Gedanken über Steine


Steine, Spiegelbilder
unserer Seelen, die
kleinen nehmen wir mit
für’s Fensterbrett oder
unsere Sammlung.

Wer hat sie gebracht?
ein Gletscher vielleicht
hat sie mitten im Fluss
liegen gelassen.

Werden diese
unhandlichen Findlinge
je weggeräumt? oder
leben sie in anderen
Räumen der Zeit
und warten auf
kommende Gletscher
die jene Kraft haben
die uns abgeht, um sie
weiter zu schieben.

EB 2012 ErnestNatur(Ernest)



Anzeige

Kommentare (10)

Ernest Du machst mich fast verlegen. Aber es freut mich ungemein, dass mein Gedicht bei dir Kindheitserinnerungen wecken konnte. Du bist ja direkt am Wasser aufgewachsen und konntest vom Dachgarten (azotea?)her die rollenden Steine am Strand sehen, hören, fühlen und schmecken. Wir beide lieben Steine, haben somit eine gemeinsame Vorliebe.

Ich finde dein Gedicht eine wunderbare poetische und feinfühlige Hommage an deine Kindheit. Rollende Steine am Ufer begleiteten dich von klein an bis hin zur alten Frau. Schön erzählt, gefällt mir. Ich danke vielmal und sende dir einen lieben Gruss. Ernst
Ernest Vielen Dank für deinen Kommentar, den ich schätze. Du schreibst: Sie stehen für Härte und für die Ewigkeit "und doch sind sie einmal geworden - und werden vergehen"! Ein für mich überraschender, aber wahrer Gedanke.
Panta rhei - Alles fliesst. Dir einen lieben Gruss. Ernst
Ernest Ich las schon gestern deinen Kommentar und suchte erfolglos nach einer plausiblen Antwort oder Klärung betr. meiner Formulierung "Steine, Spiegelbilder unserer Seelen". Du bringst die Diskussion mit deiner Hoffnung, dass "deine Seele kein Stein ist" auf einen zentralen Punkt. Auch meine Seele kann und ist weder ein Stein noch steinern. Ich bin auch immer noch ratlos. Das Gedicht ist etwa 1 1/2 Jahre alt und ich erwähnte im KO an Birgit die Kabbala, nach der alle Dinge eine Seele haben usw. usf. Mehr kann ich im Moment nicht sagen, weil ich den Text nicht mehr gefunden habe.

Hab Dank für deine schöne Erzählung an vergangene Fossilienfunde und das Glück mit der Calcit-Druse, das Du mit deinem Sohn im Steinbruch erleben durftest. Steine können auch Wunder offenbaren.

Dein zitiertes Gedicht von Bertold Brecht passt und ist bereichernd. Leider kannte ich die Svendborger Gedichte bis jetzt gar nicht. Nochmals danke für den Gedanken-Austausch und herzliche Grüsse. Ernst
ehemaliges Mitglied mit deinem Gedicht hast du eine Erinnerung aus meiner Kindheit geweckt. Das Haus meiner Eltern auf Gran Canaria befand sich direkt dem Meer gegenüber. Am Ufer lag eine lange und breite Kette runder Steine, die mit jeder Welle bei Flut bewegt wurden. Sowohl das Brechen der Wellen wie auch das Geräusch der rollenden Steine begleiteten mich 17 Jahre lang. Ich liebe Steine, sie haben für mich eine große Bedeutung. Und heute habe ich, angeregt durch dein Gedicht, endlich auch eine Hommage für sie geschrieben.
Danke für deine Zeilen und lieben Gruß
Karin (vogelfrei)

Rollende Steine am Ufer

schlaf ein du kleines Mädchen
hörst du mich?
ich bin ja da
spiel mit mir du kleines Mädchen
fasse mich
ich bin ja da
weine mit mir du kleines Mädchen
spürst du mich?
ich bin ja da
und wenn du groß bist
du kleines Mädchen
ich bin ja da
in deinen Gedanken
in deiner Erinnerung
ich war da
ich werde immer
für dich da sein
du großes Mädchen
du große Frau
du alte Frau
die du mich immer noch hörst
ich bin ja da
dafür danke ich dir

© K.St.B. 30.09.2013

Bildergalerie(vogelfrei)
Traute Ja die Steine, sie werden oft als Beispiel genommen, ein Stein viel mir vom Herzen...
Die Steine stehe für Härte, Wichtigkeit und für die Ewigkeit und doch sind sie einmal geworden und werden auch vergehen, zu Sand und Schotter die Großen. Die Berge aber stehen mächtig da und zeigen ihre Stärke und Standfestigkeit.
Danke für den Beitrag, es war interessant über die Steine Poesie zu lesen,
mit freundlichen Grüßen,
Traute
ehemaliges Mitglied Spiegelbilder unserer Seele? Ich hoffe sehr, dass die meine nicht „ein Stein“ ist.

Oft bin ich mit meinem Sohn in der Zeit als er im Alter 7 – 10 Jahre war in einen nahe gelegenen Steinbruch gegangen. Wir haben dort leidenschaftlich gern Steine „geklopft“. So manchen Zeitzeugen befreiten wir aus seiner steinernen Ummantelung. Fossilien jeglicher Art. Eines Tages fanden wir einen rundlichen, ovalen Stein – klopften vorsichtig darauf und welch eine Schönheit tat sich da auf. Eine kleine Druse - Calcit in weichem kristallinem Habitus. Ein Wunder für uns, ein echter Schatz. Ja, so können Steine täuschen. Und daher denke ich mir – die Seele kann nicht wirklich ein Stein sein. Und wenn, dann muss man sich kümmern. Das obliegt der Selbstverantwortung. Und vielleicht ist auch jemand da, der hilft diesen Stein zu erweichen.

Wie war das noch – Bertold Brecht schrieb es auf in der „Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration":
[…]Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den harten Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.[…]

Schöne Gedanken hattest Du, die zum Nachdenken anregen. Danke dafür.

Herzlichst, Regina
Ernest ich danke dir herzlich für deine weiterführenden Gedanken. Das Thema ist fast unerschöpflich. Vielen Dank auch für das Stonehenge Video, das immer wieder toll anzuschauen und zu geniessen ist und mich auch immer wieder ganz nachdenklich zurücklässt.

Ich habe Monika oben meinen Tagebuch-Bericht über Steine empfohlen. Ich gebe dir und Monika hier Auszüge aus diesem Tagebuch wieder :

In vielen Kulturen spielen Steine eine wichtige Rolle. Japanische Steingärten oder Zengärten dienen den Menschen zur Meditation. Nach der Kabbala, einer alten mystischen Tradition des Judentums, haben alle Dinge eine Seele, so auch Steine. Nur ist das Wesen der Seele in den Steinen sehr viel beschränkter als in anderen Dingen. Ich glaube auch, dass Steine in irgend einer Form eine Seele haben. Nur weiss ich es nicht!
Manchmal sagen wir Menschen doch “Jetzt ist mir ein Stein vom Herzen gefallen”, wenn unsere Sorgen und Ängste sich nicht bewahrheitet haben.
Steine haben in der Geschichte der Menschen auch etwas mit dem Sterben zu tun. In der Megalithkultur bauten die Menschen mit Dolmen ihre Grabstätten. Warum und wie sie vor Zeiten diese Dolmen über den Gräbern errichteten, bleibt bis heute ein Geheimnis.
Wir besuchen unsere Verstorbenen ja auch an Gräbern, die in der Regel mit einen Grabstein geschmückt sind.

Für mich bleiben noch Fragen offen :
1.) Warum legen wir anderen Menschen Steine in den Weg und räumen diese Stolpersteine nicht weg?
2.) Warum wird in einigen Ländern der Welt immer noch gesteinigt?
3.) Warum lösen Grenzsteine nicht alle Grenzprobleme?

Dein Spruch von Erich Fried über Steine finde ich köstlich.
Danke Birgit und herzliche Grüsse. Ernst
Ernest vielen herzlichen Dank für deine Zeilen und dein originelles Steinfoto. Deine Wünsche kann ich brauchen. Ich glaube, über Steine und was alles hinter ihnen verborgen und unbekannt ist, könnte man sehr viel mehr schreiben.

Ich habe mal die Altmark gegoogelt, um zu sehen, aus welcher Gegend Du kommst. Wow, die Altmark liegt ja weit oben im Norden. Ist das Sachsen? Ich habe bei dir im Blog nach Gedichten gesucht, aber gell, Du schreibst keine. Ich finde es schade.

Ich habe in meinem Blog unter Tagebuch Die., 9.10.12 einen ausführlicheren Bericht über Steine geschrieben, wenn Du Zeit und Lust hast und es dich interessiert :
http://ernstblumenstein.wordpress.com/2012/10/08/dienstag-9-oktober-2012/.
Nochmals vielen Dank. Ich wünsche dir eine angenehme und gute Zeit. Ernst
Landliebe Lieber Ernst! Da hast ein schönes Thema aufgegriffen!
Steine faszinieren, sind hart und doch so weich , können geschliffen werden vom weichen Wasser, eine Frage der Zeit...
Ich finde oft wunderschöne, die meine Phantasie anregen.
Oder ich nehme ganz bewusst einen mit von einem für mich wichtigen Ort, zum Beispiel vom Memelstrand (meine Urgroßeltern waren dort Treidelschiffer), na ja....

Da fällt mir ein Spruch von Erich Fried ein:
Zu den Steinen hat einer gesagt: " Seid menschlich!"
Die Steine haben gesagt: "Wir sind noch nicht hart genug!"


Hier ein Beispiel, ein ganz berühmtes, das zeigt, dass die Menschen sich schon immer und bis heute Gedanken über die Steine machen.


Und noch etwas vom ollen Goethe:
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

Merci dir! Herzlichst Birgit
ehemaliges Mitglied denn diese Steine haben immer andere Formen
und auch Farben.
Sie werden überleben bis Gletscher kommen,
die die Kraft haben sie weiter zu treiben.
Auch hier in der Altmark gibt es viele Findlinge
und oft macht man eine Ruhepause und setzt sich
drauf. Was könnten sie uns alles erzählen, aber
sie bleiben stumm.

Danke für Deine schönen Gedanken.

Monika


Anzeige