Forum Kunst und Literatur Literatur Literaturkalender: NEUE Folge 28. November. 2009

Literatur Literaturkalender: NEUE Folge 28. November. 2009

longtime
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - für den 3.12. Stevenson
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 03.12.2009, 12:45:58
Korrektur zur Lebensgeschichte des Poeten und Weltreisenden Robert L. Stevenson:

Wegen seines lebenslangen Lungenleidens siedelt er 1888 von GB aus und lebte seitdem wegen der besseren klimatichen Verhältnisse auf Samoa, wo er bei den Eingeborenen in hohem Ansehen stand.

Dort starb er am 03.12.1894 im Haus Vailima bei Apia (Westsamoa).


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longtime
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - für den 3.12. an Wolfgang Neuss
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 03.12.2009, 13:38:38
In der Serie: "Roger Willemsen fragt" interviewt heute in der ZEIT (Magazin Nr. 50/. 3.12.09; noch nicht online) Dieter Hildebrandt: „Warum machen Sie das?“.

Willemsen fragt D.H.:

„Ja, hat Ihr Leben denn sonst keinen Sinn?“

Hildebrandt: „Wolfgang Neuss hat mal gesagt: ‚ heute mache ich mir nichts zu essen, heute mache ich mir Gedanken’.“

Willemsen: „Neuss ist tot.“

Hildebrandt: „Das ist die Gemeinheit. Kurz vor dem Tod hat er mir versprochen: Wenn ich tot bin, fährt mein Geist in dich.“

Willemsen: „Und, spüren Sie schon was?“

Hildebrandt: „Ich warte.“

Willemsen: „Da können Sie lange warten.
(…)

*

Das ist nur ein Klacks, ein zufälliger Quatsch - wenn man an Wolfgang Neuss denkt. - Da kann man sich viel anlesen, anhören – oder bei Wiki nachkucken:
Also, über Hans Wolfgang Otto Neuß (03.12.1923 - 05.05.1989) mit allen emotionalen, politischen, intellektuellen und rauschhaften High-Storys und –Erlebnissen:


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longtime
Re: Literaturkalender: NEUE Folge - für den 3.12. an Wolfgang Neuss
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 03.12.2009, 15:44:40
Hallo longtime,

danke für "Neuss", dazu habe ich noch etwas "live":

Wolfgang Neuss live


PS
Mit Dieter Hildebrandt ist das ja zuuuu guuuut :)
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spatzl

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longtime
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - für den 3.12. an Wolfgang Neuss
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.12.2009, 16:56:59
Danke, spatzl, für den Beitrag, dass man sich immer an Neuss erinnern kann!

Ja – Neußsche dope-Logik: „Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen."

Das hier -mit den Satiren und seinem Vortrag mit der Pauke - war der wahre Neuss: auch im Zusammenspiel mit Biermann: „Biermann (Ost) trifft Neuss (West)“!

Von der Platte dieser Kasernenhof-Thriller hier, den ich meinem Sohn, als er bei Bund war, auf den Walkman gespielt habe.


Wolfgang Neuss:
INNERE FÜHRUNGS-KETTENREAKTION



Der Oberst sagt zum Adjutanten:

Morgen früh um neun ist eine Sonnenfinsternis. Etwas, was nicht alle Tage passiert. Die Männer sollen im Drillich auf dem Kasernenhof stehen und sich das seltene Schauspiel ansehen. Ich werde es ihnen erklären. Wenn es regnet, werden wir nichts sehn. Dann sollen sie in die Sporthalle gehn.

Der Adjutant zum Hauptmann:

Befehl vom Oberst: Morgen früh um neun ist eine Sonnenfinsternis. Wenn es regnet, kann man sie vom Kasernenhof nicht sehn, dann findet sie im Drillich in der Sporthalle statt. Etwas, was nicht alle Tage passiert. Der Oberst wird erklären, warum das Schauspiel selten ist.

Der Hauptmann zum Leutnant:

Schauspiel vom Oberst: Morgen früh neun Uhr Einweihung der Sonnensfinsternis in der Sporthalle. Der Oberst wird erklären, warum es regnet. Sehr, sehr selten so was!

Der Leutnant zum Feldwebel:

Seltner Schauspielbefehl: Morgen neun Uhr wird der Oberst im Drillich die Sonne verfinstern, wie es alle Tage passiert in der Sporthalle, wenn ein schöner Tag ist. Wenn's regnet: Kasernenhof!

Der Feldwebel zum Unteroffizier:

Morgen um neune Verfinsterung des Obersten im Drillich wegen der Sonne. Wenn es in der Sporthalle regnet, was nicht alle Tage passiert, antreten auf dem Kasernenhof. Äh … sollten Schauspieler dabei sein, solln sich selten machen.

Gespräch unter den Soldaten:

Haste schon gehört, wenn's morgen regnet? Tja, ich weiß — der Oberst will unser Drillich verfinstern. Das dollste Ding: Wenn die Sonne keinen Hof hat, will er ihr einen machen. Schauspieler sollen Selter bekommen, typisch. Dann will er erklären, warum er aus rein sportlichen Gründen die Kaserne nicht mehr sehen kann.
Schade, daß das nicht alle Tage passiert.

Wen wundert es da noch, daß auf den Truppenübungsplätzen die Manöver-Beobachter nie voll getroffen werden!


*

Damals war die Queen gerade auf einem Truppenübungsplatz gewesen - und es hatte - vesehentlich, aber ohne böse Folgen - geknallt!

Vielleicht gibt's den Vortrag irgendwo als Video. Ich habe jetzt keine Zeit zu suchen!




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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zum 1. Advent:
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 01.12.2009, 07:24:31
Als Reaktion und notwendige Ergänzung zum Peter-Maiwald-Termin:


Peter Maiwald: Spruch

Wir haben unsern Baum gepflanzt.
Der Baum ist uns gestorben.
Wir haben unser Kind gezeugt.
Das Kind ist uns verdorben.
Wir haben unser Haus gebaut.
Das Haus ist uns zerfallen.
Wir haben auf den Krieg gesetzt.
Und das blieb von uns allen.
*

(P.M.: Balladen von Samstag auf Sonntag. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1984; © Random House)

*

Dieses Gedicht nimmt den berühmten welt-optimistischen Spruch Luthers auf "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen" und variiert ihn, indem er das allgemeine abendländisch-historische Treiben und die Triebe der Menschen (Bauen und Ernten, sinnloses Zeugen und Töten, Krieg führen und Kultur vernichten) - auf den human-sinnvollen Abschlusspunkt bringt: Besinnung und Veränderung ist nötig, nicht Morasprüche und Verdrängung.

Wer noch interpretatorischen Gedanken nachhängen will, bitte sehr: im dradio.de-Lyrik-Kalender:
Als liebevolle, optimistische - für mich als Vater & Großvater notwendige - Ergänzung zum Maiwalds „Spruch“ höre ich mir ihn an:

Reinhard Mey mit „Mein Apfelbäumchen“:


http://www.youtube.com/watch?v=v7n1kj26zuQ


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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zum 1. Advent:
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 04.12.2009, 07:32:59
Ich schick den Text hinterher (um mit Maiwald das Textfeld zu überlassen):

Reinhard Mey: "Mein Apfelbäumchen":

s. Linktipp:

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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zum 1. Advent:
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 04.12.2009, 07:37:01
Guten Morgen zum 4.12.:

Heute gibt es für verschiedene Geschmäcker einige unterschiedliche Namen als Anlass für Lesen und Nachdenken:

Rainer Maria Rilke

Gustav Meyrink

Stefan George

Albrecht Schaeffer

Hanns Freiherr von Gumppenberg

Friedo Lampe

Feridun Zaimoglu


*

Frohes Schaffen!

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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zur Erinnerung an Friedo Lampe
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 04.12.2009, 08:05:46
Am heutigen Tage wäre Friedo Lampe 110 Jahre alt geworden. - Seine Lebensdaten 04.12.1899 - 02.05.1945.

Christian Moritz Friedrich (genannt Friedo) Lampe wurde 1899 in Bremen geboren.
Nach dem Abitur studierte er ab 1920 Germanistik und Kunstgeschichte in Heidelberg, München und Freiburg, wo er 1928 mit einer Arbeit über »Goeckingks Lieder zweier Liebenden« promoviert wurde. Als Redakteur, später als Bibliothekar arbeitete er in Hamburg und Stettin und von 1937 bis 1939 als Lektor im Rowohlt Verlag, der noch heut sein Gesamtwerk betreut.

Im Mittelpunkt seines schmalen, aber beeindruckenden Werks stehen die Kurzromane »Am Rande der Nacht« (1934) und »Septembergewitter« (1937).

Daneben veröffentlichte er 1936 unter dem Titel »Das dunkle Boot« einen Band Gedichte.

Das Erscheinen seiner Erzählsammlung »Von Tür zu Tür« (1944/46) erlebte er nicht mehr. Er wurde am 2. Mai 1945 von einem russischen Soldaten irrtümlicherweise für einen SS-Mann gehalten und erschossen.

*

Artikel über Friedo Lampe im Linktipp:

*

In Romanen und einer Handvoll Kurzgeschichten hat er eine lyrisch dichte, impressionistisch gefärbte, aber immer von den dargestellten Pesonen her empathisch-realistische, meist rhythmisierte und atmosphärisch dichte Prosa verfasst, teils mit regional eingefasssten, umgangssprachlichen Dialogen angereichert.
Er verwendete als einer der ersten deuschen Autoren in seinen Texten häufig filmische Darstellungsmethoden: schnelle Schnitte, keine Handlungsentfaltung, Schwenks, Überblendung, episodenhafte Kürze, Wiederholungen, offene Schlüsse - - also Montagetechniken.
*

Eine Dissertantin nannte im Titel Lampes Werk „Idyllen auf ‚vulkanischem Grund’- Erzählen im Stil des Magischen Realismus während des Dritten Reichs“.

Ein Text, der ein Prosagedicht ist:

Friedo Lampe:
Schwanentod

Es ist die dicke schwere Nacht, es ist ein Bündel schwarzblauer Trauben, es ist das Summen einer dunklen Sarabande, es ist Wein, es ist Gesang, es ist das dumpfe Rauschen des Bluts. Wie tot und still liegt das Moor, Mond bricht aus grauem Gewölk und spiegelt sich im schlammigen Morast, in dem die dicken umgestürzten Eichenstämme modern und phosphorisch glimmen. Da erwacht der Schwan aus dem Traum, sanft erschimmernd im Mondenschein, und reckt sich hoch, schlägt weit und königlich mit den Flügeln, streckt den Hals und schreit gell auf zum Mond, hebt sich auf aus dem Schlamm in das bleiche Licht, hebt sich auf aus dem schweren Morast und schwebt, schwebt mit ruhigen starken Flügelschlägen über das Schilf, über die uralten Wälder, höher und höher auf zum lichtgesättigten Gewölk -
Aber der Jäger, klein und gedrungen, mit hartem, beutegierigem Sinn, auf der Lauer sitzend in dem alten vermorschten Kahn, verborgen im Schilf, hebt das Gewehr, es kracht und das scharfe Eisen saust in den Schwan, er taumelt, schwankt und kreist und fällt, fällt platschend zurück in den schlammigen Morast, Spritzen, Zucken, klagender Schrei, Blut, das über das weiße zerrissene Gefieder fließt ins braune Gewässer, dann treibt er hin mit gelöstem Flügel, schmutzig und blutig, und er wird still.
Es ist die; dicke schwere Nacht, es ist ein Bündel schwarzblauer Trauben, es ist das Summen einer dunklen Sarabande, es ist Wein, es ist Gesang, es ist das dumpfe Rauschen des Bluts. Es ist Mond, Moor und Tod.
*
(Überliefert von 1950, in der Zeitschrift „Merkur“ (4. April 1950). S. 427. – Lampe schrieb diesen Text einige Wochen vor seinem Tod; Das Motiv mag er auch auf sich selbst bezogen haben.)

*
Eine Audio-CD hat der Wallstein-Verlag herausgebracht:
Audio-CD zu Friedo Lampe

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enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zur Erinnerung an Gustav Meyrink
geschrieben von enigma
als Antwort auf longtime vom 04.12.2009, 09:00:03
“Wahnsinnig? Vielleicht. Aber ein Genie!”

Das soll Ludwig Thoma einst in einer Redaktionsbesprechung des “Simplicissimus” über den Mann gesagt haben, an den ich heute erinnern möchte.

Und das ist Gustav Meyrink (eigentlich Gustav Meyer), geboren am 19.1.1968 in Wien, gestorben am 4.12.1932 in Starnberg.

Seine Schulzeit verbrachte Meyrink in München, Hamburg und Prag, je nach den Engagements seiner Mutter, die Schauspielerin war.

Nach einer kurzen Karriere in Prag als Bankier wurde er Redakteur der Wiener Satirezeitschrift “lieber Augustin” und Mitarbeiter des “Simplicissimus”, bis er 1905 in München als freier Schriftsteller arbeitete.
Zeitweise hat Meyrink auch zur Sicherung seines Lebensunterhalts Werke von Charles Dickens und Rudyard Kipling übersetzt

Von 1911 bis zu seinem Tode lebte er in Starnberg.
1927 konvertierte er vom Protestantismus zum Buddhismus.

Eines seiner frühen Werke “Des deutschen Spießers Wunderhorn” besitze ich von ihm als altes Taschenbuch.
Diese Geschichten, 1913 erstmals veröffentlicht, wurden 1916 zunächst wegen ihres satirischen Inhalts in Österreich verboten.

Man sagt ja, dass Meyrink in der Kontinuität von E.T.A. Hoffmann und Edgar Allan Poe steht.
Und das bestätigen diese Geschichten.

Hier aus dem Klappentext des alten Bändchens:

Der Leser sei ermuntert und zugleich gewarnt. Dies ist ein seltsames und seltsam weitgespanntes Buch. Es ist witzig, ironisch boshaft bis zur ätzend höhnischen Schärfe, aber voll hintergründig klugen Wissens und charmanter Weltläufigkeit. Es reicht von der frechsten Satire bis zum gespenstischen Geheimnis, vom bitteren oder spöttischen Lächeln und vom schallenden Lachen bis zum Schaudern, zum Grauen, aber auch zum nachdenklichen Sinnen. Mit Recht sind viele dieser Geschichten so schnell berühmt geworden - ehe sie dann verboten wurden, weil man ihre kunstvolle Transparenz nicht wahrnahm, ihre romantische Lust am Ungewöhnlichen und Seltsamen mißverstand, ihre Lebenswahrheit und -weisheit blind verachtete und schmähte.
Ein amüsanter Spiegel bourgeoiser Pseudomoral und bigotter Beschränktheit, eine treffsichere Aggression gegen alle Verlogenheit und Leere, ist Meyrinks Dichtung in ihrem reichen magischen Glanze einmalig und einzigartig im gesamten deutschen Sprachraum.”
geschrieben von Des deutschen Spießers Wunderhorn, Klappentext Taschenbuch



Interessenten können die Erzählungen, die inzwischen gemeinfrei sind, im Internet (z.B. bei Zeno.org) finden und sich selbst ein Bild machen - Linktipp!.

Dort ist auch eine sehr übersichtliche Kurzbiografie von Meyrink zu finden.

Bei einem Abgleich habe ich zwar festgestellt, dass in meinem TB nicht alle Geschichten, die bei Zeno.org zu finden sind, enthalten sind, aber das ist ja eher ein Vorteil.

Wirklich bekannt wurde Meyrink durch seinen Roman “Der Golem”, der 1915 veröffentlicht, ein großer Erfolg wurde.
Auch dieser Roman ist unter der angegebenen Adresse abrufbar.


Gruß

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enigma
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Re: Literaturkalender: NEUE Folge - zur Erinnerung an Gustav Meyrink
geschrieben von enigma
als Antwort auf enigma vom 04.12.2009, 11:22:10
Ergänzend Dieter Wunderlich zu "Der Golem" - Linktipp!
--
enigma

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