Forum Kunst und Literatur Literatur Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute - am 9.10. - z.B. an:

Literatur Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute - am 9.10. - z.B. an:

Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 23.11.2009, 09:20:51
Zu Herbert Achternbusch möchte ich auf dies hinweisen:

Herbert Achternbusch
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spatzl
enigma
enigma
Mitglied

Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an ??
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.11.2009, 13:12:04
Hallo Spatzl,

das ist aber lieb von Dir. Danke!

Ich kenne längst nicht alle Filme von Achternbusch, aber die DVD-Box werde ich mir doch nicht kaufen, obwohl sie inzwischen schon billiger geworden ist. Ursprünglich kostete sie ca. 60 €.

Aber “Hick`s Last Stand” würde mich schon interessieren. Mal gucken, ob ich die DVD vielleicht einzeln kriege.

Grüße an Dich


--
enigma
miriam
miriam
Mitglied

Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an paul Celan und ??
geschrieben von miriam
als Antwort auf enigma vom 23.11.2009, 13:53:11
Paul Celan - zweiter Teil

Nochmals zurück zu Paul Celan -wobei ich diese Alternierung Achternbusch/Celan wirklich lustig finde, eben weil sie so gar nichts Gemeinsames aufweisen.

Noch unterwegs nach Paris, publizierte Paul Celan seine ersten Gedichte in Wien. Es sind erstmal 17 Gedichte, die unter dem Titel "Der Sand aus den Urnen" erscheinen.


DRÜBEN

Erst jenseits der Kastanien ist die Welt.

Von dort kommt nachts ein Wind im Wolkenwagen
und irgendwer steht auf dahier . . .
Den will er über die Kastanien tragen:
>>Bei mir ist Engelsüß und roter Fingerhut bei mir!<<
Erst jenseits der Kastanien ist die Welt . . .

Dann zirp ich leise, wie es Heimchen tun,
dann halt ich ihn, dann muss er sich verwehren:
ihm legt mein Ruf sich ums Gelenk!
Den Wind hör ich in vielen Nächten wiederkehren:
ÀBei mir flammt Ferne, bei dir ist es eng . . . ¿
Dann zirp ich leise, wie es Heimchen tun.

Doch wenn die Nacht auch heut sich nicht erhellt
und wiederkommt der Wind im Wolkenwagen:
>>Bei mir ist Engelsüß und roter Fingerhut bei mir!<<
Und will ihn über die Kastanien tragen -
dann halt, dann halt ich ihn nicht hier . . .

Erst jenseits der Kastanien ist die Welt.


Es sind wahrscheinlich Erinnerungen aus den grauenhaften Geschehnissen des Krieges die bei Celan hier in dieser poetischen Form sich konkretisieren - so wie eigentlich sein ganzes Werk immer wieder vom Holocaust geprägt ist.

Zu vermerken ist noch, dass dieser ersten Fassung von "Der Sand aus den Urnen", einige noch folgten – wobei die letzte Fassung viel umfangreicher ist und drei Zyklen beinhaltet:

- An den Toren (17 Gedichte)
- Mohn und Gedächtnis (30 Gedichte)
- Todesfuge

Die Todesfuge, von Paul Celan vorgetragen, befindet sich im Link des ersten Teils.

Eine der wichtigsten Begegnungen von Paul Celan in dieser Zeit, findet im Jahr 1948 statt - es ist die Dichterin Ingeborg Bachmann, die beiden verbindet einige Jahre ein inniges Liebesverhältnis, welchem nochmals eine neue Begegnung Ende der 50. Jahre folgt.

Erst im vorigen Jahr erschien der wunderschöne Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, unter dem Titel "Herzzeit".

Ich kann die Lektüre dieses Buches nur sehr empfehlen.

(Ein dritter und letzter Teil folgt)

--
miriam

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an Paul Celan und ??
geschrieben von miriam
als Antwort auf miriam vom 23.11.2009, 14:26:35
Paul Celan - Dritter und letzter Teil

Paul Celan heiratete Anfang der fünfziger Jahre die Künstlerin Gisèle de Lestrange.
Auch wenn diese Ehe nicht als harmonisch bezeichnet werden kann, – sollte Gisèle Celan-Lestrange die Person ihres Mannes auch nach dessen Tod sehr schützen – doch ging dies viel zu weit.
So ist uns jetzt der Grund bekannt, dass Teile seiner Biographie lange Zeit völlig im Dunkeln blieben, und auch sein Nachlass erst sehr spät zugänglich wurde.

Die Witwe hatte fast den ganzen Nachlass gesperrt - natürlich erklärt dies wieso Teile seines Werkes spät der Öffentlichkeit bekannt wurden – aber es erklärt hauptsächlich warum die Erforschung seines Werkes so spät stattfand.
Es ist zum größten Teil dem Sohn, Eric Celan (geb. 1955) zu verdanken, dass nach dem Tod von Gisèle Celan-Lestrange (1992), die Bestimmungen der Mutter erheblich gelockert wurden.

Dass sogar seine Herkunft kaum bekannt war - ein Jude aus Czernowitz der durch die Hölle des Krieges gezeichnet war - zugleich ein deutschsprachiger Dichter – dessen Gedichte aber, da man sein Schicksal fast nicht kannte, schwer zu entschlüsseln waren. Vielleicht sollte man eher sagen, schwerer als sie es durch seine oft hermetische Sprache schon sind.

Paul Celan muss sich Anfang der 60. Jahre für das erste Mal in eine Psychiatrie einweisen lassen - es folgen danach öfters Aufenthalte ich psychiatrischen Kliniken.

Um den 20. April 1970 nimmt sich Paul Celan das Leben – indem er sich in die Seine wirft.

Mich erinnert dieser Tod an ein Zitat von Celan:


Man redet umsonst von Gerechtigkeit, solange das grösste der Schlachtschiffe nicht an der Stirn eines Ertrunkenen zerschellt ist. (Gegenlicht)

Vielleicht wollte Paul Celan durch seinem Freitod das Schlachtschiff zum zerschellen bringen.

--
miriam
enigma
enigma
Mitglied

Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an Carlo Collodi.....
geschrieben von enigma
als Antwort auf miriam vom 23.11.2009, 17:47:55
Hallo Miriam,

vielen Dank für die Zusammenhänge, die Du uns aufgezeigt und Dir dabei viel Arbeit gemacht hast.

Heute geht es etwas leichter und lustiger weiter, denn ich entscheide mich mal, an Carlo Collodi zu erinnern, den Schöpfer von “Die Abenteuer des Pinocchio.”

Carlo Collodi, eigentlich Carlo Lorenzini, geboren am 24. November 1826 in Florenz, erlebte leider den Ruhm seines “Pinocchio” nicht mehr, denn der wirklich große Erfolg stellte sich erst nach seinem Tode ein.
Im “bürgerlichen Beruf” arbeitete Collodi als Journalist und Präfekturangestellter.

Er engagierte sich für die Unabhängigkeitsbewegung Italiens.

Collodi ist auf dem Friedhof seiner Heimatstadt begraben.

Seine Figur des Pinocchio hat zahllosen Kindern und Erwachsenen mit seinen Abenteuern seither Freude bereitet.

Sogar die Sängerin Mary Roos hat das freche Bübchen besungen, hier:

Und in Collodi kann der Pinocchio-Park besucht werden, in dem die berühmteste Holzpuppe der Welt in Szenen und Geschichten aus dem Buch nacherlebt werden kann.
Mehr über den Park gibt`s hier zu sehen und zu lesen.

Natürlich ist der Park, wie alle ähnlichen Einrichtungen, auch ein kommerzielles Projekt, aber das muss für Jung und Alt ja nicht die Freude eines Besuchs trüben, denn ich habe mehrfach gelesen, dass er wirklich fantasievoll gestaltet sein soll.

Gruß


--
enigma
longtime
longtime
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an ??
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 23.11.2009, 06:57:22
Mein Nachtrag zum 23.11.:

Marcel Beyer wurde 1965 in Tailfingen in Württemberg geboren und lebt in Dresden.

Marcel Beyer ist ein eigenartig virtuos sprachbewußter Autor, der das Leben und die Welt auf ihre besondere „Sprachigkeit“ – so sein Neologismus für den Normalbegriff „Eigensprachlichkeit“ – abhört und reflektiert und dem Lesen anbietet.

Bei dieser URL im LITERATUR PORT liest er fünf Kurzgedichte, die Alltägliches thematisieren:

Beyer spricht Balladen

Inhalt:
Ein Ich, das hörbar wird, sich aber nicht aufdrängt, bringt innere und äußere Wahrnehmungen der Vergangenheit (Jugenderlebnisse) oder der Umwelt zum Ausdruck. Es sind (nur) scheinbar beiläufige Sprachspiele, aus denen immer wieder kommunikativ intensives Einnern und manchmal feine Melancholie sprechen.

Zum Werk des Autors:

Beyer wurde mir bekannt mit seinem Roman „Flughunde“ (1995), den ich noch auf die Möglichkeit des Einsatzes im Deutschunterricht der Oberstufe prüfte – aber verwarf; da er Anforderungen stellt, die eindeutig in die literarisch speziell interessierte Privats- oder die gehobene Universitätsphäre gehören.

"Flughunde" ist eine intensive, nicht immer nachvollziehbare Textcollage, montiert aus meist kurzen inneren Monologen. Der Autor schildert historische, aber auch fiktive Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus (insbesondere die Propagandatechniken des unverantwortlichen Rhetorik-Spezialisten Goebbels) und weist den Zusammenbruch der Humanität in diesen Jahre des Entsetzens zum Ausdruck.

Marcel Beyer wurde als intellektuell und historisch ausgerichteter Autor mit vielen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit der Johannes-Bobrowski-Medaille zum Berliner Literaturpreis 1996 und dem Uwe-Johnson-Preis 1997. Im Herbst 2001 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis.

Frank Beyer ist ein Autor, den ich "erprobt" habe und an dem ich „gescheitert“ bin. Das ist das Risiko des Lesers...

Die neuere Lyrik Beyers habe ich nicht mehr verfolgt.

--
longtime

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longtime
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an ??
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 24.11.2009, 10:05:53
Zu den "Flughunden" hab ich noch Dieter Wunderlichs Beitrag gefunden, der viele aufklärende Details erläutert:

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longtime
longtime
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an Paul Celan und ??
geschrieben von longtime
als Antwort auf miriam vom 23.11.2009, 17:47:55
Mein Dank an miriam für die schwierige Materie „Person und Werk Paul Celans“.

Ein Nachtrag von mir zu Paul Celan:


Es ist nach der Anfrage eines Studenten eine Kurzinterpretation zu Celans Gedicht „Mit wechselndem Schlüssel“, die habe ich im Jahre 2007 in einem Uni-Forum geschrieben habe:

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longtime
miriam
miriam
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an Paul Celan und ??
geschrieben von miriam
als Antwort auf longtime vom 24.11.2009, 10:09:29
Danke Euch beiden - Enigma und Longtime, vorweg dies: ich bin mit meinen Beiträgen über Paul Celan nicht zufrieden.
Es war aber andererseits eine wichtige Erfahrung, festzustellen wie unnahbar (für mich!) Paul Celan noch immer ist.

Longtime, leider komme ich mit deinem Link nicht zurecht - er verweist mich an Google.

Enigma, danke auch für das köstliche Kontrastprogramm betreffend Carlo Collodi bzw. Pinocchio.

--
miriam
enigma
enigma
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Re: Neueste Folge: Literaturfreunde denken heute z.B. an Paul Celan und ??
geschrieben von enigma
als Antwort auf miriam vom 24.11.2009, 11:23:28
Hallo Miriam,

Du könntest dem Pinocchio ja auch ein paar Federn für eines seiner Hütchen machen.
Das wäre doch mal was Neues zusätzlich zu den bisherigen Entwürfen seiner leiblich-holzlichen Erscheinung. )

Und jetzt bin ich im Absprung und muss außer Haus.

Bis später.

PS
Longtime, bei mir klappt der Link auch nicht, aber Deine Interpretation würde ich schon gerne lesen.
Siehst Du da eine Möglichkeit?


Gruß

--
enigma

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