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Religionen-Weltanschauungen Kirchenorganisation und KIndermissbrauch

JuergenS
JuergenS
Mitglied

Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von JuergenS

Besonders die katholische Kirche ignoriert den Wunsch der Menschen nach sexueller Betätigung, kann den Missbrauch vor allem durch Geistliche, also Männer nur als Machtmissbrauch einräumen.

Die gestrige Debatte bei Anne Will, gut besetzt, zeigte deutlich, dass, ohne es abzuwarten, die Konferenz im Vatikan als gescheitert einzustufen ist.

Ich lege noch eine Woche oder so zu, um zu einem Urteil zu kommen.

Ich denke, das ganze Fundament der Kirche, nicht des Glaubens, ist am Einstürzen, wenn nun nicht Tabula rasa gemacht wird.

Ich persönlich trete aus der Kirche nicht aus, weil ich die Arbeit der 99% soliden Kirchenvertreter, wie ackernde Priester und Schwestern etc. nicht infrage stellen werde.

Bin gespannt, Ring frei. Allerdings sind hier jetzt diejenigen weniger gefragt, die undifferenziert immer schon gegen alles sind, gegenwärtig, was Kirche heisst. Auch nicht unbedingt diejenigen, deren Liebe zur Kirche hochintensiv war und ins Gegenteil umgeschlagen hat, enttäuschungsgesteuert.

Karl
Karl
Administrator

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von Karl
als Antwort auf JuergenS vom 25.02.2019, 09:00:50

Ich erinnere daran, dass ich das Zölibat und die offizielle Minderwertigkeitsstellung der Frau schon früher gebrandmarkt habe. 
Wieso häuft sich der Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche? Woran krankt diese Institution?

Karl

ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ttrula
Außer Kindesmissbrauch gibt es auch sexuellen Missbrauch von Nonnen in bedeutendem Ausmaß.

Dazu kam am 6.2. im BR ein Gespräch einer betroffenen Nonne mit dem Wiener Kardinal Schönborn, das mich ziemlich erschütterte.


Link zu einem Interview mit dem Autor dieser Sendung:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/im-gespraech-die-ehemalige-ordensschwester-und-der-kardinal,RHJ2npd

Im Gespräch: Die ehemalige Ordensschwester und der Kardinal
Vor laufenden Kameras sprechen der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Doris Wagner, die in einem Orden furchtbare Dinge erlebt hat, mehrere Stunden miteinander. Wie kam es dazu? Ein Interview mit dem Fernsehautor Stefan Meining.


Link zu dem Fernsehbeitrag des BR mit dem Gespräch:

Missbrauch in der katholischen Kirche
EINE FRAU KÄMPFT UM AUFKLÄRUNG
Missbrauch von Nonnen und Angehörigen geistlicher Gemeinschaften
durch Priester - eine weitere Dimension des Missbrauchskandals der
Kirche. Dokumentiert von BR-Kameras gibt es eine Aussprache
zwischen einer missbrauchten Ordensfrau und einem hochrangigen
Kardinal.

Eine Frau kämpft um Aufklärung

----

so wie ich die Presseberichte über die Veranstaltung in Rom verstehe, versucht der Papst, eine Spaltung der Kirche zu verhindern. Afrikanische und Asiatische Kardinäle würden das Thema gar nicht verstehen, sie verstehen unter Kindesmissbrauch keinen sexuellen Missbrauch, weil die Missbräuche in ihren Ländern auf anderen Gebieten stattfinden (mit meinen Worten wiedergegeben).

Bei den Berichten über die als enttäuschend bewertete Abschlussrede des Papstes und anscheinend auch des Verlaufs der Veranstaltung, musste ich immer wieder an dieses Gespräch denken. Es wurden ja Hoffnungen in die Veranstaltung gesetzt, dass die Kirche endlich entschieden aufklärt und ihre Mitglieder schützt.

Kirchenpolitik ist wichtiger. Gleichzeitig ist der Schwund der Kirchenmitglieder immer mehr zunehmend in den westllichen Ländern.

Ich selbst bin schon vor 40 Jahren aus der Kirche ausgetreten, weil ich die Rolle, die der Frau in der Kirche zugewiesen wird, nicht zustimme. 

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margit
margit
Administrator

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von margit

Als Diskussionsgrundlage möchte ich hier die Schlussansprache des Papstes verlinken.

TREFFEN "DER SCHUTZ VON MINDERJÄHRIGEN IN DER KIRCHE"
[VATIKAN, 21.-24. Februar 2019]
 
ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AM ENDE DER EUCHARISTISCHEN KONZELEBRATION

Sala Regia
Sonntag, 24 Februar 2019


Wenn ich sie gelesen habe, werde ich meine Meinung dazu schreiben.

Margit

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ttrula vom 25.02.2019, 09:41:56

Die Tatbestände und die üblichen Meinungen kennen wir ja alle zur Genüge, habe allerdings trulla, den Titel etwas zu kurz gewählt, besser wäre Missbrauch aller Art.

Ich war sogar Ministrant, habe später immer eine distanzierte aber nicht entfremdete Haltung zur kath. Kirche vertreten, ohne Gläubige zu kritisieren, weil viele ja Kraft aus ihrem Glauben schöpfen, was ich ihnen gönne.
Mein Besuch in Israel vor Jahren brachte mich den Wirkungsstätten sehr nahe, ohne gleich in Enthuisiasmus auszubrechen. Ich bewundere all diejenigen, die, sozusagen gutgläubig, in immens vielfältiger Weise einen guten Job machen.

Hierarchie war sicher nicht die Grundidee Jesu, auf der anderen Seite bezeichnen wir uns als christliche Gesellschaft, geniessen alle Feiertage, eigentlich naja was, vieles sehr widersprüchlich, auch in uns.
Nebenbei gesagt, wäre wahrscheinlich ohne diese straffe Kirchenorganisation nicht mehr bekannt, dass es Jesus gegeben hat, die Klöster mit ihren Zeremonien und Bibelschreiberei lassen grüßen.

War vieles, was zur Bibel dazu entwickelt wurde, fatal?

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von schorsch
als Antwort auf JuergenS vom 25.02.2019, 10:06:34

Ich muss einfach immer wieder ungläubig staunen, wie aus Götterfurcht und Götter(aber)glaube der Urzeit sich Religionen entwickeln konnten, wo normal Begabte drin Hauptrollen spielen.


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ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ttrula
als Antwort auf JuergenS vom 25.02.2019, 10:06:34
Hierarchie war sicher nicht die Grundidee Jesu, auf der anderen Seite bezeichnen wir uns als christliche Gesellschaft, geniessen alle Feiertage, eigentlich naja was, vieles sehr widersprüchlich, auch in uns.
....

War vieles, was zur Bibel dazu entwickelt wurde, fatal?
Jesus war der Gedanke von Hierarchie sicher nicht fern.
Ein Mann, der Jünger um sich sammelte, und ihnen Weisungen gab. Und andererseits sich von seinem himmlischen Vater vorgeben ließ, was zu tun und zu ertragen ist ...

Und ich würde sagen, wir genießen nicht nur die christlichen Feiertage, sondern leben allergrößten Teils auch noch geprägt von christlichen Werten. Auch diejenigen, die Kirche und christliche Religion ablehnen. Wo diese Ablehnung vehement von staatlicher Seite gefördert und betrieben wurde, war klar das Bestreben, christliche Werte durch eigene staatstragende Werte zu ersetzen. 

Ich denke, dass beide Seiten versuchen sollten, sich klar darüber zu werden, wo sie Opfer gelenkten Denkens sind. Sowohl die kirchlich organisierten Christen als auch die entschiedenen Bekämpfer christlicher Vorstellungen. 

--- mich hat stark erschüttert, mit welchen Gedanken die Nonne, die in dem BR-Interview vom sexuellen Missbrauch durch Priester erzählte, diesen Missbrauch zunächst ertrug. Gedanken, ob es sich um Gottes Wille oder Gottes Strafe oder Gottes Prüfung handelt ...!
Welche Grundlagen an Demut und Fügsamkeit werden da also gelegt. Und der uralte Mist mit der Schuld. 
 
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ttrula vom 25.02.2019, 12:05:20
Hierarchie war sicher nicht die Grundidee Jesu, auf der anderen Seite bezeichnen wir uns als christliche Gesellschaft, geniessen alle Feiertage, eigentlich naja was, vieles sehr widersprüchlich, auch in uns.
....

War vieles, was zur Bibel dazu entwickelt wurde, fatal?
Jesus war der Gedanke von Hierarchie sicher nicht fern.
Ein Mann, der Jünger um sich sammelte, und ihnen Weisungen gab. Und andererseits sich von seinem himmlischen Vater vorgeben ließ, was zu tun und zu ertragen ist ...
 
 
Mit Hierarchie meinte ich die klassische Pyramide, die in diesem Falle von Menschen gemacht ist, denn natürlich ist zwischen Gott und jedem Menschen nichts. Der mensch hat aber die Vermittler, also Priester dazwischen  installiert.
sammy
sammy
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von sammy
als Antwort auf JuergenS vom 25.02.2019, 13:17:26

....genau DAS müsste dringendst jetzt hinterfragt bzw. reformiert werden, nämlich "Kirchenorganisation/Parallelmacht" und der vielfache "Missbrauch in diversen Ausprägungen (Sexual- Machtmissbrauch usw.)  vieler Kirchenvertreter"....!
Entsetzlich wie, nach über 30 Jahren, noch immer nicht diese VERGEHEN/STRAFTATEN entsprechend aufgearbeitet bzw. geahndet wurden. Im Gegenteil, weiterhin versucht wird mit Vertuschungstaktik diese
unchristliche/verbrecherische Handlungsweisen vor der Öffentlichkeit zu verbergen.
Eine Handlungsweise, die vor allem zu Lasten der Opfer, vielen Gläubigen, aber auch  letztlich den Kirchenvertretern, die in Worten und Taten sich der reinen "Moralethik"  verschrieben haben.

sammy


 

ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Kirchenorganisation und KIndermissbrauch
geschrieben von ttrula
als Antwort auf margit vom 25.02.2019, 10:03:08
Hab es durchgelesen. Mein Kommentar:

Zitat aus der Abschlussrede des Papstes:

"Ich möchte an dieser Stelle klar betonen: Wenn in der Kirche auch nur ein Missbrauchsfall ausfindig gemacht worden wäre – was an sich schon eine Abscheulichkeit darstellt, – so würde dieser Fall mit der größten Ernsthaftigkeit angegangen. "

Konkunktiv? Ist das ein Übersetzungsfehler?
Wenn nicht, ist es der blankest denkbare Hohn.


Die "in der Kirche ausfindig gemachten Missbrauchsfälle" - also wenn es in der Regel in einer Gemeinde keine Einzelfälle mehr waren - wurden in Bayern in der Vergangenheit dadurch gelöst, dass der Pfarrer in eine andere Gemeinde umgesetzt wurde. Diskret. Die Öffentlichkeit erfuhr davon nur, wenn es wieder zu Missbrauchsfällen  kam und deshalb die empörten Eltern die Presse aktivieren konnten. In der Regel in dem Versuch, zu verhindern, dass der Pfarrer wieder nur umgesetzt wurde, und dadurch andere Kinder zu schützen.

Und dieses Einsetzen der Presse, um Öffentlichkeit herzustellen, ist das mit diesem Absatz angesprochen?:


"Das Ziel der Kirche wird also sein, den missbrauchten, ausgebeuteten und vergessenen Minderjährigen, wo auch immer sie sich befinden, zuzuhören, sie zu bewahren, zu schützen und zu betreuen. Damit die Kirche dieses Ziel erreichen kann, muss sie sich über alle ideologischen Polemiken und die journalistischen Kalküle erheben, die oftmals die von den Kleinen durchlebten Dramen aus verschiedenen Interessen instrumentalisieren."

Auch eine Stolperstelle für mich:

"Es ist die Stunde gekommen, das richtige Gleichgewicht aller Werte zu finden, die auf dem Spiel stehen, und einheitliche Richtlinien für die Kirche zu geben, wobei die zwei Extreme eines Gerechtigkeitswahns, der von den Schuldgefühlen aufgrund der vergangenen Fehler und dem Druck der medialen Welt hervorgerufen wird, und der Selbstrechtfertigung, die die Gründe und die Folgen dieser schwerwiegenden Straftaten nicht aufarbeitet, zu vermeiden sind."

Was ist denn damit nun wieder gemeint? Gibt es eine Wahrheitsskala im Falle von sexuellem Missbrauch? Gerechtigkeitswahn???


Angesichts dieser Vorrede sehe ich die angedachte Maßnahmenliste mit den 8 Punkten, die dann folgt, kritisch: Hier werden zwar klarere Worte verwendet, aber unter der Einschränkung, sich "auf diese Dimensionen zu konzentrieren" auf ihrem ((der Kirche)) gesetzgeberischen Weg. Nunja ... da muss man erstmal abwarten, was da entsteht an tatsächlicher Gesetzgebung. Erfahrungsgemäß sind die Gesetze im Kirchenrecht noch selten sonders drastisch geändert worden. Was hier offensichtlich aber dringend erforderlich ist.
 

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