Neuvorstellungen Neue Welt - neues Leben - neue Weltanschauung
Ursprünglich war unser Ziel Nordspanien. Aber als wir uns näher damit beschäftigt haben merkten wir, daß der einzige Unterschied Sprache und Klima waren. Das reichte uns nicht, da wir uns noch weiter entwickeln wollen und dies wird in Europa ja nicht gern gesehen. Nur wegen der Kinder haben wir so lange gewartet.
Auf Paraguay sind wir durch einen Bekannten meines Mannes gekommen, der schon in den 1980ern dorthin ausgewandert ist. Obwohl wir Vegetarier sind, haben wir mittlerweile notgedrungen einige Viehzucht-Kenntnisse erlangt und sind mittlerweile perfekt darin, diese Tiere mit bösem Blick, Flitsche und selbstgebasteltem Maschendrahtzaun von unserem Grundstück fern zu halten.
Da im Leben eines Menschen nur eines wirklich sicher ist, nämlich daß am Ende der Tod steht, haben wir uns dafür entschieden, dort zu leben, wo eine größtmögliche Selbstbestimmung und eine unkomplizierte Form der Selbstversorgung möglich ist. Beides geht in Deutschland nicht mehr. Die noch naturverbunderen Völker Südamerikas sind weitaus besser in der Lage, auf Konflikte zu reagieren, als die Hochzivilisationen Europas und Nordamerikas.
Wir leben hier in einem Gebiet mit nur einer handvoll Deutschen, Österreichern und Schweizern. Man hilft sich, aber ansonsten lebt jeder für sich unter Einheimischen. Von deutschen Ansiedlungen haben wir uns absichtlich fern gehalten.
Wir bauen zur Zeit zwei Projekte auf, zum einen eine Permakultur-Gemeinschaft, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich ebenfalls weitestgehend selbst zu versorgen und zum anderen ein Renaturierungsprojetkt, welches den in Europa zurück gebliebenen helfen soll, ihren schweren ökologischen Rucksack ein wenig zu erleichtern.
Manchmal ist es nicht ganz einfach und man muß sich natürlich auch an die anderer Kultur gewöhnen, aber die Menschen um uns herum sind sehr freundlich und hilfsbereit und sicher habe ich auch schon für schmunzeln gesorgt, wenn ich mit meinem Roller durch den Sand eiere. Mit unseren Fahrzeugen haben wir uns hier wunderbar integriert, denn wir benutzen dieselben wie die Einheimischen, Roller und Lastenmotorrad. Einen Teil unserer bisherigen Erlebnisse haben wir in einem Blog aufgeschrieben unter www.permakultur-paraguay.de. Leider sind wir nicht so ganz auf dem Laufenden, da einfach die Zeit fehlt, aber vielleicht interessiert es Euch ja.
Liebe Grüße Carmen
Ausserdem stellte ich mit dem Blick aus der Ferne auf Deutschland auch fest, dass wir in einem guten Land leben und mir war früh bewusst, dass ich durch und durch Europäerin bin und diese Kultur in allen Bereichen sehr schätze und nicht missen möchte.
Vieles von dem was Du schreibst, kann ich nachvollziehen. Wie Du weißt habe ich von 1999 bis 2007 in Den Haag gewohnt, geliebt und gearbeitet. Ich habe mich dort pudelwohl gefühlt und eigentlich auch "europäischer" als jetzt in NRW. Warum ich zurück nach Deutschland bin, bereue ich noch immer - es war die "Liebe" und die ist wohl nicht immer der beste Entscheider.
Aber was mir in Holland immer gefehlt hat war die deutsche Küche und vor allem die Wurst. Hätte es damals schon den online-Versand der thüringer Fleischer gegeben, hätten mich keine tausend Pferde aus dem Land weggeschafft. Jedesmal wenn ich geschäftlich oder auf Besuch in Deutschland war, musste ich an der ersten Tankstelle rechts ran und ne simple Bockwurst futtern. Das haben die Hollies bei aller Liberalität und Freundlichkeit einfach nicht drauf.
Als ich in New York lebte, waren meine grosse Sehnsucht, schönes, deutsches Schwarzbrot (und nicht die lapprigen, weissen Dinge für Zahnlose) sowie Leberwurst und Sauerkraut.
Wir leisteten uns dann manchmal die sauteuren Einkäufe im Deutschen Viertel, was man aufgrund der hohen Preise dann als Delikatesse wertete.
Witzig war aber auch, dort ausgewanderte Bayern erleben zu dürfen, die auch nach Jahrzehnten noch ein bayerisches Deutsch mit vielen Anglizismen gewürzt sprachen und voller Sehnsucht von bayerischen Biergärten,den Bergen und dem Oktoberfest schwärmten. Manchmal bekamen wir auch was geschenkt bei diesem Metzger, so wie früher als Kinder, wenn wir ein Stück Wurst bekamen nach Beendigung des Einkaufes.
Heute ist das schon anders auch in den USA, weil viele Deutsche damit recht erfolgreich wurden, wenn sie deutsche Wurst und deutsches Brot verkaufen, das auch die Amerikaner mittlerweile gerne essen. Olga
Das mit dem Essen können wir nachvollziehen, dies war aber bei uns nicht so schlimm, da wir vegetarisch leben und die Palette an Obst und Gemüse aufgrund des Klimas hier deutlich größer ist. Es gibt hier mittlerweile fast alles zu kaufen, sogar über Internet, nur die Preise sind oft jenseits von Gut und Böse. Viele Aufstriche machen wir uns selber und an das Weißbrot haben wir uns erst einmal gewöhnt, bis wir in der Lage sind, selber zu backen.
In Concepción hat vor 1/2 Jahr ein riesiges Geschäft aufgemacht mit dem Namen Fortis. Hier bekommt man wirklich alles aus aller Welt. Sogar deutsches Bier und deutsche Würstchen (Meica und Deutschländer) stehen im Regal. Auch Jägermeister, Milka Schokolade, Haribo, Knorr und und und. Es ist wie im Handelshof oder der Metro. Einheimische Produkte sind hier sogar richtig günstig und schmecken auch. Obwohl, manchmal gönnen wir uns schon den Käse von den Mennoniten, der schmeckt einfach klasse. Im Yasy, einem einheimischen Supermarkt, gibt's täglich ein warmes Buffet, sogar mit deutschem Kartoffelsalat.
Sonnige Grüße Carmen
Für eine lebenswerte ZukunftScheue Frage: Mit wie vielen Prozenten war dieser Satz ausschlaggebend, dass du uns deine rosige Auswanderung schilderst? (;-))
............ Nun beginnen wir mit der echten Re-Naturierung eines großen Teils dieses Grundstücks und auf einem kleinen schaffen wir Platz für Menschen, die uns besuchen wollen oder zeitweilig, vielleicht sogar dauerhaft, bei uns bleiben. ........