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Umwelt und Klima Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?

ReWo47
ReWo47
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Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ReWo47
Ich finde es erstaunlich, daß, seitdem von karl am 14.02.2013 im Brett “Umwelt und Klima“ bekanntgegeben wurde: “Wir haben jetzt einen Experten für Umwelt & Energiewirtschaft im Seniorentreff...“, diese Chance noch nicht wirklich wahrgenommen wurde. Ich räume allerdings ein, daß ich möglicherweise, als unerfahrener Neuling im ST, die entsprechenden Beiträge auch nur noch nicht gefunden oder bisher übersehen habe.

Nun zu meinem Thema:
Bei Spiegel-Online wurde am 03.04.2013 eine neue Greenpeace-Gesundheitsstudie vorgestellt, die besagt, daß die Emissionen der Deutschen Kohlekraftwerke allein im Jahr 2010 zu über 3100 verfrühten Todesfällen geführt hätten ( Spiegel-Online vom 3.4.2013 ). Und das mit steigender Tendenz, wegen des gesteigerten Kohleeinsatzes seit der beschlossenen Energiewende. Verursacht werden diese verfrühten Todesfälle wohl nicht durch die CO2-Emissionen der Kraftwerke, die lt. Umweltbundesamt immerhin mehr, als 42% der CO2-Gesamtemissionen ausmachen (zum Vergleich: der gesamte Kfz-Verkehr trägt lediglich mit ca 20% dazu bei, wird aber politisch und öffentlich am heftigsten verteufelt), sondern durch giftige Stickoxide, Schwefeldioxid, Feinstaub und giftige Metalle, die unter anderem zu Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs und Herzinfarkten führen.

Was noch dazu kommt, jedoch unverständlicherweise nur selten diskutiert wird ist, daß Kohlekraftwerke weitaus mehr radioaktive Stoffe freisetzen, als beim Betrieb von Kernkraftwerken jemals freigesetzt wurden und werden, da Kohle natürlicherweise radioaktive Isotope von verschiedenen Elementen enthält. In einer Veröffentlichung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) kann man nachlesen, daß innerhalb einer 100-Jahres-Periode (1940 bis 2040) weltweit insgesamt über 800.000 t Uran und 2 Millionen Tonnen radioaktives Thorium durch Kohlekraftwerke in die Umwelt (sprich: in die Atmosphäre) freigesetzt sein werden ( BUND - Radioaktive Emissionen aus Kohlekraftwerken ).

Nachdem die Bundesregierung den Atomausstieg und zum Ausgleich den verstärkten Ausbau von Kohlekraftwerken beschlossen hatte, konnte man lesen, daß gleichzeitig ein neues Verfahren entwickelt wurde, bei dem das bei der Verbrennung anfallende Kohlendioxid abgeschieden und später in fester Form eingelagert werden sollte (CCS-Verfahren, “Carbon Dioxide Capture and Storage“). Abgesehen davon, daß es bereits jetzt die gleichen Streitigkeiten um die CO2-Endlager gibt, wie um die Endlagerstätten für abgebrannte Kernbrennstäbe, muss man sich außerdem klar machen, daß bei der Verbrennung von jedem Kohlenstoff-Atom, zwei Sauerstoff-Atome aus der Atmosphäre 'gestohlen' und anschließend unwiederbringlich vergraben (eingelagert) werden. Würde das auf lange Sicht nicht zu einer Verringerung des Sauerstoff-Gehaltes in der Erdatmosphäre führen?

Meine Frage an Dieter Seifried - und selbstverständlich auch an alle anderen Experten im ST, die ihre Meinung zu diesem Thema sagen wollen - ist nun:
War der 'Atomausstieg' eine übereilte Entscheidung? Wird hier 'der Teufel mit Beelzebub' ausgetrieben?

ReWo47
Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ReWo47 vom 15.04.2013, 22:10:14
Deine Ausführungen nehme ich mal als seriös recherchiert und somit wahr hin.
Sie gehen aber generell am Thema, am Grund für den Atom-Ausstieg um jeden Preis vorbei.

Und das ist der GAU (Beispiel Fukushima).
Der unkontrollierte Ausbruch des Reaktores.
Besonders die eines Einkreis-Reaktores.
Und genau die werden abgeschaltet.
Was auch genau richtig ist.

Wir werden um Atomkraft auf Dauer nicht herumkommen,
aber bis zur 'Serienreife' sind da noch ein 'paar Kleinigkeiten' zu klären.
Auch die Sache der Zwischenlagerung - und zwar so lange bis wir wissen was mir mit den Resten anfangen können.
Darüber forscht CERN.

So lange könnte man auch die Zweikreis- Reaktoren auf Sparflamme fahren, aber das ist technisch nicht so ohne weiteres möglich.

Ich stimme Dir zu,
dass Kohlekraftwerke die größten Dreckschleudern sein können.
Dennoch kommen wir wohl momentan nicht darum herum, so böse sie auch sein mögen.

Hab ich was vergessen?
Ja, die Frage wer das bezahlt.
Der Verbraucher. Sowohl bei Kohle als auch Atom.
Kohle ist begrenzt in der Menge, Atom nicht.
So werden wir -wie gesagt- nicht um Atom herumkommen.
ReWo47
ReWo47
Mitglied

Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ReWo47
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.04.2013, 23:28:16
"Deine Ausführungen nehme ich mal als seriös recherchiert und somit wahr hin.
Sie gehen aber generell am Thema, am Grund für den Atom-Ausstieg um jeden Preis vorbei."


Wie soll ich das verstehen? Wie können meine Ausführungen am Thema "Grund für den Atom-Ausstieg um jeden Preis" vorbei gehen, wenn der Atomausstieg garnicht mein Thema war? Die Gründe für den schnellen Ausstieg sind ja auch hinreichend bekannt (Fukushima) - der eigentliche Ausstieg wurde jedoch schon früher, in der Schröder-Aera beschlossen, nur nicht so schnell.

Um trotzdem kurz auf Deinen Beitrag einzugehen: Möglicherweise hast Du recht damit, daß wir auf lange Sicht nicht um die Rückkehr zur Kernenergie herumkommen, vielleicht aber auch nicht. Es wird sicherlich intensiv an den Alternativen gearbeitet, ich setze große Hoffnung in die Entwicklung von neuen Technologien. Falls die Rückkehr zur Kernenergie aber dennoch unumgänglich sein sollte, dann ist es schade, daß unsere eigene Weiterentwicklung der Kraftwerk-Technologie wegen des Ausstiegs auf der Strecke geblieben ist und wir dann auf Französische (oder vielleicht auch Chinesische) Kernkraftwerke zurückgreifen müssten.

ReWo47

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Karl
Karl
Administrator

Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ReWo47 vom 16.04.2013, 06:06:17
Lieber ReWo,

Deutschland hat 2012 bereits mehr Strom exportiert als importiert. Es fehlt nicht an der Quantität der Erzeugung, sondern m. E. (noch) an der Speicherfähigkeit der erneuerbaren Energien. Ich hoffe doch sehr, dass keine Rückkehr zur Atomenergie mehr notwendig sein wird.

Du hast deutlich gemacht, dass aber auch Kohlekraftwerke keine wirkliche Lösung sind. Wie bewertest Du Gaskraftwerke?

Noch ein Wort zu dem "Lagern" von CO2 im Erdboden. Du hast die Frage aufgeworfen, ob dadurch der Atmosphäre nicht Sauerstoff gestohlen würde. Gibt es dazu Zahlenabschätzungen, ob das tatsächlich ins Gewicht fallen könnte? Richtig ist, dass die Photosynthese Sauerstoff aus CO2 nur freisetzen und nicht etwa de novo entstehen lassen kann.

Übrigens, herzlich Willkommen im Kreis der Diskutanten. Ich schätze schon jetzt Deine sachliche Art und inhaltliche Kompetenz,

Karl
Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ReWo47 vom 16.04.2013, 06:06:17
"Deine Ausführungen nehme ich mal als seriös recherchiert und somit wahr hin.
Sie gehen aber generell am Thema, am Grund für den Atom-Ausstieg um jeden Preis vorbei."
Wie soll ich das verstehen? Wie können meine Ausführungen am Thema "Grund für den Atom-Ausstieg um jeden Preis" vorbei gehen, wenn der Atomausstieg garnicht mein Thema war? Die Gründe für den schnellen Ausstieg sind ja auch hinreichend bekannt (Fukushima) - der eigentliche Ausstieg wurde jedoch schon früher, in der Schröder-Aera beschlossen, nur nicht so schnell. ReWo47
Hier wird machnmal viel Gequirltes eingestellt, von dem man vor allen Dingen annehmen kann, dass es falsch und bewusst provozierend sein soll.
Das habe ich mit meiner Bemerkung bei Deinem Beitrag ausdrücklich ausgeschlossen.

Aufgrund des eilig beschlossenen und durchgeführten Ausstiegs aus der A-Energie kommen wir auf Dauer (wahrscheinlich auch kurzfristig) nicht um den überhasteten Ausbau anderer Quellen umhin.
Deswegen müssen wir wohl abwägen Kohle gegen A-Kraft.
Und dabei noch gehörig aufpassen, nicht in die nächste Falle zu tappen.
So war mein Beitrag gemeint; also als Ergänzung zu Deinem Beitrag.

Und dass beides teuerer wird, ist uns sicher allen klar; das aber nur am Rande.
ReWo47
ReWo47
Mitglied

Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ReWo47
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.04.2013, 10:34:22
Hallo digizar,

danke für die Klarstellung

Gruß,
ReWo47

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ReWo47
ReWo47
Mitglied

Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ReWo47
als Antwort auf Karl vom 16.04.2013, 08:34:47
Lieber Karl


...Du hast deutlich gemacht, dass aber auch Kohlekraftwerke keine wirkliche Lösung sind. Wie bewertest Du Gaskraftwerke?
Karl
geschrieben von karl


Leider bin ich kein Experte in Sachen Kraftwerktechnik, aber als interessierter Laie würde ich vermuten, daß die CO2-Bilanz bei Gaskraftwerken nicht viel anders sein kann, als bei den Kohlekraftwerken, da es sich bei dem zugeführten Gas doch in den meisten Fällen ebenfalls um einen fossilen Brennstoff handelt. Lediglich bei den Feinstäuben und radioaktiven Emissionen wird es vermutlich besser aussehen.


Noch ein Wort zu dem "Lagern" von CO2 im Erdboden. Du hast die Frage aufgeworfen, ob dadurch der Atmosphäre nicht Sauerstoff gestohlen würde. Gibt es dazu Zahlenabschätzungen, ob das tatsächlich ins Gewicht fallen könnte?
Karl
geschrieben von karl


Da mir die O2-Ausdünnung der Atmosphäre als unabwendbare Konsequenz des "Vergrabens" von CO2 erscheint, ich aber bisher leider keine Informationen darüber gefunden habe, habe ich ja diesen Punkt bereits selbst in meinem ursprünglichen Beitrag als Frage formuliert. Das wäre aber z.B. eine Frage an Dieter Seifried. Bei meinen eigenen Recherchen bin ich auf ein "Special Issue on Carbon Capture & Storage" der Zeitschrift "Chemical Engineering Research and Design" gestossen, die ich natürlich nicht vollständig gelesen habe Die Titel der Artikel in dieser Zeitschrift und einige stichprobenmäßig angesehenen abstracts haben jedoch keinen Hinweis auf das Sauerstoff-Ausdünnungsproblem geliefert (siehe http://www.sciencedirect.com/science/journal/02638762/89/9 ).

ReWo47
olga64
olga64
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Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.04.2013, 10:34:22
Der eilig beschlossene Ausstieg aus der A-Energie scheint ja auch viele betrügerische STromlieferanten-Firmen auf den Markt gebracht zu haben. Soeben erfahren wir von Flex-Strom, die Tochtergesellschaften mit wahrhaft blumigen Namen hatten, wodurch sich dann Kunden motiviert fühlten, für wirklichen "grünen Strom" erst mal stramm in Vorkasse zu gehen. Das Geld ist nun weg - STrom fliesst weiterhin, aber ob es wirklich Blümchen-STrom ist oder nicht doch Atomstrom? Wer weiss - vielleicht hat ja das Männchen hinter dem Schalter, das für die Verteilung zuständig ist, gekündigt? Olga
schorsch
schorsch
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Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 16.04.2013, 17:18:48
Kleines Ratequiz:

Wenn ein Stromanbieter "grünen" Strom für 20`000 Abonnenten hat, es melden sich aber 100`000 Interessenten dafür an, was macht dann der schlaue Stromanbieter?
Re: Wie gefährlich sind Kohlekraftwerke?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 17.04.2013, 09:46:34
Äh..., Schorsch, steht da in den AGBs, dass NUR Grünfutter geliefert wird?

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