Religionen-Weltanschauungen Machen Sekten krank?

Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Elmos
als Antwort auf yuna vom 03.07.2016, 10:08:53
Guten Morgen,

ich glaube, dass insgesamt nur die Menschen sich von irgendwelchen Religionen "ködern" lassen und sich in diese "versenken", denen die eigene, innere Stabilität und Selbstsicherheit fehlt. Sonst würden sie keine "höhere Instanz" brauchen um einen "Sinn" in ihrem Leben zu erkennen/finden/zu geniessen.

Und da ist es dann manchmal auch vom Zufall abhängig, mit welcher dieser vielen verschrobenen Gedankengebilde man zusammenkommt, und mit welcher Vehemenz die Mitglieder dieser Gebilde andere "auf Linie" bringen, ich glaube schon, dass manche dieser "Bauernfänger" da sehr tiefgreifende Methodiken anwenden. Wie sonst wäre es zu erklären, dass es immer wieder zu Massenselbstmorden bei Sekten gekommen ist und ich glaube dass viele "Ausgetretene" aus egal welchen Glaubensgebilden später psychologische Hilfe gebrauchen um wieder klar zu kommen. Ich persönlich denke, dass da einfach eins zum anderen kommt (eine labile Psyche zu einer Ego-Zerstörenden angewandten Psychologie).
Massensuizid
Massensuizid
Massensuizid

Von daher würde ich mal denken, wie oft im Leben ist es ein "Zusammenspiel" diverser Faktoren.

Gut für den jungen Mann, dass er sich da irgendwie befreit hat. Ich glaube, für jeden Menschen, der sich aus den Klauen der Religiosität befreien kann ist das ein Weg in die persönliche Freiheit und Selbstbestimmtheit, aber oftmals ist das ein sehr steiniger Weg, der grade für "schwache" (das soll keinesfalls abwertend gemeint sein aber das genau zu beschreiben würde nun etwas zu viel Raum einnehmen) Persönlichkeiten kaum zu schaffen ist.

Daher würde ich persönlich deine ursprüngliche Frage ob Sekten krank machen eindeutig mit "Jein" beantworten. Sie machen nicht krank, aber kränker. Und bei dem einen oder anderen Menschen wird vielleicht auch erst in diesem Prozess die Grenze überschritten, in der das Kranksein von anderen Menschen wahrgenommen werden kann. Allerdings muss ich dazu sagen: das ist nicht mein "Metier", allerdings hat ein Ex-Freund von mir vor Jahren eben den Weg in eine Sekte gefunden, und hat sich "oberflächlich" betrachtet dabei sehr geändert. So habe ich viel über diesen Werdegang nachgedacht und bin am Ende zu der Erkenntnis (für mich) gelangt, dass er sich eigentlich gar nicht sehr geändert hatte, es sah nur so aus...

Liebe Grüße
Andrea
ehemaligesMitglied29
ehemaligesMitglied29
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von ehemaligesMitglied29
als Antwort auf dutchweepee vom 03.07.2016, 00:06:20
@ dutch

Für mich ist auch jede *Religion* ein Märchenbuch aus alter Zeit.
Insofern ist für mich auch jede (!!) *Religion* eine Sekte.
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf yuna vom 03.07.2016, 10:08:53
Wenn er mit seiner Freundin zusammenlebt, wieso erzählen die Ärzte seiner Mutter kurz davor noch, dass er wohl nie wieder heimkehren würde?
Was hält ihn davon ab seine Mutter zu besuchen, wenn anzunehmen ist, dass sein Zustand eigentlich stabil ist?


Mit dem "Heimkehren" war die dauernde Rückkehr ins Elternhaus gemeint, das nicht am Bodensee sondern in Baden-Württemberg liegt. Besuche sind selbstverständlich erlaubt.

LG Sirona

Anzeige

Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf ehemaligesMitglied29 vom 03.07.2016, 10:41:40
Sekten können eine ungeheure Macht auf ihre Gläubigen ausüben, denn wie sonst ist es zu erklären, dass die Mitglieder einer Gemeinschaft den oft unlogischen Anordnungen folgen? Warum lehnen Frauen in der heutigen Zeit die Forderung nicht vehement ab ihren Männern untertan zu sein? Oder warum tragen sie selbst im kalten Winter keine Hosen und lassen sich die Haare nicht schneiden? Warum dürfen sie mit Menschen außerhalb ihrer Gemeinschaft keine Freundschaften schließen? Warum werden Jugendliche von den „weltlichen“ Vergnügungen isoliert und abgeschottet (z.B. Klassenfahrten, Partys, Theaterbesuche).

Gerade Heranwachsende können in Zwiespalt geraten wenn sie den Glauben, der ihnen durch die Familie „vererbt“ worden ist, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen vergleichen und wenn sie das Widersprüchliche in der Bibel entdecken und erkennen. Wie können sie dann noch glauben, dass die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist? Und wenn dann die geistlichen „Ältesten“ die Zweifel eines ihrer Schäfchen entdecken, wird auf diese immenser Druck ausgeübt, was sich auf die Psyche fatal auswirken kann. Eine Religion, die sich der Vernunft verweigert, kann krank bzw. neurotisch machen.

Übrigens ist die Bibel nicht nur ein Buch mit Erzählungen bzw. Legenden sondern auch ein Buch der jüdischen Geschichte.

Sirona
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Sirona vom 02.07.2016, 07:50:45

Der Sohn meiner Kusine ist evangelisch erzogen und mit 14 Jahren konfirmiert worden. Er bekam Kontakt mit Jugendlichen der altpietistischen Gemeinde und wurde nach und nach in diese Gemeinschaft hineingezogen. Allmählich veränderte sich sein Wesen, er nahm die Bibel wörtlich und glaubte alles was dort geschrieben steht.
Sirona


Hallo Sirona

Ich hoffe daß der Sohn deiner Kusine zur Einsicht kommt, unsere 5 köpfige Familie zerbrach in den 60ziger durch den Glauben an die Zeugen Jehovas welcher mein Erziehender (Stiefvater) verfallen, ja, ich würde sogar sagen radikalisiert war.

Er brachte es nicht fertig das Rauchen aufzugeben, ein Muß in dieser Sekte.
Zwei bis dreimal die Woche kamen dann die Ältesten zu uns nach Hause und versuchten den Abtrünnigen zu überzeugen das Rauchen einzustellen, ansonsten würde er ausgeschlossen. Aber leider war der Geist willig aber das Fleisch zu schwach und es kam wie es kommen musste. Alle seine guten Vorsätze welche er uns als Kinder eingehämmert hatte,schmolzen dahin wie der Schnee in der Sonne.

Es driftete alles auseinander, mein Stiefvater entwickelte sich zu einem furchtbaren Tyrannen und Schläger. Dazu kam, daß er uns Kinder nie akzeptierte und sich faßt täglich ärgerte daß er nur der Zahlmeister sei und wir wurden dementsprechend vernachlässigt.

Er hatte es fertig gebracht meine Erziehende in eine Form Hörigkeit mit einzubeziehen wo sie ebenfalls nur das Zeugen Jehovas Glaubensbekenntnis als einzige Wahrheit sah, alles was gegen die Bibel bzw. Regeln verstoss war raus, auch die Kinder. Sogar noch, nachdem Rauswurf aus der Sekte zelebrierte er den Wahn noch weiter.

Meine deutsche Oma welche eine Kneipe im untersten Milieu betrieb und nur sehr wenig Zeit hatte, war in dieser Zeit der einzige Anker und ich bin dieser Frau ewig dankbar was sie für mich bedeutete, es tut mir heute noch leid daß ich dieser Frau das nie mitteilen konnte.

Die Erfahrung kreierte bei mir eine so grosse Aversion gegen jegliche Relegionen, Parteien oder sonstige von Menschen geführten Gruppen, daß ich mich niemals integrieren könnte.

Es gibt keiner der unsere Probleme lösen kann, besonders in den jungen Jahren muß man lernen autonom bzw. unabhängig zu leben.

Phil.
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
Lieber Phil,

es ist ungeheuerlich was Du geschrieben hast. Das ist natürlich ein Extremfall, der aber nicht so selten ist wenn man die Berichte von Ausgeschlossenen liest. Ich kann es durchaus nachvollziehen was sich in Eurer Familie abgespielt hat, da ich mit den Gepflogenheiten der Zeugen Jehovas nur zu gut vertraut bin.

Auf der Suche nach Gotteserkenntnis hatte ich mich in den 70er Jahren für die Glaubensansichten der ZJ interessiert, habe aber dann bemerkt, dass es dieser Gruppe nicht um Gott ging sondern lediglich um die Wachturmgesellschaft, die nach Macht strebte und möglichst viele „Verkäufer“ für ihre Zeitschriften und Bücher suchte. Auch waren freiwillige Spender sehr willkommen, unterschwellig wurden Spenden von allen erwartet indem man den Bibelvers „Jehova liebt einen freudigen Geber“ zum Motto wählte.

Da ich natürlich auch Bücher gekauft hatte um mich zu informieren bekam meine damals 16-jährige Tochter sie natürlich in die Hände und war so beeindruckt, dass sie sich dann nach einiger Zeit taufen ließ. Alle Gegenargumente, die ich vorbrachte, fruchteten nicht. Sie hat dann später ihren Mann kennengelernt und geheiratet, der ebenfalls dieser Sekte angehört. Wir haben zwar ein gutes Verhältnis, doch diese unterschiedlichen Auffassungen über Gott stehen schon trennend zwischen uns. Gestört haben mich ihre fortwährenden Versuche mich auch zu „bekehren“, doch nachdem ich ihr ausführlich meine Ansichten über diese Organisation dargelegt hatte, habe ich Ruhe vor derartigen Bemühungen.

Schmerzlich berührt es mich dass ich meinen sehr liebenswerten Enkeln nicht zum Geburtstag gratulieren darf und auch keine Weihnachtsgeschenke schicken kann. Denn Geburtstag und die kirchlichen Feste werden von dieser Sekte strikt als heidnisch abgelehnt.
Neulich gab es hier einen Eintrag über ein Video von ZJ - die Homosexualität betreffend. Solche Videos hatte mir mein Schwiegersohn auch einmal gezeigt, ich war einfach nur entsetzt was Kindern da vermittelt wird. Das ist nicht die reale Welt sondern eine „Traumfabrik“. Wie sollen sich Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren derart manipuliert werden, später im realen Leben zurechtfinden?
Wie man mit sog. Abtrünnigen (Menschen die diese Sekte verlassen) verfährt ist so menschenverachtend und hat mit der angeblichen "Liebesbotschaft" der ZJ gar nichts zu tun.

Ich hoffe nur dass meine Enkel später keine Kämpfe auszufechten haben falls sie erkennen sollten, wer in Wahrheit hinter dieser angeblich „göttlichen Religion“ steckt. Ein Machtapparat, der sich Wachturm-Gesellschaft nennt. Übrigens waren die Gründer Freimaurer, was die wenigsten Mitglieder der Sekte wissen, das wird tunlichst verschwiegen – demnach empfingen diese Männer wie Russell, Rutherford etc. keine göttlichen Offenbarungen.

LG Sirona

Anzeige

pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Sirona vom 03.07.2016, 12:08:20

Lieber Phil,
Schmerzlich berührt es mich dass ich meinen sehr liebenswerten Enkeln nicht zum Geburtstag gratulieren darf und auch keine Weihnachtsgeschenke schicken kann. Denn Geburtstag und die kirchlichen Feste werden von dieser Sekte strikt als heidnisch abgelehnt.
LG Sirona


Liebe Sirona, ich kann deine schmerzliche Berührung nachvollziehen die ZJ. leben wirklich in einer anderen Welt, schlimm war auch für mich als Kind, die Erwartung von Harmagädon, bei jedem Donner, Blitz hatte man Angst daß das Gepredigte eintreten würde.

Eine grosse Infrage-Stellung der Glaubensgemeinschaft ist das Erwarten des Untergangs, welcher schon 1914, 1945, in den 70ziger eintreten sollte und immer wieder mit einem Irrtum beim Festlegen des Datum´s entschuldigt wurde.
Soweit ich diese Datum´s noch im Kopf habe.

Es stimmt unsere Erfahrung war wirklich ein Extremfall.

Phil.
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf pschroed vom 03.07.2016, 12:17:16
Stimmt, lieber Phil, diese Bedrohung von Harmagedon hängt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der ZJ. Ob dies noch so gelehrt wird und ob dieses Ereignis, das in der Offenbarung wie ein Horror-Roman geschildert wird, heute noch derart in den Vordergrund gerückt wird wie das in den 70er Jahren der Fall war, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass angesichts der heutigen Unruhen, der Terroranschläge, der Zunahme von Gewalt und Zerrüttung von Familien dementsprechende Bibeltexte zitiert werden, die vor dem Ende auftreten sollen. Hier wird insbesondere die Angst geschürt, indem man all denen Vernichtung androht, die nicht in dieser Organisation sind oder die sie schlimmstenfalls sogar verlassen.
Und es ist durchaus vorstellbar, dass Kinder die mit solchen Bedrohungen konfrontiert werden, psychisch krank werden und zeitlebens dieses Trauma nicht ablegen können.

LG Sirona
Elmos
Elmos
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Elmos
als Antwort auf pschroed vom 03.07.2016, 12:17:16
Hallo,


Es stimmt unsere Erfahrung war wirklich ein Extremfall.


Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob es sich um einen solchen "Extremfall" handelt. Das, was du erlebt hast Phil, das war mit Sicherheit Extrem und für dich und deine Geschwister, ja sogar für deine Eltern (bzw. deine Mutter und deinen Stiefvater) absolut verheerend. Sogar aus der Ferne bekomme ich davon einen dicken Klumpen im Magen. Aber mit dem Wort "Extremfall" imliziert man ja, dass das in dem Zusammenhang mit (fanatischen) Religionsgemeinschaften/Sekten ein Extremfall sei und damit quasi auch ein seltener Fall. Aber ich glaube dass immer da, wo Menschen indoktriniert (und man sich eben grade solche schwachen Menschen wie deinen Stiefvater aussucht für diese Indoktrination) werden solch schreckliche und Menschenverachtende "Ausgänge" fast vorausprogrammiert sind.
Nämlich immer dann, wenn irgendwas nicht so glatt geht wie die entsprechende Gruppe das gerne hätte.

Wäre das nicht so, dann wäre es ja auch vollends egal wenn die Religionsgemeinschaften, Sekten und sonstigen Verrückten dieser Welt tun würden was sie nicht lassen möchten. Aber ich denke das das eigentlich eher nicht so ist, bzw. nicht so sein sollte.

Liebe Grüße
Andrea
Bago
Bago
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Bago
als Antwort auf Sirona vom 03.07.2016, 11:05:29
Die Anfang ,um bei eine Sekte zu kommen, kann schon anfangen bei ein Geburtstagfeier oder bei einem Kaffeautomat.Meistens kommt man mit Sekten in Berührung durch Begeirterung von Fruende,Bekannte oder Verwandten.Kein Sekte entsteht ohne ein Bedürfnis nach erleuchtete Gedanke oder :dazu gehören bei einer Gruppe.Man sucht Wärme,Liebe,Identität oder Sicherheit. Indie Sekte werden diese Gefühle befriedigt.Sachverständige sprechen von ´LOVE BOMBING´.
Es ist sehr wichtig bei das Gewinnen von neuen Sektemitglieder.
Viel Aufmerksamkeit und ermutigen von der Gruppe.Auch der Sektenführer,meistens charismatisch) redet viel mit Anwärter und weil er meistens auch menschenkenntis hat enthüllt er deine Problemen . Man möchte dann gerne diese Problemen lösen und er ist der richtige Mensch der dabei behiflich ist. Dann ist der Weg zu Sektemitglied nicht sehr gross mehr.Aber danach verändert sich diese liebevolle Haltung in psychische Zwang, Einschüchterung und seksueller Misbrauch.
Man muss immer mehr leisten und wenn man dann aus diese Sekte verlassen will versuchen die mit allem Gewalt die Menschen zu halten durch Stalking und Drohungen.
Wenn man dann aus diese Sekte weg ist kriegt man meistens psychi sche Problemen,denn nachdem man Jahre nicht mit in das normale Leben war kommen die auch nicht mehr zurecht. Sehr often keine Beziehung mehr und kommt meitens die Einsamkeit. Bei Kinder ist es noch schlimmer,geistliche indoktrination in der Jugendzeit könnte als Resultat haben ,dass diese Menschen nie mehr richtig funktionieren können. Man sollte vielmehr diese Sekten im Auge behalten und viel mehr Hilfe bieten an ex-sektemitglieder.

Noch eine Kleinigkeit in eigene Sache.Als gebürtige Ausländer versuch ich immer Deutsch zu schreiben ,aber ich bin davon überzeugt , dass es nicht so toll ist aber hoffentlich versteht ihr es.

Bago

Anzeige