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Plaudereien Der Zivilisationslärm

miriam
miriam
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von miriam
als Antwort auf Urego vom 24.11.2010, 11:53:33
Ich habe das Glück, am Rande von Köln zu wohnen, dies seit 35 Jahren. Die Hälfte der Wohnung, liegt an einem wunderschönen Park, eigentlich die Verlängerung des Stadtwaldes - und was mich betrifft, empfinde ich all diese Vogelstimmen - wunderschön und sehr beruhigend.

Früher kamen mich auch Eichhörnchen bis ins Wohnzimmer besuchen - na ja, nicht wegen mir, sondern wegen der Obstschalen die sich auf zwei der Tische befanden.

Als typischer Großstadtmensch, werde ich immer die Sehnsucht nach Wäldern und Naturgeräusche empfinden.
Und damit verbunden - meine große Abneigung für den Zivilisationslärm.

Geräuschlose Grüße

Miriam


eko
eko
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von eko
als Antwort auf bongoline vom 24.11.2010, 11:31:59
"Zum Wald und der Natur: wer nicht hört und empfindet bzw. nicht mehr hören und empfinden kann, was für wunderschöne und verschiedenste Geräusche von absuluter Stille über leises Wispern, Zirpen, Raunen und ohrenbetäubendes Rauschen es gibt, der ist für meine Begriffe arm dran."



Ich beneide alle Menschen, die über ein intaktes Hörvermögen verfügen. Mein zunehmender Hörverlust nimmt mir die Freude an den Geräuschen der Natur. Das geht langsam und schleichend, aber unaufhaltsam und wenn ich heute durch den Wald streife, höre ich weder Vogelgezwitscher im Frühjahr und auch nicht das ferne Läuten von Kirchenglocken.

Gewiß, ich habe Hörgeräte und die stecke ich mir auch rein, aber es ist wie mit Brillen und den dritten Zähnen und anderen Hilfsmitteln: Es ist alles nur unvollkommener Ersatz.

Denn wenn ich dann in die Stadt komme und diesem ganzen Zivilisationslärm ausgesetzt bin, reiße ich mir die Dinger ganz schnell aus den Ohren.


e k o
Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von Gillian
als Antwort auf loretta vom 21.11.2010, 11:11:34
@loretta, hallo ...
... ich kann das auch bestätigen, dass man Geräusche mit der Zeit vollkommen ausblenden kann. Ich sitze meist neben der Standuhr (Erbstück von Schwiegermama), und höre oft nicht, wenn sie schlägt ... das heißt ich höre es sicher, registriere es aber nicht, weil ich mich gerade unterhalte oder von was anderem abgelenkt bin.

Sollten wir abends mal Fernsehen (selten genug), hat immer einer die Fernbedienung in der Hand als "Tonregisseur". Jeden nervt die aufdringliche Hintergrundmusik, aber die Beschwerden kommen nicht an bei denen, die es ändern müssten.


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Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Grundsätzlich: Wer Kinderlärm hasst, hasst auch Kinder. Ich habe früher in Dresden in einem WBS70-Atrium gewohnt. Nicht etwa das einer denkt ich wüsste nicht worüber ich schreibe. Aber das ist wohl nicht gemeint, obwohl die überwiegende Anzahl der wahlberechtigten Hamburger Bürgerschaft eine andere Meinung besitzt.

Ich wohne 35 m von einer katholischen Dorfkirche entfernt und musste beobachten, das dieser von alten Männern gemachte Lärm von Tag zu Tag zunimmt. Ich möchte daran erinnern, das diese Kirche vor 65 Jahren nur ein Totenglöckchen besaß. In der Zeit in der ich hier wohne, wurde der Lärm von 3.500 auf 4.500 Schläge täglich erhöht und das in einer Lautstärke, bei welcher am offenen Fenster die Gardinen im Takt der großen Glocke erzittern. Leute, das ist kein Witz sondern Tatsache. Die letzte Erhöhung um 1000 Schläge wurde aus Dankbarkeit über eine milde Gabe durchgeführt, als der Rat der Gemeinde der Kirchengemeinde eine Quarzuhr spendierte, weil es vor kam, das Stundenschlag und gebetsbegleitetes Geläut zusammen fielen und dabei der Glockenstuhl zu Schaden kam.

Jetzt im Winterhalbjahr geht es noch, da alle Fenster geschlossen sind. Wenn man sich aber an einem schönen Sommer-Sonntagabend im Freien vor dem Haus oder im Garten aufhält und wird völlig unvorbereitet auf die Kalte von der Hochzeitszeromonie des Papstes erwischt wird, dann hält man sich vor Schmerzen die Ohren zu und verdrückt sich hinter eine schützende Mauer. Selbst Nachbars Katzen haben gelernt, das man dort den Lärm besser erträgt.

Schmerzhaft und Gesuntheitsgefährdent wird ein Lärm ab 104 dBA, da ist nichts mit dem Einhalten der 65 dBa in Wohngebieten. Unser Bürgermeister bestätigt, das der Lärm etwas höher ist als die Vorschriften erlauben. Mir ist erst in den letzten Tagen wieder ein Schreiben des Landesumweltamtes BW in die Hände gefallen in dem geschrieben steht, das Glockenlärm sozialadäquat sei. Dieses Wort wurde vor einigen Jahren von diesem Landesamt kreiert um auszudrücken, das dieser Lärm ertragen werden muss. Zwischen den Zeilen stand dann noch, das ich das Problem mit einem Umzug lösen könne.

Neben dem Stundenschlag (3 Schläge / 1/4h + Stundenzahl) gibt es in Hinterwaldhofen noch das Morgenläuten 6:02h, das Frauenläuten 11:02h, das Mittagsläuten 12:02h, das Läuten zum Arbeitsschluss 18:02h und das Abendläuten 18:32h. Das macht Summa Summarum 4.500 Schläge. Nicht gezählt sind bis hierher noch nicht das Geläut zu Gottesdiensten. Da kommen beim Zusammenläutens, Angelusläuten und dem Schlußläuten nochmals ca 3000 Schläge hinzu. Praktisch sind es durchschnittlich 100 Schläge je Glocke und Minute. Man muß nur darauf achten wie viel Glocken beteiligt sind und wie lange geläutet wird.

Das ist aber bei weiten nicht alles! Wenn der Messner mal den Rasen auf dem Kirchhof mäht oder die Blumen gießt, dann werden ebenfalls die Glocken angestellt, damit auch wirklich der Letzte im Dorf aufmerksam wird, das dort etwas geschieht. Dabei lunscht er wie ein Lausbub um die Ecke und beobachtet wie die Anwohner reagieren. Als ich ihm diesen Sommer den Vogel und auf den Turm zeigte ging er wieder in die Sakristei und stellte die Glocken ab.

ummel
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Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von ummel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.11.2010, 14:30:04
Das Thema Zivilisationslärm brachte mich auf die Frage, ob es hier in Deutschland überhaupt ( noch ) einen Ort der „absoluten Stille“ gibt.

Ich meine: Egal, wo ich mich aufhalte: Irgendein Geräusch dringt doch immer an mein Ohr: Sei es das Rauschen einer entfernten Straße oder Autobahn, der Zug, ein Flugzeug – oder „nur“ das Singen und Pfeifen eines Vogels. Oder einfach nur der Wind.

Es gibt ja – in der Schalltechnik - sog. „schalltote Räume“, die innen so aussehen, als wären sie mit überdimensionierten Eierkartons beklebt. Aber die meine ich nicht. Sondern ich stelle einfach nur die Frage, ob es in Deutschland ( noch ) einen Ort, einen Landstrich oder eine Region gibt, die absolut geräuschfrei ist.

Peter
Mitglied_5ccaf87
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ummel vom 24.11.2010, 23:23:43
Frage doch einfach mal einen tauben Menschen was der empfindet. Ich meine einen solchen Menschen, der wirklich nichts mehr hört.

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