Auf die Wortwahl kommt es an


Heute Morgen lese ich als Überschrift im Internet: Selenskyj (ukrainischer Präsident) pocht auf baldigen EU-Beitritt.

Das Wort "pocht" wird sofort wieder den Unmut von vielen automatisch hervorrufen. Warum kann da nicht stehen, dass er bittet oder wünscht, dass es möglich gemacht werden soll........

Werden wir so durch die Wortwahl beeinflusst?
Was hat er wirklich gesagt? Wer hat übersetzt?


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Kommentare (2)

indeed

Hallo Lenova,

Wörter können scharf sein wie ein Schwert. Die korrekte Auswahl in ihrer Bedeutung wird immer mehr missachtet, meine ich, weil man möglichst aufreisserisch thematisieren möchte und sich dadurch mehr Erfolg verspricht.

Bei vielen Menschen löst es nach meinem Dafürhalten jedoch das Gegenteil aus und ist in erster Linie kontraproduktiv. Diese "Lässigkeit", gewollt oder nicht, kann man in vielen Medien feststellen und mir macht es Sorge.

Wenn ich z.B. an Herrn Melnyk denke, wie er beleidigend und fordernd zugleich zu dem Gastland spricht, in dem er als Diplomat lebt, so frage ich mich, welche Ausbildung hat er genossen oder sind seine Werte so niedrig? Da fehlte in manchen Situationen einfach die Diplomatie. Dann wird von Seiten der Medien auch eher negativ berichtet, warum Scholz nicht "stand-by" flugs in die Ukraine fuhr, weil man auch von dort aus sich unfair benahm.
Vergleiche ich es allerdings mit vielen Geflohenen kommt ein ganz anderer Ton rüber und man ist dankbar für die humanitäre Hilfe, die ihnen widerfährt.
Vergessen wir aber auch nicht den Botschafter zu Trumps Zeiten, der auch ziemlich ungehörig und anmaßend auftrat. 

Um zu Deutschland zu kommen, auch hier wird mit Kalkül gehetzt seitens der Opposition vom ersten Tag auf an, als diese Ampelkoalition ihre Regierungsgeschäfte übernahm und machte sie für Dinge verantwortlich, die in der Vergangenheit hauptsächlich durch die CDU/CSU aufgrund der Mehrheitsverhältnisse durchgesetzt wurden.
Das stößt auch ab. Dabei hatte ich für viele Jahre die CDU gewählt. 

Man könnte hier noch viel dazu sagen. Leider führt es zu nichts. Man kann nur hoffen, dass Menschen an Schaltstellen der Politik ganz besonders darauf achten sollten, nicht zu verletzen. Kritik auszusprechen ist für mich zwar wichtig und wird begrüßt, wenn man seine Werte und Meinung in einer Art vorträgt, ohne Beleidigungen einer Person oder gar eines Volkes sich zu bedienen, auskommt. Das setze ich für eine gute Kinderstube voraus und natürlich auch der Bildung.

Du hast für mich etwas Elementares zum Völkerverständnis angesprochen, wie auch im kleinen privaten Kreis. Die Welt wäre ein Stück besser, wenn man auf seine Wortwahl mehr achten würde.

Liebe Grüße von
indeed



 

Lenova46

@indeed

Herzlichen Dank. Du hast das Thema ausführlich beschrieben.

Vielleicht unterscheidet die Leserschaft nicht immer, ob es sich um eine nüchterne Berichterstattung handelt oder um einen persönlichen Kommentar. 
Doch bereits eine sachliche Schilderung, eine Wiedergabe, wie es denn gewesen war, birgt schon eine Tendenz.
Wie du eingangs geschrieben hast, was kann die Wortwahl nicht alles ausrichten. Sie kann z. B. Beziehungen unbewusst beeinträchtigen. - War gar nicht so gemeint. - Rückfragen erfolgen nicht immer.
Ich bevorzuge lieber die höflichen, milden, sachlichen, konkreten Äußerungen. 
z. B. gefallen mir Journalisten, die durch drastische Wortwahl und wilden Beispielen auffallen, gar nicht. Obwohl ich nicht ableugnen will, dass manches wiederum so elegant formuliert ist, so witzig, dass ich wiederum Gefallen daran finde. 
Ich schreibe immer spontan. Bemühe mich aber trotzdem, die richtigen Wörter, die entsprechende Ausdrucksweise zu finden.
Oft leuchtet mir später ein, dass mein Text gar nicht so klar war. Im Alltag wird jedoch in den wenigsten Fällen ein Text mehrfach überarbeitet.

Herzliche Grüße
Lenova 
 


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