Soziales Gratismut

olga64
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RE: Gratismut
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 18.09.2018, 11:28:09
 
Gratismut bedeutet auch, nur das sozial Erwünschte zu sagen/zu schreiben und nicht das, was der oder die Jeweilige wirklich denkt und somit geschieht immer mehr eine Aufspaltung zwischen erwünschter und wahrer Meinung in der Gesellschaft. Es gibt Situationen, wo es wichtig ist, gegen den Strom der herrschenden Meinung zu schwimmen und den Gegenwind nicht zu fürchten.

Gruß Mane
 
geschrieben von mane
Ja, da ist viel Wahres dran. Viele Diskutanten in der anonymen Netzwelt schwimmen auch dort mit, wo schon die meisten rumdümpeln. Den Mut, dagegen zu schwimmen, haben sie nicht ,weil sie hier durch eine oft falsch verstandene Harmoniesucht befürchten, nicht mehr gemocht zu werden.
Und dabei wäre es so wichtig  - weil man genau dann wertvolle Kontakte knüpfen kann. Hannes Jaenicke (Schauspieler) drückte es ja so gut aus: wer immer mit der Herde läuft ,sieht nur Ärsche.
Aber man kann natürlich auch einsam sein mit Ansichten und Meinungen, die nicht dem Mainstream entsprechen. DAs muss man aushalten können.
Wer viel jammert und wehklagt, ist nämlich meist nicht allein ,weil man sich immer noch auf das Verschuldungsprinzip einigen kann - meist sind das dies die Politiker, die sowieso unfähig bis korrupt und verachtungswürdig sind.
So billig sollten wir unsere Meinung doch nicht hergeben, oder? Olga
mane
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RE: Gratismut
geschrieben von mane
als Antwort auf Edita vom 18.09.2018, 15:33:12
Was ist das sozial Erwünschte? Mir ist noch kein Mensch untergekommemn, der sich nicht getraut hat mir ins Gesicht oder auf die Taste zu hauen, was er denkt!
Was ist eine erwünschte Meinung und was eine wahre Meinung?
Sprichst Du die wahre Meinung oder die Erwünschte und wenn ja von wem?

Edita

geschrieben von Edita

Hallo Edita,

sozial erwünscht verhält sich jemand, der, wie ich bereits schrieb, nicht das sagt oder schreibt, was er wirklich denkt, sondern das, wovon er glaubt, dass es den gewünschten sozialen Normen entspricht.  Mariana nennt es „Heuchelei“, ich würde es eher Furcht vor Ablehnung oder den Wunsch nach Anerkennung bezeichnen. Derjenige möchte einen „guten“ Eindruck machen und/oder hat Angst vor Auseinandersetzungen.

Auch z.B. bei einem Bewerbungsgespräch verhalten sich manche nicht authentisch, sondern so, wie sie annehmen, dass es den Erwartungen des Gegenübers entspricht. Um einen begehrten Job zu bekommen, stellen sie sich besonders positiv dar – da wird auch mal etwas lockerer mit der Wahrheit umgegangen.

Soziale Anerkennung ist ein Bedürfnis, welches das Vertreten von erwünschten Meinungen begünstigt.

Mane

 
Edita
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RE: Gratismut
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 18.09.2018, 20:25:09
Was ist das sozial Erwünschte? Mir ist noch kein Mensch untergekommemn, der sich nicht getraut hat mir ins Gesicht oder auf die Taste zu hauen, was er denkt!
Was ist eine erwünschte Meinung und was eine wahre Meinung?
Sprichst Du die wahre Meinung oder die Erwünschte und wenn ja von wem?

Edita

geschrieben von Edita
Hallo Edita,

sozial erwünscht verhält sich jemand, der, wie ich bereits schrieb, nicht das sagt oder schreibt, was er wirklich denkt, sondern das, wovon er glaubt, dass es den gewünschten sozialen Normen entspricht.  Mariana nennt es „Heuchelei“, ich würde es eher Furcht vor Ablehnung oder den Wunsch nach Anerkennung bezeichnen. Derjenige möchte einen „guten“ Eindruck machen und/oder hat Angst vor Auseinandersetzungen.
Aber doch nicht in Unterhaltungen, Diskussionen oder Streitgesprächen, wie sie hier oder anderswo stattfinden, und da sehe ich überhaupt keinen Unterschied, ob die jetzt virtuell oder real stattfinden!
Da geht es doch im Großen und Ganzen um nichts, es hat keine persönlichen, einschneidenden sozial gesellschaftlichen Folgen!
Was anderes ist, wenn ich mich z.B. in einer Fa. bewerbe und erzähle beim Vorstellungsgespräch, daß ich, meinetwegen als alleinerziehende Mutter schon ziemlich gestresst und genervt bin und deshalb wert darauf lege, daß es im Job ruhig zugeht, wer das macht wird auf ewig arbeitslos bleiben!
Oder .... ich nehme an einer Sucht-Studie teil, die wissen will, ob ich gerne ein Feierabendgläschen trinke, wenn ich weiß, daß ich ab zwei Gläschen jeden Tag zu den Alkoholikern zähle, will ich das nicht einsehen und mach aus den zwei Gläschen jeden Tag - zwei Gläschen in der Woche - denn das ist sozial erwünscht!
Wenn mir aber wurscht ist, was sozial erwünscht ist und die von mir denken, trage ich ein, was ich wirklich jeden Tag "zur Entspannung" zu mir nehme!
Soziale Erwünschtheit beruht auf direkten Fragen und Antworten innerhalb eines Gremiums, dem man sich in irgendeiner Form stellen muß, und es von meinen Antworten abhängt, wie ich beurteilt werde!
Auch z.B. bei einem Bewerbungsgespräch verhalten sich manche nicht authentisch, sondern so, wie sie annehmen, dass es den Erwartungen des Gegenübers entspricht. Um einen begehrten Job zu bekommen, stellen sie sich besonders positiv dar – da wird auch mal etwas lockerer mit der Wahrheit umgegangen.
Es gibt keine Person, außer sie ist "strohdumm", die sich bei einem Bewerbungsgespräch total authentisch verhält und erzählt, daß sie morgens nur äußerst schwer vom Bett rauskommt, daß sie dann erst eine Std. Ruhe braucht, daß sie äußerst aggressiv reagiert wenn andere Fehler machen, daß sie Chefs, die Krawatte tragen nicht ausstehen kann, daß sie mittags zur Entspannung ein Gläschen braucht, daß sie Stress nicht ab kann, daß nichts wichtiger ist als pünktlicher Feierabend, usw.!
Es gibt auch so etwas wie soziale Spielregeln, die einer vielfäligen Gesellschaft, die sich aus noch vielfältigeren Individuen zusammensetzt, so etwas wie Struktur verschafft, damit sie funktionieren kann! Und das hat mit Heuchelei, Feigheit und Unehrlichkeit nichts zu tun, eher mit dem Willen so wenig dafür zu tun, daß ich zum Einzelgänger werde, es sei denn, es ist genau das, wie ich leben möchte!
Soziale Anerkennung ist ein Bedürfnis, welches das Vertreten von erwünschten Meinungen begünstigt.

Mane

geschrieben von mane

Und das ist nicht per se ein Fehler oder ein Nachteil und hat schon drei mal nichts mit GRATISMUT zu tun!
Mut braucht der Mensch wenn er seine Angst überwinden will oder muß, mit GRATISMUT werden Leute bedacht, denen man unterstellt, manchmal vielleicht sogar zu recht, so genau habe ich das nicht untersucht, denen man ihren ehrlichen Ansatz, sich für eine Sache einzusetzen, nicht abnimmt, die sich nur wichtig machen wollen, die keine Angst haben müssen, sich dabei in die Nesseln zu setzen, die im schlimmsten Falle nichts "opfern" müssen!
Darum finde ich, daß Deine Version von GRATISMUT schlichtweg falsch ist, aber nun gut - darum diskutieren wir ja!

Edita

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mane
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RE: Gratismut
geschrieben von mane
als Antwort auf werderanerin vom 18.09.2018, 16:38:33
Als Außenstehender ist es immer leicht, Stellung zu nehmen und zu urteilen, das war schon immer so, kommt man aber mal in eine ganz bestimmte, heikle Situation und das kann ja manchmal ganz schnell gehen..., wird man ganz sicher sehr schnell überlegen müssen, was zu tun ist, denn es könnte ja auch für einen selbst spektakulär und gefährlich werden.

Ich persönlich würde mich wohl nie bei großen Tumulten "einmischen", Held spielen..., weil ich einfach nicht lebensmüde bin aber sollte Hilfe vonnöten sein, würde ich immer entspr.Nummern wählen und das zügig.

Anders wäre es aber, wenn Kinder in Not wären und ich irgendwelche Misshandlungen o.ä. sehen würde..., da würde ich wirklich einschreiten , Andere ansprechen und parallel Hilfe rufen !!!

Ich würde Kinder nie ihrem Schicksal überlassen, dazu liegen sie mir viel zu sehr am Herzen !

Kristine


Hallo Kristine,

auch mir liegen Kinder besonders am Herzen und ich würde wahrscheinlich impulsiv versuchen, sie aus einer Gefahrenzone zu bringen. Was bereits vor einigen Jahren passiert ist, wobei ich mir große Verletzungen zugezogen habe. Eine überlegte Handlung war das nicht und im Nachhinein sehr unvernünftig. Besser ist es, wie du auch schreibst, andere Menschen gezielt anzusprechen, die Polizei rufen usw...

Wie aber ist es in Extremsituationen, wo es ums eigene Überleben gehen könnte? Ist sich da, allem Gratismut zum Trotz, jeder sich selbst der nächste? Gilt dort nicht eher das Recht des Stärkeren? Wie eine Untersuchung bei insgesamt 18 untergegangenen Schiffen zeigt, haben Frauen schlechtere Überlebenschancen als Männer und Kinder die schlechtesten.

„Für ihre Studie hatten die Forscher Mikael Elinder und Oscar Erixson von der Uppsala Universität 18 Schiffsuntergänge von 1852 bis 2011 untersucht. Insgesamt erfassten sie damit das Schicksal von 15.000 Passagieren aus 30 Ländern.“




Im Ernstfall gilt das Recht des Stärkeren - Selbstlosigkeit geht zuerst über Bord

Gruß Mane
werderanerin
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RE: Gratismut
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf mane vom 19.09.2018, 09:42:03

Ja, so ist es wohl...im Ernstfall gilt das "Recht" des Stärkeren aber dennoch würde ich wohl zumindest bei Kindern immer irgendwie einschreiten und helfen, wie auch immer. Man muss ja nicht als Held aus der Sache rausgehen, nur wegschauen geht garnicht !!!

Kristine

mane
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RE: Gratismut
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 18.09.2018, 18:32:46
 
Gratismut bedeutet auch, nur das sozial Erwünschte zu sagen/zu schreiben und nicht das, was der oder die Jeweilige wirklich denkt und somit geschieht immer mehr eine Aufspaltung zwischen erwünschter und wahrer Meinung in der Gesellschaft. Es gibt Situationen, wo es wichtig ist, gegen den Strom der herrschenden Meinung zu schwimmen und den Gegenwind nicht zu fürchten.

Gruß Mane
 
geschrieben von mane
Ja, da ist viel Wahres dran. Viele Diskutanten in der anonymen Netzwelt schwimmen auch dort mit, wo schon die meisten rumdümpeln. Den Mut, dagegen zu schwimmen, haben sie nicht ,weil sie hier durch eine oft falsch verstandene Harmoniesucht befürchten, nicht mehr gemocht zu werden.
Und dabei wäre es so wichtig  - weil man genau dann wertvolle Kontakte knüpfen kann. Hannes Jaenicke (Schauspieler) drückte es ja so gut aus: wer immer mit der Herde läuft ,sieht nur Ärsche.

Hallo Olga,
Hannes Jaenicke ist, wie ich erfahren habe, nicht nur Schauspieler und Autor, sondern auch Umweltaktivist und setzt sich gegen Rassismus, Rechtsextremismus und gegen Organisationen wie PEGIDA ein. Er plädiert für mehr Mut, Querdenken und sein Buch hilft vielleicht, das eigene Denken und Handeln auch einmal zu hinterfragen.
 

Hannes Jaenicke spricht von seinen "Helden des Alltags".

Mir imponieren die jungen Leute, die sich weitgehend friedlich gegen die Abholzung und Braunkohleförderung des Hambacher Forstes einsetzen, ohne dass ich hier über dieses Thema diskutieren möchte, was ja schon an anderer Stelle geschieht.
Ziviler Ungehorsam kennt viele Beispiele, dass beharrlicher Protest auf lange Sicht etwas bewirken kann, wie u.a. die Frauenbewegung gegen den alte Paragraphen 218 zeigte.

Gruß Mane

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olga64
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RE: Gratismut
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 19.09.2018, 10:17:32

Zu Hannes Jaenicke habe ich eine sehr differenzierte Meinung: ausser in Californien wohnt er auch hier am See und hat sich eine alte Scheune sehr ,sehr schön umbauen lassen, was ihm von Herzen vergönnt ist.
In diesem Dorf, wo er wohnt, gibt es seit Jahren einen kindischen Hick-Hack um einen Bootsanlegeplatz für ein Polizeiboot,das ja irgendwo andocken muss, wenn es am See nicht im Einsatz ist.
Dagegen wird "gekämpft", wie es nur in einer Gesellschaft stattfinden kann, der es einfach zu gut geht. Der Vorgängerkampf war übrigens eine Markise in einem See-Café, gegen das die Leute "rebellierten", weil ihnen die Sicht zum See etwas genommen wurde. DAss aber die Markise jungen Familien mit Kindern den Aufenthalt ermöglicht, ohne dass sie zu viele schädliche Sonnenstrahlen abbekommen, interessierte diese Egoisten nicht.
Heute Abend ist Herr Jaennicke bei Markus Barth und schildert das Drama des Dorfes mit dem Polizeiboot.
Mir zeigt dies aber, dass Herr Jaenicke schon länger keine guten Filmangebote mehr erhält, wenn er Zeit und Lust hat, in einem Barth-Format aufzutreten.
Ist natürlich meine subjektive Sicht auf diesen Mann, wobei ich aber denke, wenn sich jemand um ein oder zwei Projekte wirklich intensiv bemüht, kommt meist in der Sache mehr raus, als wenn er sich verzettelt, nur um mal wieder ins Gespräch zu kommen. Olga


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