Religionen-Weltanschauungen Machen Sekten krank?

Sirona
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Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Bago vom 03.07.2016, 15:52:38
Hallo Bago, ich denke dass Deine Deutschkenntnisse gar nicht so schlecht sind, denn Du hast es auf den Punkt gebracht und sehr gut beschrieben wie sich insbesondere Sektenführer und langjährige Mitglieder einer Sekte Interessierten gegenüber benehmen. Genau das konnte ich bei den ZJ feststellen; solange ich bereit war die vorgelegten Schriften und Erklärungen der WT zu lesen, wurde ich zuvorkommend behandelt. Als ich dann aber meine Zweifel äußerte und ich nicht mehr bereit war der Wachturm-Lehre zuzustimmen, bemühte man sich auch nicht mehr um mich. Ich habe mich dann auch mit der Geschichte und Entstehung dieser Sekte intensiv auseinandergesetzt, wodurch meine Skepsis dann auch bestätigt worden ist. Natürlich wurde dies von den Zeugen nicht gern gesehen, denn es wird davor gewarnt weltliche Bücher zu lesen; aus der Sicht der Zeugen-Führung verständlich, denn aufgeklärte Menschen können nicht beeinflusst bzw. manipuliert werden.

Bei meiner Tochter lag die Sache etwas anders, sie hat während eines Kongresses der Wachturmgesellschaft in München ihren Mann kennengelernt und sich in ihn verliebt. Beide fühlen sich in dieser Gemeinschaft wohl und machen eigentlich einen ganz zufriedenen Eindruck. Und solange sich meine Tochter wohl fühlt, werde ich auch nichts mehr unternehmen sie auf die vielen Ungereimtheiten der Wachturm-Lehre hinzuweisen.
Meine drei Söhne und deren Familien akzeptieren die Entscheidung ihrer Schwester; wir vermeiden religiöse Themen und können somit völlig normal miteinander umgehen.

LG Sirona
pschroed
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Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Sirona vom 03.07.2016, 16:42:07


Bei meiner Tochter lag die Sache etwas anders, sie hat während eines Kongresses der Wachturmgesellschaft in München ihren Mann kennengelernt und sich in ihn verliebt. Beide fühlen sich in dieser Gemeinschaft wohl und machen eigentlich einen ganz zufriedenen Eindruck. Und solange sich meine Tochter wohl fühlt, werde ich auch nichts mehr unternehmen sie auf die vielen Ungereimtheiten der Wachturm-Lehre hinzuweisen.
Meine drei Söhne und deren Familien akzeptieren die Entscheidung ihrer Schwester; wir vermeiden religiöse Themen und können somit völlig normal miteinander umgehen.

LG Sirona


Wenn beide Partner von der Lehre der ZJ. überzeugt sind dann mag es sein daß sie zufrieden sind und sich an diese Einschränkungen gewöhnen und daran gewohnt sind nicht mehr an dem weltlichen teilzunehmen, sowie auch das absolutes ablehnen einer Blut-Tranfusion akzeptieren.

Würde mein Sohn oder Tochter zu irgendeiner Gemeinschaft oder Sekte konvertieren, dann muß man leider loslassen es ist ihr Leben.

Phil.
Sirona
Sirona
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Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf pschroed vom 03.07.2016, 17:59:25
Phil, Du erwähnst die Verweigerung von Bluttransfusionen durch die Zeugen. Dieses Verbot macht nicht nur krank sondern hat schon vielen Zeugen das Leben gekostet. Vor Jahren brachte mich meine Tochter in ernste Schwierigkeiten; sie stand vor einer Blinddarm-OP, die glücklicherweise nicht durchgeführt werden musste, es war nur eine leichte Reizung. Doch sie verlangte von mir das Versprechen im Notfall keiner Bluttransfusion zuzustimmen. Was da in mir vorging kann sich wohl jeder ausmalen und auch meine Dankbarkeit, dass mir eine solch schwere Entscheidung genommen worden ist.

Die Gesellschaft hat möglicherweise wegen der vorgekommenen Todesfälle ihre Richtung gewechselt, indem sie kein unbedingtes Verbot mehr ausspricht sondern eine diesbezügliche Entscheidung jedem Zeugen selbst überlässt (das ist auch inzwischen mit dem Wehrdienst so, bei dessen Verweigerung vor Jahren noch viele junge Männer im Gefängnis gelandet sind.) Aber eines steht fest, Zeugen werden auch weiterhin eine Bluttransfusion ablehnen, da mit Sicherheit in den Schulungsprogrammen immer wieder auf die entsprechende Bibelstelle hingewiesen bzw. das mosaische Gesetz angeführt wird – sich des Blutes zu enthalten. Den wahren Hintergrund dieser Aussage hat man entweder nicht erkannt oder aber absichtlich falsch interpretiert, um Druck auf die Mitglieder ausüben zu können.

LG Sirona

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yuna
yuna
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Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von yuna
als Antwort auf Sirona vom 03.07.2016, 11:02:31
Mit dem "Heimkehren" war die dauernde Rückkehr ins Elternhaus gemeint, das nicht am Bodensee sondern in Baden-Württemberg liegt. Besuche sind selbstverständlich erlaubt.


Hallo Sirona,

danke dir für die Erklärung :)
Dann lebt er jetzt also auf "Klinikboden", hat dort eine eigene Wohnung oder ähnliches und hat da auch jemanden gefunden, mit dem er zusammenleben möchte?

Ich fragte deshalb, weil ich überlegt hatte, ob es ab einem bestimmten Punkt sinnvoll ist einen Menschen aus seiner eigenen Welt zu reißen, wenn die Folge ist, dass er dann dan Rest seines Lebens in der geschlossenen oder so verbringt. Weißt du, was ich meine?

Aber in deinem geschilderten Fall kam die Hilfe dann wohl noch gerade rechtzeitig. :)

Ich teile übrigens teilweise die Ansichten hier, dass Menschen, die in Sekten landen, innerlich ohnehin schon gegen irgendwas kämpften - sei es gegen ihre Unsicherheit, das Gefühl nirgends dazu zu gehören, keine Lebensziele zu haben, etc.
All das sind Dinge, die Sekten bieten - vor allem das Gefühl der Zugehörigkeit und der Wertschätzung als Mensch.

Menschen die hier stabil sind, sind quasi immun gegen solche Methoden.

Grundsätzlich würde ich Sekten wohl nicht verteufeln - letztendlich hat jeder das Recht auf ein glückliches Leben - und, wenn einige Menschen ihr Glück in einer Sekte finden, dann steht uns Außenstehende es ja nicht zu, das zu bewerten.

Problematisch wird es eben erst dann, wenn Leben außerhalb der Sekten durch diese negativ beinflusst/beeinträchtigt wird - z.B. Menschen, die aus Sekten austreten wollen und dann massiv bedroht werden. Oder eben die aggressive Form, wie einige neue Mitglieder werben bishin zu Kindern, die in Sekten hineingeboren werden (sich also nicht "frei" für sie entscheiden können) und mitunter von anderen Mitgliedern auf die eine oder andere Weise psychisch sowie physisch gequält und/oder missbraucht werden, usw. Gibt ja leider noch unzählige weitere Negativbeispiele. Da zeigt sich dann die hässliche Seite einiger Menschen.

Die Grundidee, eine Gemeinschaft zu gründen, die ihren Zusammenhalt in dem gemeinsamen Glauben an etwas findet, die sich gegenseitig stützt und Kraft durch Hoffnung gibt, finde ich an sich aber nicht schlecht. An der Ausführung hängt es eben oft. Wie bei so vielem auf dieser Welt.
Sirona
Sirona
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Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf yuna vom 03.07.2016, 19:28:23
Yuna, ich sehe es genauso! Es gibt halt Menschen, die eine Führung benötigen und alles im guten Glauben übernehmen, was von „oben“ gesagt wird. Diejenigen fühlen sich in einer Sekte gut aufgehoben. Andere dagegen, die anfangen nachzuforschen und nachzudenken, halten im Laufe der Zeit den dogmatischen Vorschriften, dem Druck, nicht mehr stand und brechen aus. Da sie möglicherweise aufgrund ihrer längeren Mitgliedschaft keine sozialen Kontakte nach außen haben knüpfen können (dürfen) stehen sie in Falle eines Austritts völlig allein da und fallen in ein tiefes Loch. Die Trennung von der bisherigen Gemeinschaft bedeutet völlige Isolation, da in der Vergangenheit geknüpfte Freundschaften jäh abgebrochen werden. In den Augen der Sekte sind sie Abtrünnige, mit denen keine Gemeinschaft mehr gepflegt werden darf. Viele dieser „Abtrünnigen“ benötigen dann psychiatrische Hilfe, damit sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen.

Es könnte durchaus sein dass auch meine Tochter und ihr Ehemann viele Ungereimtheiten der Zeugen-Lehre erkannt haben, aber allein wegen der dann drohenden Isolation in dieser Sekte bleiben. Sie würden ihren ganzen aufgebauten Freundeskreis verlieren, ja sogar die Verwandtschaft ihres Ehemannes würde sie ächten und jeglichen Kontakt abbrechen.

Ob der Sohn meiner Kusine noch in der pietistischen Gemeinde ist kann ich nicht sagen. Aber allein dass er unverheiratet mit seiner Freundin zusammenlebt spricht dafür dass er diese verlassen hat und eigene Wege geht.

Jetzt wurde hier hauptsächlich über die ZJ geschrieben, es gibt allein in Deutschland eine Unmenge christlicher Sekten wie unter Punkt 3 nachzulesen ist.
Sekten in Deutschland

Mich irritiert dies etwas, zumal sich alle auf das Evangelium berufen. Warum also solche Spaltungen? Warum diese Uneinigkeit innerhalb der Christenheit?

LG Sirona
Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Gerdd
Sirona,
es besteht eventuell die Gefahr, daß Sektenmitglieder in einen Zustand geraten, aus dem sie allein nicht wieder herausfinden!?

JA, ich bin der Meinung ´Sekten können krank machen`.
Gerdd

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hema
hema
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von hema
Bin auch der Meinung, dass Sekten krank machen KÖNNEN.

Wenn den Menschen der freie Wille, das selber Denken genommen und Abhängigkeiten verlangt werden, dann können Menschen davon krank werden.

Es kommt auch auf die Ziele an, die Sektenführer erreichen wollen.
samti
samti
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von samti
als Antwort auf yuna vom 03.07.2016, 19:28:23
@ Sirona,
habe deinen Bericht über die ZJ gelesen. Ich möchte dich bitten, etwas richtig zu stellen. Die Bücher, welche du angeblich bei den ZJ gekauft hast, haben dich keinen Pfennig gekostet. Die Bibel und alle Publikationen werden kostenlos abgegeben. Das könntest du ja bei deiner Tochter erfragen, falls dir die Erinnerung da einen Streich spielt. Ich kenne die Zeugen Jehovas schon viele Jahre und es werden so viele Unwahrheiten über sie weiter gegeben. Besonders die Blutfrage betreffend. Es ist eine Tatsache, dass sogar Ärzte, die ohne Blutkonserven operieren (es gibt andere Möglichkeiten)eine bessere und schnellere Gesundung bestätigen. Schon mal darüber nachgedacht, dass Menschen auch an verunreinigten Blut sterben? Ich mache mal einen Vorschlag, den ich selber befolgt habe als ich so negativ dachte, was ich nur von anderen erzählt bekam. Ich besuchte den Königsreichsaal, schaute und hörte mir alles an. Geht doch einfach auch mal hin. Das verpflichtet zu nichts! Ich habe dort Freunde gefunden auf die Verlass ist. Werde nicht aufgefordert Kirchensteuer zu bezahlen (in dem Fall wohl Sektensteuer) Im Übrigen sind die ZJ keine Sekte! Und wenn du weder Weihnachts/Geburtstagsgeschenke machen kannst, nimm einfach jeden anderen Tag deinem Enkel eine Freude zu machen. Wirst du wohl sowieso, denke ich. Aber sieh mal, es haben schon so viele Menschen diese Feiertage abgeschafft, ohne das an Glaubensfragen festzumachen.
Es wurde mehr als ich wollte. Es grüßt dich Samti
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf samti vom 25.07.2016, 08:35:05
Samti, ich denke schon dass ich mir ein Urteil über die ZJ erlauben kann.
Jahrelang habe ich mich wegen meiner Tochter mit den Lehren dieser Sekte intensiv beschäftigt und dabei festgestellt, dass sie die biblischen Überlieferungen auf ihre Organisation umgemünzt haben.
Und was die Freundlichkeit dieser Menschen angeht hält die nur solange an wie man ihre Glaubensansichten teilt. Ist man anderer Ansicht oder bringt sogar Beweise für die falsche Lehre wird man ausgeschlossen und geächtet, sogar von der eigenen Familie. Das ist sektiererisches Verhalten und hat mit christlicher Nächstenliebe gar nichts zu tun.
Du erwähnst die Blutfrage – nun inzwischen wird die Entscheidung jedem selbst überlassen. Fakt ist dass durch dieses Verbot viele Menschen verblutet sind. Wie hätte Jesus gehandelt? Hat nicht er um des Lebens Willen sogar die jüdischen Gesetze außer Acht gelassen? Für Gott und Jesus steht das Leben höher als irgendein Gebot. Und woher will man wissen dass Gott dieses Gebot dem Mose gegeben hat? Jesus hat niemals dieses Gebot für so wichtig erachtet dass er es in besonderem Maße erwähnt hätte.
Wenn man einmal diese Lehre der ZJ mit der Bibel prüft wird man sehr schnell feststellen dass sie alles andere als das wahre Wort vermittelt.

Die Lektüre wird wohl erst in den letzten Jahren kostenlos abgegeben in der Hoffnung auf eine Spende des Käufers. Das hat mit steuerlichen Gründen zu tun, denn die Gesellschaft ist nicht dumm und versucht auch eine Steuer aus diesen Verkäufen zu umgehen.
Außerdem muss der Verkündiger die Lektüre bezahlen die er verbreiten möchte, also kostenlos ist sie auf gar keinen Fall. Die Gesellschaft bekommt durch eine Hintertür (Spenden) ihr Geld für ihre Produkte. Ganz schön raffiniert.

Ich würde Dir einmal empfehlen das Buch von Raymond Franz (ehemaliges langjähriges Mitglied in der oberen Etage Brooklyn) zu lesen „Der Gewissenskonflikt“, dann wirst Du garantiert eine andere Sichtweise von dieser Organisation erhalten. Hier würde ich Dir auch die Rezensionen ans Herz legen, die von unterschiedlichen Lesern hinterlegt worden sind.

Der Gewissenskonflikt

Zudem waren alle Gründer der ZJ (früher Bibelforscher) Freimaurer. Denn die ganze Grundstruktur der Gesellschaft zeigt die Handschrift der Freimaurer-Gesetze, u.a. den absoluten Gehorsam ohne Widerspruch!!!
Du siehst dass ich mich intensiv mit dieser Sekte auseinandergesetzt habe und nicht blauäugig den Menschen glaube, die ja so freundlich sind.
Ich habe dennoch mit meiner Tochter ein gutes Verhältnis, da wir unsere Überzeugungen akzeptieren.

LG Sirona
Sirona
Sirona
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Re: Machen Sekten krank?
geschrieben von Sirona
als Antwort auf samti vom 25.07.2016, 08:35:05
Noch etwas:
Aber sieh mal, es haben schon so viele Menschen diese Feiertage abgeschafft, ohne das an Glaubensfragen festzumachen. (Zitat Samti)

Ich glaube darin liegt ein großer Unterschied. Diese Menschen müssen deshalb kein schlechtes Gewissen haben und auch nicht die Vernichtung Jehovas befürchten, während ein Zeuge bei solchen „Übertretungen“ Gottes Zorn heraufbeschwört, der wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf schwebt. Wer diese Feiertage feiert könnte vor ein Komitee der Zeugen geladen werden. Zeigt er keine Reue oder Umkehr droht der Ausschluss aus der Gemeinschaft mit den drastischen Folgen der Ächtung - sogar langjähriger Freunde.

Es ist doch lächerlich Gott mit solchen Sperenzchen in Verbindung zu bringen, als ob dieser Hohe Geist nichts anderes zu tun hätte als peinlichst genau darauf zu achten, ob die ZJ Geburtstag oder andere Feiertage begehen. Was wäre das für ein Gott?

LG Sirona

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