Sie lobhudeln, schmeicheln „so pretty my dear“
und lassen die Wahrheit zu gern vor der Tür.
Man säuselt und flötet und ruft „very nice“!
und denkt dann bei sich: ‚schon wieder so’n Scheiß‘.

Da wird frech gelogen, was Ausseh‘n betrifft,
doch leider erträgt man’s nur völlig bekifft.
Sie nicken beflissen und zieh‘n breit den Mund
als würden sie lächeln. Im Kopf: „Blöder Hund,

du redest nur Schwachsinn, den ich kaum ertrag,
auch wenn ich so tue, es ist mir zur Plag.
So steht es um Wahrheit, ich nehm mich nicht aus,
halt nun meine Klappe und klicke mich raus.

1977Himmel(floravonbistram)





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Kommentare (8)

werderanerin ein breites Feld... und wer ist schon immer ehrlich, wohl Niemand aber hat man das Recht, Jemanden in aller Öffentlichkeit/Ehrlichkeit zu beleidigen, zu demütigen...nein, ganz sicher nicht und genau deshalb hat man doch brav "gelernt", drum herum zu säuseln...warum sollte man auch angenehme Stunden mit unnützem Streit belasten, dann doch lieber "Notlügen"...

Um noch ein paar Worte zu dem Anlass deines Gedichtes zu schreiben, möchte ich meinen..., gerade in so einer sehr blöden Situation mit dem zu engen Kleid..., wäre eigentlich eine beste Freundin genau das Richtige gewesen..., die kann nämlich auch mal wirklich ehrlich sein, sie vorher beraten oder zur Seite nehmen und sie vor so einem Dilemma bewahren...schade, das es offensichtlich eben nicht so war...

Im Übrigen sind Kinder Tatsache ehrlicher aber auch nur bis zum 5. Lebensjahr..., dann fangen auch hier, nachweisbar die kleinen Lügen an...so ist der Mensch nunmal.

Kristine
ehemaliges Mitglied Großes Familientreffen. Fritzchen leckt an Tante Elfriedes Kleid (falls unter den Leserinnen eine Elfriede, bitte anderen Namen einsetzen). Auf ihre Frage, was das soll, meint Fritzchen:
"Mama hat Recht. Dein Kleid ist wirklich geschmacklos."

24 Stunden der Wahrheit Eine Studentin hat eine Wette abgeschlossen, 24 Std. nicht zu lügen. Viel Spaß.:-D
Tobias und die Lügner Ähnlich amüsant.
Triumph der Wahrheit Nachdenklicher
Federstrich Es ist so, wie du schreibst. Dennoch frage ich mich: Warum ist es so? Wie viel Ehrlichkeit können wir, die Menschen, ertragen? Wie viel davon ist eigentlich nötig? Würde es im zwischenmenschlichen Bereich funktionieren, wenn jeder immer sagen würde, was er genau denkt und fühlt? Würde das nicht zu unnötigen Reibungsverlusten führen? Wäre das Alltagsleben erträglich(er)?
Vieles von dem, was du anführst, fällt ja unter die Notlügen. Diese werden zwangsläufig allgemein akzeptiert, ja, zu einem gewissen Grad sogar erwartet, denn sie sind als Schmiermittel der Gesellschaft im Sinne Nietzsches unverzichtbar. Von engen Freunden erwarte ich aber dennoch ein klares, auch kritisches Wort.
Nietzsche hat uns wohl durchschaut: die Menschen, brauchen die Illusion, den schönen Schein. Er hielt den Menschen den Spiegel vor: "Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze Leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, daß fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte. Sie sind tief eingetaucht in Illusionen und Traumbilder, ihr Auge gleitet nur auf der Oberfläche der Dinge herum und sieht "Formen", ihre Empfindung führt nirgends in die Wahrheit, sondern begnügt sich, Reize zu empfangen und gleichsam ein tastendes Spiel auf dem Rücken der Dinge zu spielen." Lesende wie immer ausgenommen.
Es gibt halt auch immer die anderen, die mich zum Beispiel mitunter früh auf Arbeit begrüßen mit einem herzlichen: "O siehst du wieder Scheiße aus. Bist du krank?" Für diese Ehrlichkeit bin ich dann immer sehr dankbar.
Grüße, Federstrich
floravonbistram das Gedicht entstand vor vielen Jahren, durch einen Ärger, den ich durch Ehrlichkeit bekam.
Eine Freundin trug zu einer Party in den 70ern ein Kleid, das eindeutig Tanzkleid 50er Jahre war und ihr weder stand, noch nach 3 Kindern passte. Der Reißverschluss ächzte und die Brüste wurden so aus dem Ausschnitt gequetscht...
Fast alle jubelten: Ach wie gut das aussieht, das ist ja toll, dass es noch passt, schick siehst du aus usw. Hinter dem Rücken wurde geschmunzelt, deshalb habe ich ihr gesagt, es sei eine schöne Erinnerung, aber für sie wohl nicht mehr tragbar. Es machte mich traurig, dass hinter ihrem Rücken abgelästert wurde. Erst war sie ein wenig pikiert, doch als dann die Bilder der Fete da waren, hat sie mich umarmt und bedankt für meine ehrlichen Worte, denn ansonsten hätte sie es wieder und wieder angezogen.

Natürlich möchte ich keinen vor den Kopf stoßen und beleidigen, auch ich gebrauche schon mal eine Notlüge, aber...
Tulpenbluete13 aber sie hält leider bei vielen nicht lange.
Ich erlebe es bei meinen Enkeln-ich habe vier Stück davon- (10,9,8,7)sie sind so gnadenlos ehrlich und sagen Dir ihre unverblümte Wahrheit ins Gesicht und es ist herrlich....
Leider lässt das mit zunehmenden Alter nach- weil man ihnen dann beibringt, dass man manches nicht sagt, weil man dem Betreffenden ja nicht weh tun möchte.
Das ist eine Sache und das ist okay..
Aber die andere Sache ist die das doch überall gelogen wird wo man nur hinschaut. Ich verstehe das nicht.
Ehrlichkeit ist doch ein fester Bestandteil und eine Grundeinstellung im Umgang mit Menschen. Es ist einfach selbstverständlich. Aber das darf man nicht von allen erwarten- sonst erlebt man nur Enttäuschungen. Eigentlich schade....

Ein tolles und vor allem ehrliches Gedicht liebe Flo hast du da geschrieben und Du hast ja so recht
danke dafür
lg. Angelika
Syrdal
Der immer mehr um sich greifende Verlust der Ehrlichkeit ist - vor allem auch durch die Anonymität des Internet - ein bedauernswerter Zug unserer Zeit. Und das betrifft alle Bereiche der gesellschaftlichen Kontakte - im Geschäftlichen, Kulturellen, Sozialen wie im Privaten. Allein schon im Einstellen von Portätfotos (auch hier im ST) wird das mitunter deutlich: Da lacht einem ein frisches, freundliches und jung blühendes Gesicht entgegen und bei realer Begegnung liegen Welten zwischen Aufnahme und Gegenwart, statt sich zu sich offen zu bekennen und sich auch so zu zeigen, wie man nun mal ist. So aber darf man sich nicht wundern, wenn bei allem Weiteren Ehrlichkeit nicht mehr zu erringen ist... leider!
Schade, sagt Syrdal

ehemaliges Mitglied Ein Mensch spricht fern, geraume Zeit,
Mit ausgesuchter Höflichkeit,
Legt endlich dann, mit vielen süßen
Empfehlungen und besten Grüßen
Den Hörer wieder auf die Gabel
-Doch tut er nochmal auf den Schnabel
(Nach all dem freundlichen Gestammel)
Um dumpf zu murmeln: Blöder Hammel!
Der drüben öffnet auch den Mund
Zu der Bemerkung: Falscher Hund!
So einfach wird oft auf der Welt
Die Wahrheit wieder hergestellt.
(Eugen Roth)
ehemaliges Mitglied so ist es, liebe Flo. Das Einzige ist, sich in diesen Situationen auszuklicken. Wenn ich es nicht mehr aushalte, gehe ich auf Distanz. Innerlich und äusserlich.
Alles Liebe für dich wünscht dir Agathe

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