Kindheitserinnerungen


Meine Eltern, die Großeltern und ich lebten in einem kleinen Dorf. Dorthin hatte es die Familie nach Kriegsende verschlagen. Ich wurde in dem Dorf geboren. Meine Eltern sprachen davon, dass ich ihre erste "Anschaffung" nach dem Kriegsende und dem Umzug gewesen bin. 

Mutter und Vater und die Großeltern versuchten sich in die Minigemeinde einzufügen. Fleißig und diszipliniert lebten sie unbequem in einem Bauernhaus. So richtig aufgenommen in die bäuerliche Gemeinschaft wurden sie trotz aller Bemühungen und Anstrengungen nie. 

Die Familie entschloss sich ein Haus zu bauen. An ein Bauunternehmen richtete mein Vater den Auftrag, das Gebäude schlüsselfertig zu erstellen. Ein Novum für das Dorf. Hatten dort alle Grundstücke und bauten in Eigenregie unter Hilfe und Unterstützung der zahlreichen Angehörigen und der Nachbarn ein Haus. 

Mitunter turnte ich verbotenerweise auf der Baustelle herum. Einmal trat ich in ein Holzbrett mit herausragendem Nagel. Dieser durchbohrte vorne meine Fußsohle. Ob es sehr weh getan hat weiß ich nicht mehr.  Jedenfalls humpelte ich nach Hause und mein Vater zog den Nagel aus dem Fuß. Er schimpfte mich sogar aus. So bewegte ich mich zu den Großeltern. Dort legte ich mich auf die Couch und schlief ein. Der Schlaf muss mir gutgetan haben. Als ich aufwachte war das Leid vergessen. 

Mein Vater beobachtete das Treiben auf der Baustelle. Die Arbeiter würden zu oft Pausen machen, meinte er. 

Unweit der Dorfkirche entstand unser Haus. Mittags läuteten immer die Kirchglocken. 
Der Weg zur Kirche führte den Mesner an der Baustelle vorbei. Sahen ihn die Arbeiter auf seinem Weg, begannen sie sofort mit der Mittagspause. 

Längst lebe ich nicht mehr in meinem Heimatdorf. Diese beiden Gegebenheiten fielen mir kürzlich wieder ein. 


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Kommentare (3)

reflex

ja  schöne Kindheitserinnerungen. :-)  gefällt  mit   lg  jochen

Lenova46

@reflex  


Danke. 
Kindheitserinnerungen können traurig sein, glücklich machen, späte Erkenntnisse bringen.
Warum sie plötzlich auftauchen frage ich mich?

Sonntagsgrüße von Lenova  

Christine62laechel

@Lenova46  

Ich glaube, liebe Lenova, dies können sogar unterschwellige Assoziationen sein. Erinnerungen an etwas, das - wenn bewusst - nicht mehr im Gedächtnis geblieben zu sein scheint. Und es ist wohl besser, wenn man jegliche schlimmen Umstände oder Personen aus der Kindheit "rechtzeitig" aus den Augen verliert. Sonst kann man lange irgendwelche Gedanken nicht los werden.

Mit Grüßen
Christine


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