Plaudereien Ist das Lebensschicksal vorbestimmt oder Zufall

Hallo Forum,

Heute las ich in meinem Poesie-Album, ein Geschenk zum elften Geburtstag.
Zum besseren Verstehen meiner Gedanken eine kurze Beschreibung meiner Familie.
Wir waren eine glückliche gesunde Familie, Vater, Mutter, ich und ein jüngerer Bruder.
Meine Eltern gründeten einen eigenen Betrieb mit viel Engagement und Arbeit waren sie sehr erfolgreich.
Der Vater kam unverletzt aus Rußland zurück. Wir hungerten nicht und wir Kinder hatten eine glückliche Kindheit, das bedeutete jedoch für uns
(als Schwaben)völlig selbstverständlich auch mit anzupacken und mit zu arbeiten .

Zurück zum Poesie-Album:Meine Mutter schrieb



Drei Jahre später war meine Mama tot.Zuvor immer gesund starb Sie innerhalb von 5 Monaten an Krebs.

Mein Vater schrieb ins Poesie-Album:

Gehe gerade deine Wege prüfe deine Freundschaft erst, denn in deinen schlechten Tagen mußt du doch alleine gehen. Vergiß nie in den guten Tagen dem zu danken der sie schuf, dann kannst du auch Leid ertragen mit Geduld und gutem Mut.
Als ewiges Andenken an deinen treusorgenden Vater

Mein Konfirmations- Denkspruch:
Mama war noch gesund, niemand ahnte eine schwere Krankheit,doch 5 Monate später war sie tot.

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.

An Vaters Geburtstag starb meine Mama,als 14 jähriges Kind stand ich zu Hause völlig alleine an ihrem Bett, meine liebe Mama atmete nicht mehr.

Weitere 4 Monate später verlor mein Vater beide Beine durch einen unverschuldeten Verkehrsunfall.

Meine Kindheit aber auch meine Jugend war plötzlich mit 14 Jahren zu Ende.

Darum meine Gedanken, kann all das Zufall sein oder ist dieses Leben vorbestimmt?
Würde mich freuen eure Gedanken und Meinungen darüber zu lesen.

viele Grüße
Sonny

Liebe Sonny,

der Gedanke, dass das Lebensschicksal vorbestimmt sei ist ein ganz schrecklicher, hieße es doch, alles, was auf Erden geschieht, wäre vorbestimmt. Alle Kriege, alle Grausamkeiten, was auch immer es gibt wäre vorbestimmt. Ein jeder, der Böses tut wäre fein aus dem Schneider, er bräuchte sich nur darauf zu berufen, es sei ihm vorbestimmt, so zu handeln. Wer wollte aber noch bestrafen, wenn alles Handeln vorbestimmt wäre?

Nein, ich glaube nicht daran, dass das Lebensschicksal vorbestimmt ist.

Eine so schreckliche Vorstellung ist mir unerträglich.

Liebe Grüße,
woelfin

Was soll man dazu sagen: Du hast eine verdammt schwierige Kindheit gehabt und suchst nach Erklärungen dafür. Du fragst, ob das Lebensschicksal vorbestimmt ist oder Zufall? Ich möchte hierauf einfach antworten: Es haben sich schon viele Philosophen hierüber den Kopf zerbrochen, Theorien in den verschiedensten Religionen wetteifern hierzu. Aber wenn du deinen Verstand fragst: Was sagt er dir? Ist es überhaupt wichtig, ob man es Schicksal oder Zufall nennt? Wichtig ist, dass man über die Schicksalsfrage nicht in einen Fatalismus verfällt, dass alles vorbestimmt sei. Wichtig ist einzig und allein, dass du das Leben bisher gut gemeistert hast, dass du den Sprüchen keine Kraft über dich geben sollst und einfach nur dein Leben so gestaltest, wie es dir gut tut, nach deinen Maßstäben und Ideen.

Irgendwo in der Bibel heißt es sinngemäß: Es fällt kein Blatt vom Baum, ohne daß Gott es will. (der genaue Wortlaut ist mir entfallen).

Es heißt vielleicht nicht, daß Gott unbedingt wollte, daß Sonnys Mutter Krebs bekam, aber er hätte es jedenfalls verhindern können.

Wir können aber Gott nicht an unseren Maßstäben messen - es würde uns auch nicht zustehen. Aber der Mensch hat einen freien Willen, er ist keine Marionette, die das tut, was in einem vorbestimmten Plan steht.

Bis zur Erschaffung des Menschen, denke ich, war alles nach einem "göttlichen Masterplan" vorbestimmt, vom Urknall an bis vor etwa 1,8 Mio Jahren.

Als der Homo sapiens in die Welt kam, konnte er mit seinem freien Willen sein Leben selbst gestalten, teilweise, aber nicht ganz. Der Mensch ist zwar die Krone der Schöpfung, aber keineswegs "the master of the universe" - dieser ist nach wie vor unser Schöpfer. Was uns wie ein Zufall vorkommt, ist ein göttlicher Plan, den wir aber nicht kennen.

Die Antwort lautet zusammenfassend: Das Schicksal ist weder völlig vorherbestimmt noch reiner Zufall.

Ich fände es auch sehr unspannend, wenn alles vorbestimmt wäre; man kann nichts mehr beeinflussen. Und die grosse Frage, ob Auschwitz dann verhindert worden wäre, wird auch nicht beantwortet werden können. Es ist schon gut so, wie es ist, auch wenn uns Religionen immer gerne vermitteln wollen, dass bei Wohlverhalten das richtige Paradies winken wird (das haben ja fast alle Religionen im Programm). Ich für meinen Teil bin ausschliesslich für das Leben vor dem Tode. Olga

@ Olga

Ich stimme Ihnen zu, bis auf eine Ausnahme: Wenn es einen allmächtigen Gott geben würde, hätte er Auschwitz (und alle anderen Stätten des Verbrechens) verhindern müssen.

Urego

Ich glaube auch nicht an die Vorbestimmung, doch muss man geschichtliches mit dem persönlichen sicher trennen.

Was Krankheiten anbetrifft, so wissen wir heute, dass viele vererbbar sind, also durch aus eine gewissen Vorbestimmung haben.
Nur wissen wir nicht, welche "Keime in uns schlummern und ob sie jemals zu Ausbruch kommen.
Die Medizinforschung, so nenne ich mal das breite Spektrum, macht täglich gewaltige Fortschritte.
So wissen wir heute, dass bestimmte Lebensumstände und Verhaltensweisen sich negativ auf unseren Gesundheitszustand auswirken. Teilweise hängt es auch mit den zur Verfügung stehenden Nahrumgsmitteln zusammen, die immer mehr in Massen produziert werden.
Wir sparen zwar beim Einkauf, aber sparen wir wirklich oder zahlen wir mit unserer Gesundheit.
Der Mensch in seinem unrsprünglichen Wesen ist auf eine viel einfachere Nahrungsweise und Lebensumstände programmiert.
Alles, das was an technischen Luxus, an Luxus von Nahrung und Genuss uns zu Gute kommt, bazahlen wir irgendwann mit unserer Gesundheit.
Ja und dann sind halt noch die sogenannten tragischen Schicksale die jeden treffen können und oft auch die treffen, die schon gesellschaftlich benachteiligt sind.
Das ist aber Zufall, so meine ich.

Was die Kriege an geht, so hat die geschichtliche Erfahrung gezeigt, dass immer dann welche entstehen, wenn es bestimmten Klassen und Schichten zu gut geht, wenn sie zu gierig werden und das Maß der Dinge verlieren.
Dann entstehen Unruhen, die u.U. zu Kriegen führen.
Wobei die Kriege heute ganz anders geführt werden, als wir sie von der Geschichte her kennen.
Da reicht mitunter schon ein Boykott, dass das betreffende Land in arge Schwierigkeiten kommt.
Auch bin ich der Meinung, dass der Krieg in Afghanistan nicht darauf ausgerichetet ist, dass sich dort die Lebensumstände sprunghaft ändern, es wird Krieg geführt um den Reichtum des Landes, die Ressourcen, für sich zu gewinnen.
Also ist die Ursache doch wieder wirtschaftlich und materiell ausgerichtet.
Soweit meine Meinung ohne noch akribischer und genauer auf die Dinge einzugehen.

Und es kommt noch ein ganz wesentlicher Aspekt hinzu:
Wenn ich nicht positiv denke, wenn ich nicht bewusst gegensteuere, wenn ich nur jammere und alles bedauere, dann werde ich immer unglückliche sein un habe immer einen Schuldigen, den ich verantwortlich mache, für mein Leid.
Lasse ich aber solche Dinge nicht erst an mich heran und wenn, dann muss ich versuchen, alles genenzusteuern ,was nur geht, dann habe ich eher die Chance schwerwiegende Erkrankungen zu überstehen.
Nicht immer gehen wir als Sieger hervor, viel zu oft verlieren wir und manchmal ist es dann für den Betroffnen besser.
Solche Umstände bringen dann sehr oft Leid und die Frage mit sich: warum ich, warum wir?
Wir sind heute in der Lage fasst alles zu erklären, doch in dem Moment, wo uns soetwas widerfährt, da haben wir nicht die Kraft und den Mut darüber zu sprechen.

Also, an alle , die in irgendeiner Weise mit tragischen Dingen konfrontiert wurden der Hinweis, nehmt eure Krankheit in die eigenen Hände, glaubt an euch und den medizinischen Fortschriftt, doch jeder weiß am Besten, was für ihn gut ist, denn ich kann und will die Verantwortung über mein Leben nicht völlig Fremden überlassen, ich kann auch sehr viel selbst dazu beitragen, ich muss es nur wollen und zulassen.

Gruß Brigitte




- Kant

... oder sein Bodenpersonal (Papst, Kirche usw.) besser geschult. Olga

Also, ich glaube nicht an ein vorbestimmtes Schicksal. Wenn ich daran glauben würde, dann würde ich die Hilfe der "Wahrsagerei" in Anspruch nehmen. Denn diese soll ja zumindest "Andeutungen" des vorbestimmten Schicksals "signalisieren".

Da bin ich doch mehr der Anhänger derer, die eine höhere Macht für das Schicksal verantwortlich machen.

Und so nehme ich eben mein Schicksal als gegeben hin. Und werde nur auf meine Lebensumstände Einfluß nehmen; mit allen mir von der Natur "mitgebenen" Fähigkeiten. Und damit bin ich wirklich vollauf beschäftigt

Wenn ich zurück blicke, dann kommt es mir manchmal schon so vor, als sei das eine oder andere in meinem Leben vorbestimmt gewesen.

Aber können wir überhaupt in diese komplexen Geschehnisse des Lebens Einblick haben?
Unser Geist, unser Gehirn sind eingeschränkt nutzbar.
Selbst eine Biene hat von Natur aus einen umfassenderen Blick als wir Menschen.

Vielleicht dürfen wir dann und wann in andere "Sphären" hinein schauen und staunen.
Und dieses Staunen und Verwundern ist meiner Meinung nach schon schön genug.

Was nützt es den Menschen mehr zu wissen, als sie eh schon wissen. Menschen sind nur eingeschränkt lernfähig. Das erkennt man schon daran, dass sich Kriege immer wieder neu ergeben. Eigentlich sollten die Menschen aus der Geschichte genügend gelernt haben.

Die Frage nach dem gütigen Gott ist zulässig angesichts der vielen Grausamkeiten auf der Welt.

Vorbestimmung, Destination, Schicksal, ja, ab und zu sieht es danach aus.

Christen haben eine Heilsethik : Sie glauben an die Barmherzigkeit und an die göttlich Gnade.

Das hilft oftmals weiter.