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Plaudereien Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?

olga64
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Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 30.07.2012, 17:40:57
Edita - was für eine starke Frau Sie sind! Ich bewundere Sie dafür und wünsche Ihnen, dass Sie jetzt und bald für immer viel Glück haben werden (selbstgeschmiedetes). Alles, alles Gute Olga
canello
canello
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Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von canello
als Antwort auf clara vom 31.07.2012, 13:25:17
Bei Dir,Clara,hatte ich das ja auch nicht angenommen...
aber Du weißt sicher auch,daß der Glaube daran viel weiter
verbreitet ist als man annimmt...
Es ist ja auch so,daß sehr " seriöse " Leute manchmal zu-
geben,sie seien bei einer Wahrsagerin gewesen .Diese Leute
sagen dann,sie seien da nur "so zu Spaß gewesen..."
Viele Menschen glauben eben,daß etwas " Dumpfes " doch
vielleicht ihr Schicksal mitbestimmt,und lassen sich durch
rationale Argumente nicht wesentlich überzeugen.Es gibt
ja auch viele Dinge ,die schwer verständlich sind....
Zur Zeit der Alleinherrschaft der Kirchen war es einfacher,
da glaubten alle an den Teufel....,und wehe,man glaubte
nicht dran....da war man schon dran....
olga64
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Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von olga64
als Antwort auf lalelu vom 30.07.2012, 18:57:06



Ich bin überzeugt davon, dass (fast) jeder die Chance hat, auch bei schlechter Ausgangslage dem Glück auf die Sprünge zu helfen, wenn er - anstatt zu meckern oder zu jammern, ernsthaft an der Verbesserung seiner Situation arbeitet und das tut, was möglich ist. Das Unmögliche zu wollen und zu schimpfen, wenn es nicht eintritt, ist für mich nur ein Zeichen für mangelnden Realitätssinn.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass auch den Menschen aus einfachen Verhältnissen alle Bildungsmöglichkeiten offen stehen, sofern sie selbst interessiert und engagiert sind. Das war schon vor 50 Jahren so und gilt noch heute. Obwohl mein Vater einfacher Arbeiter mit kleinem Einkommen war, konnten meine beiden Geschwister und ich das Gymnasium und nach dem Abitur die Universität besuchen. Das wäre ohne finanzielle Förderung nicht möglich gewesen. Während der Schulzeit waren wir von der Zahlung des damals noch üblichen Schulgeldes befreit und bekamen später im Studium eine Unterstützung nach dem Honnefer Modell, dem Vorläufer des heutigen Bafögs.
nicht ausschöpft!



Lalelu


Bei mir war es ähnlich: als mein VAter starb war ich 15 Jahre, mein Bruder 10. Beide machten wir Abitur, beide studierten wir. Da es zu meiner Zeit kein Bafög gab, verdiente ich mir mein Studium komplett durch Jobs an der Tankstelle, im Supermarkt, in Kneipen usw. ES hat geklappt und ich werde darauf immer stolz sein. Es hat mir ja auch gezeigt, dass es immer irgendwie weitergeht.
Mein Bruder hatte es schon leichter - er erhielt Bafög und auch Zuwendungen aus der Familie.
Heute sieht dies vermutlich anders aus: die jüngeren Leute sind viel verwöhnter und auch verweichlichter. Wer es auf diese Ochsentour noch macht und auch schafft, sind die "hungrigen" Asiaten und davon gibt es viele. Olga

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Fontanefan
Fontanefan
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Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von Fontanefan
als Antwort auf olga64 vom 31.07.2012, 16:38:07
Von den Hunderten Millionen Hungrigen sterben jährlich viele Millionen, davon viele Kinder, denen es nicht hilft, nicht verweichlicht zu sein.
Von den Zehntausenden aus Afrika, die versuchen, ihres Glückes und des Glückes Ihrer Familien Schmied zu sein, sterben jährlich Tausende, die zwar die lange Reise durch Afrika geschafft haben, aber im Mittelmeer ertrinken, weil man in Europa ins Gefängnis kommen kann, wenn man Menschen nicht ertrinken lässt.
Es ist nicht die Vorsehung, die verhindert, dass sie das aus sich machen, was sie werden könnten.

Denken wir an Anne und Margot Frank. Anne wurde eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Von Margot erfahren wir nur durch Anne, dass sie viel strebsamer war als Anne und dass sie sich alle Mühe gegeben hat, ihren Mitbewohnern im Hinterhaus zu helfen.
Wie viele jüdische Mädchen waren noch begabter und noch strebsamer als Anne und Margot?
Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, weshalb sie keine Chance hatten, ihres Glückes Schmied zu sein.

Primo Levi, der der Überzeugung war, im KZ nicht mehr wirklich ein Mensch gewesen zu sein, hat großartige Werke geschrieben. Es spricht wenig dafür, dass er jemals, seit er ins KZ eingeliefert worden war, noch einmal glücklich war, und viel dafür, dass er nach einer erfolgreichen Karriere im Beruf - und nebenher als Schriftsteller - Selbstmord beging, weil er die Erinnerung an seine KZ-Zeit, als er "kein Mensch" war, nicht vergessen konnte.
Hat ihn die Vorsehung unglücklich gemacht oder hat er es an Einsatz fehlen lassen?

Ich möchte niemandem widersprechen, der hier geschrieben hat. Wahrscheinlich sind es auch nur Binsenweisheiten, die ich hier als Neuling ins Gespräch einbringe. Aber vielleicht wird dennoch jemand angeregt, Anne Franks Tagebuch oder Primo Levis "Ist das ein Mensch?" wieder vorzunehmen oder einen Text auf der Seite von Pro Asyl zu lesen.

Ich erinnere mich noch, dass ich vor Jahrzehnten in einem Spiel über Flüchtlinge aus der Dritten Welt den Satz zu sagen hatte: "Jeder hat schließlich sein Päckchen zu tragen."
Ich weiß heute besser als damals, wie wahr das ist.

Wer aber dennoch noch ein wenig schmieden kann, der tut sich etwas Gutes, wenn er nicht nur an seinem Glück schmiedet, sondern auch an dem anderer.
Wenn die vielen Helfer der Familie Frank nicht etwas von ihrem Glück riskiert hätten, wäre Annes Tagebuch weder geschrieben noch jemals veröffentlicht worden. Und ich bin sicher, dass nicht erst die Veröffentlichung dieses Tagebuches dem Leben dieser Helfer Sinn gegeben hat.

"Hättest du fleißiger den Keller geputzt, wäre das sinnvoller gewesen als dieser Beitrag!"
Dem kann ich nicht widersprechen.
Karl
Karl
Administrator

Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Fontanefan vom 01.08.2012, 00:52:02
"Hättest du fleißiger den Keller geputzt, wäre das sinnvoller gewesen als dieser Beitrag!"
Gut, dass Du den Keller nicht geputzt hast Herzlich willkommen im ST, Fontanefan.

Karl
Medea
Medea
Mitglied

Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von Medea
als Antwort auf Fontanefan vom 01.08.2012, 00:52:02
Am Glück anderer Personen zu schmieden, ist sehr
lobenswert und so edel. Diese Leute scheinen mir aber eine
ganz besondere Ausgabe unserer Spezies Mensch zu sein
und klappt wohl nur, wenn ich dem anderen in echter Liebe
zugetan bin. Eltern wünschen sich das Glück für ihre
Kinder und daß es ewiglich währe - doch Glück und Glas,
wie schnell bricht das.

Fast jeder hat die Möglichkeit hier in unserem Lande,
sich über die vielen Bildungsangebote ein tragbares
Fundament zu schaffen, was letztendlich auch
bedeutet, ein Stück seines eigenen Glückes Schmied zu sein.

M.


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Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 01.08.2012, 07:55:38
Fast jeder hat die Möglichkeit hier in unserem Lande,
sich über die vielen Bildungsangebote ein tragbares
Fundament zu schaffen, was letztendlich auch
bedeutet, ein Stück seines eigenen Glückes Schmied zu sein.


Klar, Medea, was man im Kopf hat, kann einem niemand stehlen.

Aber ich denke, dass die vielen arbeitslosen Akademiker nicht unbedingt Deiner Meinung sind.

Meli
Medea
Medea
Mitglied

Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2012, 08:15:47
Das liebe Meli,
ist dann wieder ein anderes Kapitel, da hast Du zweifellos recht.

M.

Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 01.08.2012, 08:24:15
Medea,

ich finde nicht, dass das ein anderes Kapitel ist. Denn es geht doch darum, ob man sein Glück schmieden kann. Oder habe ich etwas falsch verstanden?

Ich kenne die Verbitterung dieser arbeitslosen Menschen aus meinem beruflichen Leben sehr gut.
Und sie haben wirklich geackert und gehofft, dass sie ihr Glück schmieden.

Aber mach nur einen Plan.......


Es hängt auch davon ab, in welchem Land und unter welchen Umständen ein Menschlein geboren wird und welche Möglichkeiten der Lebensgestaltung dann geboten sind.

Ich finde, dass fontanefan das sehr gut aufgezeigt hat.
Es geht doch nicht nur um die Möglichkeiten in unserem Land, jedenfalls sehe ich keine Einschränkung nur auf die BRD bezogen.


Meli

miriam
miriam
Mitglied

Re: Ist im Leben "Jeder seines Glückes Schmied" oder gibt es eine Vorbestimmung?
geschrieben von miriam
Einerseits möchte ich den Satz "Jeder ist seines Glückes Schmied" bejahen – dies im Sinne der Willensfreiheit, ein Thema welches schon früher des Öfteren hier diskutiert wurde - wie zum Beispiel schon Ursula und Karl darauf hinwiesen. (siehe unter u. a. "Die Frage nach der Kontrolle über unser Denken")

Andererseits sind wir auch oft die Unterlegenen, die Schwächeren in diesem Kampf, in der die Macht, der Wille des anderen (der anderen), über uns entscheidet.

Es sind zum Beispiel diejenigen, Millionen deren Namen uns nicht bekannt sind, die in Kriegen oder in KZs ihr Leben verloren haben – sie alle waren Unterlegene, ihr Glück oder ihren Lebensweg konnten sie nicht selber schmieden. Die inneren, strukturellen Voraussetzungen hatte sie zwar, sie zu nutzen, wurde ihnen versagt.

Danke Fontanefan, dass du stellvertretend an Primo Levi und an Anne Frank erinnert hast.
Primo Levi hat sein eigenes Überleben zwar später nicht überlebt, er hat aber bevor er sich das Leben nahm, noch Zeugnis abgelegt über die Grausamkeit des Erlebten, welches so gut organisiert, ablief.

Und der heute 6 1/2 jährige Matthias? Wird er irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes seines Schmiedes Glück, werden können?
Ich hoffe es so sehr. Doch seine ersten 16 Lebensmonate, verbrachte er im Dunkeln, ans Bettchen angebunden - ich denke, die meisten von Euch kennen die Geschichte meines jüngsten adoptiv Enkelsohnes).

Dies alles bedeutet sicherlich nicht, dass es eine Vorbestimmung gibt.
Es gibt aber auch den Willen der anderen. Und mit dem muss sich der Wille derer, die an ihr Leben schmieden möchten, oft auseinandersetzen.


Miriam

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