Forum Kunst und Literatur Literatur Literaturkalender: NEUE Folge 28. November. 2009

Literatur Literaturkalender: NEUE Folge 28. November. 2009

longtime
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Ernst Toller:
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 01.12.2009, 18:22:05
Für den 2.12. habe ich bisher diese Namen gefunden:


Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade

Francis Jammes

Marion Gräfin Dönhoff

Botho Strauß

*

Über weitere Nennungen und eventuelle Ausführungen freue ich mich natürlich.

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enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Elizabeth Hardwick
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 02.12.2009, 05:51:37
Heute möchte ich erinnern an Elizabeth Hardwick, eine amerikanische Literaturkritikerin und Schriftstellerin, geboren am 27.Juli 1916 in Lexington (Kentucky), gestorben am 2. Dezember 2007 in New York City.

Elizabeth Hardwick absolvierte ihr Literaturstudium an der University of Kentucky und erhielt den akademischen Abschluss im Jahr 1939.

1947 wurde ihr die Auszeichnung einer Guggenheim-Fellowship verliehen.

Mit dem Dichter Robert Lowell war sie von 1949 bis 1972 verheiratet.
Dieser Ehe entstammt eine Tochter.

In den Siebzigern und frühen Achtzigern lehrte Frau Hardwick Creative Writing am Barnard College und am Literatur-Department der Columbia University.

Bereits 1959 hatte Hardwick im “Harper`s “ Kritik an der mangelnden Qualität der zeitgenössischen Literaturkritiken geübt.
Während des New Yorker Druckerstreiks 1962/63 inspirierte sie Robert Lowell, Jason Epstein, Barbara Epstein und Robert B. Silvers, eine neue Zeitschrift speziell für anspruchsvolle Literaturkritik zu gründen.
Das war die Geburtsstunde der “New York Review of Books”. Mehr darüber
hier:

In den ersten Ausgaben erschienen bereits Artikel von namhaften Autoren, wie z.B. W.H. Auden, Hannah Arendt, Susan Sontag, Saul Bellow, William Styron und natürlich auch Robert Lowell, um nur einige zu nennen.

Das zweiwöchentlich erscheinende Magazin wird heute noch herausgegeben.
Nach dem Tode von Barbara Epstein 2006 ist Robert B. Silvers der alleinige Herausgeber.

Ich habe noch kein Buch von Elizabeth Hardwick gelesen, aber Interesse hätte ich an “Schlaflose Nächte“. Eine Beschreibung findet sich in einem alten Spiegel-Artikel von 1988, hier:

Im November 1988 war “Schlaflose Nächte” von der Darmstädter Jury zum Buch das Monats gewählt worden. Guterhaltene Exemplare gibt`s heute spottbillig.

Bekannt wurde Elizabeth Hardwick aber besonders auch durch ihre Essaysammlungen, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, u.a. mit der Goldmedaille der American Academy of Arts and Letters.

Gruß


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enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Marion Gräfin Dönhoff
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 02.12.2009, 09:15:30
Die letzte ZEIT war schon voll; aber der 100. Geburtstag von Marion Gräfin Dönhoff ist auch ein feiner Anlass für Erinnerungen und neue Aussichten:

Marion Gräfin Dönhoff
(2.12.1909 auf Schloss Friedrichstein in Ostpreußen - 11.03.2002 auf Schloss Crottorf)

Enige Sätze mit Jahrhundertwert:

* "Jedes Volk hat seine spezifische Art, geschichtliche Ereignisse in Legenden oder Symbole umzusetzen, und gewiß weicht oft am Ende die Legende erheblich von dem eigentlichen Geschehen ab." (Auflehnung gegen den Helden. Die Zeit vom 17. Juli 1952)

* "Verantwortung zu tragen, das wurde uns nicht gepredigt, das ergab sich einfach in der Gemeinschaft." (M.D.: Kindheit in Ostpreußen. 1991. S. 75)

* „Die Tatsache, daß ein so einzigartiger Aufstand des Gewissens nicht tiefer in das Bewußtsein der Deutschen eingegangen ist, bleibt immer noch unbegreiflich.“
(M.D.: „Um der Ehre willen“. Berlin 1994, S. 47 - Zitiert in: Haug von Kuehnheim: Marion Dönhoff. S. 36)


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Marion Gräfin Dönhoff
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 02.12.2009, 10:19:00
"Nach"- oder "fortdauernder Vor"-trag zu Marion Gräfin Dönhoffs Leben und Werk bei kultur.ARD.de:

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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Marion Gräfin Dönhoff
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 02.12.2009, 13:37:41
Botho Strauß (65. Geburtstag: * 02.12.1944 )

Ein großer, widersprüchlicher Autor: Sprachgewaltig und konservativ; ähnlich wie Ernst Jünger, den er als politische und ästhetische Lichtgestalt erehrt hat.

Strauß wurde in Naumburg/Saale geboren. In Köln und München studierte er fünf Semester lang Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie. Die geplante Dissertation über "Thomas Mann und das Theater" blieb unvollendet.
Als Student war er Komparse an den Münchner Kammerspielen. Zwischen 1967 und 1970 war er Journalist bei der Zeitschrift "Theater heute" und von 1970 bis 1975 Dramaturg an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin, wo er heute als freier Schriftsteller lebt (ebenso wie in seinem Haus als selbstgewähltem Exil in der Uckermarck). 1981 erschien sein Band "Paare, Passanten", mit dem er große Popularität erlangte. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. 1987 wurde ihm der Jean-Paul-Preis und 1989 der Georg-Büchner-Preis verliehen.

Seine Theaterstücke gehören seit Jahrzehnten zu den meistgespielten an deutschen Bühnen. 2005 wurde in Paris und Berlin sein neuestes Stück "Die Schändung" uraufgeführt.
Es gibt viele, viele Sätze von ihm, die ich sehr schätze auf der eleganten Beschreibungsebene, z.B.:

„Man unterschätze nicht die "Botenstoffe" der Sprache. Es gibt geisthemmende und geiststimulierende Begriffe." (Essay in der ZEIT 52/2000)

... aber ich halte sie, die geschliffenen Sätze, nicht für psychologisch oder historisch relevante, analytische Einsichten, sondern für das geschickt gemusterte und genähte und ziselierte Innenfutter von Kleidungen oder Attrappen (von Mustern), die jemand trägt, der sich nicht kenntlich machen will hinsichtlich seiner wahren Gestalt und seines Kontextes.


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Marion Gräfin Dönhoff
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 02.12.2009, 18:03:45
Hier die neueste Rezension des Strauß-Buchs "Vom Aufenthalt":

Welt: Botho Strauß - "Vom Aufenthalt " - von Gabriele Killert (aus "Gutenbergs Welt" vom 29.11.2009)


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - als Erinnerung an Marion Gräfin Dönhoff
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 02.12.2009, 13:37:41
Eine bemerkenswerte Frau war das, die Gräfin Dönhoff.

FemBio hat auch noch eine schöne Seite über sie,
hier:




Und Geburtstag hat heute auch T.C. Boyle, der am 2. Dezember 1948 in Peekskill im Staate New York geboren wurde.

Boyle liebt Lesereisen und den Kontakt mit dem Publikum.
Erst in diesem Jahr war er in März wieder in Deutschland unterwegs, um sein neues Buch “Die Frauen” vorzustellen.
Und bei der Gelegenheit besuchte er auch gleich die Leipziger Buchmesse.

B. studierte Englisch und Geschichte und entdeckte bereits am College seine Liebe zur Literatur.
Aber auch zur Musik, denn er spielte verschiedene Instrumente (Jazz und Pop) und war Sänger der Band “The Ventilators”.

Aber letzten Endes entschied er sich doch für die Literatur.
Nach seinem B.A. arbeitete er vier Jahre lang als Lehrer an einer High School und schrieb parallel dazu.
An der University of Iowa erwarb er 1977 einen Doktortitel in englischer Literatur des 19. Jahrhunderts.
Mehr über ihn - Linktipp!

Interessant auch einige Interviews, die auf der deutschen Seite von T.C. Boyle abgedruckt sind und etwas mehr Aufschluss geben können über seine Person, hier:

Jedenfalls kann er die Feder an seinem Intimfeind George W. Bush jetzt nicht mehr so wetzen wie zu dessen Präsidenten-Zeit. Das wird ihm fehlen.


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zur Erinnerung an H.H. Jahnn
geschrieben von longtime
als Antwort auf enigma vom 29.11.2009, 16:16:39
Ja, ich möchte zu hier vorgestellten Mary Gerold-Tucholsky noch was nachtragen:

... seinen ersten, erhaltenen Brief an sie, als er sie noch siezte:


TUCHOLSKY an Mary Gerold:


Tucholsky lernte seine spätere zweite Frau Mary Gerold (1898-1987) am 11. November 1917 in dem kleinen Ort Alt-Autz in Kurland kennen, dem Sitz der Artillerie-Fliegerschule-Ost, wo er, der Jurist war, als Unteroffizier im Stabsdienst tätig war, die Leihbibliothek verwaltete und die Soldatenzeitung »Der Flieger« redigieren konnte.

Mary Gerold, die aus Riga stammte, arbeitete als deutsche Livländerin und als Dienstverpflichtete bei der Kassenverwaltung der Fliegerschule.

Tucholsky und Mary Gerold heirateten am 30. August 1924 in Berlin, nachdem Tucholsky von seiner ersten Frau (seit 1920), der Ärztin Else Weil (1889-1942), geschieden worden war.
Vier ]ahre später trennte sich das Paar wieder, am 21. August 1933 wurde die Scheidung rechtskräftig


Brief an Mary Gerold

Alt-Autz, 21. November 1917


- und weil es denn nun einmal so zwischen uns eingeführt ist:
Also was nun? - (»Gaaarnichts - nichts!«) – Sie stehen am Kreuzwege, halten den Muff wie immer vor die lachenden Augen (die lügen - ja, ich weiß!), und der Wegweiser streckt seine beiden Arme aus und darauf steht: Ja und auf dem ändern Nein.

Der Nein-Zeiger zeigt :ins dürre Land, und es ist nichts darin. Wenigstens nichts, was uns anginge.

Und der Ja-Zeiger? -

Der Ja-Zeiger zeigt in einen fröhlichen Winter. Der Ja-Zeiger zeigt in seelenvergnügte Monate mit kleinen Zettelchen und großen Verabredungen, mit Geschichten und Geschichtchen. Da sind lange Winterabende, draußen mit Schneegestöber, um Ofen sitzt das Hausgespenst Jakob (es hat einem grünen Kittel und zwei Glasaugen) und heult und stöhnt, daß Sie sagen: »Mach, ich werde hier noch ganz nervös!« - ein Fensterladen klappert, draußen rieselt der Schnee, unaufhörlich. Es ist ganz warm und still. Sie rauchen und sehen, einmal ganz schnell zu mir herüber - ich sage nichts.
Der Engel geht durchs Zimmer wozu dann sprechen? Einmal sitzen Sie da und essen, ganz furchtbar und müssen dazu schrecklich lachen, weil Sie soviel essen, und dann essen Sie noch viel mehr. Einmal gibt es einen neuen Wein zu trinken, den wir in der Großstadt noch nicht gehabt haben - und Sie spucken und wollen lieber den alten.

Einmal lesen wir über ein Buch gebeugt:

Kleine Erinnerung

Im Schneegestöber mag die Stadt ertrinken,
Was kümmerts mich, ich sitze warm und trocken.
Bemerklich kaum hör ich die Türe klinken,
Und hinter mir schleicht irgendwer auf Socken,
Um raschen Sprungs an meine Brust zu sinken.
Ich tue wild und grenzenlos erschrocken.
Sie lacht wie toll, die weißen Zähne blinken,
Auf ihren Backen schmelzen noch die Flocken.

Dahin zeigt der Ja-Zeiger. Er zeigt auf graue Nachmittags-Spaziergänge, die Wolken hängen ganz tief, und auf einen richtigen verliebten Mondscheinspaziergang mit knirschendem Schnee und bläulichem Widerschein. Dumme Tage, an denen man sich nicht sieht, und lustige Tage. Und heiße Tage ...

Weiße Schultern, die sich emporziehen können, wenn sies fröstelt, wie eine Katze buckelt - das deutet auf Sturm - und auch das muß sein und ist.

Was nun? - Da sind die beiden Zeiger - Sie haben freien Willen - Ich kenne den Weg und ich kenne das Land. Sie kennens auch. Es wäre so schade, wenn einer, von falschem Mißtrauen vertrieben, achselzuckend den einen Weg ginge. Er täte es, wenn er müßte.

Er ginge aber gemeinsam mit jemandem lieber den andern, den lustigen, den unterhaltsamen, den hübschen und - den lieben.

Gnädiges Fräulein: da ist der Weiser, da sind die Wege.

Ich warte.

Ihr Tucholsky

**

Wir verstehen sicherlich nicht mehr alles; aber dass hier eine geheimnisvolle, individuelle Sprachlichkeit vorliegt, von der Tucholsky vermuten konnte, dass die "Angebetete" sie verstand, ist erkennnbar.

**

Das tragische Ende einer Liebe, seines Lebens: s. Linktipp:


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - für den 3. Dezember
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 02.12.2009, 23:00:36
Namen und Themen für Ehrungen und Informationen am 3.12.:


Johann Peter Eckermann

Joseph Conrad (der englisch schreibende Pole, der Josef Teodor Konrad Nalecz Korzeniowski hieß)

Robert Louis Stevenson

Annette Kolb

Wolfgang Neuss

Ich verweise auch auf den „Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung“; auf solche Anlässe reagieren auch manchmal Poetetn oder andere Kulturschaffende.

Einen schönen Tag allen Interessierten!


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - für den 3. Dezember
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 03.12.2009, 07:31:51
Robert Louis (Balfour) Stevenson
(13.11.1850 - 3.12.1894; auf Samoa geboren) war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Lebenslang litt er an Tuberkulose und wurde nur 44 Jahre alt.

Neben seiner weltbekannten und –berühmten „Schatzinsel“ („Treasure Island“, 1883; dt.: „Die Schatzinsel“, 1897; in vielen Übersetzungen, z.B. heute käuflich als Insel-TB 65) ist für mich eine Kurzgeschichte bedeutsam geworden, die er 1885 unter dem Titel „The Body-Snatcher“ („Der Leichenräuber“) bekannt wurde. Er macht auf den damaligen Leichendiebstahl auf Friedhöfen aufmerksam, damit Gewinn bringende, anatomische Untersuchungen in den medizinischen Instituten erfolgen konnten. –

Click:
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Body_Snatcher

... mit dem englischen Text:

http://gaslight.mtroyal.ca/body.htm


Selbst auf dieser englischen Site findet sich der Text nicht:
Stevenson - english

Ich mag sie am liebsten, wegen des schauerlichen Temperaments des unterwürfig-armen Leichenschänders am liebsten in der Übersetzung von Curt Thesing (© Verlag Benno Schwabe, Basel), in der Anthologie: Die wirkliche Welt. Realistische Erzähler der Weltliteratur. Hrsg. V. Hermann Kesten. Ffm: Büchergilde Gutenberg 1963. S. 758– 767.

Auf Deutsch fehlt die Story im Netz, die solche Ansatzpunkte zu unserem modernen medizinischen Geschäftsbetrieb hat, dass man sich nicht wundert, dass auch schon Stevenson 1885 diese realistischen Einblicke in die Geldmacherei mit Toten und deren Organen von Ärzten und Politikern verübelt wurden:

Was im Dunkeln geschäftlich abläuft, scheut das aufklärerische Licht der Öffentlichkeit und der Poesie.


Linkktipp:

--
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