Soziales Heimat

myrja
myrja
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Re: Heimat
geschrieben von myrja
als Antwort auf pippa vom 12.06.2010, 19:07:05
Myrja,

ich meine den Konfliktstoff, den uns die Heimatvertriebenenvereine ziemlich oft beschert haben und ich meine all die Konflikte die durch die Kinder mit Migration-Hintergrund entstehen.
Im Thread "verdummen ..." las ich gerade, dass an den Schulen immer noch Muttersprachen-Unterricht stattfindet. Das ist doch ausgemachter Quatsch, wenn das stimmt. Die Muttersprache lernen sie doch zu Hause, ob wohl ich auch das nicht richtig finde. Die Eltern sollten versuchen, mit ihren Kindern Deutsch zu sprechen.

Meine Mutter hat immer streng darauf geachtet, dass mein Vater nicht in diesem Ruhrpott-Dialekt mit mir sprach. Zu der damaligen Zeit wäre ich dann bestimmt ein Fremdkörper am Jadebusen gewesen.

Warum kann ein Kind mit türkischen oder was auch immer für Vorfahren, das in Bremen geboren wird, denn nicht ein Bremer sein?


Deine letzte Frage ist wirklich interessant. Da gibt es nämlich unterschiedliche Sichtweisen. Die Deutschen sagen, das sind Türken. Die Türken (inzwischen die dritte bis vierte Generation hier, halten sich längst für Deutsche. Ich kenne viele Jugendliche mit Migrationshintergrund, die mir sagen, wir sind hier für Euch die Türken und im Urlaub in der Türkei sind wir für die Türken die Deutschen.
Ja, viele sprechen nicht einmal mehr die Muttersprache. Was wir hier hören und für perfektes Türkisch halten, ist oft ein fürchterliches Kauderwelsch. Hör einmal genau hin, wenn sich Jugendliche mit Migrationshintergrund unterhalten. Entweder sprechen sie ganz auf deutsch oder es ist ein Gemisch aus türkisch und deutsch. Ich halte deshalb auch muttersporachlichen Unterricht nicht für Unsinn. Sonst würde der Bezug zu ihrer Heimat ganz verloren gehen und so Mancher seine Eltern nicht mehr verstehen. Allerdings sollte tatsächlich in erster Linie darauf geachtet werden, dass sie vernünftiges Deutsch lernen.

Alle migrantischen (Kann man das so sagen? Finde gerade kein anderes Wort dafür.) Jugendliche, mit denen ich Kontakt habe, betrachten Deutschland als ihre Heimat. Wohingegen die Eltern ihre Heimat in der Türkei sehen.

Myrja

Nachtrag zu dem Thema "Vertriebene und Heimat" aus Wikipediahttp://de.wikipedia.org/wiki/Heimat

... Auf ähnliche Weise wird vor allem in Kreisen deutscher „Heimatvertriebener“ von der „Heimat im Osten“ gesprochen, die auch die Heimat der im heutigen Deutschland aufgewachsenen Kinder und Kindeskinder der Vertriebenen sei. In diesem Zusammenhang warnt Christian Graf von Krockow davor, in der Heimat etwas anderes als etwas „sehr Konkretes“ zu sehen: „Um es konkret und persönlich zu sagen: Meine Heimat liegt unverrückbar im ländlichen Hinterpommern, in jenem stillen Land jenseits der Oder, das einst zum deutschen Osten gehörte und inzwischen zum polnischen Westen geworden ist.“ Da diese Art von Heimat etwas sehr Persönliches sei, könne Hinterpommern nicht die Heimat seiner anderswo geborenen und aufgewachsenen Nachkommen sein. Durch die „Auflösung ins Abstrakte“ werde der Heimatbegriff ad adsurdum geführt. ...
schorsch
schorsch
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Re: Heimat
geschrieben von schorsch
als Antwort auf pippa vom 12.06.2010, 17:32:45
Heimet

Heimet esch..... jo, was esch d`Heimet?
Säg mer, was macht d`Heimet us?
Esch es dört, wo du hesch g`cheimet?
Esch es dört, wo `du besch z Huus?
I meinti, si seig, wo du geborge,
zfride ond ou glöckli besch;
ou wenn du en Chorb vou Sorge
ond derför kei Batze hesch!
Heimet esch, wo di Familie,
d`Chinder send, ob gross, ob chlii,
ond dört, wo d unter Rose, Lilie
denn einisch möchtsch begrabe sii.

Schorsch
JuergenS
JuergenS
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Re: Heimat
geschrieben von JuergenS
Und Wikipedia sagt:

"Das Wort Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Menschen und Raum. Das Wort kann sich auf eine Gegend oder Landschaft, aber auch auf Dorf, Stadt, Land, Nation, Vaterland, Sprache oder Religion beziehen. Mit dem Wort „Heimat“ können somit nicht nur konkrete Orte (die Heimstätte eines Menschen), sondern ganz allgemein auch reale oder vorgestellte Objekte und Menschen bezeichnet werden, mit denen Menschen sich identifizieren und die sie positiv bewerten. Heimat ist die Gesamtheit der Lebensumstände, in denen ein Mensch aufwächst. Auf sie wird seine Psyche geprägt, ihnen „ist er gewachsen“. Was Heimat bedeutet, erfährt insbesondere der im Exil, in der Fremde Lebende. Gegenüber der Fremde wird Heimat im utopischen Sinne auch als der erst noch herzustellende Ort in einer Welt jenseits der Entfremdung verstanden."

Auch nicht schlecht, nicht wahr. Es gibt also nichts Indiviuelleres als Heimat, da könnten wir ein eigenes Forum aufmachen. Ich wüßte gar nicht, wo ich anfangen soll, drum bleib ich bei dem einfachen:

"Ubi bene, ibi patria", und das können temporär auch verschiedene Orte oder Beziehungen sein.

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schorsch
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Re: Heimat
geschrieben von schorsch
als Antwort auf JuergenS vom 13.06.2010, 10:58:52
Die schönste Heimat haben die Österreicher;

da ist das "Heim" und das "at" gleich enthalten (
olga64
olga64
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Re: Heimat
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 13.06.2010, 10:58:52
Für mich war und ist Heimat immer dort, wo ich gut und zufrieden leben kann. Was nützt mir z.B. Kleinkleckersheim, wo ich evtl. geboren und aufgewachsen bin und welches ich als Heimat bezeichne, wenn ich ohne Einkommen bin?
Ich bin aufgrund meines spezifischen Heimatbegriffes auch Jahrzehnte viel in der Welt rumgekommen, was mir nie geschadet hat - und dann zurück in die Gegend (Bayern) gegangen, wo ich mal geboren wurde (worauf ich keinen Einfluss hatte). Aber für diesen Luxus - in Bayern zu leben - ist es nötig, vorher einiges angesammelt zu haben. Olga

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