welling
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von welling
als Antwort auf longtime vom 22.04.2009, 16:30:11
Ja, longtime, du hast ihn und darfst dich schon jetzt auf die Lektüre freuen - ein Erlebnis und die über 900 Seiten werden dir nicht die Zeit rauben, sondern sie bereichern.

Einige Textproben aus dem Roman (erschienen bei Suhrkamp, Ffm. 2008):

...eine Sachsenzunge verirrt sich auf das Glatteis des Hochdeutschen. (S. 43)

Es war warm, der April schien Kredit beim Mai aufgenommen zu haben (322)

Sie wirkte so luftig, als wäre sie nicht geboren, sondern gehäkelt worden (476)

Sei zu Hause, nicht "fühl dich wie zu Hause"

Ruhe: Wie ein Boot nach einem letzten Ruderzug schien der Tag zu treiben, nicht mehr in Anstrengung, noch nicht am Ziel, der Himmel, an dem nur noch wenige, federleichte Wolkenbrauen staunten, dehnte sich zu Luftballonbläue, in die die Dächer der alten Akademie wie Segelflossen schnitten.......

Danke fürs Mitraten

Gruß

welling
longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 22.04.2009, 20:23:27
Danke, lieber welling, für die wirklich überzeugenden Stilproben von Tellkamp!

Da muss ich spätestens im Sommer zu-greifen für eine Leseerlebnis!

Als Rätsel für heute etwas, was mich geschichtlich z.Zt. bewegt:

Eine literarische und religionsphilosophische Koryphäe des 19. Jh.s schreibt an einen Freund in Deutschland:

„Hier ist Alles still, denn wir haben, was wir wollen und sogar ein alter Bonapartist wie ich bin, mag allenfalls zufrieden gestellt seyn, wenn er „Vive Napoléon!“ rufen hört! Dem Kommunismus geht es auch gut, obgleich er über schlechte Zeiten jammert. Wir haben alle kein Geld mehr und somit existiert de facto die communistische Gleichheit. Auch haben wir Weibergemeinschaft; nur die Ehemänner wissen es noch nicht.“

*

Mein Interesse an dieser Stelle..?

Ob die heutige Gier-Helden, Geldkrieger, Bad-Bänker und staatlich wohl abgesicherten Aktioneure auch solch eine Beschreibung ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse sich abringen könnten…?

Aber noch ein konkreter Tipp zum Autor:

Was ironisch-grotesk formuliert ist für den Freund, der Bescheid wusste um die persönliche Situation des Schreibers, klingt hier, ein knappes Jahr zuvor, ganz anders, nämlich realistisch in einem Brief an seinen Verleger; da nannte der Schreiber die „Zeitereignisse“ beispielsweise „Universalanarchie, Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn“.
*

Meine Frage:
Wer schrieb den o. Brief über „communistische Gleicheit“ und "Weibergemeinschaft" an einen geistigen Mitwisser?

--
longtime

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enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 23.04.2009, 17:46:40
Hallo Longtime,

Heinrich Heine vielleicht?

Der zweite Brief an Campe und der erste??
An Karl Marx denke ich nicht, oder??

Gruß
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enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 23.04.2009, 19:12:07
Jawohl: natürlich Heinrich Heine - unser geistig und stilistisch interessantes "Schandmaul".

H. Heines Brief war gerichtet an den zeitgenössischen Freund Gustav Kolbe (vom 17.4.1849), der als Biedermeier-Autor aber nicht bekannt wurde. (Heine-Säkularausgabe. HSA. Bd. XXII. S. 309).

Der Brief ist natürlich auf dem Hintergrund der Demokratie-Versuche des Jahr 1848 in Frankreich und das, was "Deutschland" sein konnte, zu verstehen; und nimmt einige Formulierungen aus dem „Kommunistischen Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels von 1847 auf:

Der zweite Brief Heines ging an seinen Hamburger Verleger Julius Campe vom 9. Juli 1848, den er zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr besuchen konnte.
Kritikern seiner Haltung hatte er bereits 1844 im Vorwort zu „Deutschland. Ein Wintermärchen“ geantwortet: „Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland ebensosehr wie ihr.“

Zugabe...?


Heinrich Heine:
Weltlauf

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazu bekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das wenige genommen.

Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben -
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur die etwas haben.

--
longtime
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von longtime
als Antwort auf welling vom 22.04.2009, 20:23:27
Zu Uwe Tellkamp will ich nachtragen:

Er wird im Straelener Übersetzerkollegium vom 30.08 - 4.09.2009 auftreten.
Und an einem der Abend auch in Geldern zu einem Leseabend erscheinen: am 04.05.
In der VHS Gelderland, Kapuzinerstr. 34, 47608 Geldern!


Tellkamp in Geldern




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longtime
enigma
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Re: Für Rätselfreunde. Runde XVI:????
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 24.04.2009, 12:51:43
Hallo Longtime,

Danke für die Auflösung.

Jetzt stelle ich mal wieder ein Rätsel ein.

Der Schriftsteller, den ich suche, gilt als einer der Großen seines Landes, der das 20. Jahrhundert literarisch mit geprägt hat.

Er ist kurz vor dem Jahrhundertwechsel 20./21. Jahrhundert gestorben. Seinen letzten Roman, vom Umfang her nicht mit seinen sonstigen Werken vergleichbar, sondern wesentlich kürzer gehalten, hat er in Form eines Monologs geschrieben.

Dieses letzte Buch habe ich gelesen und muss sagen, dass mir vorher kein solcher oder ähnlicher Roman “begegnet” ist, der nur so von Anspielungen, Zitaten und Verweisen strotzt
Er muss sie alle gelesen haben, die Schriftsteller, Philosophen , Analytiker usw. usw. , deren Werke nicht nur im 20. Jahrhundert von Bedeutung waren, sondern auch in den Jahrhunderten vorher. Er galt als außerordentlich gebildet, allerdings seine Bücher auch wegen ihrer komplexen Struktur als schwer lesbar.
Seine Bildung ist tatsächlich beeindruckend, aber er schüttete sie auch gleichsam wie ein Füllhorn über dem Kopf des Lesers aus, so habe ich es jedenfalls empfunden.

Der Protagonist des von mir gelesenen Romans ließ jedenfalls bei jeder Gelegenheit elitäres Bewußtsein erkennen. Verstanden werden wollte er von Seinesgleichen, die große Masse war ihm egal. Für die hat er sogar die (negative) Kennzeichnung eines bekannten Analytikers übernommen.
Ich weiß es nicht, kann mir aber vorstellen, dass da Einstellungen des Verfassers mit einflossen. )

Dessen Romane fanden zunächst auch keine Anerkennung, weder bei den Kritikern noch bei einer breiteren Leserschaft.
Aber heute werden sie von vielen Experten für wichtige Bücher der Moderne gehalten.
Insgesamt kann man seine Werke an einer Hand abzählen.

Er schrieb satirisch.
Über was?
Im letzten Buch über Kunst. Da bot er eine ganz spezielle Sicht über die Kunst in unserer Zeit.

Bei seinen sonstigen Werken habe ich nach allem, was ich über ihn gelesen habe, den Eindruck gewonnen, dass er nahezu “über alles” schrieb, über “Gott und die Welt”, über Religion, Literatur, den Kapitalismus, die Wirtschaft, Finanzen und Börse, über die Justiz und auch in zumindest einem anderen Buch ebenfalls über Kunst.

Aber mehr darf ich nicht verraten, nur noch abschließend, dass er dann doch noch nach Jahren wichtige Preise erhalten hat.

Und nun warte ich gespannt ab, was kommt.......

Gruß
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enigma

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