Forum Kunst und Literatur Literatur Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken

Literatur Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken

Sirona
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Mitglied

Re: Die unmögliche Tatsache
geschrieben von Sirona
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.04.2017, 21:02:55
Der „Morgenstern“ hat mir am frühen Morgen aus der Seele gesprochen.
Leider ist es so dass Vorschriften hin und wieder über den normalen Menschenverstand hinausgehen. Aktuell möchte ich hier die Abschiebungen von Menschen erwähnen, die lt. Vorschrift in ihre unsichere Heimat zurückgeschickt werden sollen, obwohl sie hier eine gute Ausbildung abgeschlossen, eine Familie gegründet und sich voll integriert haben.

Sirona
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Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Sirona
Waffenexporte sind freilich ein großes Hindernis für mehr Frieden. Ich verstehe einfach nicht, dass zum Beispiel Deutschland und Frankreich noch immer zu den führenden Waffenexporteuren der Welt zählen. Ohne Waffen keine Kriege!
Es reicht freilich nicht, nur an den Friedenswillen der Politiker zu appellieren. Wichtiger ist, dass sich immer mehr Menschen auf der ganzen Welt zur Abrüstung bekennen. Abrüstung ist praktiziertes Mitgefühl. Voraussetzung einer äußeren Abrüstung ist allerdings eine innere Abrüstung von Hass, Vorurteilen und Intoleranz.
Ich appelliere an alle aktuellen Kriegsparteien: „Rüstet ab und nicht auf!
Und an alle Menschen: “Überwindet Hass und Vorurteile durch Verständnis, Kooperation und Toleranz!“
(aus: Ethik ist wichtiger als Religion - Dalai Lama)


Dem möchte ich mich unbedingt anschließen. Wäre es nicht sinnvoller wenn die Waffenlobbyisten ihr Geld in die Entwicklungsländer stecken würden um Leben zu erhalten anstatt Produkte herzustellen, die Leben auslöschen? Und vom Krieg sind nicht nur Menschen betroffen. Ich möchte nicht wissen wie viele Tiere in den unzähligen Kriegen umgekommen sind.
qilin
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Mitglied

Re: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von qilin
als Antwort auf Sirona vom 05.05.2017, 08:00:18
Nochmals Morgenstern (aus dem Nachlass des Horaz V,8)

Laß sie Dreadnoughts bauen und Überdreadnoughts
und vom Luftschiffkreuzer das Heil erwarten!
Unerträglich würden auf Erden sonst die
Tage des Glücks.

Alles lebt in dulci jubilo, nirgends
haust die Pest, der Hunger, die Not, die Sorge.
Singend gehn die Völker zu Bett, und singend
gehn sie zum Frühstück.

Müssen ernste Männer da nicht zu einer
Propaganda der Tat zusammentreten
und dem kannibalischen Wohl der Völker
Schropfköpfe setzen?

Laß sie Dreadnoughts bauen und Überdreadnoughts
und vom Luftschiffkreuzer das Heil erwarten!
Unerträglich würden auf Erden sonst die
Tage des Glücks.

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Sirona
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RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Sirona
steppenwolf.jpg
Hermann Hesse an eine Abiturientin – die einen Vortrag über den „Steppenwolf“ hielt und Hesse um Hilfe gegen die Einwürfe und Fragen ihrer Kameradinnen bat. 
 
Liebes Fräulein – März 1951
 
Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen den „Steppenwolf“ nicht erklären. In dem Nachwort, das ich vor einigen Jahren der Ausgabe der Büchergilde mitgegeben habe, habe ich ja angedeutet, wie ich es meine. Aber das Problem, das Harry Haller zu bewältigen hat, wird von ganz jungen Lesern niemals in seiner Kompliziertheit ganz erfaßt werden können. Das ist aber auch gar nicht nötig. Sie haben ja an sich selbst erfahren, daß man ein solches Buch lieben und sich zu Eigen machen kann, auch ohne es genau analysieren zu können. Damit haben Sie den Zugang zum „Steppenwolf“ und zu allen meinen Büchern schon gefunden, das Verständnis wird sich von selbst weiter bilden.
Ohne Sie belehren zu wollen, erlaube ich mir, noch einen Rat auszusprechen. Wenn andre ein Buch oder Kunstwerk, das Ihnen lieb ist, ablehnen, dann ist es unnütz sich dagegen zu wehren oder das Buch verteidigen zu wollen. Man soll zu seiner Liebe stehn und soll sie bekennen, gewiß, aber man soll sich über den Gegenstand dieser Liebe nicht streiten. Es führt zu nichts. Die Bücher der Dichter bedürfen weder der Erklärung noch der Verteidigung, sie sind überaus geduldig und können warten, und wenn sie etwas wert sind, dann leben sie meistens länger als alle die, die über sie streiten.
(aus „Die Antwort bist du selbst“)
 
Meines Erachtens ist es tatsächlich vergebliche Liebesmüh sich über die Aussagen eines Werkes zu streiten, da jeder Mensch eine andere Wahrnehmung hat. Interessant allerdings ist ein Gedankenaustausch um die Sichtweise anderer Leser kennen zu lernen. 
 

 
Allegra
Allegra
Mitglied

RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Allegra

Nicht nur ein Gedicht:

Der Maulwurf hört in seinem Loch
ein Lerchenlied erklingen
und spricht: “Wie sinnlos ist es doch,
zu fliegen und zu singen!“
                                  
                                   Emanuel Geibel




 
Bote Asgards
Bote Asgards
Mitglied

RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von Bote Asgards
Wiegenlied

Deutschland – auf weichem Pfühle
Mach dir den Kopf nicht schwer
Im irdischen Gewühle!
Schlafe, was willst du mehr?

Laß jede Freiheit dir rauben,
Setze dich nicht zur Wehr,
Du behältst ja den christlichen Glauben:
Schlafe, was willst du mehr?

Und ob man dir alles verböte,
Doch gräme dich nicht zu sehr,
Du hast ja Schiller und Goethe:
Schlafe, was willst du mehr?

Dein König beschützt die Kamele
Und macht sie pensionär,
Dreihundert Taler die Seele:
Schlafe, was willst du mehr?

Es fechten die Zeitungsblätter
Im Schatten, ein Sparterheer;
Und täglich erfährst du das Wetter:
Schlafe, was willst du mehr?

Kein Kind läuft ohne Höschen
Am Rhein, dem freien, umher:
Mein Deutschland, mein Dornröschen,
Schlafe, was willst du mehr?

Georg Herwegh (1817 – 1875), deutscher Lyriker

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RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Bote Asgards vom 05.11.2018, 22:33:37

Aus Friedrich Stoltzes Nachruf auf den Revolutionsdichter Georg Herwegh:

Nie sang, der Freiheit Heil verkündend,
Ein Dichterherz mit solcher Glut,
In allen Seelen fuhr es zündend,
Dem Volke wuchs der stolze Mut,
Zu den Gestirnen wirst du schweben,
Dein Sängername löscht nicht aus.
Und der Lebendige wird leben
Auch über Tod und Grab hinaus.


*

Das waren noch Zeiten, als die SPD noch jung war ...

RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich bin da gestern auf etwas gestoßen, was ich einfach mal hier reinstellen wollte. 
Vom wem könnte das wohl sein:


Wenn ihr fortwährend Jammervolles leidet durch eure eigene Schlechtheit,
so schiebt nicht den Göttern dieser Dinge Schickung zu!
Denn selbst habt ihr diese Leute ermächtigt, Schutzwehr gebend,
und deshalb bekamt ihr die schlimme Knechtschaft.
Von euch schreitet zwar ein jeder für sich in des Fuchses Spuren,
doch euch allen zusammen wohnt inne löchrige Einsicht.
Denn auf den Zungenschlag sehr ihr und auf die Worte eines schmeichelnden Mannes,
auf das aber, was da wirklich geschieht, blickt ihr mitnichten.



Es war Solon, Staatsmann und Reformator, im 6. Jahrhundert v.Chr., der da seine athenischen Mitbürger (die sich allesamt für schlau wie Füchse hielten) daran erinnerte, dass sie die Tyrannenherrschaft, unter der sie litten, durch ihr eigenes Verhalten mit heraufbeschworen hatten. Woran denken wir dabei ...?

Unschuldig

 
RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.12.2018, 17:33:13

Solon hat die ganze Sippschaft im damaligen Hellas reformiert,
zum Guten. Er hat eigentich die klassische Demokratie ge-
gründet. Hat es das Volk ertragen oder gar gedankt?

Ich zitiere aus:
Joachim Fernau: Rosen für Apoll

"Eine seltsame Geschichte; für uns mehr noch als für die Zeitgenossen. Was ging da in Athen vor sich? Anscheinend gab es politische Strömungen, die sich bekämpften. Vielleicht war, 25 jahre nach Solons Gesetzgebung, der alte Kampf zwischen Stadt und Land erneut ausgebrochen. Oder die Kampflust des Kapitals, das die gestrichenen Schulden nicht vergessen konnte? Wie man es dreht, klar ist, dass es zwei Lager gab, zwei Situationen, und jedermann steckte automatisch in einer von ihnen. Das leuchtet ein. Die einen wollten sich unter den Solonischen Gesetzen erholen, die anderen von den Solonischen Gesetzen. Der Unterschied der beiden Wörtchen ist minimal, aber leider weltbewegend."

Herbig-Verlagsbuchhandlung 1961

Auf alle Fälle hat Solon bald die Koffer gepackt, der Kluge.

Clematis
liebe Sirona ,jetzt sind wir prompt in der Geschichte gelandet.
Übrigens, Das Buch ist immer wieder zum Quietschen vergnüglich,
deshalb empfehlenswert

 

RE: Gedanken unserer Dichter und Denker - Auszüge aus ihren Werken
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.12.2018, 19:01:31

Ja, das war gut, dass er auf Reisen ging. Wer weiß, wie es ihm zu Hause ergangen wäre, denken wir nur an Pythagoras! Immerhin hat Solon interessante Leute wie den ägyptischen Pharao getroffen. Aber ich hör schon auf ...
Hier geht es ja nicht um Geschichte, sondern ums Dichten und Denken, und zum Glück gilt er ja auch als Lyriker.

Lächeln


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