Literatur Lukian, Die Fliege
Leider habe ich erst gerade festgestellt, dass die vorletzte Strophe des Gedichts von Anzengruber fehlerhaft ist.
Hier also noch einmal der Text:
(...)Entging den grimmen Stricken eine,
durch Gottes Huld hielt sie sich frei,
und ward sie dennoch aufgefressen,
so meint sie, daß es Prüfung sei.(...)
Tschüss, Enigma
Hier also noch einmal der Text:
(...)Entging den grimmen Stricken eine,
durch Gottes Huld hielt sie sich frei,
und ward sie dennoch aufgefressen,
so meint sie, daß es Prüfung sei.(...)
Tschüss, Enigma
Re: Lukian, Die Fliege und andere Beispiele
Erstaunlich, was es so alles über die Fliege
zu lesen gibt:
Der Hirsch und die Fliege
Gedicht von Gottlieb Konrad Pfeffel
Jüngst lagerte sich eine Fliege
Auf eines Hirschs Geweih:
Wenn ich zu lästig auf dir liege,
Sprach sie, so rede frei.
Ei sieh doch! rief der Hirsch, mein Liebchen,
Bist du auch in dieser Welt?
So geht es manchem stolzen Bübchen,
Das sich für wichtig hält.
M.
zu lesen gibt:
Der Hirsch und die Fliege
Gedicht von Gottlieb Konrad Pfeffel
Jüngst lagerte sich eine Fliege
Auf eines Hirschs Geweih:
Wenn ich zu lästig auf dir liege,
Sprach sie, so rede frei.
Ei sieh doch! rief der Hirsch, mein Liebchen,
Bist du auch in dieser Welt?
So geht es manchem stolzen Bübchen,
Das sich für wichtig hält.
M.
@ Cecile!
Danke für den Hinweis auf Kusenbergs "Fliege".
JEMNAD HAT SIE INS INTERNET GESTELLT (dann kann ich sie ja verlinken):
Die Fliege (von Kurt Kusenberg erzählt)
Danke für den Hinweis auf Kusenbergs "Fliege".
JEMNAD HAT SIE INS INTERNET GESTELLT (dann kann ich sie ja verlinken):
Die Fliege (von Kurt Kusenberg erzählt)
@ Medea:
Das schöne Gedicht "Der Hirsch und die Fliege" erinnerte mich an die Fabeln von Jean de la Fontaine.
In (mindestens) einer geht es auch um eine kleine, tatkräftige Fliege.
Die Fabel heißt "Le Coche et la Mouche" - und ich habe eine deutsche Übersetzung gefunden!
Jean de la Fontaine: Die Kutsche und die Fliege
@ Enigma:
Bei Borchert bin ich bis jetzt nicht fündig geworden ... aber ich hoffe, genau wie du, auf die Experten unter uns ...
@ Longtime:
Vielen Dank .. aber ich glaube, der Text ist nicht vollständig.
Da war noch was ...
Kurt Kusenbergs Fliege ist zu finden im Band Im falschen Zug und andere wunderliche Geschichten.
Leider ist genau dieser Band bei mir unauffindbar!
Kurt Kusenberg's Fliegen-Geschichte ist Teil einer Sammlung von äusserst skurrilen Kurzgeschichten in dem RORORO-Band Nr 1513 "Man kann nie wissen". Eine andere Geschichten-Sammlung heisst "Mal was andres" (RORORO 113).
LG Val
LG Val
Re: Lukian, Die Fliege und andere Beispiele
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das Niveau dieses Threads kann ich nur noch überbieten mit einem kleinen Kinderlied, das mir gerade beim Durchlesen eurer tollen Texte (vielen Dank) wieder eingefallen ist. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir es mal es voller Lust geschmettert haben (keine Angst, ich bin trotzdem keine Sadistin ). Kennt ihr das auch noch?
Du olle Fliege, wenn ich dich kriege,
dann reiß ich dir das linke Beinchen aus.
Dann musst du hinken,
auf deinem Schinken
bis in das (Stadt ,wo man wohnt) Krankenhaus.
Böse böse! Entschuldigt bitte meine Albernheit.
Du olle Fliege, wenn ich dich kriege,
dann reiß ich dir das linke Beinchen aus.
Dann musst du hinken,
auf deinem Schinken
bis in das (Stadt ,wo man wohnt) Krankenhaus.
Böse böse! Entschuldigt bitte meine Albernheit.
Von der kostbaren Fliege "Ching Ling": nach enigmas Tipp (Danke schön!):
Ich empfehle für einen ästhetischen Leseversuch diese Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert: „Ching Ling“,
... aus „Die traurigen Geranien und andere Geschichten aus dem Nachlass“. Verlag: rororo 975. 19880. S. 77 – 81. (Bei Rowohlt zuerst 1962). Herausgeber und Verfasser des Nachwortes: Peter Rühmkorf.
Borchert erzählt von eigenem Schicksal als Gefangener, dem das Todesurteil wegen Wehrkraftzersetzung drohte…
Ein junger politischer Gefangener sitzt unter großen psychischen Schwierigkeiten (er bezeichnet sie als „seelische Düsterkeit“) in seiner einsamen Zelle.
Nur eine kleine Fliege, die er beobachtet bei ihrer „kosmetischen Pflege“, eine Metapher für eine Frau, hält ihn am Leben. Er interpretiert „Ching Ling“ als die „glückliche Stimmung“ (so endet die Kurzgeschichte); Ching Ling ist aber auch der alte Name der Südhauptstadt Chinas, Nag Jing, und bedeutet sinngemäß "Verborgene Schätze".
Man kann die Geschichte z. B auch depressiven Menschen sehr gut vorstellen. Die Aufgabe (nicht das Aufgeben!) der eigengesteuerten, neuen Lebens-Hoffnung ergibt sich dann im Gespräch wie eine sprachlich neue, konsequente, aber vorher unerwartete Sicht auf das eigene Schicksal. Bei Borchert heißt es als Folge der Beobachtung und des „Gesprächs“ (ja auch des Willens, sie zu vernichten…) mit der Fliege, die ihm bei seinem Anschlag mit dem Stiefel entwischt: „Man muss über seinem Schicksal stehen!“
Und die Erkenntnis „…, dass das Leben vielmehr Komödie als Tragödie ist“.
Was gilt es? In der Geschichte kann man das selber viel spannender erleben als in einer solchen Zusammenfassung hier!
Dieser Text ist eine verborgene erzählerische Kostbarkeit, die im Schulbetrieb z.B. ganz, ganz selten auftaucht.
Ich finde die Kurzgeschichte in keinem zur Zeit gängigen Schulbuch. Ich habe den Text auch nirgendwo im Internet gefunden. - Er wäre für eine Abiturarbeit eine tolle Leistungs- und Lebensvorbereitung-Inszenierung, nach dem man den Schulbetrieb (z.B. als Gefängnis für die Individualität erlebt) überstanden hat.
Ein Tipp zum Nachlesen:
Was man als SchülerIn z. B. im Zwangs-, pardon: Zentralabitur im Sommer 2012 im Fach Deutsch in NRW als Abiturbereiche erwarten kann, aus denen dann die konkreten Abituraufgaben erstellt werden:
Die junge deutsche Literatur nach 1945 taucht nicht als vorgegebenes Thema auf:
Ich empfehle für einen ästhetischen Leseversuch diese Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert: „Ching Ling“,
... aus „Die traurigen Geranien und andere Geschichten aus dem Nachlass“. Verlag: rororo 975. 19880. S. 77 – 81. (Bei Rowohlt zuerst 1962). Herausgeber und Verfasser des Nachwortes: Peter Rühmkorf.
Borchert erzählt von eigenem Schicksal als Gefangener, dem das Todesurteil wegen Wehrkraftzersetzung drohte…
Ein junger politischer Gefangener sitzt unter großen psychischen Schwierigkeiten (er bezeichnet sie als „seelische Düsterkeit“) in seiner einsamen Zelle.
Nur eine kleine Fliege, die er beobachtet bei ihrer „kosmetischen Pflege“, eine Metapher für eine Frau, hält ihn am Leben. Er interpretiert „Ching Ling“ als die „glückliche Stimmung“ (so endet die Kurzgeschichte); Ching Ling ist aber auch der alte Name der Südhauptstadt Chinas, Nag Jing, und bedeutet sinngemäß "Verborgene Schätze".
Man kann die Geschichte z. B auch depressiven Menschen sehr gut vorstellen. Die Aufgabe (nicht das Aufgeben!) der eigengesteuerten, neuen Lebens-Hoffnung ergibt sich dann im Gespräch wie eine sprachlich neue, konsequente, aber vorher unerwartete Sicht auf das eigene Schicksal. Bei Borchert heißt es als Folge der Beobachtung und des „Gesprächs“ (ja auch des Willens, sie zu vernichten…) mit der Fliege, die ihm bei seinem Anschlag mit dem Stiefel entwischt: „Man muss über seinem Schicksal stehen!“
Und die Erkenntnis „…, dass das Leben vielmehr Komödie als Tragödie ist“.
Was gilt es? In der Geschichte kann man das selber viel spannender erleben als in einer solchen Zusammenfassung hier!
Dieser Text ist eine verborgene erzählerische Kostbarkeit, die im Schulbetrieb z.B. ganz, ganz selten auftaucht.
Ich finde die Kurzgeschichte in keinem zur Zeit gängigen Schulbuch. Ich habe den Text auch nirgendwo im Internet gefunden. - Er wäre für eine Abiturarbeit eine tolle Leistungs- und Lebensvorbereitung-Inszenierung, nach dem man den Schulbetrieb (z.B. als Gefängnis für die Individualität erlebt) überstanden hat.
Ein Tipp zum Nachlesen:
Was man als SchülerIn z. B. im Zwangs-, pardon: Zentralabitur im Sommer 2012 im Fach Deutsch in NRW als Abiturbereiche erwarten kann, aus denen dann die konkreten Abituraufgaben erstellt werden:
Die junge deutsche Literatur nach 1945 taucht nicht als vorgegebenes Thema auf:
Das Lied kenne ich auch, und genau so!!
Ein anderes "Fliegen"-Lied fällt mir ein:
"Once upon a time there was a pretty fly..." etc,
aus "Die Nacht des Jägers", Filmklassiker von Charles Laughton;
ich glaube, dass es das kl. Mädchen singt..
Ein anderes "Fliegen"-Lied fällt mir ein:
"Once upon a time there was a pretty fly..." etc,
aus "Die Nacht des Jägers", Filmklassiker von Charles Laughton;
ich glaube, dass es das kl. Mädchen singt..
Hier klappt doch alles:
Aus Erinnerungen wird mediale Realität; aus Hinweisen werden Nachweise!
Da lob ich mich doch selber, dass ich diesen Ausschnitt hier gefunden habe von der "pretty fly":
"Pearl's Dream"?
Lyrics to Pretty Fly :
Once upon a time
There was a pretty fly
He had a pretty wife
This pretty fly
But one night
She flew away
Flew away
She had two pretty children
But one night
These two pretty children
Flew away
Flew away
Into the sky
Into the moon
Once upon a time
There was a pretty fly
He had a pretty wife
This pretty fly
But one night
She flew away
Flew away
Aus Erinnerungen wird mediale Realität; aus Hinweisen werden Nachweise!
Da lob ich mich doch selber, dass ich diesen Ausschnitt hier gefunden habe von der "pretty fly":
"Pearl's Dream"?
Lyrics to Pretty Fly :
Once upon a time
There was a pretty fly
He had a pretty wife
This pretty fly
But one night
She flew away
Flew away
She had two pretty children
But one night
These two pretty children
Flew away
Flew away
Into the sky
Into the moon
Once upon a time
There was a pretty fly
He had a pretty wife
This pretty fly
But one night
She flew away
Flew away
Re: Lukian, Die Fliege und andere Beispiele
Cecile, Val, Enigma, Longtime, Fritz, Marina und alle
ich fürchte, ich bin mittlerweile fliegengedichtsbesessen -
ich habe es nicht für möglich gehalten, daß einer Fliege
soviel Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.
Zudem hat sich eine aus diesem Clan auf meinem Bildschirm niedergelassen, die sich nicht von mir vertreiben läßt,
als wisse sie um ihre und ihrer Vorfahren Bedeutung. - gg -
Jetzt mein allerletztes Fliegengedicht, was ich hier
einsetze, vielleicht habt Ihr auch Euren Spaß daran:
Darauf einen Dujardin -
Medea.
ich fürchte, ich bin mittlerweile fliegengedichtsbesessen -
ich habe es nicht für möglich gehalten, daß einer Fliege
soviel Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.
Zudem hat sich eine aus diesem Clan auf meinem Bildschirm niedergelassen, die sich nicht von mir vertreiben läßt,
als wisse sie um ihre und ihrer Vorfahren Bedeutung. - gg -
Jetzt mein allerletztes Fliegengedicht, was ich hier
einsetze, vielleicht habt Ihr auch Euren Spaß daran:
Die Fliege
Als wir unter dem Trauhimmel standen,
Und das Gebrause der Orgel erklang,
Ward mir, umstrickt von der Weihe Banden,
Um meinen schönen Unglauben bang.
Und den Becher Weins in den zitternden Händen
Sprach der Priester zu uns mit gläubiger Glut,
Und der Widerhall klang von den schimmernden Wänden,
Und es duftete mild des Herren Blut.
Und mein Lieb neben mir, nun bald mein Eigen,
Mit Thränen seliger Freude im Blick!
Mein Herz ward fromm und begann sich zu neigen:
Du Gott, der du bist, erhalte mein Glück!
Da kam, von dem Dufte des Weines gezogen,
Die Weihe mir störend, mit lautem Gebrumm
Eine kühn atheistische Fliege geflogen,
Und flog um den goldenen Becher herum.
Und flog mit Surren und Schnurren und Summen
Um die Nase des Priesters und um den Wein,
Und flog mit ihrem höhnenden Brummen
In des Priesters schönste Sentenzen hinein.
Mein Glauben versank, kaum, daß er erstanden,
Mein Herz ward frei, frei ward mein Blick,
Und ich hörte, befreit von den mystischen Banden,
Zu den Worten des Pfaffen der Fliege Kritik.
Hugo Salus
Als wir unter dem Trauhimmel standen,
Und das Gebrause der Orgel erklang,
Ward mir, umstrickt von der Weihe Banden,
Um meinen schönen Unglauben bang.
Und den Becher Weins in den zitternden Händen
Sprach der Priester zu uns mit gläubiger Glut,
Und der Widerhall klang von den schimmernden Wänden,
Und es duftete mild des Herren Blut.
Und mein Lieb neben mir, nun bald mein Eigen,
Mit Thränen seliger Freude im Blick!
Mein Herz ward fromm und begann sich zu neigen:
Du Gott, der du bist, erhalte mein Glück!
Da kam, von dem Dufte des Weines gezogen,
Die Weihe mir störend, mit lautem Gebrumm
Eine kühn atheistische Fliege geflogen,
Und flog um den goldenen Becher herum.
Und flog mit Surren und Schnurren und Summen
Um die Nase des Priesters und um den Wein,
Und flog mit ihrem höhnenden Brummen
In des Priesters schönste Sentenzen hinein.
Mein Glauben versank, kaum, daß er erstanden,
Mein Herz ward frei, frei ward mein Blick,
Und ich hörte, befreit von den mystischen Banden,
Zu den Worten des Pfaffen der Fliege Kritik.
Hugo Salus
Darauf einen Dujardin -
Medea.